Grafen von Honstein-Ilfeld
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Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 86
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Ho(h)nstein
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Im 12. Jahrhundert erbaute Burg: Sitz eines der bedeutendsten Adelsgeschlechter am S-Harz; ältester bekannter Sproß ist der 1154 urkundlich bezeugte comes Adelger. Die zunächst nach dem Stammsitz Ilfeld genannte Familie trug seit 1182 den Namen 'von Hohnstein'. Sie besaß ausgedehnte Wälder im Harz, aus dem ehemaligen Krongut Güter in der Goldenen Aue, im Eichsfeld und bis in den Raum um Erfurt. Im 13. Jahrhundert nahm sie Lehen von den Landgrafen von Thüringen, von Mainz und Fulda, auch verfügte sie über eigene Ministerialen. Neben dem Hauskloster Ilfeld stand ihr die Vogtei über das Kloster Homburg zu, im S-Harz hatte sie Forstrechte inne und nahm einen Kupferzins ein. Die Grafschaft Klettenberg wurde stückweise zwischen 1238 und 1267 erworben, 1259 begann der Vorstoß gegen den Besitz der Grafen von Schwarzburg, an die jedoch im 14. Jahrhundert Sondershausen und Frankenhausen verlorengingen. Seit 1315 war die Grafschaft in zuletzt 3 Linien geteilt.

Literatur:
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K. Meyer, Die Gf.en v. H., Zs. des Harzvereins 28, 1895, 397-541 - K. Mascher, Reichsgut und Komitat am Südharz im HochMA, Mitteldt. Forsch. 9, 1957, 46-70 - H. Eberhardt, Landgericht und Reichsgut im n. Thüringen, BDLG 95, 1959, 67-108.
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Hans Patze/Walter Schlesinger: Seite 185
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"Geschichte Thüringens"

Die Erinnerungen an die Anfänge der Stifterfamilie hatten sich bei den Mönchen des Prämonstratenserklosters Ilfeld bis an das Ende des 13. Jahrhunderts gehalten. Über die Herkunft der Grafen von Ilfeld-Honstein gehen die Ansichten auseinander. Der um 1296-1300 schreibende Johannes Caput berichtet auf Grund einer Liber mortuorum, die Familie der Grafen von Ilfeld leitete sich von einem Elger von Bilstein an der Werra ab. Dieser Elger habe die Burg Ilfeld erbaut und sei daraufhin Graf genannt worden.
Als 1. Mitglied der Familie hat man vermutlich 2 Kanoniker mit dem Leitnamen der Grafen von Ilfeld-Honstein, Adelger, zu betrachten. Sie erscheinen zwischen 1119 und 1140. Ein 1128 verstorbener Graf Adalger, der noch keine Herkunftsbezeichnung führt, ist wahrscheinlich mit Ilfeld in Verbindung zu bringen. Erstmalig nennt sich 1154 ein Adelger, vielleicht derselbe nach der Burg Ilfeld, und im folgenden Jahre führt er die Bezeichnung "Graf" (comes) und kommt mit seinem gleichnamigen Sohn bei Heinrich dem Löwen und später beim Landgrafen von Thüringen vor. Seit 1182 führte das Geschlecht den Herkunftsnamen von Honstein, bis 1188 allerdings noch im Wechsel mit Ilfeld. Nach Johannes Caput hat der Sohn jenes Elger von Bilstein, ebenfalls Elger, die Burg Honstein gegründet. Dagegen leitet die Reinhardsbrunner Chronik (Anfang 14. Jahrhundert) die Grafen von Honstein von den LUDOWINGERN ab und bezeichnet einen Konrad von Honstein als Neffen Ludwigs des Springers. Das deckt sich mit der Angabe der echten Urkunde für Sangerhausen von 1110, wo Ludwig der Springer mit einem Neffen Konrad ohne Herkunftsbezeichnung genannt wird. Vielleicht ist die Nachricht des Johannes Caput mit der Reinharsbrunner Chronik dahin zu kombinieren, dass die Grafen von Ilfeld durch Heirat in den Besitz der Burg Honstein gelangten. Vor 1190 legte sich die Familie das notwendige Element adliger Herrschaft, ein Hauskloster, Ilfeld, zu, gleich den Vögten von Weida, ein Prämonstratenserkloster, das Elger II. gründete. Außer der Vogtei über ihr Hauskloster verfügten die Grafen seit ca. 1162 über die Vogtei des Klosters Homburg und - im Auftrag des Reiches - über die Vogtei von Teilen des Klosterbesitzes von Walkenried. Ausgangspunkt der Herrschaft der Grafen waren die ausgedehnten Wälder am S-Harz. Sie verfügten ferner über Besitzungen in der westlichen Goldenen Aue, im Gebiet südlich der Hainleite zwischen Sondershausen und Greußen. Hier handelte es sich vermutlich um Eigengut der Grafen. Andere Besitzungen lagen im Obereichsfeld, in Nohra (südwestlich Nordhausen) bei Frankenhausen und bei Erfurt. Wahrscheinlich hatten sie ihre Grafschaftsrechte am Harz von Kaiser LOTHAR III. Die Errichtung ihrer Grafschaft wäre dann in den Rahmen der Reorganisationspolitik des SÜPPLINBURGERS zu stellen, zu der die Begründung von Grafschaften am S-Harz ebenso wie die Errichtung der Landgrafschaft gehören. Wahrscheinlich hat Heinrich der Löwe aufgrund der ihm 1158 von BARBAROSSA übertragenen Wildbannrechte im Harz, die Lehensherrschaft über die Grafen von Honstein, wie mehrfach bezeugt ist, beansprucht.
Die Nachfolger Heinrichs des Löwen erhielten später die Ansprüche auf Honstein aufrecht und haben die Burg, die schon in den ältesten Lehensverzeichnissen der WELFEN im 14. Jahrhundert erscheint, ihrem Besitz einverleibt.
Die Entfaltung der Grafschaft Klettenberg konnten die HONSTEINER abwürgen und sich in Etappen die Besitzungen der Grafen von Klettenberg einverleiben. Dietrich I. von Honstein (+ 1249), der entscheidend zur Zerstörung der Grafschaft Klettenberg beigetragen hatte, wechselte im thüringischen Erbfolgekrieg von der Seite Sophies von Hessen auf die Heinrichs des Erlauchten über. Unter Heinrich II. von Honstein (+ 1286) begann das Wechselspiel mit den Grafen von Schwarzburg. Dessen Schwester Sophie verkaufte 1259, nach dem Tode ihres Gemahls Heinrich von Schwarzburg ihre Burgen Kichberg und (Grossen)-Ehrich sowie alle auf dem nördlichen Ufer der Unstrut gelegenen Güter, die bei Mainz, Fulda, Hersfeld und dem Landgrafen zu Lehen gingen, an ihren Bruder Heinrich II. Landgraf Albrecht gestattete im folgenden Jahr dem Grafen, zum Dank für geleistete Dienste in Greußen eine Burg zu erbauen, belehnte ihn 1263 mit der Spatenburg. Heinrich II. und Dietrich I. scheinen wichtige Parteigänger Albrechts des Entarteten im nördlichen Thüringen gewesen zu sein, denn das betonte der WETTINER noch einmal, als er ihnen 1279 Herrschaft (dominium), Jagd und Wildbann auf der gesamten Hainleite zu Erblehen verlieh. Dank des WETTINERS, der ihnen 1293 die wichtige, auf der Hainleite gelegene Burg Arnsburg verlieh, konnten die HONSTEINER ihre Position hier weiter ausbauen. Auch die Vogtei über das Kloster Dietenborn erhielten sie von Albrecht zu Lehen. Weiter südöstlich konnten sie im fruchtbaren Offenland Fuß fassen, als ihnen Albrecht 1298 die halbe Comicie Voigtstedt verlieh, die bis dahin die Grafen von Stolberg-Vockstedt besessen hatten. Den nördlichen Teil, das spätere Amt Röblingen, behielten die STOLBERGER in ihrem Besitz. Entscheidende Grundlagen ihrer Herrschaft verdankten die HONSTEINER im 13. Jahrhundert also dem Landgrafen.