Begraben: Quedlinburg Stiftskirche
Einzige Tochter des Kaisers OTTO
I. DER GROSSE aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid
von Burgund, Tochter von König
Rudolf II.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 391
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Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg
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* 955, + 8. Februar 999
Quedlinburg
Begraben: Quedlinburg Stiftskirche
Tochter OTTOS I. und der Kaiserin Adelheid
Von vornherein für den geistlichen Stand bestimmt, wurde Mathilde 11-jährig in Anwesenheit OTTOS I. 966 zur Äbtissin von Quedlinburg geweiht. Wenig später widmete ihr Widukind von Corvey seine Sachsengeschichte, wobei bisher nicht geklärt ist, welche Funktion diese "Widmungsfassung" für die junge Äbtissin haben sollte. Die politische Rolle des "domina imperialis" war insbesondere in den Zeiten ihres BrudersOTTO II. und ihres Neffen OTTO III. ausgeprägt. Sie begleitete OTTO II. auf Italienzügen und fungierte als Stellvertreterin OTTOS III. in Sachsen, wobei sie sich nach dem Zeugnis der Quedlinburger Annalen sich als Leiterin von Stammestagen bewährte. Der Titel "matricia" erscheint in ihrer Grabinschrift (OTTO III. zugeschrieben). Quedlinburg wurde in ihrer Zeit von den OTTONEN durch Privilegien nachhaltig gefördert und durch Stiftungs- und Bautätigkeit als Zentralort des Dynastie ausgestaltet. Mathilde übernahm von ihrer gleichnamigen Großmutter auch die Sorge um die ottonische Memoria.
Literatur:
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NDB XVI, 376ff. - K. und M. Uhlirz, JDG O II. und O III.,
2, 1902-1954 - E.E. Stengel, Die Grabschrift der ersten Äbt. v. Quedlinburg,
DA 3, 1939, 361-370 - C. Erdmann, Forsch. zur polit. Ideenwelt des FrühMA,
1951, 97ff. - Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, 1954,
27ff. - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilie im Spiegel ihrer Memorialüberl.,
1984, 168ff, 210ff. - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen ..., 1989,
201ff. - G. Althoff, Quedlinburg und Gandersheim, FMASt 25, 1991, 123-144.
V, 8 MATHILDE
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* 955 Anfang, + 999 II 7
966 Kanonissin, später Äbtissin in Quedlinburg; 996 "matricia"
Mathilde ist als Tochter
König
OTTOS I. und seiner zweiten Gemahlin Adelheid
bezeugt durch Widukind II c. 12, S. 111, in den Annales Quedlenburgenses
a. 955, SS III 58, in der Vita Mathildis antiquior c 10, SS X 578 (dort
vor der Geburt OTTOS II. genannt),
und in der jüngeren Mathildenvita c. 15, SS IV 293 (dort als älter
wie OTTO II. bezeichnet).
Die Frage, den genaueren Zeitpunkt für die Geburt
Mathildes
festzustellen,
hängt eng mit der Ermittlung dieses Zeitpunktes für Mathildes
Bruder,
Kaiser
OTTO II., zusammen, den man noch im gleichen Jahr 955 unterbringen
muß. Im Widerspruch zu den Angaben für das Altersverhältnis
zwischen
Mathilde
und OTTO,
die wir eben zitiert haben, steht nämlich die Nachricht der Annales
Lobienses a. 962, SS XIII 234, OTTO
sei in seinem siebenten Lebensjahr zum König gekrönt worden:
Demnach müßte er zwischen dem 954 V 26 und dem 955 V 27 geboren
sein. Diese Angabe läßt sich mit den für Mathilde
gesammelten Angaben, sie sei ebenfalls 955 geboren und älter als ihr
Bruder, OTTO II., nicht in Einklang
bringen. Uhlirz, Jbb. Otto II. S. 1 mit Anm. 2, entschied sich daher die
Angabe der Annales Lobienses zu verwerfen (ergänzend sei noch auf
die für die Zahlensymbolik wichtige Zahl "7" hingewiesen!), und setzte
die Geburt der Mathilde für
Anfang 955 an, die Geburt OTTOS II. dagegen
Ende 955. Die Diskussion über die Geburtszeitpunkte der Geschwister
lebte wieder auf, als Edmund E. Stengel bei Ausgrabungen in Quedlinburg
auf die Grabinschrift der Äbtissin Mathilde
stieß (vgl. dazu dens., Grabinschrift S. 365 und passim) und - unter
der Annahme, die Grabinschrift sei exakt berechnet - einen Terminus post
quem für den Tag der Geburt Mathildes
auf
den 955 II 7 festlegen konnte. Hofmeister, Studien S. 277, Anm. 5, zog
daraufhin den Schluß, die Angabe der Annales Lobienses müsse
doch stimmen, da die Königin im Jahre 955 nicht noch ein zweites Kind
hätte zur Welt bringen können, wenn sie ihre Tochter
Mathilde
am
955 II 8 als dem frühest möglichen Geburtstermin geboren hätte.
Dieser Prämisse Hofmeisters ist jedoch aus medizinischer Sicht zu
widersprechen. Zwar besteht für eine gewisse Zeit nach einer Geburt
bei einer Wöchnerin Unfruchtbarkeit, vor allem wenn diese ihr Kind
selber stillt, doch kehrt die Empfängnisfähigkeit der jungen
Mutter binnen weniger Wochen wieder zurück. Außerdem muß
man ja für das zweite Kind nicht unbedingt eine Schwangerschaftsdauer
von neun ganzen Monaten annehmen. Zu den medizinischen Fragen vgl. O. Käser
u.a. (Hgg.): Gynäkologie und Geburtshilfe, Bd. II/2: Schwangerschaft
und Geburt 2, Stuttgart 1981, S. 17/28 zur Frage der Rückkehr der
Empfängnisfähigkeit nach einer Geburt und Kap. 9 zur Dauer einer
Schwangerschaft. (Herrn Dr. med. Carsten Müller bin ich für seine
Hilfe bei der Beantwortung dieser medizinischen Frage sehr zu Dank verpflichtet.)
Mathildes Todestag
ist genannt in ihrer Grabinschrift, gedruckt bei Stengel, Grabinschrift
S 362, vgl. dazu auch BU 1302d.
Allgemein informiert über die 1.
Äbtissin von Quedlinburg FW Kommentar A 37 und der Artikel
von Hermann Jakob im LThK 7, Sp. 168
MATHILDE
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* Anfang 955, + 7. II 999
Begraben: Quedlinburg, Stiftskirche
966/99 Äbtissin von Quedlinburg
DIE NACHKOMMEN KAISER OTTOS I.
AUS DER EHE MIT ADELEHID
6. MATHILDE, ab 966 Äbtissin des Kanonissenstifts
Quedlinburg
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* Anfang 955 (kurz nach 8.2.)
+ 7./8.2.999 in Quedlinburg
Grabstätte: Quedlinburger Dom, neben HEINRICH I. und seiner Frau Mathilde
996 Reichsverweserin (matricia) für OTTO III.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 169,171
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"Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien,"
Davon können wir einige Güter, nämlich
Wallhausen, Berge und Walbeck sowie das Land Siuseli fassen, die OTTO
III. 985 auf Bitten und mit Zustimmung der Kaiserin
Adelheid seiner Tante Mathilde
schenkte.
Im Jahr nach OTTOS DES GROSSEN
Tod erhielten die Kaiserinnen Adelheid und
Theophanu
sowie die Schwester OTTOS II.,
Äbtissin
Mathilde von Quedlinburg, offenbar
ihr Erbteil zugewiesen. Die drei in den Monaten April und Mai 974 ausgestellten
Diplome, in denen den drei Damen bestimmte Güter übereignet werden,
stehen in engem zeitlichen Zusammenhang mit den Diplomen vom 13. Mai und
vom 17. Juni, in denen OTTO II. die
beiden von Königin Mathilde gegründeten
Kanonissenstifte Quedlinburg und Nordhausen beschenkte, die auf Dotalgütern
der alten Königin errichtete worden waren. In diesem Zusammenhang
ist auch die von Thietmar überlieferte Nachricht von Interesse, dass
OTTO
II. kurz vor seinem Tod bestimmte, dass seine Schwester Mathilde
ein Viertel seines Vermögens erben solle.
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
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168,171,188,210,238,343 A 10 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 - Althoff,
Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 17, 34,40,43 Anm.
22,48-51,61,70,74,132 - Annalen von Quedlinburg a. 955 - Beumann,
Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite
101,110,145,147,149 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes
(1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995,
Seite 168,169,171,357 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König,
Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 17-520 - Ennen, Edith: Frauen
im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 65-67,79-80 -
Giese,
Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer
Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 68,106,130 - Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka Eduard:
Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen
um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite
22,30,38-40,59 - Kaiserin Theophanu. Begegnung des Ostens und Westens
um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums
zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter
Schreiner Band I und II Köln 1991 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter
Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1997, Seite 111A,290,301,311,332,392 -
Schneidmüller
Bernd/ Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 - Schwennicke Detlev: Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am
Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 11 - Thietmar von Merseburg:
Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 112, 134,156,158,
450 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter
Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin
1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am
Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite
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- Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun.
GmbH & Co., Stuttgart 1981 - Wies, Ernst W.: Otto der Große,
Bechtle Esslingen 1989, Seite 17,191,236,244,251,289 - Zimmermann,
Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt
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