Zu einem verfasungsmäßig eigenartigen Gebilde
hat sich in unserem Raum die Herrschaft Saalfeld entwickelt. Es hat überrascht,
dass König HEINRICH II. im Jahre
1014 dem Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen Saalfeld schenkte. Dies
ist, wie man neuerdings hervorgehoben hat, im Zusammenhang mit dem Frieden
von Merseburg von 1013 zu sehen, der den 10-jährigem Kampf HEINRICHS
II. mit Boleslaw von Polen
beendete, den Polenherzog wieder - wie einst OTTO
III. in Gnesen - in das Imperium einbezog und diese Verbindung
durch die Ehe zwischen Mieszko II. und
Ezzos
Tochter
Richeza
festigte. Die PIASTEN
waren durch
Richeza des Connubiums mit der kaiserlichen
Familie würdig geworden. Der ungewöhnliche Zweitname von Richezas
Sohn
Kazimierz I. Karlolus, wies auf die
Konzeption, die von den EZZONEN mit dieser politischen Ehe verbunden
wurde. Innerpolnische Störungen haben hohe Absichten zum Scheitern
gebracht; Richeza mußte nach Brauweiler zurückkehren.
Sie schenkte 1057 Bischof Adalbero von Würzburg ihr Erbgut im Salz
und erhielt dafür Schmalkalden. Leutersdorf, Meiningen, Queienferld
und andere Güter. Auf Drängen Erzbischof Annos von Köln
überließ
Richeza
1057 ihre
Güter Saalfeld und Coburg, das hier zuerst erscheint, dem Erzstift
Köln.
Dass Saalfeld und sein Vorland bereits einen erheblichen
Entwicklungsstand als große Grundherrschaft aufgewiesen haben müssen,
erkennt man an verschiedenen Tatsachen. Pfalzgraf Ezzo war 1034
in Saalfeld gestorben. Den Freien, Smurden und Jägern wurden bei der
Übergabe an Köln durch Richeza
die
alten Rechte und Gewohnheiten zugesichert. Unter den Freien hat man wohl
Neusiedler, Lokatoren, im "Lande Orla" zu verstehen. Deutsche Dörfer,
darunter das Waldhufendorf Langenschade (nahe Saalfeld), wurden auf der
Saalfelder Heide und im Frankenwald angelegt, Pfarreien gegründet.
Mittelpunkt der "Provinz Orla", die sich zwischen Saale, Orla und Triptiser
Senke erstreckte, war Saalfeld mit seiner Burg, der Nikolauskapelle, einem
in Wirtschaft und Verwaltung gut bekannten grundherrlichen Haupthof (wohl
Graba), mit Jägern, Ministerialen und einem Markt (zweifellos der
"Alte Markt" in Saalfeld). Das unter der Banngewalt des Erzbischofs stehende
Land (patria) bildete ein einheitliches Wirtschafts- und Zollgebiet mit
gleichem Recht. In Saalfeld gründete Anno, nachdem vorher mit der
Mission betraute Kanoniker nach Köln zurückgeholt worden waren,
1071 ein Kloster (wohl an Stelle des ehemaligen Königshofes) und besetzte
es mit Mönchen aus Siegburg und St. Pantaleon. Der Erzbischof, der
sich wiederholt in Saalfeld aufhielt, schenkte dem Kloster die terra Orla.
Die Abtei ging aus dem Besitz der Kölner Kirche in den des Erzstiftes
Mainz über.