Adelheid von Anjou                        Königin von Frankreich
-------------------------                       Gräfin von Burgund
um 945-   1026/28
 

Tochter des Grafen Fulko II. der Gute von Anjou aus seiner 1. Ehe mit der Gerberga von Maine, Tochter von Graf Herve
 

Schwennicke Detlev: Tafel 6
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

LUDWIG V.
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* (966/67), + 22.V.987

Begraben: Compiegne St. Corneille

  oo 982
       ADELHEID VON ANJOU

984 getrennt
Tochter von Graf Fulco II.
Witwe von Etienne Comte de Gevaudan
(III. oo 984/um 986)
            WILHELM (II) I. GRAF VON ARLES, MARKGRAF DER PROVENCE
                      + 994

(IV. oo vor 1018
            OTHON GUILLAUME 982 Comte de Macon et de Nevers, 995 Graf von Burgund (IVREA)
                      + 21. IX. 1026



Werner Karl Ferdinand: Seite 479
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

VIII. Generation
79-82
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Zu König Ludwig V. und seinen Regierungsdaten vgl. Eiten 203-210.
Zu Ludwigs Gattin Adelheid, Tochter des Grafen Fulco II. von Anjou, weist Lot, Dernier Carolingiens 366ff. nach, daß sie in erster Ehe mit Stephan von Gevaudan, in zweiter Ehe mit Ludwig V. verheiratet (982 bis 984, vgl. Eiten), noch zu Lebzeiten ihres zweiten Gemahls in dritter Ehe Graf Wilhelm von Arles heiratete, und damit die Mutter der Königin Constanze ist, die sich König Robert II. aus dem Grafenhaus von Arles zur Gattin holte.
Adelheids dritte Ehe muß zwischen 984 und c 986 geschlossen sein, wie sich aus den Geburtsdaten ihrer Kinder ergibt. Sie überlebte ihren dritten Gatten (+ 1010), vgl. Roman d'Amat, Dictionn. de Biogr. franc. 2, 1936, 61. Ob sie auch noch 1026 oder 1028 lebte, ist zweifelhaft, vgl. Lot 1. c., 368, Anm. 4.


Treffer Gerd: Seite 69-70
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"Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

                   Adelheid von Anjou - Königin wider Willen
                    Geboren: 947 - Heirat: 981, Brionde - + 993, Arles

Gemahlin Ludwigs V. des Faulen (+ 967; König 986-987)

Adelheid ist vierunddreißig, Witwe des Grafen Stephan von Gevaudan, Mutter mehrerer Kinder, als sie Ende 981 in Brionde, zwischen Loire und Allier, den künftigen Ludwig V., einen Jüngling von vierzehn Jahren heiratet. Am gleichen Tag wird sie von einer Bischofsversammlung gekrönt Ihr Mann ist nämlich seit 979 der Krone assoziiert. Sie wird also Königin, da sie Frau eines gekrönten Prinzen ist, herrscht aber noch nicht.
Der Altersunterschied, gegensätzliche Lebenserfahrungen, können diese Ehe, die Lothar und Emma, die königlichen Eltern Ludwigs, und Graf Fulkes II. von Anjou, der Vater der Braut, so geschickt  eingefädelt zu haben glauben, nur zur Katastrophe machen. Aber hier geht es um Staatsinteressen: das französische Königreich ist in diesen 80-er Jahren bedenklich geschrumpft und seine Erweiterung um die herrliche Grafschaft Anjou nur von Vorteil. Die Eheleute verstehen sich nicht. Sie haben keine Kinder, und Ludwig gibt sich so üblen Orgien hin, daß Lothar gezwungen ist, ihn in Brionde aufzusuchen und an seine prinzlichen Pflichten zu erinnern. Zwei Jahre harrt Adelheid aus, dann läuft sie schlicht davon und heiratet einfach in der Provence Wilhelm, den Grafen von Arles. Jetzt hat sie offenbar zwei Ehemänner. Die Geschichte wirbelt Staub auf. Selbst in Rom redet man davon. Wahrscheinlich hat Adelheid ihre prinzliche Heirat annullieren lassen - unbekannt aber bleibt durch wen, auf welche Weise und wann: Von lokalen kirchlichen Instanzen? Ohne die Billigung Roms? Das kann für Adelheid durchaus gefährlich sein: läßt sich ein König eine so beschämende Flucht einfach gefallen?
Adelheid hat allerdings Glück im Unglück anderer. 986 stirbt ihr Schwiegervater Lothar. Ihr Ex- oder Noch-Mann Ludwig wird König. Theoretisch ist sie Königin, da die Gültigkeit der Eheauflösung umstritten ist - und es nach den geltenden Rechtsvorstellungen kaum einen Grund gibt, sie zu rechtfertigen. Für die Juristen, erst recht Theologen, ist dies ein interessantes Thema. Allerdings stirbt Ludwig im folgenden Jahr. Königin aber will diese Tochter Graf Fulkes II. von Anjou und der Gerberge von Maine - einer Dame von reinstem französischen Blut - nicht sein. Sie will Gräfin von Arles bleiben. In dieser Stadt wird sie sechs Jahre später, 993, sterben. Sie war die letzte KAROLINGER-Königin - wider Willen. Die nächste Königin, die erste aus dem Geschlecht der KAPETINGER, wird übrigens ihren Namen tragen, Adelheid von Aquitanien.


Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"

Ludwigs Vater stiftete 982 für seinen Sohn eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou, in der Hoffnung, so das karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass ihn sein Vater zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte.

Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 72-74
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"Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498"

Im W-Frankenreich war inzwischen Königin Emma um eine Heirat ihres Sohnes Ludwig bemüht gewesen. Nach Richer hätte Gottfried "Graumantel" von Anjou die Eheverbindung Ludwigs mit der Witwe des Grafen Raimund von Gothien, Adelheid, einer Schwester Gottfrieds, vorgeschlagen. Das klingt zwar recht plausibel, doch wird meist vergessen zu betonen, dass Adelheid etwa das Alter von Ludwigs Mutter Emma hatte - eher älter als jünger! - und Ludwig selbst im Jahre 980 bestenfalls 14 Jahre alt war. Die Heirat - wenn sie denn je stattgefunden hat - war nicht glücklich, was niemanden überraschen konnte. Nach Richer hätte Lothar 982 einen eigenen Aquitanienfeldzug unternehmen müssen, um seinen Sohn zurückzuholen.
 
 
 
 

  1. oo Stefan Graf von Gevaudan
                   -   979

    982
  2. oo Ludwig V. König von Frankreich
   - 984 967-21.5.987

   984/86
  3. oo Wilhelm II. Graf von Arles
                  -   998

  vor 1016
  4. oo Otto Wilhelm Graf von Burgund
     x    958/59-21.9.1026
 
 
 
 

Kinder:
3. Ehe

  Konstanze von Arles
  um 986-25.7.1032

1002
  oo 3. Robert II. der Fromme König von Frankreich
           20.7.1072-20.7.1031
 
 
 
 

Literatur:
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Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 72-74 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 299 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 217 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 6 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 69,77 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 479 -