Annalista Saxo: Seite 40,49,58,61,62,65,69
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"Reichschronik"
 

Das Jahr 1002.
 

[Herimann empfing die Leiche des Vaters mit außerordentlicher Trauer und ließ sie in seiner Burg Namens Gene bestatten,] in der Mainzer Parochie, an der Stelle, wo Sala und Unstrod zusammenfließen. Nach mehreren Jahren jedoch wurde er mit vielen Anderen von demselben Geschlechte versetzt in die Stadt Nuenburh, nicht weit von dem früheren Platze am weiteren Laufe des Flusses Sala, eine Stadt, welche die nachfolgenden Erben sammt ihrem sämmtlichen Erbgute in Demuth zum Dienste Gottes und seiner Mutter und des heiligen Petrus und anderer Heiligen hergaben, da leibliche Nachkommenschaft fehlte. Seit dieser Zeit ward der Bischofsitz, der bisher in der Stadt Ciz gewesen, in selbige Stadt versetzt. [Nachdem aber der dreißigste Tag vorüber war, reiste Frau Suanehild mit ihren Söhnen nach Misni. Sie war die Tochter Herimanns des Herzogs von Liuniburch, die Schwester des Herzogs Benno oder Bernhard, des Grafen Liudiger und der GräfinMachtildis, welche den Grafen Baldwin von Flandern und nach dessen Tode den Herzog Godefrid geheirathet hatte. Suanehild selbst aber hatte zuerst den Markgrafen Thetmar geheirathet, des Kölner Erzbischofs Gero Bruder, und von ihm gebar sie den Markgrafen Gero, später aber gebar sie von dem genannten Markgrafen Ekkihard den Herimann, Ekkihard und Gunter.  -

[Herzog Heinrich wird am 7. Juni zum Könige gewählt, mit Beifall aufgenommen und vom Erzbischofe Willegis geweiht und gekrönt. Die Mannschaft des Fürstenthums der Franken und Musellenser erwarb sich durch ihren damaligen Anschluß an den König seinen Dank]. Dieser Heinrich war der Sohn des Herzogs Heinrich, der ein Sohn von dem Bruder Ottos I, Herzog Heinrich, war. Als er einst in der Regensburger Kirche betete, hörte er eine Stimme, welche zu ihm sagte: "Lies die Schrift an der Wand." Es war aber geschrieben: "Nach sechs." Als er dies gelesen hatte, er hatte nämlich lesen gelernt, ging er mit innerer Verwunderung fort, und da er fürchtete am sechsten Tage zu sterben, mühte er sich inzwischen mit Gebeten, Fasten und Almosen ab. Wie nun? Die sechste Woche, den sechsten Monat, das sechste Jahr beobachtete er also. Als nun im sechsten Jahr Otto III gestorben war, wird er, wie oben erzählt, zum Könige erhoben. - Dieser hat die Frau Kunigunde, eine Jungfrau seligen  Andenkens, die Schwester des Bischofs Theoderich von Metz und des spätern bairischen Herzogs Heinrich, welche die Genossin der Regierung geworden, scheinbar zur Ehe mit sich verbunden, aber nach einem Gelübde der Keuschheit, welche beide beschlossen hatten, niemals erkannt, sondern wie eine Schwester geliebt.  -

[Der König wird von dem Grafen Willehelm von Thüringen und von den Großen dieses Landes und von allem Volk gebeten, ihnen den Schweine-Zins zu erlassen, und das hat er auch gethan.] Dieser Zins wurde von der Zeit Theoderichs, des Sohnes des Clodoveus, der auch Lodowich hieß, bis auf
diesen König jedes Jahr in die königliche Kasse gezahlt, fünfhundertzweiundachtzig Jahre hindurch.

[Weil er in allen Reichen seines Vorgängers, ausgenommen Italien und Alamannien, zum Könige erhoben und erwählt war, gedachte er mit Anbruch des Frühjahrs den Herzog  Herimann anzugreifen, der diesseits der Alpen allein ihm widerstand.] Dieser Herimann war der Sohn des Herzogs Udo,
der mit vielen in Calabrien gefallen ist, als Kaiser Otto II gegen die Sarracenen kriegte.
 

Das Jahr 1029.

 
Der Kaiser feierte Weihnachten in Palithi. - Kaiser Konrad greift den König Stephan von Pannonien mit einem Heere an, indem er auf einem gefährlichen und  mühseligen Wege in das Land desselben eindringt. - In ebendemselben Jahre beschloß der Kaiser ein Heer nach Polen zu führen. Zur bestimmten Zeit versammelte er jenseits des Albis an dem Orte, der Liezeke heißt, die Menge seines
Heeres und eilte auf dem Marsche, den er begonnen hatte, vorwärts. Die Kaiserin aber kehrte um und erwartete in Mersburg den Ausgang der Unternehmung. Denn der Kaiser, hintergangen und mit seinem Heere durch unwegsame Wälder und sumpfige, öde und gefährliche Gegenden gar sehr ermattet,
gelangte nicht dorthin, wohin er wollte, sondern auf den Rat einiger Leute belagerte er nur Budasin, eine Stadt, die einst, zu seinem Reiche gehörte. Vor dieser sind viele auf beiden Seiten verwundet worden und umgekommen. Wie also der Kaiser sah, daß die Gegner nicht überwältigt werden konnten, verschob er es auf das nächste Jahr und zog sich in die Gebiete Sachsens zurück. - In diesen Zeiten starb Markgraf Thietmar, des Markgrafen Gero Sohn von der Markgräfin Athelheid, und er wurde begraben, wie man glaubt, in dem Kloster Helmwardeshusen. Sein Sohn war Markgraf Odo, der kinderlos starb. Sein Vater Gero aber hatte zum Vater den Markgrafen Thietmar und zum Oheim den Kölner Erzbischof Gero, von denen das Kloster Nienburg an dem Flusse Sala gestiftet worden ist. Seine Mutter war Suanehildis, die Tochter des Herzogs Herimann, Bernhards Schwester, welche nach dem Tode ihres Mannes den Markgrafen  Ekkihard, Guntars Sohn, heirathete und ihm Herimann, Ekkihard, Guntar und Liutgarde gebar.
 

Das Jahr 1040.

 
[Der neue König feierte die Fleischwerdung des Herrn geziemend in Regensburg und als er der heiligen Maria Reinigung in Augsburg zubrachte, hielt er mit den Fürsten von diesseits der Alpen einen Reichstag über die Befestigung der Regierung ] und als alles nach seinem Wunsche geordnet war, kehrte er nach Franken zurück und blieb die Fastenzeit über am Rheine in geeigneten Orten. Ostern aber feierte er prächtig in Engelenheim und dorthin kamen zu ihm die Fürsten Burgundiens demüthig mit ihren Gaben, und kehrten fröhlich wieder von dort heim, sowohl mit seiner Gnade als auch mit Geschenken belohnt. Dorthin kam auch nach Ostern der Mailänder Metropolit, und als er wegen seines ganzen Streites, welchen er gegen den Kaiser Konrad geführt hatte, Genugthuung leistete, erwarb er sich durch Vermittelung der Fürsten die Gnade des Königs wieder und betheuerte aufs Neue mit einem Eide, daß er Frieden und Treue halten wolle; also begleitete er den König nach Köln und kehrte von hier in Frieden und mit der Gnade des Königs in seine Heimat zurück. Der König feierte die Himmelfahrt des Herrn in Niumagus, Pfingsten aber in Lüttich; darnach befahl er eine Heerfahrt ins Land Böhmen wegen der Verwüstung Polens, und dorthin eilend sammelte er in Camba ein Heer am Himmelfahrtstage der heiligen Maria. Als das Gefolge von dort in dasselbe Land einzog und Markgraf Otto von Suinvorde mit den Baiern des Ausspähens wegen durch waldige und unwegsame Gegenden einbrach, gingen Einige, welche aus der Umgebung des Königs ausgesandt waren, unbesonnen vor, weil sie hofften, sich auszeichnen zu können, indem sie einen Verhau im Walde erobern wollten;
daselbst wurden sie aber in einem vorbereiteten Hinterhalte von Bogenschützen umzingelt und es sind Graf Werinher, ein Oberster und Fahnenträger des Königs, mit einer Anzahl königlicher Trabanten, und Graf Reinhard, der Majordomus der Fuldaer Kirche, mit den Ausgesuchtesten von den Vasallen des heiligen Bonifacius, o Jammer! in blutiger Schlacht am 22. August gefallen. Am folgenden Tage wurden Einige von der schon weiter vorgerückten Schaar Otto's, welche denselben Verhau von der
anderen Seite angriffen und von denselben Bogenschützen überfallen wurden, nämlich Graf Gebehard, Wulfram und Thietmar, mit mehreren bairischen Rittern elendiglich getödtet. Auch die Sachsen mit dem Metropoliten Bardo von Mainz und dem Markgrafen Ekkihard waren am erwähnten Feste der heiligen Jungfrau in Donin zusammengekommen und drangen an einem Sonntage, am 24. August, mit sehr geringer Mannschaft, aber wie es sich zeigte, unter Begleitung des göttlichen Schutzes gewaltsam in dasselbe Land ein, und neun Tage nach Belieben umherziehend verwüsteten sie es mit Morden,  Plündern und Brennen, bis sie endlich als Sieger davonzogen, als ein ehrwürdiger Mann, der Mönch Guntar, mit einer Botschaft vom Könige kam, das Geschehene mittheilte und zur Heimkehr rieth, da Frieden gewährt und angenommen war. Nur drei Vornehme von den Unsrigen, Gerold, Radulf und Bucco, sind daselbst am 31. August gefallen. - Der König aber feierte der heiligen Maria Geburt in Babenberg; von hier zog er nach Sachsen und verbrachte das Fest des heiligen Michael in Corbeja. In demselben Jahre starb Herr Bruno, Vorsteher der Mersburger Kirche; an seinen Platz trat Hunold. Der König hielt am Feste des heiligen Andreas einen Reichstag in Altstide, woselbst er auch Gesandte der Ruzen mit Geschenken empfing.  - In derselben Zeit traten die Gewässer weit und breit aus, wodurch an verschiedenen Orten viele elendiglich umgekommen sind.
 
Eberhard, frommen Gedächtnisses Bischof von Babenberg, starb; zu seinem Nachfolger bestimmte König Heinrich nach einmüthiger Wahl aller Frommen seinen Kapellan Suitger, einen Diakon von gutem Rufe. Seine Mutter war Amulrad, die Schwester des Magdaburger Erzbischofs Walthard, welche Konrad von Maresleve und Horneburg heirathete und welche ihm diesen Suitger, der Kanonikus des heiligen Stephan in Halberstadt war, darnach Bischof in Babenberg, endlich Papst von Rom, - dann Konrad, welcher, wie es heißt Kanonikus des heiligen Mauricius in Magdeburg und darnach Patriarch von Aquileja gewesen ist, und Adalbert geboren hat. Dieser nahm sich eine Frau zur Ehe, welche seine Leibeigene war und welche seiner Schwester, die Dignamenta oder Margareta hieß, übergroßen Schimpf zufügte; deshalb wurde sie nach dem Plane und auf Geheiß derselben in eben dieser Burg Horneburg erschlagen. Darum hat Adalbert selbst diese Burg mit den dazu gehörenden Gütern der Halberstädter Kirche unter der Bedingung des Besitzes auf Lebenszeit übergeben, damit nämlich nicht jene oder ihre Kinder diese Erbschaft bekämen. Dignamenta oder Margareta selbst hatte aber einen Theoderich geheirathet, dessen Bruder Hanulf von Ammenesleve hieß, und sie gebar ihm eine Tochter Namens Amulrada. Diese Amulrada nun nahm zur Frau zuerst Ekbert von Hertbike und Mesburge, und sie gebar ihm vier Töchter, die Nonnen Bertrada und Margareta, dann Ida und Bia. Ida gebar von Gevezo aus Thüringen den Kanonikus Ekbert vom heiligen Stephan in Halberstadt; als jener gestorben war, heirathete sie Meinhard von Orlagemünde und gebar ihm Meinhard und andere; als dieser ebenfalls starb, bekam sie Kizo, der Sohn Arnolds von Warmonestorp. Bia heirathete einen Mann, dessen Name Dedi war, und als dieser gestorben war, empfing Dedi von Crozok sie zur Frau und sie gebar von ihm Guncelin und eine Tochter Namens Machtilda, welche Werinher von Veltheim heimführte, und sie gebar den Werinher. Die erwähnte Amulrada aber bekam, als Ekbert gestorben war, Theoderich, der Schwestersohn des Königs Herimann, dessen Bruder der oben genannte Dedi gewesen ist, welcher Amulrada's Tochter Bia zuerst heimgeführt hatte, und sie gebar von demselben Theoderich den Grafen Milo und dessen Brüder, und zwei Töchter Oda und Gisla. Graf Milo führte Liutburga heim, die Tochter des Grafen Otto und der Gräfin Adelsindis von Eilikistorp, und er zeugte mit ihr die Grafen Herimann und Otto von Hildesleve und Bia, mit welcher Burchard von Konradesburg sich verheirathete und Burchard und Andere zeugte. Oda, Milo's Schwester, heirathete Gevehard von Quernevorde und sie gebar den Magedaburger Erzbischof Konrad und Burchard, den Burggrafen derselben Stadt; Gisla aber verband sich mit Walo von Vakenstide. Nun wollen wir zur Chronik zurückkehren.
 

Das Jahr 1042.

 
[1041]. [Da König Heinrich den Tod seiner  trefflichen Leute rächen wollte], drang er an Mariä Himmelfahrt von der Seite der Baiern her mit einem großen Heere in Böhmen ein. [Auch Peter, der Ungarnkönig, sandte demselben Herzoge gegen König Heinrich Hülfstruppen]. Ungefähr in derselben Zeit führte Markgraf Ekkihard mit dem Mainzer Erzbischofe und anderen Bischöfen und Großen das Aufgebot der Sachsen von der andern Seite hinein, und indem sie jenes Land mit Brand und anderen Verwüstungen sehr verheerten, schlugen sie am Tage der Geburt der heiligen Maria ihr Lager auf nicht weit von der Stadt Praga, unterhalb dieser Stadt: auf der einen Seite des Flusses Vulta das Heer des Königs, auf der andern Markgraf Ekkihard mit den Sachsen. Daselbst verweilten sie einige Zeit und beriethen, was sie zu thun hätten. Inzwischen erfährt der Prager Bischof Severus, daß der Mainzer Metropolit Bardo ihn mit einem Synodalgerichte beunruhigen wolle, weil er ein Zerstörer der Kirchen Polens war und die Reliquien des heiligen Adalbert und anderer dort ruhenden Heiligen durch Raub nach Böhmen fortgeschafft hätte und sich gegen menschliches und göttliches Recht bei dem Papste das Pallium auswirken wollte. Deshalb kam er ohne Wissen des Herzogs heimlich zum Könige und entschuldigte sich vollständig und aufrichtig wegen aller dieser Dinge und blieb bei dem Könige, da er dem Herzog nicht mehr traute. Der König aber und der Markgraf brachen von dort wieder auf und verwüsteten Böhmen weit und breit zu beiden Seiten des Flusses Vulta, bis sie am Feste des heiligen Michael durch Gottes Gnade oberhalb Praga herrlich als Sieger zusammentrafen, und als daselbst Frieden gewährt und angenommen war, zogen sie nach Imbripolis zurück. Denn der böhmische Herzog ergab sich sehr bald der Treue des Markgrafen Ekkihard und kam mit demüthigster Genugthuung zum Könige, einen Zins vom böhmischen Lande mit einer großen Ehrengabe an königlichen Geschenken darbietend. Nachdem er darauf für seine Treue und Dienstbarkeit einen Eid geleistet und Geiseln gegeben hatte, kehrte er in seine Heimat zurück. Der Mimigardevorder Bischof Herimann starb.
 

Das Jahr 1046.

 
Markgraf Ekkihard ist vergiftet eines plötzlichen Todes gestorben und seine Mark bekam Willehelm. Dessen Vater war Graf Willehelm von Wimmare, ein ehrwürdiger Greis, welcher durch seine Bitte für das Volk der Thüringer vom Kaiser Heinrich von Babenberg ausgewirkt hatte, daß der Schweinezins erlassen wurde, welchen sie jedes Jahr in die königliche Kasse zahlten. Diesen Zins hatte König
Theoderich eingeführt, der die Thüringer zum größten Theile vernichtete und ihr Land den Sachsen gab. Dieser Graf Willehelm hatte drei Söhne: diesen Markgrafen Willehelm, von dem wir sprechen, Otto und Poppo. Auch der Graf der Nordmark Willehelm und sein Bruder Otto, welche nach diesem
Willehelm und seinem Bruder Otto benannt waren, waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit ihnen verbunden, obwohl der Name und der Gang dieser Verwandschaft nicht  genauer bekannt ist. Als aber der oben erwähnte Graf Willehelm todt war, heirathete seine Frau Oda den Markgrafen
Dedo, wie oben gesagt ist. - [Als König Heinrich die Aufstände der Pannonier gebändigt hatte, wurde er durch die Noth der Kirche nach Rom gezogen und hatte in seinem Gefolge nebst den übrigen Großen des Reiches den Bremer Erzbischof Adalbert; daselbst wurden die drei Schismatiker Benedict, Gratian und Silvester abgesetzt, welche um den apostolischen Stuhl gestritten hatten] und von denen ein Einsiedler dem Könige geschrieben hatte: "Die Eine Sunamitin hat drei Männer geheirathet. O König Heinrich, an des Allmächtigen Stelle löse die Ehe, die dreifache, die zweifelhafte!"
 

Das Jahr 1056.

 
[Pfalzgraf Dedo, ein trefflicher Mann, wurde von einem Bremer Priester erschlagen, welchen er von seinem Bruder, dem Erzbischofe Adalbert, bekommen hatte, um ihn wegen der ihm vorgeworfenen Verbrechen in die Verbannung zu bringen, und auf Befehl des Kaisers wurde er in Goslar begraben], und in der Grafschaft folgte ihm sein Bruder Friderich nach. Er hat eine Probstei an dem Orte, der Sulza heißt, gestiftet und sein Sohn war der Pfalzgraf Friderich, welchen Graf Lodowich von Thüringen mit Hinterlist ermorden ließ; aber seine Witwe, des Markgrafen Udo Schwester, nahm er zur Ehe. Der Pfalzgraf aber hatte von ihr einen Sohn Namens Friderich, der, als der Vater getödtet wurde, noch nicht geboren war; doch lebte noch der Großvater. Dessen Schwestersohn Friderich von Sumersenburg erwarb die Pfalzgrafschaft und sein Vater Adalbert wurde Scucco genannt.
 
[Die Christen erlitten eine große Niederlage von den Barbaren, welche Liutizen heißen; einige kamen durchs Schwert um, andere auf der Flucht im Wasser und unter diesen wird der Markgraf der Nordmark Willehelm getödtet] nicht weit von der Burg, die Prizlava heißt und am Ufer des Flusses Albis liegt, da wo derselbe den Fluß Habola in sich aufnimmt. Daselbst also in der Mitte zwischen den beiden Flüssen wurde der fromme Fürst von den Heiden heimtückisch umzingelt und erlag mit Vielen. Sein von den Barbaren mit tausend Wunden durchbohrter und zerfleischter Leib wurde, wie man sagt, von den Seinen nicht mehr aufgefunden. Dieser Markgraf Willehelm und sein Bruder Otto waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit den Brüdern Willehelm und Otto verbunden, den Söhnen jenes großen Willehelm von Wimmare, welche Einer nach dem Andern nach dem Tode des Markgrafen Ekkehard II die Mark desselben gehabt haben; doch sind die Namen und der Gang dieser Verwandtschaft nicht genauer bekannt. Mit jenem wurde der Graf Theoderich von Katalanburg  getödtet, der Sohn des Udo, welcher mit seinem Bruder Heinrich und einigen Andern nach dem Tode des Kaisers Otto III den Markgrafen Ekkihard in Palithi erschlagen hat. Dieser Udo hatte eine Frau aus Schwaben, Namens Bertrada, welche ihm diesen Theoderich gebar. Auch dieser hatte ebenfalls
eine Bertrada zur Frau, die Schwester der Gräfin Suanehild von der Burg Lon in Hasbanien, deren Sohn der Mainzer Burggraf, Graf Arnold war, und sie gebar ihm einen Sohn, der ebenfalls Theoderich genannt wurde, und eine Tochter, welche Othilhild hieß und Konrad, den Bruder des Markgrafen Dedo, heirathete. Dieser Theoderich nahm Gertrud zur Frau, die Tochter des Markgrafen Ekbert des Aelteren, die Mutter der Kaiserin Richenza, und zeugte mit ihr wieder einen Theoderich, der ohne Kinder starb. - Dem Markgrafen Willehelm folgte aber Graf Udo von Stadhen, ein thätiger und edler Mann. Denn Graf Heinrich der Kahle von Stadhen, welcher zur Zeit Otto's I lebte, ein Verwandter dieses Kaisers, hatte zur Frau Juditha, eine Schwester des Herzoge Udo, der mit vielen in Calabrien fiel, als Kaiser Otto der Rothe mit den Sarracenen kämpfte. Diese gebar ihm die Söhne  Heinrich, Udo und Sigefrid. Dieser Sigefrid bekam, da sein Bruder Heinrich gestorben war, seines Vaters Grafschaft vom Kaiser Heinrich, dem Gründer der Babenberger Kirche. Zur Frau hatte er Adhela, eine Tochter des Grafen Gero von Alesleve, den Kaiser Otto der Rothe auf einer Insel bei  Magedaburg enthaupten ließ. Sie gebar ihm den Grafen Ludiger, welcher meistentheils Udo genannt wurde, und dessen Gattin hieß Adelheid, eine Mutterschwester des Königs Rodolf; mit ihr zeugte er diesen Udo, der nach dem Tode Willehelms als der Erste aus diesem Geschlechte die Nordmark erwarb. -
 
Nach dem Tode des Kaisers Heinrich III erhielt die Regierung des Reichs sein Sohn Heinrich, dieses Namens der Vierte, durch dessen Uebermuth in der ganzen Welt viel Jammers wurde: mit Mord, Raub, Brand und Frevel wurden fast alle Theile des römischen Kaiserreiches und besonders die  sächsische Erde besudelt und eine Blutschuld kommt nach der andern, wie der Prophet sagt. Endlich hat ihn, der das Schwert der weltlichen Gewalt über alles Maß mißbrauchte, Gregor oder Hildebrand mit dem Schwerte des heiligen Petrus getroffen und vom Leibe Christi und der Mutter, der Kirche,
wie ein unnützes Glied abgehauen und ihn auf ewig in die unlösliche Fessel des Anathems gethan. Da er hernach viele Jahre hindurch bald die Sanftmuth eines Lammes mit erheuchelter Demuth zur Schau trug, bald mit offener Grausamkeit die Wuth eines Wolfes zeigte, hat er nach Gottes gerechtem Gerichte so verschiedene Schicksale erlebt, indem bald Unglück, bald scheinbares Glück wechselten, daß mit Recht auf ihn jenes bezogen werden zu müssen scheint, was irgendwo gesagt wird:
 
Wohl und Wehe verhängt nach Laune die göttliche Allmacht;
 
Kaum hat's sicheren Bestand jetzige Stunde hindurch.