Patze Hans/Schlesinger Walter:
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"Geschichte Thüringens"  1967

Zu einem verfasungsmäßig eigenartigen Gebilde hat sich in unserem Raum die Herrschaft Saalfeld entwickelt. Es hat überrascht, dass König HEINRICH II. im Jahre 1014 dem Pfalzgrafen Ezzo von Lothringen Saalfeld schenkte. Dies ist, wie man neuerdings hervorgehoben hat, im Zusammenhang mit dem Frieden von Merseburg von 1013 zu sehen, der den 10-jährigem Kampf HEINRICHS II. mit Boleslaw von Polen beendete, den Polenherzog wieder - wie einst OTTO III. in Gnesen - in das Imperium einbezog und diese Verbindung durch die Ehe zwischen Mieszko II. und Ezzos Tochter Richeza festigte. Die PIASTEN waren durch Richeza des Connubiums mit der kaiserlichen Familie würdig geworden. Der ungewöhnliche Zweitname von Richezas Sohn Kazimierz I. Karlolus, wies auf die Konzeption, die von den EZZONEN mit dieser politischen Ehe verbunden wurde. Innerpolnische Störungen haben hohe Absichten zum Scheitern gebracht; Richeza mußte nach Brauweiler zurückkehren. Sie schenkte 1057 Bischof Adalbero von Würzburg ihr Erbgut im Salz und erhielt dafür Schmalkalden. Leutersdorf, Meiningen, Queienferld und andere Güter. Auf Drängen Erzbischof Annos von Köln überließ Richeza 1057 ihre Güter Saalfeld und Coburg, das hier zuerst erscheint, dem Erzstift Köln.
Dass Saalfeld und sein Vorland bereits einen erheblichen Entwicklungsstand als große Grundherrschaft aufgewiesen haben müssen, erkennt man an verschiedenen Tatsachen. Pfalzgraf Ezzo war 1034 in Saalfeld gestorben. Den Freien, Smurden und Jägern wurden bei der Übergabe an Köln durch Richeza die alten Rechte und Gewohnheiten zugesichert. Unter den Freien hat man wohl Neusiedler, Lokatoren, im "Lande Orla" zu verstehen. Deutsche Dörfer, darunter das Waldhufendorf Langenschade (nahe Saalfeld), wurden auf der Saalfelder Heide und im Frankenwald angelegt, Pfarreien gegründet. Mittelpunkt der "Provinz Orla", die sich zwischen Saale, Orla und Triptiser Senke erstreckte, war Saalfeld mit seiner Burg, der Nikolauskapelle, einem in Wirtschaft und Verwaltung gut bekannten grundherrlichen Haupthof (wohl Graba), mit Jägern, Ministerialen und einem Markt (zweifellos der "Alte Markt" in Saalfeld). Das unter der Banngewalt des Erzbischofs stehende Land (patria) bildete ein einheitliches Wirtschafts- und Zollgebiet mit gleichem Recht. In Saalfeld gründete Anno, nachdem vorher mit der Mission betraute Kanoniker nach Köln zurückgeholt worden waren, 1071 ein Kloster (wohl an Stelle des ehemaligen Königshofes) und besetzte es mit Mönchen aus Siegburg und St. Pantaleon. Der Erzbischof, der sich wiederholt in Saalfeld aufhielt, schenkte dem Kloster die terra Orla. Die Abtei ging aus dem Besitz der Kölner Kirche in den des Erzstiftes Mainz über.
 
 
 
 
 
 
 
 


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