Begraben: Abtei Middelburg auf
Walcheren
Ältester Sohn des Grafen Florenz' IV. von Holland-Seeland († 19.7.1234) aus dem Hause der DIETRICHE und der Mathilde von Brabant, Tochter von Herzog Heinrich I. dem Streitbaren († 5.9.1235) und der Mathilde von Boulogne; Bruder von Gräfin Margarete von Henneberg († 26.3.1277), Gräfin Adelheid von Avesnes-Hennegau, Erbin von Holland-Seeland († 1284) und Graf Florenz dem Vogt von Holland († 24.3.1258), Neffe von Graf Wilhelm von Holland († 1238), Äbtissin Ada von Rijnsburg († 1258), Bischof Otto III. von Utrecht († 3.4.1249), Herzog Heinrich II. dem Großmütigen von Brabant († 1.2.1248), der Römischen Kaiserin Maria von Brabant († nach 9.3.1260), Gräfin Margarete von Geldern († 21.9.1231), Gräfin Adelheid von Boulogne († 1261/78), Gräfin Mathilde von Holland († 21.12.1267), Herrn Gottfried von Baucignes, Leeuwe und Gaesbeek († 21.1.1253) und Herrin Elisabeth von Dienslaken, Erbin von Sprimont († 23.10.1273), Enkel von Graf Wilhelm I. von Holland († 4.2.1223) und der Adelheid von Geldern
Lexikon des Mittelalters: Band IX
Seite 126
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1. Wilhelm II., Graf von Holland, deutscher
(Gegen-)König 1247-1256
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* 1228, ⚔ 28. Januar 1256 bei
Alkmaar
Begraben: Abtei Middelburg auf
Walcheren
Ältester Sohn des Grafen Floris
IV. von
Holland-Seeland und der Gräfin Mathilde von Brabant
oo 1252 Elisabeth, Tochter
Herzog Ottos von
Braunschweig (14. O.)
Sohn:
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Floris V.
Nach dem Tode seines Vaters seit dem 19. Juli 1234 Graf von Holland, stand Wilhelm
II. unter der Vormundschaft
seiner
Onkel Wilhelm und Otto,
Elekt von Utrecht, bis er 1239
die Leitung der Grafschaft übernahm, wobei sein Augenmerk
insbesondere den aufblühenden Städten galt; so erhielten
1245/46 unter anderem Haarlem und Delft, 1254 Alkmaar sogenannte
Keuren.
Nach dem Tode des ersten antistaufischenKönigs,
des Thüringer Landgrafen Heinrich
Raspe (72. H.),
wurde Wilhelm
II. nach längerer Suche nach
einem geeigneten Kandidaten
auf Vorschlag seines Onkels, Herzog Heinrichs II. von Brabant
(43. H.), am 3. Oktober 1247 in Worringen bei Köln von der
päpstlichen Partei mit den Erzbischöfen von Köln, Mainz,
Trier und Bremen und mit dem Brabanter
Herzog als einzigem Laien an der
Spitze zum König gewählt,
eine Wahl, die sich als bedeutsamer Schritt auf dem Weg zur
Konstituierung des nachmaligen Kurfürstenkollegs (Kurfürsten)
erwies, hatten sich doch nach Auskunft Papst
Innozenz' IV.
diejenigen Fürsten, »denen die Wahl des Caesars
zukommt«, auf diesen Kandidaten verständigt. Zu diesen
»Vorwählern« zählten unzweifelhaft die
Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier.
Die Anfänge WILHELMS
II. als
»Pfaffen-König«
waren mühsam, Köln wurde erst nach Zugeständnissen
gewonnen, Aachen öffnete sich erst nach halbjähriger
Belagerung, an der Friesen als Kreuzfahrer beteiligt waren - so geschah
die Krönung WILHELMS
II. am
rechten Ort durch den rechten Mann, aber nicht mit den rechten
Insignien. Nur langsam konnte
WILHELM II. seine
Position am Niederrhein festigen; Zollprivilegien für Zisterzen
und die Verpfändung von Reichsbesitz, so der Burg Nijmegen an den
Grafen von
Geldern, verstärkten den Zuzug, der freilich rheinaufwärts
über Frankfurt als Mauer zum stauferfreundlichen
Süden
(Bayern, Pfalzgrafschaft und Bischofsstädte) nicht hinauskam.
Dies
änderte sich nach dem Tode FRIEDRICHS
II.
1250 und dem Abzug KONRADS IV.
nach Italien 1251. Gestützt auf päpstlichen Zuspruch und
geldliche Zuwendungen bei einem Besuch in Lyon Ostern 1251 griff WILHELM
II. nach
Nordwest- und Mittel-Deutschland aus und gewann eine bedeutende
Anhängerschaft durch seine Heirat
mit der Tochter Herzog Ottos von
Braunschweig, der in der sogenannten Braunschweiger Nachwahl wie
auch die Brandenburger
Markgrafen WILHELMS
II. Erhebung zum
König zustimmte. Städte wie Goslar, Lübeck, auch Bremen
schlossen sich diesem Schritt an und empfingen oder erhielten erneut
wichtige Zollprivilegien für den holländischen
Wirtschaftsraum. Mit WILHELM
II. erreichte das Königtum
letztmals in Person die
nördlichen Territorien des Reiches. Überlagert wurden diese
politischen Fortschritte durch die lehnrechtliche Auseinandersetzungen WILHELMS
II. mit der Gräfin Margarete von Flandern
(17. M.) um versäumte bzw. erforderliche Mutung des
Hennegaus
(Reichs-Flandern) vom König bzw. West-Seelands als flandrisches
Lehen durch den König (als Grafen von Holland). Militärische
Verwicklungen, in die auch der Bruder
des französischen Königs, Karl von Anjou,
an der Seite der Gräfin eingriff, führten 1254 zu einem
Waffenstillstand. Nach dem Tode WILHELMS
II. folgte ein Friedensabkommen.
Hatten sich bereits 1252 Frankfurt und manche Städte und Burgen in
der Wetterau dem König geöffnet, so war diesem ein
bemerkenswerter Erfolg beschieden, als er sich im Februar 1255 als
Reichsoberhaupt an die Spitze des sogenannten Rheinischen Bundes
stellte, dem bald mehr als 70 Städte zwischen Basel und Köln
angehörten, aber auch geistliche und weltliche Fürsten und
Magnaten. Der König beanspruchte für sich und für den
von ihm ernannten Hofrichter die Rolle des obersten Schiedsrichters und
Rechtsbewahrers. Diese Allianz, eine Verbindung von Königtum und
kommunaler Bewegung, hätte möglicherweise dauerhaft ein
Gegengewicht gegen die althergebrachten feudalen Gewalten entwickeln
und die Reichsverfassung auf ein neues, breiteres Fundament stellen
können. Diese Wendung in seiner Politik hatte einen Bruch mit der
geistlichen Partei, vor allem dem Erzbischof von Köln, zum
Ergebnis, die sich mit Absetzungsplänen getragen haben soll.
Insofern wird man das Königtum WILHELMS
II. VON HOLLAND durchaus positiver
gewichten müssen als in Zeiten
blinder STAUFER-Verehrung
geschehen. Auch die Ausfertigung von nicht weniger als rund 400
Urkunden läßt seine politische Wirksamkeit erkennen, zumal
in den unter seinem Vorsitz ergangenen Rechtssprüchen
vielfältige Entwicklungen von Lehn- und Reichsrecht dokumentiert
sind. Sein unerwartetes Ende fand der junge König als Landesherr
auf einem Winterfeldzug gegen die West-Friesen.
D. Hägermann
Quellen und Literatur:
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ADB XLII, 622ff.
O. Hintze, Das Kgtm. W.s v. H., 1885
Nieuw Nederlandsch Biografisch Woordenboek 10, 1937, 1211
W. Reese, Die Niederlande und das Reich, 1, 1941, 268ff.
K.E. Demandt, Der Endkampf des stauf. Ks.hauses im Rhein-Main-Gebiet,
HJL 7, 1957
J.G. Kruisheer, De oorkonden en de kanselarij van de graven van
Holland, 2 Bde, 1971
D. Hägermann, Studien zum Urkk.wesen W.s v. H., 1977
Algemene Geschiedenis der Nederlanden, I-III, 1981-82
J. Kruisheer, Het ontstaan van de stadrechtsoorkonden van Haarlem,
Delft en Alkmaar, 1985
Der Rhein. Städtebund v. 1254, 56: Kat. zur Landesausst. in Worms,
hg. J. Mötsch, 1986
Urkk.reg. zur Tätigkeit des dt. Kg.s- und Hofgerichts bis 1451,
bearb. J.F. Battenberg-B. Distelkamp u. a., 1987ff.
MGH DD XVIII, 1 (-1252), 1989.
WILHELM
II.
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* 1227, ⚔
1256
1234 GRAF von HOLLAND-SEELAND-FRIESLAND
Wilhelm II.
wurde
bevormundet von Brabant
und seinem
Onkel, Bischof Otto I. von
Utrecht und
unterstützte im Flandern-Erbkrieg seinen
Schwager Johann von Avesnes.
Nach dem Tode von HEINRICH RASPE
wählten
am 3.10.1247 in Worringen niederrheinische Kirchenfürsten den Grafen
Wilhelm von Holland
zum Gegen-König ("Pfaffen-König").
Als König konnte sich WILHELM
weder gegen FRIEDRICH II. noch
gegen
KONRAD
IV. durchsetzen, obwohl ihm der Papst mit 30.000 Mark
Silber
ausstattete. Er belagerte Aachen ein halbes Jahr lang, ehe es sich ihm
zur Krönung öffnete. Erst nach dem Abzug KONRADS
IV. nach Italien konnte er sich schrittweise gegen die staufische
Partei
durchsetzen. Er besuchte 1251 Papst
Innocenz IV. in
Lyon und wurde von
ihm anerkannt, die Kaiserkrönung in Aussicht gestellt. 1252 wurde
er in einer Nachwahl der norddeutschen Fürsten bestätigt und
seit dem Tode von König
KONRAD IV. 1254
wurde er im Reich allgemein anerkannt. Er geriet bald gegen die
Erzbischöfe
von Mainz und Köln; gegen ersteren wegen Thüringen, wo die
Erzbischöfe
wichtige Positionen und Gebiete besaßen. Er unterstützte im
Erbkrieg das Haus BRABANT
gegen Hessen wegen seines Bündnisses mit
dem Rheinischen Städtebund. WILHELM
sollte zeitweise abgesetzt werden, wurde aber gestützt von Papst
Innocenz
IV. und Alexander IV.
Er schloss 1254 Frieden mit Karl
I. von Anjou, der zeitweise Hennegau besaß, womit der
Flandern-Erbkrieg endete. Im Februar 1256 erkannte er den Rheinischen
Städtebund
an. Er fiel in der Schlacht bei Alkmaar gegen die Friesen. Nach seinem
Tode kam es zur Doppelwahl, die Zeit des sogenannten "Interregnums".
Mit
seinem Tode begann sich der französische Einfluss im
Niederrheingebiet
auszubreiten.
1252
oo ELISABETH
VON
BRAUNSCHWEIG
† 1266
Tochter des Herzogs Otto I. von Braunschweig-Lüneburg
Begraben: Middelburg
Braunschweig 25. I 1252
oo WILHELM
II.
1234
Graf von Holland
⚔ bei Hoogwoude 28. I 1256
Begraben: 1262 Middelburg
1247 König
Nach dem frühen Tod HEINRICH RASPES war es für die päpstliche Partei in Deutschland nicht leicht, einen neuen Gegen-König gegen Kaiser FRIEDRICH II. zu finden. Unter den Reichsfürsten kam nur Herzog Heinrich II. von Brabant in Betracht, der jedoch die Königssucher schließlich auf seinen jungen Neffen, den Grafen Wilhelm von Holland, aufmerksam machte. Am 3. Oktober 1247 wählten die rheinischen Erzbischöfe den 19-jährigen Wilhelm in Worringen zum deutschen König; die Krönung fand am 1. November 1248 in Aachen statt, nachdem die Bürger ihm ein Jahr lang den Einzug in die Stadt verweigert hatten. In langsamen Kämpfen rheinaufwärts gewann WILHELM die Herrschaft in Deutschland, konnte sich aber erst durchsetzen, als bald nach dem Tode FRIEDRICHS II. König KONRAD IV. zur Wahrung seiner italienischen Erbansprüche Deutschland verlassen hatte.
Mühlbacher Josef: Seite
89-91
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"Lebenswege und Schicksale staufischer Frauen"
Nun trat Heinrich
II. neuerdings als Mitbewerber um die
deutsche Krone auf, schlug dann aber den ihm nahe verwandten
19-jährigen
Grafen
Wilhelm von Holland vor. Dessen
Mutter war eine Schwester
Heinrichs
II., Maria, deren erster Gemahl
OTTO
IV.
1218 gestorben war. Mit WILHELM
VON HOLLAND wurde nach HEINRICH
RASPE
ein zweiter Verwandter der BRABANTER
und STAUFER
Gegen-König
FRIEDRICHS II.
Bei
WILHELMS Wahl 1248 war Heinrich
II. zugegen. WILHELM VON HOLLAND
hielt
sich nur durch die großen geldlichen Zuwendungen des Papstes
über
Wasser.
Nun meldete sich auch wieder die Feindschaft der
WELFEN
gegen die STAUFER.
WILHELM
VON HOLLAND bekam Elisabeth,
eine Tochter Herzog Ottos von
Braunschweig, zur Frau. Während des
Beilagers in Braunschweig am 25. Januar 1252 geriet das Brautbett durch
eine umgefallene Kerze in Brand. Die Verwilderung der Sitten auch in
den
Kreisen des Adels machte sich bemerkbar. Als
WILHELMS
Gemahlin von Trifels nach Worms
reisen wollte, wurde sie von dem
Raubritter
Hermann von Ritberg
solange in Odernheim gefangengehalten, bis
sie ihm
alle Kleinodien ausgehändigt hatte. Der Erzbischof von Köln,
ein Gegner WILHELMS VON HOLLAND,
ließ
das Haus in Neuß, indem der König wohnte, anzünden,
damit
der König darin verbrenne. Als der König am 28. Januar
1256
mit seiner schweren Rüstung in der Gegend des Berkmeeres durchs
Eis
brach, wurde er von den ihm feindlichen Frieden erschlagen.
25.1.1252
oo Elisabeth von Braunschweig,
Tochter des
Herzogs Otto I.
um
1235 † 27.5.1266
Kinder:
Florenz V.
1254 † 27.6.1296
Mechthild
†
Literatur:
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Die Zähringer. Schweizer
Vorträge und
neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1990, Seite 42,240-244 - Die Zeit der Staufer. Geschichte -
Kunst
- Kultur. (Hg.) Reiner Haussherr. Katalog der Ausstellung Stuttgart
1977
Band I-IV - Engel, Evamaria: Wilhelm von Holland, in Deutsche
Könige
und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 231-239 -
Engels,
Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln
1972,
Seite 155,156,158 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und
das
Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden
1979, Seite 215-217,221 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte
der
deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Jaeckel,
Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher
Monarchen
von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg,
Seite
100
- Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten,
Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 684-696 - Mühlbacher,
Josef: Lebensweg und Schicksale der staufischen Frauen, Bechtle Verlag
Esslingen 1977 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12
Bänden.
Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh
1982
- Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und
Erinnerung.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 38,284,285 -
Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales
Kaisertum.
Ottonen und Salier. Siedler Verlag - Schwennicke Detlev:
Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt
am
Main 1998 Tafel 19 - Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil
2
Der Kaiser 1220-1250 Primus Verlag Darmstadt, 2000 - Thiele,
Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte
Band II, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 9 -
Wies, Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder
Antichrist,
Bechtle Esslingen 1998, Seite 90,119,156 - Winkelmann, Eduard:
Jahrbücher
der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von
Braunschweig
2. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 384,467 -