EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE BAND I. 1
Tafel
144
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2115
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Weimar, Grafen von
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Weimar dürfe
als befestigter Ort an der Ostgrenze des KAROLINGER-Reiches
seit dem 9. Jahrhundert für die Markgrafen in der Sorbenmark eine
Rolle gespielt
haben. König ARNULF
restituierte
899 Markgraf Poppo II. (ältere BABENBERGER) 8
Königshöfe,
unter anderem in Viugmara, das wohl als Weimar,
nicht Wechmar, zu deuten ist.
Verwandtschaft Poppos
mit den seit dem 10.
Jahrhundert nachweisbaren Grafen von Weimar
ist ganz ungewiß. Als erster dieser Familie, die enge
Verbindungen
zum Königtum aufweist, wird 949 Wilhelm, Graf in pago Thuringensi
und fidelis OTTOS DES GROSSEN, genannt.
Sein Sohn Graf Wilhelm II., der princeps Toringorum († 1003),
unterstützte
die Thronkandidatur Heinrichs des
Zänkers, weshalb ihn König
OTTO III. 984 in der Burg Weimar belagern ließ.
Regionale Konkurrenten waren die EKKEHARDINGER
(1002 Belagerung Weimars).
Graf
Wilhelm III.
(erwähnt 1009-1022) konnte die mächtige Stellung
seines Hauses, das mit Orlamünde über eine weitere Burg
in Thüringen verfügte, bewahren.
Seine Söhne
Wilhelm
IV. und
Otto erlangten auch die Pfalzgrafschaft Sachsen
und die Markgrafschaft Meißen, starben aber ohne männliche
Erben, weshalb die Kinder ihres jüngeren Bruders Poppo, Markgraf
von Krain, das Erbe antraten.
Mit dessen Enkel Ulrich II. sind
die Grafen von Weimar 1112 ausgestorben.
Durch die Ehe Adelheids,
einer Tochter Ottos
mit Graf Adalbert
von Ballenstedt übernahm diese askanische Nebenlinie die
durch
Lehnsheimfall allerdings verkleinerte
Herrschaft
Weimar-Orlamünde. Nach deren Aussterben 1140 folgte
als Erbe Hermann, der
zweite Sohn Albrechts des
Bären,
auf den die späteren beiden Linien der jüngeren
Grafen
von Weimar-Orlamünde zurückgehen.
Literatur:
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A. Tille, Die Anfänge der Stadt W. und die Gf.en
von W. und Orlamünde, 1939 - H. Eberhardt, Wechmar oder Weimar?,
Zs.
des Ver. für Thür. Gesch. 46, 1992, 53-64. - W. Flach,
Grundzüge
einer Verfassungsgesch. der Stadt W. (Vom MA zur NZ, hg. H.
Kretzschmar,
1956), 144-239 - H. Patze, Die Entstehung der Landesherrschaft in
Thüringen,
I, 1962 - Gesch. der Stadt W., hg. G. Günther-L. Wallraf, 1975 -
Trillmich Werner: Seite 77
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Die bedeutendsten Rivalen der EKKEHARDINER waren in Thüringen die Grafen von Weimar. Ihre Allodien, Lehen und Herrschaftsrechte erstreckten sich weit über den Burgward Weimar hinaus auf Nord- und Ost-Thüringen bis in den Helmegau und nach Orlamünde. Dazu kam die Verwaltung großer Mainzer, Hersfelder, Fuldaer Lehen und Vogteien. Nach dem Tode Ekkehards I. von Meißen nahm Wilhelm II. 1002 als königstreuer Wortführer der Thüringer herzogsähnlichen Rang für sich in Anspruch. Heiraten seiner Kinder verpflichteten ihm die Herren der Nordmark und der Lausitz. Zusammen mit ihnen verteidigte Wilhelm III. die Elbgrenze gegen Polen. Seine Anteilnahme an der Ostpolitik galt vornehmlich der Mark Meißen, die er beim Aussterben der EKKEHARDINER zu erwerben hoffte. Im Südosten des Reiches vergrößerte inzwischen sein Sohn Poppo, der Schwieger-Sohn des Grafen Weriant in Istrien-Friaul, als Markgraf von Krain die Machtstellung der Familie nochmals beträchtlich.
Patze Hans: Seite 101
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"Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen"
Von den im 10. Jahrhundert aufgestiegenene
Grafen-Geschlechtern
haben sich die Grafen von Weimar am
längsten behauptet. Ihre Herkunft ist ungewiß. Widukind
hält
sie für Thüringer. Posse sucht ihre Heimat im Nordschwabengau.