STAMMTAFEL im Anhang Band IX des Lexikons des Mittelalters
EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE
FOLGE BAND I.1 Tafel
145
Lexikon des Mittelalters: Band V
Spalte 2169
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LUDOWINGER
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Dynastie in Thüringen
Von den im mittleren Maingebiet beheimateten Grafen
von Rhieneck zweigten
sich mit den 1069-1084 genannten Grafen
Ludwig
und Beringar die LUDOWINGER
ab, die als Grafen von Schauenburg diese Stammburg des Geschlechtes im
Thüringer Wald bei Friedrichsroda erbauten, wo sie eine kleine
Rodungsherrschaft
errichteten.
Über Graf Ludwig dem Bärtigen († um 1080),
dem seine Gemahlin Cäcilie
ihr Erbgut um Sangerhausen einbrachte,
setzte sich die Familie zu Ludwig
dem Springer fort. Er gewann durch
seine Gemahlin Adelheid,
der Witwe des Pfalzgrafen Friedrich III.,
Güter ab der unteren Unstrut, erbaute die 1080 zuerst genannte
Wartburg
über Eisenach als neuen Stammsitz und stiftete 1085 das mit
Hirsauer
Mönchen besetzte Kloster Reinhardsbrunn als Grablege des
Geschlechts,
das in Gegnerschaft zum salischen
Königtum
und an der Seite der sächsischen
Opposition zu größerer
Bedeutung aufstieg.
Seine Söhne Ludwig
und Heinrich
erheirateten Güter um Marburg und südlich von Kassel vor
1122,
womit das Geschlecht in Hessen Fuß faßte. Ludwig I.
(† 1140)
eröffnete, seit 1131 als solcher bezeugt, die Reihe
der Landgrafen, denen in einer vom Reich anerkannten
herzogsähnliche
Stellung die Führung im politisch zersplitterten
thüringischen
Raum zugedacht war. Der erste Landgraf ging von LOTHAR
VON SÜPPLINGENBURG
1138 zu König
KONRAD III. über, womit sich Thüringen von
seiner
langen Bindung an das Stammesherzogtum Sachsen befreite.
Sein Sohn Ludwig
II., verheiratet mit Jutta,
der Nichte KONRADS
III., erschien oft im Gefolge FRIEDRICH
BARBAROSSAS, trat für die staufische
Ordnung im Reich ein, brachte aber auch den territorialen Aufbau der
Landgrafschaft
voran.
Ludwig III. nutzte den
Sturz Heinrichs des Löwen
für
die Festigung der Landgrafschaft.
Mit seinem Bruder Hermann I.
betrieb
dann ein Mann mit ungehemmten Machtstreben die Fortführung des
Geschlechts.
Mit seinen acht Kindern baute er politische Beziehungen zwischen
Holstein
und Ungarn aus. Sein Sohn Ludwig
IV. trat in die schicksalhaften
Beziehungen zum Hause WETTIN
ein, dessen Besitz er nach 1226 erlangten Eventual-Belehnung zu
gewinnen
hoffte.
Da sein Sohn Hermann II.
1241 19-jährig starb, übernahm
sein Bruder Heinrich Raspe die
Landgrafschaft,
während ein zweiter Bruder Konrad
(† 1240) seit 1231
die hessischen Güter innehatte, 1234 jedoch in den Deutschen Orden
eintrat.
Heinrich Raspe, in drei Ehen
kinderlos, sah dem Anfall der in seiner Hand vereinigten Landgrafschaft
an die WETTINER
bewußt entgegen, weshalb er 1243 bei
Kaiser
FRIEDRICH II. die Eventual-Belehnung von Markgraf
Heinrich von Meißen
mit der Landgrafschaft erwirkte. Seitdem
wandte er sich gegen die ludowingische
Tradition
vom STAUFER ab und wurde als Mann der
Kurie 1246 zum deutschen Gegen-König gewählt. Mit seinem Tod
1247 starb das ludowingische Haus
im Mannesstamm aus.
Sein Erbe fiel nach langen kriegerischen Wirren mit
seinem thüringischen Teil 1264 endgültig an Markgraf Heinrich
von Meißen. In Hessen setzte sich Sophie, die Tochter Landgraf
Ludwigs IV., durch
und sicherte ihrem Sohn Heinrich
die Herrschaft.
Literatur:
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Patze-Schlesinger II, 1, 10-48.
Patze Hans: Seite 143
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"Die Entstehung der Landesherrschaft in
Thüringen"
Die älteren Versuche, die LUDOWINGER
als ein einheimisches Geschlecht zu erweisen, dürfen als
irrig gelten,
seit A. Groß zeigen konnte, dass die späteren Landgrafen aus
Franken nach Thüringen zugewandert sind. Seine Darlegungen sind
allgemein
akzeptiert worden. Indessen läßt sich nicht nur das
Herkunftsland,
sondern auch der Herkunftsort bestimmen.