I. FAMILIE
Seit dem beginnenden 11. Jh. erscheint im Jülichgau ein Grafengeschlecht mit dem Leitnamen Gerhard. Man vermutet, dass diese GERHARDE mit den MATFRIEDEN in verwandtschaftlichen Beziehungen standen. 1081 taucht erstmalig ein Gerhard mit dem Beinamen "comes de Julicho" auf. Mit dem Grafen Wilhelm I. (+ 1207) stirbt dieses 1. Jülicher Grafenhaus im Mannesstamm aus. Über Wilhelms Schwester JUTTA fällt die Grafschaft an deren Sohn Wilhelm, dessen Vater aus dem Hause HEIMBACH (HENGEBACH) stammte. Die Grafen aus dem Hause HEIMBACH regierten in Jülich bis 1511. Unter ihnen wurde Wilhelm V. 1336 zum Markgrafen und 1356 zum Herzog ernannt. Wilhelms ältester Sohn Gerhard trat 1346/48 die Nachfolge in Ravensberg und Berg an. Die sich damals sehr kurze Zeit anbahnende Vereinigung von Jülich und Berg kam nicht zustande, weil Gerhard 1360 ein Jahr vor seinem Vater starb. In Berg übernahm Gerhards Sohn Wilhelm und in Jülich der jüngere Sohn Wilhelms V. die Regierung. An diese Jüngere Jülicher Linie fiel 1371 über Erbgang das Herzogtum Geldern. Als diese Linie 1423 ausstarb, zerfiel die Verbindung zwischen Geldern und Jülich. In Jülich setzte sich die in Berg regierende Ältere Linie durch, während Geldern sich mit Arnold von Egmond einen Herzog aus dem eigenen Lande wählte. Die Ältere Linie behauptete sich in Jülich und Berg bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1511.
II. GRAFSCHAFT/MARKGRAFSCHAFT/HERZOGTUM
In der 2. Hälfte des 11. Jh. wurden aus den Grafen im Jülichgau
die Grafen von Jülich, die sich zunächst eng an die Kölner
Erzbischöfe anlehnten. Graf
Wilhelm II. leitete den Aufstieg der Grafschaft ein. Durch das
Maubachische Erbe seiner Frau verbunden mit den Wildbannrechten,
dehnte er die Jülicher Einflußzone bis in die Eifel aus. Sein
gleichnamiger Nachfolger, der Sohn seiner Schwester, brachte die HEIMBACHER
Besitzungen an Jülich. Diese Erwerbungen bildeten die Grundlage der
späteren Ämter Nideggen, Heimbach und Wehrmeisterei. Entlang
der Ruhr, im Raum von Zülpich und Aachen vergrößerten die
Nachfolger das gräfliche Machtpotential, vor allem auf Kosten der
Kölner Kirche. Die ursprünglich engen Beziehungen zur Kölner
Kirche schlugen in offene Feindschaft um. Die größte Krise erlitten
die JÜLICHER 1278, als der regierende
Graf Wilhelm und
2 seiner Söhne in Aachen erschlagen wurden. Der Sieg bei Worringen
1288 wandte die von seiten der Kölner Erzbischöfe drohende Gefahr
zunächst ab, doch erst mit dem Regierungsantritt Gerhards
IV. aus der Jülicher Nebenlinie in Kaster begann der
erneute Aufstieg. Neben Kaster fielen die Ämter Brüggen und Grevenbroich
und die Herrschaften Bergheim und Münstereifel an die Jülicher
Hauptlinie. Damit war ein solides Fundament für den bedeutendsten
mittelalterlichen Grafen
Wilhelm V. gelegt, der in der europäischen Politik eine überragende
Rolle spielte und unter dessen Ägide die Grafschaft zur Markgrafschaft
(1336) und schließlich zum Herzogtum (1356) erhoben wurde. Der Sieg
über Brabant bei Baesweiler (1371) und die Vereinigung mit Geldern
ließen Jülich dann zur Vormacht am Niederrhein werden. Der Verlust
Gelderns (1423) wurde durch den Anfall von Berg kompensiert. Bis zum Jahresende
rundete Jülich dann mit dem Erwerb der Ämter Heinsberg, Wassenberg,
Geilenkirchen, Millen und Monschau sein Territorium ab. Bis um 1400 waren
die wichtigsten territorialen Bestandteile mehr oder minder voll ausgeprägt.
Es hatten sich zwei Stände herausgebildet. 1347 wurden neben der Ritterschaft
zum ersten Mal auch die Städte bei einer landesherrlichen Entscheidung
herangezogen. das Land war in Ämter gegliedert, an deren Spitze landesherrliche
Beamte standen, der Amtmann und der lokale Rentmeister. Gegen Ende des
14. Jh. ist in Jülich dann der erste Landesrentmeister nachgewiesen,
und erst in der Mitte des 15. Jh. übernahm ein "Kanzler" die Spitze
der Zentralverwaltung.
Jülich war hauptsächlich ein Getreideland, Vieh mußte
zum Teil eingeführt werden. Wein und vor allem Färberwald wurden
auf geeigneten Böden angepflanzt. Tuchmacherzentren des Landes waren
die Städte Düren und Münstereifel. In den Eifelgebieten
wurde Blei (Kall, Maubach, Mechernich), Kupfer (Wehbachtal bei Düren)
und Kohle (Eschweiler) gewonnen. Als Transitland zwischen den Kölner
und den Brabanter Wirtschaftszentren durchquerten mehrere Handelsstraßen
das Territorium (Zolleinnahmen). Bürger Jülicher Städte
sind im 15. Jh. auf den Antwerpener Messen nachgewiesen.
Literatur:
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G. Meyer, Gf. Wilhelm V. v. J. (Mgf. und Hzg)(1321-1361)[Diss. Bonn
1968] - S. Corsten, Die Grafen v. J. unter den Ottonen und Saliern (Beitr.
zur J.er Gesch. 45, 1978), 3, 20 - W. Janssen, Kleve-Mark-J.-Berg-Ravensberg
1400-1600 (Land im Mittelpunkt der Mächte, 1985), 17-40 - Th. R. Kraus,
J. Aachen und das Reich, 1987.
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Kreisstadt im Land Nordrhein-Westfalen
Die Grafschaft Jülich, 1336 zur Markgrafschaft erhoben, 1356 Herzogtum
kam 1423 zu Berg, 1511 zu Kleve. Der Jülich-Klevesche Erbfolgestreit
(seit 1609) zwischen Sachsen, Brandenburg und Pfalz-Neuburg wurde 1614
in Xanten beigelegt:
* Kleve, Mark und Ravensberg kamen an Brandenburg
* Jülich und Berg an Pfalz-Neuburg
Erst 1666 endgültige Lösung durch den Vertrag von Kleve;
1801 französisch, 1814 preußisch.
Gerhard I. Graf im Jülichgau | 1003-1029 |
Gerhard II. | 1029-1081 |
Gerhard III. | 1081-1114 |
Gerhard IV. | 1114-1127 |
Gerhard V. | 1127-1138 |
Gerhard VI. - vor 1153 | 1138-1142 |
Wilhelm I. Graf von Jülich | 1142-1176 |
Wilhelm II. | 1176-1207 |
Wilhelm III. | 1207-1219 |
Wilhelm IV. | 1219-1277 |
Wilhelm V. | 1274-1277 |
Walram | 1277-1297 |
Gerhard VI. | 1297-1328 |
Wilhelm VI. (I.) Herzog 1356 | 1328-1361 |
Wilhelm II. | 1361-1393 |
Wilhelm III. | 1393-1402 |
Rainald | 1402-1423 |
Adolf | 1423-1437 |
Gerhard VII. | 1437-1475 |
Wilhelm IV. | 1475-1511 |