Adalbero entstammt
dem im Enns- und Mürztal begüterten Geschlecht der EPPENSTEINER
Grafen
und besitzt wie sein Vater Markward
die Kärntner Mark
und die Grafschaft Görz sowie die Schutzvogtei über
das Patriarchat Aquileja. Verheiratet ist er mit Beatrix, die
als Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und damit Schwester
der Mathilde, Witwe Herzog Konrads I. von Kärnten (+ 1011)
und der Gisela, Gemahlin KONRADS
II. gilt. Kaiser HEINRICH II.
belehnt ihn nach dem Tod Herzog Konrads I. unter Umgehung von dessen unmündigen
Söhnen Konrad und Bruno mit dem Herzogtum Kärnten, zu
dem, wie Urkunden von 1013 und 1017 bestätigen, auch die Mark Verona
gehört. 1019 wird er vom älteren Sohn seines Vorgängers,
dem schon erwähnten Konrad dem Jüngeren, und dessen Vetter, dem
älteren Konrad, dem späteren
Kaiser, bei Ulm besiegt. Der Kreis der Beteiligten wie der Schlachtort
legen es nahe, an Auseinandersetzungen um das Allodialerbe des 1015 verstorbenen
Schwaben-Herzogs Ernst I. zu denken, auf das alle drei Beteiligten für
ihre Mutter beziehungsweise Gattinnen, die erwähnten Mathilde,
Beatrix
und Gisela Ansprüche
erheben konnten. Gisela war überdies
die Witwe Ernsts I. und konnte Forderungen für ihren Sohn Ernst II.
stellen, für den sein Onkel Poppo von Trier die Regentschaft führte.
Für
Adalbero hatte die Niederlage
keine aufweisbaren Folgen, wohl aber für den älteren
Konrad, dem die Fehde den Zorn
Kaiser HEINRICHS II. eintrug. Bei der Königswahl KONRADS
II. 1024 tritt Adalbero
nicht hervor. Erst 1027/28 ist er mehrfach in der Umgebung des
Kaisers nachweisbar; dann verschwindet er aus den Quellen und taucht erst
1035 im Zusammenhang mit seiner Absetzung dort wieder auf. Die Kärntner
Mark erhält nach seiner Absetzung Arnold von Lambach, das Kärntner
Herzogtum 1036 Konrad der Jüngere. Adalberos
Versuch militärischer Auseinandersetzung bleibt ergebnislos.
1039 wohl nach dem Tod Konrads des Jüngeren und Kaiser
KONRADS II. flieht Adalbero
aus seinem unbekannten Exil zu seinen bayerischen Verwandten, den EBERSBERGERN,
stirbt dort noch im gleichen Jahr und wird im Kloster Geisenfeld beigesetzt.
Vorsicht bei der Annahme, schon 1025 bestehe KONRADS
Misstrauen
gegen Adalbero, dürfte jedoch nicht zuletzt deswegen geboten
sein, weil zugleich mit den Grafen Arnold und Wilhelm die matrona Beatrix,
nach wohl gesicherter Annahme der Literatur Adalberos
Gemahlin, Landschenkungen aus Königsgut erhält. Dem
unvoreingenommenen Beobachter stellen sich die drei gleichzeitigen Schenkungen
an Arnold, Wilhelm und Beatrix nicht als Begünstigung, sondern
als Versuch dar, starke Adelsgeschlechter durch gleichzeitige Güterverteilung
zum Ruhehalten zu bewegen. Dabei ist zu beachten, dass Beatrix die
bei weitem größte Schenkung, 100 Hufen erhält; Arnold erhält
50, Wilhelm 30.
Weder für den Zug nach Rom noch für die Kaiserkrönung
ist die Anwesenheit Adalberos im Hofgefolge
bezeugt, was keinesfalls auffällig ist. Erst bei dem zugunsten Poppos
von Aquileia endenden Gerichtsverfahren im Mai 1027 ist ein Zusammentreffen
KONRADS
und Adalberos nachweisbar. Dass auch
dieser Urkunde nicht als Zeugnis kaiserlicher Ungnade
Adalbero
in der Umgebung des Kaisers bezeugt, und zwar als Schwertträger
auf dem Frankfurter Konzil. Ob er ihn auf dem Rückzug von Italien
begleitet und dabei der Einsetzung des Thronfolgers
HEINRICH im Juni des Jahres zum
Bayern-Herzog beigewohnt hat oder erst später wieder zu
KONRAD gestoßen ist, muss offen bleiben. Unwahrscheinlich
ist die erste Möglichkeit nicht, findet Adalbero
sich doch ein Jahr später auch zur Königskrönung
des jungen
HEINRICH ein. Die Bedeutung
der Funktion des Schwertträgers, in der Adalbero
im September 1027 auftritt, ist in der Literatur umstritten.
Vom April bis September 1028 ist Adalbero
im Gefolge
KONRADS. Zur Königskrönung
HEINRICHS
III. fand er sich Ostern 1028 in Aachen ein und zog dann mit
KONRAD
über
Sachsen nach Bayern. Zweimal ist er als Intervenient, einmal als Verhandlungszeuge
urkundlich nachweisbar. Diese urkundlichen Erwähnungen heben Adalbero
deutlich aus dem Kreis der anderen Herzöge heraus. Die Nennung Adalberos
als Verhandlungszeuge in der Magdeburger Urkunde schließlich
ist von ganz erheblicher Bedeutung, denn hier wird eine rein sächsische
Angelegenheit verhandelt, wie denn alle anderen identifizierbaren Verhandlungszeugen
Sachsen oder Mitglieder des Königshauses sind - Verwandter des Königshauses
ist ja Adalbero auch. Es ist wohl kein
Zufall, dass Adalberos Name unmittelbar
nach dem des Herzogs Bernhard von Sachsen und von denen der Stiefsöhne
des Kaisers, Herzog Ernst und Graf Liudolf, steht. Dies sind Zeugnisse
genug für die ehrenvolle Stellung, die
Adalbero
derzeit am Hof genoss, und sie bestätigen das zum Frankfurter
Konzil gesagte. Man kann sich fragen, warum gerade Adalbero
auf dem Frankfurter Konzil so hervorgehoben wurde.
Vom September 1027 bis zum September 1028 scheint Adalbero
sich der vollen Gunst des Kaisers erfreut und eine Art Vorrangstellung
unter den Herzögen eingenommen zu haben. Dann verschwindet er plötzlich
und vollständig aus den Quellen, und sein Name begegnet erst im Zusammenhang
mit seiner Absetzung wieder. Die einzige indirekte Nachricht, die
wir aus diesem toten Intervall September 1028 bis Juli 1035 haben, ist
die über den "Vertrag" mit dem jungen König
HEINRICH, den Egilbert von Freising zwischen 1029 und 1033 vermittelt
hat; wir kommen darauf zurück.
Eines aber ist bewiesen: derselbe Adalbero,
der 1027/28 eine die anderen Herzöge überragende Vertrauensstellung
am Hof gewonnen hat, beginnt wenig später seine Stellung in Kärnten
selbständig und ohne Wissen des Kaisers abzusichern. Er knüpft
Beziehungen zum jungen König HEINRICH und
seinem Erzieher Egilbert, lässt sie Verpflichtungen eingehen, die
sie an ihn binden und die sie dem Kaiser geheim halten. Auch zu den Kroaten
hat er Beziehungen unterhalten und zu den "Mirmidonen". Dieser Adalbero
war einer der mächtigsten Fürsten des Reiches, und
er spielte ein selbständiges, gewagtes Spiel.
Ist es nach all dem wirklich nur Hypothese zu sagen,
hier in Bamberg wurde 1035 jemand spät zur Rechenschaft gezogen, der
1030/31 die Ungarn-Politik des Kaisers missbilligt hatte? Über die
Reaktion KONRADS auf den ohne sein
Wissen 1031 geschlossenen Frieden erfahren wir nirgendwo etwas. Es scheint,
als läge in dem Absetzungsverfahren von 1035 eine späte Reaktion
gegen einen der Hauptbeteiligten der Unbotmäßigkeit von 1031
vor, als wäre in der Verstimmung KONRADS
von 1031 der "alte Hass" des Kaisers zu suchen. Wie schwer es dem Kaiser
gewesen ist, Adalbero zu fassen, zeigt
der Briefbericht über die Bamberger Handlung.
Adalbero
hatte sich geschickt angesichert, sich den Thronfolger verpflichtet.
Die Vasallen
HEINRICHS,
unter ihnen Markgraf Adalbert, wagen nicht, ohne des Königs Rückendeckung
vorzugehen, und HEINRICH
selbst weicht
erst härtestem Druck. Der hier fiel, war ein Mann mit weitreichenden
Verbindungen und politischem Geschick. Es ist wohl verständlich, dass
der Kaiser ihn für gefährlich hielt.
Die angeführten erzählenden Quellen berichten,
dass Adalbero das Herzogtum aberkannt
wurde, der Brief, dass er Herzogtum und Mark Kärnten verlor. Über
die Veroneser Mark fehlen uns alle Nachrichten. Breßlaus Annahme,
dass ihm zumindest auch ein Teil seiner Eigengüter aberkannt wurde,
findet in den Quellen keine Stütze. Der im Brief der älteren
Wormser Briefsammlung referierte Eid König
HEINRICHS scheint mit eine Konfiskation des Eigengutes sogar
auszuschließen. Zwar berichtet Wipo, übrigens als einzige Quelle,
dass Adalbero mit
seinen Söhnen ins Exil ging, aber nach dem Tod des Vaters und KONRADS
II. sind diese in ihrem Eigenbesitz offenbar nicht angefochten
worden.