Nachfolger im Herzogtum wurde Gerhards Sohn Dietrich.
Es gab aber offensichtlich bei der Nachfolge Schwierigkeiten, die von dem
zweiten Herzogs-Sohn Gerhard ausgingen. Einzelheiten sind uns nicht
überliefert, doch fanden anscheinend zwei Jahre lang Auseinandersetzungen
zwischen den beiden statt. Wir erfahren etwas darüber durch eine Urkunde
Dietrichs vom 14. April 1073, in der
er von der Wiederherstellung des Friedens mit seinem Bruder spricht. In
der gleichen Urkunde wird Gerhard als Graf von Vaudemont tituliert.
Er hatte sich also gegenüber seinem Bruder so weit durchgesetzt, dass
dieser ihm das Gebiet von Vaudemont als Grafschaft überließ.
In den innerdeutschen Streitigkeiten um HEINRICH
IV. stand Herzog Dietrich auf
dessen Seite. So hat er den König im Kampf gegen die Sachsen in der
Schlacht bei Homburg im Juni 1075 mit einem Kontingent unterstützt.
Auch auf dem Reichstage zu Tribur im Oktober 1076, auf dem HEINRICH
IV. gegenüber seinem anfänglichen Vorgehen gegen Gregor
VII. nachgeben mußte, scheint Herzog Dietrich
eine, wenn auch nicht klar erkennbare Rolle gespielt zu haben.
Diese Parteinahme für den König verstärkte sich noch im
Laufe der Auseinandersetzungen mit dem Papst. Das zeigt sich besonders
im Verhältnis zu Bischof Hermann von Metz, der sich zu Beginn des
Jahres 1078 eindeutig zur päpstlichen Partei bekannte. Der König
kam deshalb im April nach Lothringen. In seiner Begleitung befand sich
Herzog Dietrich, mit dessen Unterstützung
Metz genommen und Bischof Hermann aus der Stadt vertrieben wurde. HEINRICH
IV. übertrug damals dem Herzog gewisse Vollmachten, die
wir jedoch in den Einzelheiten nicht erkennen können. Vielleicht erhielt
Dietrich richterliche Befugnisse im
Sinne eines Vogtes. Er leistete sich dabei in der Folge Eingriffe in den
Besitz der Metzer Kirche und wurde deshalb von Bischof Hermann exkommuniziert,
was vom Papst zu Beginn 1079 bestätigt wurde.
Indes scheint Dietrichs Stellungsnahme
doch nicht endgültig gewesen zu sein, denn Markgräfin Mathilde
von der Toscana, gewiß eine eifrige Parteigängerin Gregors VII.,
meinte zum damaligen Zeitpunkt in einem Brief an den Papst vom 3. März
1079, man könne den Herzog zur Vermittlung im Gewaltenstreit einschalten.
Der Papst hat das abgelehnt und wollte sich auch nicht zu dem von der Markgräfin
mitgeteilten Eheprojekt zwischen Dietrich und
einer Witwe eines sonst nicht bekannten Markgrafen Petronius äußern,
weil er Dietrich zu wenig kenne. Mit
diesem Argument war es ihm möglich, eine Stellungnahme zur Person
des Herzogs zu vermeiden, wohl weil er sich nicht schroff gegen die Meinung
der Markgräfin Mathilde stellen wollte. Im übrigen ist der Herzog
weiterhin auf der Seite HEINRICHS IV.
geblieben. Er hat indes nicht verhindern können, dass der vertriebene
Bischof Hermann von Metz gegen Ende 1082 in sein Bistum zurückkehrte.
Erst im Oktober 1084 konnte Metz wieder für den König gesichert
werden, als dieser persönlich in Lothringen eingriff. Damals wurde
Dietrich bei einem Güteraustausch zwischen den Stiften St.
Kunibert in Köln und St. Arnulf in Metz vom Kaiser zum Vogt
für die neu erworbenen Güter von St. Arnulf ernannt.
Allerdings gibt es keine Anhaltspunkte, ob er sich weiterhin
um die Verhältnisse in Metz bemüht hat. So taucht zum Beispiel
sein Name nicht auf, als der Kaiser im Jahre 1085 dort weilte und den Abt
Walo vom Kloster St. Arnulf zum neuen Bischof einsetzte. Dieser legte jedoch
schon im folgenden Jahre sein Amt nieder, worauf Bruno von Calw zum Nachfolger
ernannt wurde. Ob Herzog Dietrich den
neu erhobenen Bischof in Metz eingeführt hat, läßt sich
nicht erkennen. Bruno konnte sich übrigens in seiner Stadt nicht halten,
die Metzer vertrieben ihn und riefen ihren früheren Bischof Hermann
zurück. Dietrich scheint sich
nicht mehr gegen ihn gewandt zu haben, es gibt sogar Anhaltspunkte, dass
er ihn jetzt anerkannt hat. Wie er sich zu der nach dem Tode Hermanns wiederum
in Metz ausbrechenden Kirchenspaltung gestellt hat, ist nicht eindeutig
ersichtlich. Es gibt Hinweise auf einen Brief des gregorianisch gesinnten
Bischofs Poppo, in dem er den Herzog zur Zurückgabe von Metzer Kirchengütern
aufgefordert haben soll. Indes finden wir Dietrich
im Jahre 1095 als Zeuge in einer Urkunde des gleichen Poppo erwähnt,
was darauf deutet, dass er sich mit ihm als Bischof von Metz abgefunden
hat, bleibt indes ungewiß. Jedoch ist er auf der Seite des Kaisers
geblieben, auch nach dem Abfall von dessen Sohn HEINRICH.
Der Kaiser bezeichnet ihn in einem Rundschreiben an die Fürsten vom
August 1106 ausdrücklich als seinen Anhänger.
Unter Dietrichs Regierung
taucht im Jahre 1114 zum ersten Mal ein Konflikt mit der Abtei Remiremont
auf. Das lothringische Herzogshaus übte über sie die Vogtei aus,
die bereits der Vater des ersten Herzogs Gerhard besessen hatte.
Grafen von Remiremont sind die Herzöge allerdings damals nicht gewesen,
dieser Anspruch taucht erst unter Simon II. im Jahre 1212 auf. Das
Verhältnis zwischen der Abtei un ihren Vögten scheint zunächst
nicht getrübt zu sein. Immerhin stammt die aus der Zeit Dietrichs
regierenden Äbtissin Gisela aus dem lothringischen
Herzogshause. Das änderte sich vermutlich schon in deren letzten Regierungsjahren.
In diesem Zusammenhang wird zwar der Herzog nicht genannt, es ist aber
die Rede von den Vögten, die die Abtei bedrängten. Die Äbtissin
wandte sich hilfesuchend an Kaiser HEINRICH V.,
der ihr im Januar 1114 einen entsprechenden Schutzbrief ausstellte. Eine
Beruhigung ist dadurch in der Lage anscheinend nicht eingetreten, denn
als nach dem Tode der Äbtissin im Februar 1114 als Nachfolgerin die
Äbtissin
Judith erhoben wurde, die eine Tochter
Herzog Dietrichs war, tauchten sofort wieder Schwierigkeiten
auf. Der Herzog hatte in Arches-sur-Moselle eine Burg bauen lassen, durch
die sich Judith in ihren dortigen Rechten beeinträchtigt fühlte.
Die Streitsache wurde den Bischöfen von Metz und Toul, dem Primizerius
von Toul und dem Grafen von Metz unterbreitet, die am 3. Januar 1115 in
der Frage der Burg zugunsten des Herzogs entschieden, ihm aber bezüglich
der Abgaben in diesem Raum gewisse Einschränkungen auferlegten.
Anscheinend hat aber die Äbtissin in dieser Sache
nicht nachgegeben. Wir hören wesentlich später in einem Brief
Papst Innocenz II. vom 18. Januar 1132 an sie, dass Herzog Simon eine
auf dem Boden der Abtei liegende Burg geschleift habe. Die Art, in der
der Papst dabei von Simon spricht, deutet darauf, dass nicht er
diese Befestigung errichtete hatte, so dass es sich wohl um die Burg in
Ar-ches-sur-Moselle gehandelt hat, über die vermutlich in direkten
Verhandlungen zwischen Äbtissin und Herzog eine Einigung erreicht
worden war. Sonst ist der Herzog in seinen letzten Lebensjahren in den
politischen Ereignissen nicht in besonderem Sinne hervorgetreten. Über
sein Verhältnis zu Kaiser HEINRICH V.
ist weiter nichts bekannt geworden. Wir wissen lediglich noch, dass er
im August 1111 an den Beisetzungsfeierlichkeiten für
HEINRICH
IV. teilnahm, die dessen Sohn damals in Speyer veranstaltete.
Herzog
Dietrich
ist am 23. Januar 1115 gestorben.