In frühen Jahren schon zweimal verheiratet, war er
zuletzt mit Agnes von Burgund, einer
Tochter des seiner Zeit sehr mächtigen Grafen
Otto Wilhelm [2 Hirsch, Jahrbücher Heinrichs
II., Band I Seite 384.], und zugleich einer ziemlich nahen Verwandten der
deutschen Kaiserin Gisela
[3 Ermentrude,
die Mutter der Agnes und Gerberga,
Herzogin von Schwaben, die Mutter Giselas
waren Enkelinnen von Gerberga,
der jüngeren Schwester Kaiser
OTTOS DES GROSSEN. M. Büdinger, Zu den Quellen der
Geschichte Kaiser Heinrichs III. (wien 1853) Seite 10, im Anschluß
an die Hauptquelle für die Genealogie der Agnes,
ein Schreiben des Abtes Siegfried von Gorze aus dem Jahre 1043.], eine
dritte Ehe eingegangen, und dieser Ehe entstammte außer zwei Söhnen
Wilhelm (Peter) und Gaudfred (Wido) [4 Auszug
einer datenlosen Urkunde der älteren Agnes
für Cluny bei Mabillon, Annal. ord. S. Bened. T. IV, p 183 in Verbindung
mit Chron. comit. Pictav. Bouquet X, 296 und Chron. S. Maxentii s. Malleeacens.
1010, 1023, Bouquet X, 232.] eben die jüngere
Agnes, welche König
HEINRICH jetzt heimzuführen gedachte.
Die Witwe aber ließ kaum zwei Jahre vergehen, so
finden wir sie, seit dem 1. Januar 1032 [3 Nach den Annalen von
Anjou, abgeleitet in Chron. mon. S. Albini Andegav. 1032, Bouquet XI, 286,
SS III 168 und Chron. S. Michaelis in periculo maris 1032, Bouquet X, 176.
Für 1030 als Zeitpunkt der Vermählung ist die Histor. mon. S.
Florentii Salmur. I. I. aus dem eben Anm. 1 angeführten Grunde nicht
beweisend. Zur Kritik späterer Geschichtsschreiber, welche die Wiedervermählung
der Agnes nach 1037, das Todesjahr
Herzog Wilhelms VI. setzen siehe Sudendorf, Berengarius Turonensis
p. 72.], wiedervermählt mit dem einzigen Sohn und Erben des alternden
Grafen Fulco von Anjou, dem Grafen Gaufred, der damals ungefähr
sechsundzwanzigjährig war [4 Geboren entweder den 12. April
1005 oder 14. Oktober 1006, Sudendorf p 72.]. Unter sehr kirchlich gesinnten
Zeitgenossen gab diese Ehe großen Anstoß; in den ältesten
Annalen von Anjou wird sie sogar, man erkennt nicht weshalb, als Inzest
bezeichnet [6 Siehe oben in Anm. 3 zitierten Stellen.]. Indessen
tatsächlich blieb sie unangefochten, und was immer durch Eingebung
derselben namentlich von Agnes verschuldet
sein mochte, jedenfalls galt es später in den Augen anderer Zeitgenossen
als genügend gesühnt und durch ihre kirchliche Stiftungen [7
Sie gründete gemeinschaftlich mit ihrem Gemahl das Trinitatiskloster
in Vendome, Mabillon, Annal. ord. S. Bened. T. IV, p 732 zu 1040. Im Allgemeinen
siehe Chron. S. Maxenti 1049, Bouquet XI, 268.]. Fanden nun, wie man bestimmt
behaupten darf [8 Auf Grund von Chron. S. Maxentii 1044. Bouquet
XI, 217.], mit der Witwe Wilhelms V. zugleich ihre beiden Söhne
erster Ehe eine neue Heimat am Hofe von Anjou, so wird es dadurch in hohem
Grade wahrscheinlich, daß auch Agnes
dort aufgewachsen ist und so Gelegenheit gefunden hat, aus unmittelbarer
Nähe an ihrem Stiefvater ein Streben nach feudaler Selbstherrlichkeit
kennnn zu lernen.
1045
HEINRICH feierte
das Weihnachtsfest in Goslar und empfing dabei den Besuch seiner Schwiegermutter
Agnes, ehedem Herzogin von Aquitanien,
jetzt Gräfin von Anjou, welche damals einige Große ihres
Landes begleiteten. Später gedachte sie zusammen mit ihrem Gemahl,
dem Grafen Gaufred, nach Italien zu reisen, genauer gesagt, nach
Apulien und dem großen Wallfahrtsklsoter auf dem Monte Gargano [2
Ergibt sich aus Herim. Aug. Chron. 1047 in Verbindung mit einer Urkunde
des Grafen Gaufred und der Gräfin
Agnes für das Kloster S. Maria de caritate, 1047 März,
wo es zum Schluß heißt: Actum publice.. cum redissent comes
et comitissa de Apulia. Mabillon, Annal. ordin. S. Benedicti 1046,
Bouquet XI, 218: Interea mater comitum Agnes
cum suo marito Gaufredo Andegavim reversa est, ubi, ut fertur, construere
fecit coenobium in honore s. Trinitatis.], und da nun kein Jahr mehr
verging, bis auch König HEINRICH
mit seiner Gemahlin und vielen Großen des deutschen Reiches zur Handhabung
seiner höchsten Kirchengewalt und zur Herstellung des Kaisertums in
Italien erschien, so ist es wohl gerechtfertigt, wenn man jene angiovinischen
Verwandten HEINRICHS III. als Vorboten
des bevorstehenden Römerzuges betrachtet, und zwar als solche, die
in bemerkenswertem Gegensatz zu dem späteren durch und durch französischen
und antikaiserlichen Hause ANJOU der deutschen Kaiserpolitik freundlich
gesinnt waren.
1047
Wohl aber steht fest, daß unter den Bürgern
von Benevent eine feindliche Stimmung gegen den Kaiser herrschte, weil
sie jüngst dessen Schwiegermutter, die Gräfin
Agnes von Anjou, auf ihrer Pilgerreisenach dem Monte Gargano
schlecht behandelt hatten und dafür Strafe fürchteten.
Mit dem Nationalhasse, der sich in Benevent gegen die
Normannen festsetzte, hing wahrscheinlich auch das früher, Band I
Seite 327 erwähnte Abenteuer der durchreisenden Gräfin von
Anjou, der Mutter der Kaiserin, zusammen, der Tumult, der während
ihrer Anwesenheit in Benevent entstand und die Mißhandlungen, die
ihr widerfuhren. Ich vermute, daß sie als Französin, das heißt
als Landsmännin der Normannen erkannt und demgemäß behandelt
wurde.