HEINRICH RASPE                     Deutscher König (1246-1247)
-------------------------                    Landgraf von Thüringen (1242-1247)
1201
17.2.1247
          Wartburg

Begraben: Eisenach Katharinenkloster  

Jüngerer (2.) Sohn des Landgrafen Hermann I. von Thüringen (25.4.1217) aus dem Hause der LUDOWINGER aus seiner 2. Ehe mit der Sophie von Bayern, Tochter von Herzog Otto I. ( 11.7.1183) und der Agnes von Loon; Bruder von Landgraf Ludwig IV. dem Heiligen von Thüringen (11.9.1227), Hochmeister Konrad des Deutschen Ritterordens (24.7.1240), Hermann von Thüringen (31. 12.1216), Gräfin Irmgard von Anhalt ( um 1244) und Herzogin Agnes von Österreich ( vor 1247), Stief-Bruder von Markgräfin Jutta von Meißen (6.8.1235) und Gräfin Hedwig von Weimar-Orlamünde ( 1247), Enkel von Landgraf Ludwig II. dem Eisernen von Thüringen ( 14.10.1172) und der Judith von Schwaben, Groß-Neffe vom Römischen Kaiser FRIEDRICH I. BARBAROSSA ( 10.6. 1190 ertrunken) 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2079
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HEINRICH RASPE, Landgraf von Thüringen, dt. Gegenkönig
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* um 1204,
16. Februar 1247
                  auf der Wartburg

Begraben: Eisenach

Eltern:
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Hermann I., Landgraf von Thüringen, und Sophia, Tochter Herzog Ottos I. von Bayern

Schwager der heiligen Elisabeth, deren verschwenderische Liebestätigkeit er behinderte, HEINRICH RASPES drei Ehen blieben kinderlos. - Als jüngerer Bruder Landgraf Ludwigs IV. von Thüringen übernahm HEINRICH RASPE nach dessen Tod die Vormundschaft für seinen Neffen Hermann II. ( 1241). Mit der 1243 erwirkten kaiserlichen Eventual-Belehnung Markgraf Heinrichs des Erlauchten von Meißen mit der Landgrafschaft bereitete er die spätere Vereinigung von Meißen und Thüringen in den Händen des Hauses WETTIN vor. HEINRICH RASPES Treue zu FRIEDRICH II. trug ihm 1239 den Kirchenbann und 1241 das Amt eines Reichsprokurators ein, das er jedoch zwei Jahre später niederlegte, da er inzwischen zum Parteigänger des Papstes geworden war. Nach der Absetzung des Kaisers durch Innozenz IV. wurde HEINRICH RASPE als Kompromißkandidat unter Mitwirkung eines päpstlichen Legaten am 22. Mai 1246 in Veitshöchheim von den rheinischen Erzbischöfen, einigen Bischöfen und thüringischen Grafen zum König gewählt, ohne jedoch die Zustimmung der meisten weltlichen Fürsten zu finden. Gegen König KONRAD IV. errang er bei Frankfurt einen Sieg (5. August 1246), kehrte aber nach einer Niederlage bei Ulm nach Thüringen zurück. Mit HEINRICHS Tod erlosch das Haus der LUDOWINGER im Mannesstamm. Dem herkömmlichen Bild HEINRICH RASPES als eines herrschsüchtigen, übertrieben frommen Menschen stellte H. Patze eine mildere Beurteilung entgegen.

Literatur:
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ADB XI, s.v. - NDB VIII, 334ff. - Patze-Schlesinger II, 1, 35-41.


Schwennicke Detlev: Tafel 145
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

HEINRICH RASPE
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* (1204),
Wartburg 16. II 1247

Begraben: Eisenach Katharinenkloster

IV 1227 VORMUND von HERMANN II.
1241 LANDGRAF von THÜRINGEN
1242/43 PROKURATOR für DEUTSCHLAND
Veithöchheim 22.V.1246 GEGEN-KÖNIG
1231 Gründung von FRANKENBERG/EDER
1236 von WOLFSHAGEN

 vor 16.V.1247
  1. oo ELISABETH VON BRANDENBURG (ASKANIER)
              
1237
 
Tochter von Markgraf Albrecht II.

 Wiener Neustadt II.1238
  2. oo GERTRUD VON ÖSTERREICH (BABENBERGER)
               
1241

Tochter von Herzog Leopold V.

 Kreuzburg/Werra 10.III.1241
  3. oo BEATRIX VON BRABANT
          * (1225)
11.XI.1298

Begraben: abbaye de Marquette bei Lille

Tochter von Herzog Heinrich

(oo II Löwen XI 1247 Guillaume III de Dampierre (-sur-Aube) Seigneur de Courtrai Turnier zu Trazegnies 6.VI.1251 Begraben: Marquette)


Jaeckel Gerhard: Seite 99
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"Die Deutschen Kaiser. Eine illustrierte Geschichte der deutschen Herrscher von Karl dem Großen bis Wilhelm II. und Karl I. von Österreich-Ungarn."

HEINRICH RASPE VON THÜRINGEN 1246-1247

Um 1204 als zweiter Sohn des Landgrafen Hermann I. von Thüringen und der Prinzessin Sophie von Bayern geboren, trat er 1227 die Regentschaft für seinen auf dem 4. Kreuzzug gestorbenen Bruder Ludwig IV. an. Er vertrieb seine Schwägerin, die später heilig gesprochene Elisabeth, und ihre Kinder von der Wartburg und übernahm nach dem Tode seines Neffen Hermann II. die Landgrafschaft in eigenem Namen. Auf Grund der Verdienste, die er sich 1241 bei der Abwehr des Mongolensturms erworben hatte, ernannte Kaiser
FRIEDRICH II.
ihn 1242 nach dem Abfall des Erzbischofs Siegfried von Mainz zum Reichsprokurator für den minderjährigen König
KONRAD IV.
Durch eine Zuwendung von 25.000 Mark Silber ließ er sich für die päpstliche Partei gewinnen und wurde nach der durch Papst Innozenz IV. über Kaiser FRIEDRICH II. gewählt. Im Reich als verhängten Kirchen- und Reichacht am 22. Mai 1246 in Veitshöchheim von den Bischöfen von Mainz, Köln, Würzburg, Speyer, Straßburg und Metz sowie von hessischen und thüringischen Grafen zum Gegen-König gewählt und als Pfaffen-König verspottet, versammelte er mit den päpstlichen Geldern ein Heer und schlug KONRAD IV. bei Nidda am 5. August 1246. Während der Belagerung von Ulm erkrankte er und zog sich auf die Wartburg zurück, wo er am 17. Februar 1247 starb.


Nach dem Tode seines Bruders, Ludwig IV., verjagte er dessen Gemahlin Elisabeth samt ihren Kindern nach Hessen und maßte sich die Herrschaft für seinen Neffen Hermann II. an. Er wurde 1236 durch Kaiser FRIEDRICH II. mit Thüringen belehnt und setzte die Hausmachtpolitik erfolgreich fort. Er erbte, nachdem er seinen Neffen mit Gift aus dem Weg geräumt hatte, 1241 Gudensberg-Hessen, wohin er wieder drängte, was die Gegensätze zum Erzbischof von Mainz vergrößerte. Er war ab 1242 Reichsgubernator, nutzte diese Position rigoros für sein Haus aus und erwarb im Eichsfeld Rechte und Besitz. Er wählte 1237 KONRAD IV. mit und war dessen Vormund. Er fiel 1246 vom Kaiser ab und wurde am 22.5.1246 in Veithöchheim (bei Würzburg) von einer Minderheit deutscher Kirchenfürsten zum König gewählt. Mit päpstlichen Geldern sammelte er ein Heer und schlug KONRAD IV. am 5.8.1246 bei Frankfurt und später bei Ulm und verdrängte ihn damit aus dem Reich. Bei Reutlingen verwundet, floh er, verletzte sich durch einen Sturz vom Pferd und starb als der letzte LUDOWINGER auf der Wartburg. Da mit ihm die Dynastie der LUDOWINGER im Mannesstamm erloschen war, fiel Thüringen nach seinem Tod an die Markgrafen von Meißen (Haus WETTIN).
 
 
 
 

    1228
  1. oo Elisabeth von Brandenburg, Tochter des Herzogs Albrecht II.
      x      
Sommer 1231

    1238
  2. oo Gertrud von Österreich, Tochter des Herzogs Leopold VI.
      x   1202
vor 10.3.1241

  10.3.1241
  3. oo 1. Beatrix von Brabant, Tochter des Herzogs Heinrich II.
      x       1225
11.11.1288

          1247
        2. oo Wilhelm III. Graf von Flandern
                1224
6.6.1251
 
 
 
 

Literatur:
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Assing Helmut: Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997 Seite 243,289,294 -  Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 42,131,240-243,262 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 215,221 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Horst, Eberhard: Friedrich der Staufer, Claassen Verlag Düsseldorf 1989, Seite 304,306,308 - Kantorowicz, Ernst: Kaiser Friedrich der Zweite, Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1991, Seite 397,582,585 - Jaeckel Gerhard: Die Deutschen Kaiser. Eine illustrierte Geschichte der deutschen Herrscher von Karl dem Großen bis Wilhelm II. und Karl I. von Österreich-Ungarn. Weltbild Verlag Seite 99 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 277,285,300,411 A 3 - Lehmann, Johannes: Die Staufer. Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts, Gondrom Verlag Bindlach 1991, Seite 325,330,357 - Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 346,348,350 - Ohler, Norbert: Elisabeth von Thüringen. Fürstin im Dienste der Niedrigsten, Muster-Schmitt Verlag Göttingen 1992 - Patze, Hans: Die Entstehung der Landesherrschaft Thüringen, Böhlau Verlag Köln/Graz 1962 - Patze, Hans/Schlesinger, Walter: Geschichte Thüringens, Böhlau Verlag Köln/Graz 1967 - Pleticha, Heinrich: Deutsche Geschichte in 12 Bänden. Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 274,179,288 - Rösch, Eva Sibylle/Rösch, Gerhard: Kaiser Friedrich II. und sein Königreich Sizilien, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 159,1614 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag - Schwarz, Hilmar: Die Ludowinger Aufstieg und Fall des ersten thüringischen Landgrafengeschlechts, Wartburg-Stiftung 1993 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 145 - Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220. Primus Verlag Darmstadt, 1992 - Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil 2 Der Kaiser 1220-1250 Primus Verlag Darmstadt, 2000 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Seite 615,675 - Wies, Ernst W.: Elisabeth von Thüringen. Die Provokation der Heiligkeit, Bechtle Esslingen 1993 - Wies, Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle Esslingen 1998, Seite 236,248,257 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 325,327,331,343,350 -