Begraben: Regensburg, Niedermünster
Älteste Tochter des Herzogs
Arnulf der Böse von Bayern aus dem Hause der LUITPOLDINGER
und der Judith von Friaul, Tochter
von Graf Eberhard im Sülichgau
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 797
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Judith, Herzogin von Bayern
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+ 29. Juni bald nach 985
Begraben: Regensburg, Niedermünster
Tochter Herzog Arnulfs von Bayern, noch vor dessen Tod 937 mit Heinrich, einem Sohn König HEINRICHS I., verlobt oder sogar verheiratet. Die Verbindung sollte den Eintritt des Herzogtums Bayern in das entstehende deutsche Reich befördern. Sicherlich hat Judithdie Stellung ihres Gatten als landesfremden Herzogs in Bayern 948-955 gefestigt. Durch diesen wurde sie im Liudolfingischen Aufstand ab 953 auf die Seite König OTTOS I. geführt, weswegen sie vorübergehend sogar ihre Stammlande verlassen mußte. Nach dem Tod Herzog Heinrichs I. 955 übertrug ihr OTTO I.die Vormundschaft über den kindlichen Nachfolger Heinrich II. Für ein Jahrzehnt übte sie ein sehr aktives Regiment ('dux et domina') im seit 952 durch Angliederung des Herzogtums Friaul vergrößerten Herrschaftsraum. In die Kämpfe Heinrichs II. gegen OTTO II. griff sie nicht mehr ein. Nach einer Pilgerreise ins Heilige Land (zwischen 966 und 973) zog sie sich um 974 in das Kanonissenstift Niedermünster (Regensburg) zurück. Judith, die zwei ihrer Kinder im Zuge planvoller Heiratspolitik mit Mitgliedern der wichtigsten Herrscherhäuser im süddeutschen Raum verbunden hatte, ist die bedeutendste Frauengestalt der politischen Geschichte Bayerns im Mittelalter.
Literatur:
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NDB X, 604f. [W. Störmer] - Spindler I, 1981, 292,
295f [K. Reindel] - K. Reindel, Die bayer. Liutpoldinger 893-989, 1953
- Bayer. Biogr., hg. K. Bosl, 1983, 398 [R. Reiser]
JUDITH, bayerische Herzogin
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+ 987
Regensburg
Vater:
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Herzog Arnulf der Böse (+ 937)
Mutter:
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vermutlich Judith
oo 936/37 Herzog Heinrich I. von Bayern (um 919-955)
Nach dem Tode ihres Gatten führte sie die Regentschaft
im Herzogtum Bayern zusammen mit dem Freisinger Bischof Abraham für
ihren Sohn Heinrich II.
Nach Mißlingen der ersten Erhebung ihres Sohnes
zog sie sich 974 ins Stift Niedermünster in Regensburg zurück.
Zwischen 966 und 973 Pilgerreise nach Jerusalem.
Widukind von Corvey nannte sie „eine Frau von herrlicher
Gestalt und außerordentlicher Klugheit“
Literatur:
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NDB 10; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit,
1941.
H 21
Me: 29.6. Judith ductrix + nach 985 Gemahlin Heinrichs I. von Bayern
(Es.) Judith aus dem
bayerischen Herzogsgeschlecht der LIUTPOLDINGER heiratete 936 oder
937 den Bruder
OTTOS DES GROSSEN Heinrich (H 37);
vgl. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger, S. 174.
Sie war die Stammutter der bayerischen Linie der OTTONEN.
Zu den Traditionen aus Bayern, die von HEINRICH
II. bei der Neustiftung des ottonischen
Gedenkens nach Merseburg transferiert wurden, siehe oben S. 197ff.
Zu Judiths Wirken
vgl. Reindel, passim, mit den Quellenbelegen. 974 zog sie sich in das Kloster
Niedermünster in Regensburg zurück, wo sie in einem unbekannten
Jahr nach 985 starb.
(* c 920 s 5) Gemahl (936/37) Heinrich,
Bruder König OTTOS I.
947 Herzog von Bayern Reindel n 89; lebt noch 973 27/4
Reindel n 114 f.:
+ 29/6 Niedermünster: Jeuta
ducissa fundatrix necr. 3, 280,
St Emmeram 1000/49: Judita vidualis
nonna Necr. 3, 318.
936/37-c. 987, Gemahlin Herzog
Heinrichs I. von Bayern (F. 2.)
936/37. Heiratete Heinrich,
den Bruder König OTTOS I.:
Reindel
S. 173.
965. April 3. Auf Bitten der Herzogin
Judith und des Bischofs Abraham von Freising schenkt König
OTTO dem Negomir, einem Vasallen des Bischofs Abraham, eine
Besitzung zu Wirtschach (G. B. Klagenfurt): Reindel S. 224.
972/74. Herzogin Judith
schenkt mit ihrem Sohn Heinrich (II.) von Bayern
(F. 4.) an St. Emmeram Besitz zu Aiterhofen (B. Straubing) unter
Vorbehalt lebenslänglicher Nutznießung für sich und ihren
Bruder Ludwig (E. I. 7.): R. H. nr. 195., Reindel S. 227 f.
972/74 Herzogin Judith
erneuert nach dem Tode ihres Bruders Ludwig diese Schenkung: R. H. nr.
196., Reindel S. 227 f.
973. April 27. Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid
schenkt
Kaiser
OTTO I. der
Judith, der
Witwe seines Bruders Heinrich, die
Saline Reichenhall: Urk. Ottos I. nr. 431, Reindel S. 229.
973. Auf Bitten seiner Gemahlin Adelheid
und
Judith
von Bayern schenkt
Kaiser OTTO I. dem
Kloster Niedermünster in Regensburg sein Eigengut Beutelshausen (L.
K. Landhut): Reindel S. 230. Eodem die. Auf gleiche Bitte schenkt
Kaiser
OTTO I. demselben Kloster 4 Höfe: Urk. Ottos I. nr. 443,
Reindel S. 231.
974. Judith von Bayern
zieht sich in das Kloster Niedermünster zurück, wo sie auch stirbt:
Reindel S. 233.
Note:
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In unserem Werke über das RUPRECHT-Geschlecht haben
wir über
Judith,
die als "Herzogin und Herrin" des Landes mit kräftiger Hand regierte,
ausführlich gesprochen. Sie hat eine große Rolle gespielt und
auf manche Weise ihren Einfluß geltend gemacht. S. Bl. u. N. Seiten
57,59,62,66-68,78, 95,96,101,109,112.
HEINRICH I., 940 HERZOG VON LOTHRINGEN, 947/55
HERZOG VON BAYERN
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* XII 919/22. IV 922, + Regensburg 1. XI 955
Begraben: Regensburg Niedermünster
oo um 937/40
JUDITH VON BAYERN
(LUITPOLDINGER), 974 nach Niedermünster in Regensburg
+ 29. VII (nach 974)
Tochter von Herzog Arnulf von Bayern
JUDITH
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+ 29. VII (nach 974)
974 nach Niedermünster in Regensburg
um 937-940
oo HEINRICH I., 947/55 Herzog von Bayern (OTTONEN)
+ Regensburg 1. XI 955
JUDITH
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* um 919, + um 978
955 Mitregentin in Bayern bis etwa 967
oo HEINRICH I., Bruder von OTTO DEM GROSSEN
+ 955
OTTO hatte durch sein
eigenes Verhalten ihr Gewicht anerkannt, er hatte der Pflanzung der sächsischen
Dynastie durch die Ehe seines Bruders mit Judith, der
Tochter Arnulfs vorbereitet und dem Sohne des Letzeren den ersten
Platz nach dem Dukat, das Pfalzgrafenamt des Landes anvertraut.
Den Erzbischof Aribo nennt HEINRICH
II. wiederholt seinen Blutsfreund. Diese Verwandtschaft kann
kaum anders als durch die Herzogin Judith vermittelt sein und wir
kämen also zu dem Resultat, daß ein Zweig, vielleicht eben eine
weibliche Linie des SCHEIERN-Hauses, nach der Krisis sei es von 955 oder
von 976, die pfalzgräfliche Würde von Baiern erhalten habe.
Es mag sein, daß schon Herzog
Heinrich I. mit den Neubau der Kirche begonnen: gewiß
aber ist, daß seine Gemahlin Judith der Stiftung die Fülle
ihrer Gunst zuwandte; sie ließ hier ihren Gemahl beisetzen; der Bau
des Münsters verdankte ihr jedenfalls so viel, daß er bald amtlich
im Kloster selbst und in urkundlichen Worten ihres Enkels als ihr alleiniges
Werk galt. Nun prägt sich die mit der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
erfolgte Umbildung der Geister an ihrem Lebensgange recht aus. Wir wissen
schon, daß sie üblen Gerüchten in Bezug auf ihr sittliches
Verhalten nicht entgangen war; dann aber ist sie in Handlungen der Devotion
dem Genius ihrer Tage voraus; sie wird wohl die erste Frau aus fürstlichen
Geschlechtern Deutschlands sein, die eine Pilgerfahrt nach Palästina
gemacht hat; die Reliquienschätze, die sie heimbrachte, kamen Niedermünster
zu gut; sie nahm etwa 973 oder 974 hier den Schleier [6 Die beiden
Schenkungen OTTOS DES GROSSEN vom 27.
April 973 - (seine letzten Urkunden Böhm. 402 und 403 ob interventum
Judittae, wiederholt durch OTTO II.
27. Juni 973, Böhm. 435, 36) verbunden mit der desselben Tages erfolgten
Verleihung einer Saline zu Reichenhall an Judith selber (Böhm.
401) deuten darauf, daß in diesem Augenblick ein Wendepunkt in dem
Leben der Stiftung und ihrer Gönnerin eingetreten ist; auf das Dasein
einer Äbtissin wird schon Rücksicht genommen. Judith führt
hier den Titel: venerabilis domna, der in diesem Fall eher den herzoglichen
Rang (venerabilis heißt der Herzog im Ranshofer Schluß)
als geistliche Lebensstellung bedeuten mag; in jener Regensburger Tradition,
die sicher vor Ramwolds Ernennung zum Abt, also vor 975 fällt (siehe
oben 116, n. 3) heißt sie venerabilis patrona ac sanctimonialis
femina. Eine Vermutung ist (Giesebrecht, Otto II Seite 17), daß
das Mißlingen des ersten Erhebungsplans ihres Sohnes (974) sie zu
dem Gang ins Kloster veranlaßte oder ihr denselben auferlegte.];
die Stiftung, die bis dahin wohl nur ein Konvent von unscheinbaren Maßen
gewesen, erhob sie zu dem Rang einer wirklichen Abtei. Gleichzeitige Verse
rühmen von ihr, daß sie - da doch auch hier die Frauen als Canonissinnen
lebten - den ersten Willen gehabt, sich und das Stift der Odensregel zu
unterwerfen, und daß sie, vor der Ausführung auf das Sterbebett
gekommen, noch in der letzten Stunde dem Sohn die Erfüllung ihrer
Gelübde ans Herz gelegt habe [1 Über Judiths Todesjahr
ist nichts Sicheres bekannt; Ried a.a.O. hat 975; Buchner a.a.O. 83, 987,
was wahrscheinlicher, aber so viel ich sehe, ohne Beweis. Der Todestag
ist der 28. Juni schon nach dem ältesten (ungedruckten in Dr.
Jaffes Sammlung nro. 1) St. Emmeramer Necrol., ebenso nach dem zweiten
M. B. XIV, 386, nach dem von Niedermünster (Böhm. Font. III)
der 29.].
oo Heinrich I. Herzog von Bayern
4.919/22.4.922-1.11.955
Kinder:
Heinrich II. der Zänker
951-28.8.995
Hadwig
ca. 940/45-26.8.994
oo Burchard III. Herzog von Schwaben
um 906-12.11.973
Gerberga 7. Äbtissin von Gandersheim (956-1001)
ca 940-13./14.11.1001
Brun
-
Literatur:
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ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 86,95
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