Nach der Heimkehr jedoch erwuchsen ihm
Schwierigkeiten
ungeahnter Art. Seine Schwester Jutta
hatte schon im Frühling,
während Ludwigs
letztem Aufenthalts in Meißen, deutlich
erkennen lassen, daß ihr sein Regiment unbequem wurde, und um es
abzuschütteln, schien ihr und ihren Freunden eine zweite Heirat
das
geeignetste Mittel. Als Gatten erwählte sie sich Ludwigs bisherigen
Freund, den im Jahr 1220 verwitweten Grafen
Poppo von Henneberg,
welcher heimlich herbeigerufen wurde und in den ersten Tagen des Jahres
1223 in der Thomaskirche zu Leipzig ihr Ehegelöbnis empfing. Bald
kam es zu offenen Feindseligkeiten. Ohne Wissen Ludwigs legte
Jutta eine Besatzung in
die Leipziger Frohnfeste; Ludwig
aber
erzwang auf den Hilferuf der Bürger ihre Übergabe und
zerstörte
die Feste. Wie hier, so hielten auch sonst die Bürgerschaften des
meißnischen Landes an dem Landgrafen als ihrem
rechtmäßigen
Regenten fest, während Jutta
und ihr Gemahl mehr unter dem
Adel und den Dienstleuten Anhänger fanden, mit deren Hilfe sie
eine
Anzahl fester Plätze besetzen konnten. Doch einer nach dem anderen
wurde vom Landgrafen, der wiederholt mit Heeresmacht von Thüringen
heranrückte, eingenommen und als im Juli auch Groitzsch
und Rochlitz fielen, war er wieder Herr im Lande, aus welchem Poppo
und Jutta
als Flüchtlinge entwichen waren. Ihren Sohn brachte
sie in Sicherheit nach Österreich, an dessen Herzog sie
gleichzeitig
ihr Witwengut in Meißen um 12.000 Mark Silbers verkaufte. Es
sollte
zur Ausstattung seiner eigenen Tochter Konstanze
dienen, mit welcher Heinrich
trotz seiner jungen Jahre verlobt wurde oder schon verlobt war [Obwohl
Juttas
Flucht und ihr Abkommen mit Leopold
von Österreich nur in Ann.
Pegav. p. 270 berichtet werden, sehe ich keinen Grund, sie zu
bezweifeln.].
Wollte Jutta
durch dieses Geschäft Mittel
gewinnen zur Wiederaufnahme des Kampfes, so ist solche doch
unterblieben.
Am 20. Juli erschien nämlich Herzog
Otto von Meran
beim Landgrafen
in Neuenburg (oder Freiburg): er war zugleich Oheim der Landgräfin
und Vetter des HENNEBERGERS,
also ein vorzüglich geeigneter
Vermittler. Seinem Zureden gelang es, die Zwietracht zu stillen; aber
davon
konnte keine Rede sein, daß Ludwig die siegreich
behauptete
vormundschaftliche Regierung und mit dieser die Möglichkeit seiner
eigenen Nachfolge in Meißen wieder aus der Hand gab.