Roger I. Borsa                                 2. Herzog von Apulien (1085-1111)
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um 1061-22.2.1111
 

Begraben: Dom zu Salerno
 

Ältester Sohn des Herzogs Robert Guiscards von Apulien aus dem Hause HAUTEVILLE aus seiner 2. Ehe mit der Sigelgaita von Salerno, Tochter von Fürst Waimar IV.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 938
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Roger Borsa, Herzog von Apulien
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     + 22. Februar 1111

Sohn des Robert Guiscard und seiner zweiten Gemahlin Sikelgaita

Roger Borsa hatte führenden Anteil an dem Feldzug, der Gregor VII. dazu verhalf, 1084 Rom zu verlassen und in Salerno Zuflucht zu finden. Danach begleitete er seinen Vater im Krieg gegen Byzanz. Er befehligte die Truppen, die Kephallenia besetzten. Zur Nachfolge im Herzogtum Apulien designiert, kämpfte er lange gegen seinen Halbbruder Bohemund, gegen den er sich schließlich dank der Unterstützung seines Onkels, des Großgrafen Roger, durchsetzte. 1089 erwirkte er von Papst Urban II. die Investitur mit dem Herzogtum Apulien und verständigte sich mit seinem Bruder über dessen Aufteilung. Bohemumd, der die Oberhoheit Roger Borsas anerkannte, erhielt die Territorien der ehemaligen byzantinischen Themen Langobardia und Lukania und machte Tarent zum Sitz seiner Herrschaft. Roger Borsa beschränkte sich auf die Gebiete des früheren langobardischen Prinzipats Salerno und wählte Salerno zur Hauptstadt seines Herzogtums. In die ständigen Kriege, die in S-Italien wüteten, konnte Roger Borsa nicht entscheidend eingreifen. Mit der Unterstützung des Grafen von Sizilien begann seine Macht erst nach 1096 zu wachsen, als Bohemund und eine große Anzahl von Feudalherren zum Kreuzzug aufgebrochen waren. 1098 unterstellte sich der Fürst von Capua der Lehnshoheit Roger Borsas, ein Ziel, wonach Robert Guiscard vergeblich getrachtet hatte. Als 1105 Bohemund, inzwischen Fürst von Antiochia, nach S-Italien zurückkehrte, wurde die Länderteilung von 1089 wiederaufgenommen.



Thiele, Andreas: Tafel 416
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

ROGER I.
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+ um 1061, + 1109

Roger I. Borsa folgte nach dem Willen des Vaters als 2. Herzog von Apulien-Kalabrien und führte ständig Fehden und Auseinandersetzungen mit Vasallen, Onkel und Cousin in Sizilien, wohin sich das politische Schwergewicht der Familie nach dem Tod des berühmten Vaters zu verlagern begann.

 1092
  oo Adele von Flandern, Tochter des Grafen Robert I. und Witwe König Knuts III. von Dänemark
              + 1115



Houben Hubert: Seite 22,23,33
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"Roger II. von Sizilien"

Nur dank der Hilfe des Grafen Roger I. von Sizilien konnte sich sein Neffe und Lehnsherr, Herzog Roger Bursa (1085-1111), gegen seinen von der Thronfolge ausgeschlossenen Halbbruder Bohemund I. durchsetzen. Allerdings mußte er sich mit Reduzierung des Herzogtums auf das Gebiet des früheren Fürstentums Salerno abfinden; Bohemund erhielt die Herrschaft über die ehemals byzantinischen Gebiete Terra d'Otranto und Basilicata sowie Bari und Brindisi, mußte aber auf die Grafen von Conversano und die Herren von Montescaglioso Rücksicht nehmen, die bald versuchten, sich selbständig zu machen. Der Graf von Sizilien ließ sich seine Hilfe gut bezahlen: Roger Bursa mußte ihm die in seiner Hand befindlichen Teile Kalabriens und Siziliens abtreten. 1096 versprach er Roger I. die Hälfte Amalfis, wenn er ihm helfe, die Stadt, die sich gegen seine Herrschaft erhoben hatte, zu unterwerfen.
Nach dem Tode Rogers I. hatte der Herzog von Apulien zunehmend Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Im Laufe des Jahres 1111 starben kurz nacheinander Roger Bursa und Bohemund I. Beide hinterließen minderjährige Nachfolger.

Bünemann, Richard: Seite 108,113,131,146,155,158-160,162-164,197,259-260
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"Robert Guiskard 1015-1085. Ein Normanne erobert Süditalien."

Der Krieg auf dem Balkan ist unter etablierten Normannen wahrscheinlich nicht populär gewesen. Sichelgaita wird um die Nachfolge ihres Sohnes Roger Borsa gefürchtet haben.
Bis dahin sollte Roger Borsa dem Pontifex nach Möglichkeit keine militärische Hilfe verweigern. Gregor muß enttäuscht gewesen sein. Der junge Sohn konnte den kriegserfahrenen Vater nicht ersetzen.
In einer öffentlichen Kundgebung in Otranto ordnete Robert Guiskard in Anwesenheit Sichelgaitas und seiner Grafen die Stellvertretung der Regierung und die Verwaltung seines Besitzes. Er "designierte" den ältesten Sohn aus seiner Ehe mit Sichelgaita, Roger Borsa, "als Erben und stellte ihn allen voran, vor die er [Robert] selbst an die Spitze gestellt worden war." Dabei sieht es so aus, als ob die Regierung in S-Kalabrien und auf Sizilien seinem Bruder Roger übertragen wurde. Der Regent Roger Borsa, der kaum älter als zwanzig Jahre gewesen sein kann, wurde zwei Grafen anvertraut: Robert von Loritello und Girard vermutlich von Buonalbergo, dem Vormund von Roberts erster Gemahlin Alberada. Das Legitimitätsdenken der Zeit und das Bündnis zwischen Normannen und Langobarden, das mit der Ehe von Robert und Sichelgaita besiegelt wurde, erlaubte keine andere Designation als Roger Borsa. Bohemund, der älteste Sohn des Guiskard, galt seit der Verstoßung seiner normannischen Mutter als Bastard.
In Apulien zeigten die byzantinischen Intrigen schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1081 Wirkung. Der Regent Roger Borsa sah sich genötigt, die Mauer von Ascoli Satriano schleifen zu lassen. Im Frühjahr 1082 griffen Ascoli und Troia gemeinsam Guiskards Sohn an. Nur mit Mühe ist Roger Borsa Herr der Unruhe geworden. Die Troianer schlossen ihn in seiner eigenen Zitadelle in ihrer Stadt ein. Nach seiner Befreiung hielt Roger ein Strafgericht, das selbst für damalige Verhältnisse besonders grausam gewesen sein soll.
Aus dem Normannenlager vor der Porta Asinaria eilte Roger Borsa mit einer starken Reiterreserve zur Unterstützung des Vaters in die Stadt, doch konnten die Römer nicht überwältigt werden.
Mindestens drei Guiskard-Söhne sind dem Vater gefolgt: Bohemund, um die Scharte auszuwetzen, Roger Borsa, um sich auszuzeichnen, und Guido, der später am Hof von Kaiser Alexios zu Ehren kam.
Wieder schickte Robert eine Vorausabteilung nach Valona. Vermutlich erhielt nicht Bohemund, sondern Roger Borsa das Komamndo. Valona wurde genommen.
Fünf Trieren übernahm Robert selbst. Seinen Söhnen Roger Borsa, Bohemund und offenbar auch Robert unterstellte er je fünf. Mit dem ganzen Geschwader gingen die HAUTEVILLE zum Angriff über und errangen einen großen Sieg.
Trotz hoher Ausfälle durch die "Pest" nahm Robert die Operation im Frühjahr 1085 wieder auf. Roger Borsa wurde mit einigen Schiffen nach Kephallonia vorausgeschickt, um die Insel am Eingang des Golfes von Korinth zu unterwerfen. Im Sommer 1085 belagerte Roger Borsa eine Stadt auf Kephallonia. Als dem Guiskard der Angriff des Sohnes nicht rasch genug vorankam, bestieg der Vater ein schnelles Schiff und nahm Kurs auf Kephallonia. Bei Kap Atheras an der NW-Spitze der Insel, wo er gelandet sein soll, packte ihn ein "heftiges Fieber". Dort, so Anna Komnena, starb Robert sechs Tage später im Beisein seiner Frau und eines seiner Söhne.
Bald nach Guiskards Tod begab sich Roger Borsa vermutlich in Begleitung seiner Mutter von des Vaters Sterbelager auf das Festland nach Vonitsa, wo das Gros der Normannen lag. Roger gab den Kriegern das Ableben des Herzogs bekannt und verkündete, daß er nach Italien zurückkehren müsse. Wenn er sich nicht beeilte, würde man ihn seines Rechts auf das Herzogsamt berauben. Alle wußten, daß Bohemund dem Bruder das Erbe nicht kampflos überlassen würde.
Das eindruckvollste Beispiel ist Roger Borsa, der Sohn Sichelgaitas, der das Erbe des vom Vater Guiskard vertriebenen Bruders seiner Mutter, des Fürsten Gisulf, seines Onkels, in Salerno antreten konnte und noch dazu Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien wurde, ganz zu schweigen vom Besitz Amalfis, um das seine langobardischen Vorfahren schon lange gerungen hatten.
Roger Borsa gerecht zu werden, ist nicht leicht. Sein Vater nannte ihn spöttisch "Borsa", weil er die Gewohnheit hatte, die Münzen in seiner Geldbörse immer wieder zu zählen. Roger stand im Schatten Guiskards und seines Bruders Bohemund. Mißt man ihn an diesen Riesen, war er ein Zwerg, der "weder die militärische Begabung noch das politische Genie seines Vaters hatte", urteilt Chalandon. Er geriet immer mehr in die Abhängigkeit seines Onkels Roger von Sizilien, vermochte seine Großvasallen kaum zu zügeln und ist für den Niedergang des Herzogtums mitverantwortlich. Borsas Regierung war schwach, aber nicht völlig erfolglos. Immerhin gelang es ihm, was der Vater nicht erreichete. Er brachte im Sommer 1098 das Fürstentum Capua in seine Lehnsabhängigkeit. Damit wurden alle Eroberungen der italienischen Normannen de jure unter einer Herrschaft vereinigt. Roger Borsa hat Kirchen und Klöster großzügig beschenkt. Er starb am 21.Februar 1111 zwei Wochen vor seinem Rivalen und Stiefbruder Bohemund. Roger Borsa wurde im Dom zu Salerno beigesetzt. Seine Gebeine ruhen am Ende des rechten Kirchenschiffs in einem römischen Sarkophag.
 
 
 
 

 1092
  oo 2. Adela von Flandern, Tochter des Grafen Robert I. der Friese
           um 1064-   1115
 
 
 
 

Kinder:

  Wilhelm II.
  um 1095-26.7.1127

  Guiskard Prinz von Apulien
         -   1108

Illegitim

  Wilhelm Graf di Gesualdo und Lucera
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Literatur:
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Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 254,278 - Bünemann, Richard: Robert Guiskard 1015-1085. Ein Normanne erobert Süditalien. Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln 1997 Seite 79,82,97,108,111,113,125,131,146,155,158-160,162-164,176,180,187, 191,197,208,228,236,245,250-252,254-256,259-260,262,266,275 - Die Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 51,118 - Houben Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 22,23,33,34,39,43,45AQ,96,143,Taf.1 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 416 -