Sohn des N.N.
 
Althoff Gerd: Seite 409
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 99
Lü: 3.8. Hodo occisus + 1015
Hodo fiel im Kampf
gegen die Polen. Nach dem Bericht Thietmars VII, 18 hatte HEINRICH
II. ihn und den Sohn des Markgrafen
Hodo allzu großer Vertrautheit mit Boleslaw
Chrobrys verdächtigt.
Hodo
war auch der Wächter und Begleiter Mieszkos
während seiner Gefangenschaft gewesen; s. dazu oben S. 115.
Auf Grund seines Namens und der Erwähnung im Zusammenhang
mit Siegfried,
dem Sohn Markgraf Hodos, ordnet ihn schon Schölkopf, Die sächsischen
Grafen Seite 51 in dessen Verwandtenkreis ein.
Zu diesen Angehörigen der Sippe des Markgrafen
Gero, von denen sich eher viele im Lüneburger Necrolog nachweisen
lassen, vgl. Kommentar G 2.
1015
Am Tag der Auffindung des ersten Märtyrers Christi
gin der Caesar über die Oder und schlug den Widerstand der polnischen
Scharen furchtbar zusammen; von den Unsrigen fielen nur der wackere, junge
Hodo, Eckerich und ein anderer Vasall des Grafen Gunzelin. Diesen
Hodo und Markgraf Hodos Sohn Siegfried [vgl. IV, 60]
hatte der Kaiser bisher allzugroßer Vertrautheit mit Boleslaw
verdächtigt; an diesem Tage konnten sie sich mannhaft rechtfertigen.
Bei der Verfolgung der fliehenden Feinde kam Hodo allein weit von
den Seinen ab und verlor durch einen Pfeilschuß in den Kopf erst
ein Auge und dann auch das Leben. Mieszko
vergoß hefrige Tränen, als er den Toten erkannte, der sein Wächter
und Begleiter bei uns gewesen war; wohl bestellt übersandte er die
Leiche an unser Heer.
Annalen von Quedlinburg
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1015
Der Kaiser beschloß auch in diesem Jahre, eine
Gesandtschaft an Bolizlav wegen Rückgabe
der Gebiete, welche er genommen hatte, zu senden. Dieser antwortete wie
gewöhnlich stolz, er wolle nicht allein sein Eigenthum behalten, sondern
lieber noch heimsuchen, was nicht sein sei. Der Kaiser, mit Recht darüber
erzürnt, rüstete zum Kriege und rief Tausende tapferer Männer
zu den Waffen, mit welchen er ohne Verzug an die Grenzen Polens rückte.
Beim ersten Angriffe erhält er den Trost vom Himmel, daß die
Feinde den Rücken kehrten, auf einer andern Stelle neunhundert durchs
Schwert fielen und Bolizlav selbst
seiner Begegnung weit auswich. So ist er im Herzen erfreut, weil auch seine
Trabantenschaar gesund geblieben, mit Ausnahme des trefflichen Jünglings
Hodo, welcher an Kräften nicht zum Kriege tüchtig, eines
unerschrockenen und löblichen Todes mit wenigen, doch Tapferen, starb;
seine Leiche soll Bolizlavs Sohn Misiko
mit Thränen ausgehoben haben, und nachdem alles Nöthige sorgfältig
beigegeben war, wurde sie den Seinigen zurückgegeben, um nach Hause
gebracht zu werden. Der Kaiser aber war betrübt, daß jemand
für ihn gestorben, der vorher siegreich gewesen war, und auf den Rath
der Seinen sammelte er seine Truppen und befahl dem Heere heimzuziehen.
Da man nun die Wege nicht kannte, zog man durch einen Wald an einen Ort,
welcher, kaum geräumig für eine so große Menge, da auf
allen Seiten Sumpf herumfloß und ein Kranz von Wäldern ihn umgab,
den Müden kurze Rast gewährte. Da trafen die Großen und
die übrige Jugend zusammen; durch ihre Kräfte sei der Sieg gewonnen,
prahlten sie, und drohten ins Leere den Abwesenden mit einer neuen Niederlage.
Keiner bemühte sich, wie es sich geziemt hätte, den Gott der
Himmel und den König der Könige mit Loben zu erheben und für
die erhaltenen Wohlthaten ihm würdigen Dank zu bringen oder für
die zukünftigen sich in Gebeten zu ergießen; darum mußten
wir weinen. Inzwischen wird das versammelte Heer plötzlich vom Schrecken
des Kriegs eingeschlossen, aus Verstecken und Hinterhalten erscheinen die
Feinde, eingedenk der an ihren Landsleuten verübten Gewaltthaten.
Diesen Ausgang versperren sie mit ihren Schwertern, jenen mit Speeren und
Pfeilen. Da entsteht Geschrei und die vorhandene Freude wird in Trauer
verwandelt, während von beiden Seiten hart gestritten wird, und die
Feinde wären gewichen, hätten unsere Sünden sie nicht zurückgerufen.
Das Gepäck eines Friderich gerieth in Gefahr, und als er selbst den
Seinen zur Hülfe eilen wollte, wurde er vor aller Augen niedergestreckt.
Dann stürzte sich in erneutem Schmerze der Graf Gero mitten
in die Feinde, den Fall des sterbenden Freundes beklagend; bald schmettert
er diese mit gewaltiger Rechte, bald jene mit dem schäumenden Rosse
ins Verderben, bis er endlich vom übergroßen Morden ermattet,
der erste von vielen, den Becher ruhmreichen Todes kostete. Als die 
übrigen sich aber in die Enge getrieben sahen, riefen sie Gott um
Versöhnung an, den sie erzürnt wußten.
Ludat, Herbert: Seite 128 Anm. 222
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"An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik
des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa."
[Anm. 222 Unter anderem Siegfried, der Sohn des Markgrafen Hodo, und Hodo inclitus iuvenis (Thietmar VII, 18), vermutlich auch ein naher Verwandter Hodos oder eines anderen Angehörigen der GERO-CHRISTIAN-Familie, Gunzelin und Erzbischof Walthard (vgl. über ihn Thietmar VI, 69 und 79.]
Schölkopf Ruth: Seite 51
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"Die sächsischen Grafen 919-1024"
Er wurde erst wieder 1015 im Kampf gegen Polen erwähnt, als er zusammen mit einem gewissen Hodo, der von Thietmar als inclitis iuvenis bezeichnet wird, durch mutigen Kampf von dem Verdacht reinigte, zu Herzog Boleslaw von Polen in landesverräterischer Verbindung gestanden zu haben. Wahrscheinlich hatten die beiden auf diesem Wege versucht, ihre Machtstellung zu vergrößern. Hodo fand im Kampf durch einen Pfeilschuß den Tod. Das gute Verhältnis zu Boleslaw erhellt sich aus dessen großem Schmerz, als er den Toten auf dem Schlachtfeld erkannte und den Leichnam zur Bestattung dem Heer nachschicken ließ. Hodos Todestag war nach einer Aufzeichnung des Merseburger Totenbuches der 3. August.
Görich Knut: Seite 135,139-141
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"Eine Wende im Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobrys"
in: Otto III. Heinrich II. Eine Wende?
Danach blieb Mieszko II.
noch einige Monate dem Grafen Hodo zur Bewachung anvertraut. Im
November 1014 wurde die Angelegenheit erneut auf einem Merseburger Hoftag
beraten.
Mit seinem Verhalten entband
Mieszko seine sächsischen Freunde von ihren Verpflichtungen.
Auffallenderweise taten sich beim anschließenden Kampf gegen die
Polen zwei sächsische Adlige besonders hervor, die HEINRICH
II. beschuldigt hatte, mit Boleslaw
Chrobry allzu vertraut - familiares - zu sein.
Es handelte sich dabei einmal um den Grafen Hodo; er war Wächter
und Begleiter Mieszkos II. während
seiner Haft in Sachsen [Man ordnet ihn gemeinhin der weiteren Familie des
Markgrafen
Gero I. zu, vgl. Schölkopf (wie Anm. 196), Seite 51; Althoff
(wie Anm. 99), Seite 409, G 99.]. Der andere war Graf Siegfried,
der Sohn des Markgrafen Hodo (+ 993). Beide gehörten wohl zum
Kreis der Adligen, die sich im November 1014 für Mieszko
II. verbürgt hatten, in die sie nun geraten waren. Nachdem
sie Mieszko nicht zur Unterwerfung
hatten bewegen können, zu der aus Freundschaft zu ihnen zwar bereit,
aus Rücksicht auf seinen Vater und Herrscher aber nicht in der Lage
war, drohte den Sachsen nun die Konfiskation ihrer Güter, weil sie
vor dem Kaiser für das Wohlverhalten der Polen vergeblich gebürgt
hatten. Dem mit dem Besitzverlust drohenden Verlust an Ansehen suchten
Hodo
und Siegfried zu entkommen, indem sie sich im Kampf besonders hervortun
wollten - sei es, um so die drohende Strafe durch erwiesene Treue zum Kaiser
abzuwenden, sei es, weil sie einen ehrenhaften Tod der Schande einer Bestrafung
vorzogen. Hodo verlor dabei sein Leben. Selbst Thietmar empfindet
diesen Loyalitätskonflikt mit tödlichem Ende als tragisch: Wie
auch an anderen Stellen seiner Chronik zeigt er sich bei der Schilderung
dem Ethos des Kriegeradels verpflichtet und verläßt für
einen Moment seinen sonst schroff durchgehaltenen antipolnischen Ton: Der
junge Mieszko "weinte heftig, als er
den Toten erkannte" und übersandte Hodos Leichnam bene procuratum,
das heißt von keiner Plünderung geschändet, dem sächsischen
Heer. Auch die Quedlinburger Annalen berichten, Mieszko
habe Hodos Leichnam mit Tränen aufgehoben, alles
Nötige sorgfältig beigegeben und an die Seinen zurückgeschickt.
Als Wächter und Begleiter Mieszkos
während der sächsischen Haft war Hodo eben nicht Feind,
sondern Freund des Polen gewesen.
Unter bestimmten Umständen hieß der Freundschaft
zum einen zu gehorchen gleichzeitig, die Pflichten gegenüber dem anderen
zu verletzen. Dieses Dilemma nahm im Schicksal Hodos konkrete Gestalt
an: Als Lehnsmann des Kaisers und als amicus Mieszkos
II. verfügte er über Beziehungen zu beiden Konfliktparteien.
Bei der Freilassung Mieszkos II. aus
kaiserlicher Haft konnte er daher als Vermittler und als Garant fungieren.
Als Mieszko aber die aus der amicitia
zu sächsischen Großen erwachsenen Verpflichtungen nicht erfüllen
konnte, waren die betroffenen Sachsen auf andere Art als bisher zum Konflikt
herausgefordert. Ihre Vermittlerrolle war obsolet geworden, ihre Garantiepflicht
unerfüllbar, es blieb nur der Ausweg, im Kampf die eigene Ehre zu
retten. Zu keinem anderen Zeitpunkt der sogenannten "Polenkriege" HEINRICHS
II. starben mehr sächsische Adlige im Kampf als 1015 nach
der gescheiterten Einforderung von Mieszkos
Freundschaftspflicht.
 
 
 
 
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 115,186,409
G 99 - Annalen von Quedlinburg a. 1015 - Schneidmüller
Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite 135,139-141 - Schölkopf
Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum
Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 Seite 51 - Thietmar
von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 
Seite 370,372 -