RUDOLF I.                                   Deutscher König (1273-1291)
---------------                                  Graf von Habsburg (1239-1291)
1.5.1218-15.7.1291
Schloss Limburg Speyer
im Breisgau

Begraben: Speyer, Dom
 

Ältester Sohn des Grafen Albrecht IV. von Habsburg und der Heilwigis von Kyburg, Tochter von Graf Ulrich
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite
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RUDOLF I. VON HABSBURG, deutscher König
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* 1. Mai 1218, + 15. Juli 1291

Begraben: Speyer, Dom

Eltern: Graf Albrecht IV. von Habsburg und Hedwig von Kiburg

  1. oo Gertrud (seit 1273 Anna genannt) von Hohenberg
                 -16. Februar 1281

  2. oo Isabella/Elisabeth, Tochter Hugos IV. von Burgund
                - 1323

Die Wahl des schwäbischen Grafen RUDOLF VON HABSBURG zum deutschen König am 1. Oktober 1273 in Frankfurt am Main beendete das sogenannte Interregnum und markierte nach verbreiteter Auffassung den Beginn der spätmittelalterlichen Epoche des deutschen Königtums, das die Grundlagen seiner Herrschaft nach der staufischen Katastrophe und einer Schwächephase der Monarchie nur mühsam zu konsolidieren vermochte und schließlich vor allem auf die eigene "Hausmacht" als entscheidender Basis für die Ausübung herrschaftlicher Gewalt zurückgreifen musste. Die Kurfürsten, auf deren Kreis sich im Verlaufe des 13. Jh. das aktive Königswahlrecht verengt hatte, versuchten ihre Entscheidung zugunsten RUDOLFS zwar als einmütig darzustellen, konnten dabei aber nicht die Tatsache verbergen, dass der glanzvolle und selbst auf den deutschen Thron ambitionierten König Otakar II. Premysl von Böhmen gegen die Missachtung seines Votums an den Papst appellierte und in Opposition zu dem neuen König trat, der vom Kölner Erzbischof Engelbert II. am 24. Oktober 1273 im Aachener Münster gekrönt und gesalbt worden war. Neben die Revindikation entfremdeten Reichsgutes (für welche die Absetzung FRIEDRICHS II. 1245 als Stichjahr festgesetzt wurde), die Wiederaufrichtung und Festigung von Frieden und Recht im Reich und die Verständigungsbemühungen mit dem Papsttum (die vor allem die Kaiserkrönung und Sicherung der Thronfolge eines Sohnes zum Ziel haben mussten) trat daher als vordringliche Aufgabe die Unterwerfung Otakars, die auch als Teil der Revindikationspolitik begriffen werden konnte, da der Böhme ohne zugkräftigen Rechtstitel das Erbe der BABENBERGER in den Herzogtümern Österreich und Stiermark sowie die Nachfolger der SPANHEIMER in Kärnten angetreten hatte.
Einen ersten wichtigen Erfolg bedeutete am 26. September 1274 die Anerkennung durch Gregor X., der die Kurfürsten einst zur Wahl gedrängt hatte, da er für den von ihm geplanten (dann aber nicht auf den Weg gekommenen) Kreuzzug den deutsch-römischen König als künftigen Kaiser benötigte. Auf den Hoftagen von Nürnberg, Würzburg und Augsburg (November 1274, Januar und Mai 1275) schuf der HABSBURGER die rechtlichen Voraussetzungen für seine Revindikationspolitik und ließ den Böhmen-König gleichzeitig den Prozess machen, da dieser es versäumte, seine Reichslehen zu muten, und sich außerdem die südostdeutschen Herzogtümer unrechter Weise angeeignet hatte. Aber nicht nur rechtlich, sondern auch militärisch bereitete RUDOLF VON HABSBURG seinen Schlag gegen Otakar sorgfältig vor und marschierte, nachdem über den Böhmen am 24. Juni 1275 die Reichacht verhängt worden war, im Herbst 1276 in die ehemals babenbergischen Herzogtümer ein, wo sich schon längst eine beachtliche Opposition gegen das straffe Regiment des PREMYSLIDEN gebildet hatte. Dieser musste sich am 25. November 1276 unterwerfen, nachdem es ihm vier Tage zuvor (am 21. November) im Wiener Frieden immerhin gelungen war, die traditionelle Herrschaft über Böhmen und Mähren zu sichern; auf seine übrigen Erwerbungen jedoch musste er verzichten. Der Versuch, dieser Entscheidung mit militärischen Mittel zu revidieren, scheiterte am 26. August 1278 bei Dürnkrut und kostete dem Böhmen das Leben. RUDOLF, dessen Interesse sich nun auch auf Böhmen und besonders auf Mähren richtete, willigte schließlich trotzdem in einem Ausgleich mit den PREMYSLIDEN und die schon 1276 vereinbarte Doppelhochzeit ein: Mitte November 1278 oder im Januar des folgenden Jahres gab er seine Tochter Guta dem jungen Wenzel II., den Sohn und Nachfolger Otakars zur Frau, während sein Sohn Rudolf der Jüngere gleichzeitig mit Agnes, der Schwester Wenzels, vermählt wurde. Die dem böhmischen Einfluss entzogenen süddeutschen Herzogtümer jedoch hat er an sein Haus gebracht; diesen Erwerb (und nicht eine Vereinigung der erledigten Lehen mit dem Reichsgut) scheint er von Anfang an ins Auge gefasst zu haben.
Schon der österreichische Landfriede vom 3. Dezember 1276 sollte offenkundig auch dazu dienen, eine günstige Stimmung für diesen Plan zu erzeugen; die Übertragung der durch Otakars Vertreibung freigewordenen Kirchenlehen an RUDOLFSSöhne und die 1281 vollzogene Ernennung des Erstgeborenen ALBRECHT I. zum Reichsverweser in Österreich und Steiermark waren weitere wichtige Etappen auf dem Wege zum ersehnten Ziel, das im Dezember 1282 mit Zustimmung der Kurfürsten erreicht wurde. Die Übertragung der südostdeutschen Herzogtümer an die Söhne ALBRECHT und Rudolf den Jüngeren zur gesamten Hand verbreiterte aber nicht nur die Machtbasis des Hauses HABSBURG, sondern bewirkte gleichzeitig den Aufstieg des gesamten Geschlechtes aus dem Grafen- in den Fürstenstand, weswegen Rudolf der Jüngere auch nicht die Würde eines Reichsfürsten verlor, als er 1283 auf sein Recht aus der Gesamtbelehnung verzichtete.
Als der König im Juni 1281 den ehemals babenbergischen Herzogtümern den Rücken kehrte, hatte er sich fast fünf Jahre lang intensiv um deren innere Verhältnisse gekümmert, die übrigen Regionen des Reiches jedoch nur aus der Ferne regieren können. Das sollte sich nun ändern. Schon seit seiner Wahl hatte sich der HABSBURGER um die Sicherung des Landfriedens bemüht. 1281 griff er schließlich auf den Reichslandfrieden FRIEDRICHS II. von 1235 (Mainzer Landfriede) zurück und erneuerte diesen mehrfach. Geschah dies zunächst mit räumlicher und zeitlicher Beschränkung, so besaß die Erneuerung 1287 und 1291 doch Geltung für das gesamte Reich: das Königtum hatte damit seine Friedenshoheit prinzipiell behauptet, die Durchsetzung des Friedens allerdings musste es in vielen Regionen des Reiches den lokalen Gewalthabern überlassen.
Wenn es RUDOLF auch gelang, seine Herrschaftssphäre im Reich allmählich auszudehnen und vor allem den mitteldeutschen Raum in sie einzubeziehen (auf Weihnachten 1289 berief er einen großen Hoftag nach Erfurt und sorgte persönlich mit strenger Hand für Ruhe und Sicherheit in Thüringen), so bildete doch zweifellos die traditionell königsnahen und königsoffenen Landschaften an Ober- und Mittelrhein, in Schwaben und Franken die eigentliche Basis seines Königtums, jene Regionen, in denen mühelos an staufische Traditionen angeknüpft werden konnte: in diesen Kernräumen der Königsherrschaft konzentrierte sich noch immer das meiste Reichsgut, hier war die Revindikationspolitik daher am erfolgreichsten und nur hier konnten unter Anlehnung an staufische Prokuratoren eingerichtete Landvogteien als eine vom König dominierte Organisation zu Schutz und Wiedererwerb des Reichsbesitzes aufgebaut werden, während in den königsfernen Gebieten des Nordens Fürsten mit diesen Aufgaben betraut werden mussten.
Man kann nicht sagen, RUDOLFS Politik sei ohne Erfolg gewesen, aber dieser hielt sich insgesamt doch in den Grenzen, die seinem Königtum durch die allgemeine Entwicklung nach dem Sturz der STAUFER gesetzt waren. Glanzvoll war RUDOLFS Monarchie keinesfalls, seine Hoftage wurden nur selten und - wenn überhaupt - dann aus besonderen Anlässen von zahlreichen Fürsten besucht; im Vergleich etwa zum französischen König standen seiner Herrschaft weder institutionelle Hilfen noch finanzielle Ressourcen in ausreichendem Maße zur Verfügung (obwohl RUDOLF gegenüber den Königsstädten das Recht auf Steuererhebung virtous einzusetzen wusste, ohne dass es ihm allerdings gelungen ist, die traditionelle Gesamtbesteuerung durch eine Kopfsteuer zu ersetzen). Nicht zu Unrecht ist er daher als "kleiner König" apostrophiert worden (P. Moraw) - als "klein" nicht im Sinne von unbedeutend oder gar erfolglos in seinen Bestrebungen, sondern im Sinne von eingeschränkt in seinem Herrschaftsraum und ohne die Möglichkeit staatlich-monarchischer Verwaltung, die in anderen Königreichen schon praktiziert wurden und dem rückschauenden Betrachter als "modern" erscheinen können.
Nicht nur im "regnum Alemannie" konnte RUDOLF Erfolge erringen, sondern auch im Arelat. Ausgehend von den habsburgischen Hausinteressen in diesem Raume vermochte er hier zugleich, die Einflusssphäre des Reiches zu wahren, indem er den nach Frankreich orientierten burgundischen Pfalzgrafen Otto IV. 1289 zur Lehnshuldigung zwang, die dieser mit dem Hinweis unterlassen hatte, dass der König noch nicht zum Kaiser gekrönt sei. In der Tat ist der HABSBURGER nie zum Kaiser gekrönt worden. Das war kein Verzicht aus freiem Entschluss, wie eine bekannte Anektode nahe legen will, sondern das Ergebnis der Verkettung von unglücklichen Umständen - denn RUDOLF hat während seiner gesamten Regierungszeit die Kaiserkrönung angestrebt. Unter Gregor X., Nikolaus III., dem für sein Entgegenkommen sogar die Romagna abgetreten wurde, und Honorius IV. konnte er sich dem Ziele mehrmals nahe wähnen, doch erreichte er nie, weil er selbst entweder verhindert war oder die Päpste zur Unzeit starben und ihre unmittelbaren Nachfolger an einer Erhöhung des habsburgischen Königtums nicht mehr interessiert waren. Dem HABSBURGER wurde damit auch die Möglichkeit eines Königs genommen, der noch bei Lebzeiten einen Sohn zum Nachfolger wählen zu lassen. Zwar bemühte sich RUDOLF schließlich auch ohne Kaiserkrone darum, die Sohnesfolge zu sichern, doch konnte er die Kurfürsten nicht für seine Pläne gewinnen. So scheiterte er (Nicht aus eigenem Verschulden) bei dem Versuch einer dynastischen Nachfolgeregelung am fürstlichen Widerstand. Das war sicherlich eine schwere Hypothek für das Königtum, denn RUDOLFS Nachfolger ADOLF VON NASSAU konnte nicht bruchlos an die habsburgische Tradition anknüpfen, sondern musste manche Wege von neuem beschreiten, die der Vorgänger schon gegangen war. RUDOLFSRegierungszeit aber bedeutete unabhängig von dieser Entwicklung eine Phase der Konsolidierung nach dem Sturz der STAUFER und dem Niedergang der Reichsgewalt sowie das Bemühen um Wiederaufnahme und Fortentwicklung traditioneller Herrschaftselemente. In ihr ist es gelungen, die weitere Entwicklung der Reichsgewalt offen zu halten. RUDOLFS Königtum stellt daher weniger die große Zäsur im Ablauf der mittelalterlichen Reichsgeschichte das als vielmehr das Verbindungsglied zwischen staufischer Monarchie und spätmittelalterlichem Hausmachtkönigtum, das er keinesfalls begründet hat, auch wenn der Erwerb der südostdeutschen Herzogtümer für das eigene Haus einen großen Erfolg darstellte und einen wichtigen Grundstein legte für den weiteren Aufstieg des habsburgischen Geschlechtes.

Quellen und Literatur:
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MGH Const. III, 1904-1906, Nr. 1-467 sowie die Appendices und Suppl. - RI VI 1, 1898 [ergänzter Neudruck 1969] - O. Redlich, Rudolf von Habsburg, 1903 - A. Gerlich, Studien zur Landfriedenpolitik König Rudolfs von Habsburg, 1963 - H. Angermeier, Königtum und Landfriede im deutchen Spätmittelalter, 1966, 55-79 - K. Hampe, Herrschergestalten des deutschen Mittelalters, 1967, 216-247 - W. Treichler, Mittelalterliche Erzählungen und Anekdoten um Rudolf von Habsburg, 1971 - T.M. Martin, Die Städtepolitik Rudolfs von Habsburg, 1976 - H. Thomas, Deutsche Geschichte des Spätmittelalters 1250-1500, 1983. 29-85 - P. Moraw, Von offener Verfassung zu gestaltender Verdichtung ..., 1985, 211-218 - E. Engel, Rudolf von Habsburg (Deutsche Könige und Kaiser im Mittelalter, 1989), 240-250 - G. Baaken, Ius Imperii ad regnum ..., 1993 - Rudolf von Habsburg Eine Königsherrschaft zwischen Tradition und Wandel, hg. E. Boshof-F.-R. Erkens, 1993 - K.-F. Krieger, Die Habsburger im MA, 1994.



Reifenscheid Richard: Seite 14
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"Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I."

KÖNIG RUDOLF I.
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* 1.5.1218, + 15.7.1291
Schloß Limburg im Breisgau  Speyer

Grabstätte: Kaisergruft im Dom zu Speyer

  1. oo um 1253 im Elsaß
          GERTRUD ANNA, Gräfin von Hohenberg
          * um 1225, + 16.2.1281
            in Schwaben Wien

Grabstätte: Heute unter der Hauptapsis der Stiftskirche St. Paul i. Lavanttal/Kärnten, ursprünglich im Münster zu Basel, dann in St. Blasien im Schwarzwald. Nach der Säkularisation des Klosters von 106/07 wurden auch die sterblichen Überreste von 15 HABSBURGERN der ersten bis vierten Generation nach St. Paul gebracht.

Eltern: Burchard III., Graf von Hohenebrg, aus dem Geschlecht der Grafen von Zollern-Hohenberg in Schwaben

  2. oo Ende Mai 1284 in Besancon
           AGNES (ISABELLA) von Burgund
           * um 1270, + um 1323
             Dijon          Chambly

Grabstätte: Wahrscheinlich in Chambly

Eltern: Hugo IV., Herzog von Burgund, und Beatrix, Prinzessin von Navarra, Tochter Theobalds I., König von Navarra

WAHLSPRUCH Utrum lubet = Wie's beliebt

  1.10.1273 in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen König gewählt.
24.10.1273 in Aachen zum römisch-deutschen König gekrönt durch den Kurfürsten und Erzbischof von Köln Engelbert II.von Falkenburg.



Schwennicke Detlev: Tafel 38
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

RUDOLF IV.
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* Burg Limburg/Oberrhein 1. V 1218, + Speyer 15. VII 1291

Begraben: Speyer Dom

1273 als KÖNIG RUDOLF I.

  1. oo 1245
           GERTRUD (ANNA) VON HOHENBERG
                    + Wien 16. II 1281

Begraben: Basel Münster

Tochter von Graf Burchard V.

  2. oo Basel 6. III 1284 vollzogen VI 1284
           ISABELLA (ELISABETH), 1284 AGNES VON BURGUND (CAPET)

Tochter von Hugues IV. Herzog von Burgund

(oo II Pierre V. Hideux de Chambly)



RUDOLF I. begleitete 1241 seinen Paten, Kaiser FRIEDRICH II., nach Italien und wurde dort zum Ritter geschlagen. Nachdem sein Vater in Palästina gestorben war, trat RUDOLF als Erbe in den Besitz der halben Grafschaft Habsburg. Durch Vermählung mit Gertrud von Hohenberg vergrößerte RUDOLF seine Besitzungen um die Burg Ortenburg und mehrere im Elsass gelegene Güter. RUDOLF hatte sich zunächst als Parteigänger der STAUFER, dann in der "kaiserlosen" Zeit, oft am Rande der Legalität operierend, durch Erbschaften, Heirat und Familienstreitigkeiten ein nicht zusammenhängendes, aber gewichtiges Herrschaftsgebiet vom St. Gotthard bis zu den Vogesen geschaffen. Durch erfolgreiche Fehden mit den Kirchenvertretern von St. Gallen, Basel und Straßburg und dem Grafen von Württemberg festigte er es bis nach Burgund und Savoyen hinein. 1249 und 1254 wurde er gebannt. Nach dem Tode seiner Vettern, der Grafen von Kyburg, erbte er deren Grafschaft. Auf Drängen des Papstes Gregor IX., der ein wieder aktionsfähiges Königtum als Stütze gegen die französische Bedrohung brauchte, wählten die Kurfürsten am 1.10.1273 den Grafen Rudolf von Habsburg zum König. Gegen die Wahl protestierte König Ottokar II. von Böhmen, der eigene Thronpläne hegte. Der neue König musste seine Wahl mit Privilegien für die Kurfürsten erkaufen und ihnen durch sogenannte Willebriefe ein Mitspracherecht an der Regierung zugestehen. Als einen der erfolgreichsten Territorialherren SW-Deutschlands gelang es ihm im Verlauf seiner Regierung, die habsburgische Hausmacht entscheidend zu vergrößern. Seine Politik der Rückforderung (Revindikation) der seit 1245 (Absetzung Kaiser FRIEDRICHS II.) entfremdeten, verpfändeten oder usurpierten Güter und Rechte des Reiches sowie der Einrichtung von Landvogteien war trotz der Unterstützung der Feudalgewalten (Albrecht von Braunschweig und Markgrafen von Brandenburg) der entscheidende Erfolg versagt geblieben. Ottokar II. von Böhmen wurde, da er die Herausgabe okkupierter Gebiete und die Lehnshuldigung verweigerte, am 24.6.1275 geächtet. Im Feldzug von 1276 zwang RUDOLF Ottokar II., der durch die Opposition des böhmischen und österreichischen Adels geschwächt war, zur Unterwerfung. Im Wiener Frieden vom 21.11.1276 huldigte Ottokar für Böhmen und Mähren und musste die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Krain, Kärnten und Egerland ausliefern. Bei Dürnkrut auf dem Marchfeld besiegte RUDOLF am 26.8.1278 im Bündnis mit den Ungarn König Ottokar, der sich dem Wiener Frieden nicht gefügt und erneut losgeschlagen hatte. Ottokar wurde auf der Flucht erschlagen. Der Sieg gab RUDOLF die endgültige Verfügungsgewalt über die von Ottokar okkupierten Reichslehen, die er zunächst selbst verwaltete. 1281 stellte König RUDOLF die Reichsherrschaft über Peterlingen, Gummingen, Murten, Bern und andere Orte durch Feldzüge gegen die Grafen von Savoyen wieder her, nachdem er bereits 1277 mit dem Kauf des strategische wichtigen Freiburg die eigenen Eroberungspläne der Grafen von Savoyen durchkreuzt hatte. RUDOLF verzichtete auf spektakuläre außenpolitische Erfolge und richtete sein Augenmerk auf die inneren Zustände des Reiches. Obwohl RUDOLF der Sicherung des Friedens seine Kraft widmete, gelang es ihm nicht, eine durchgreifende Erneuerung der Königsmacht im Reich durchzusetzen. Am 27.12.1282 belehnte er seine Söhne ALBRECHT und Rudolf mit Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. Damit entstand im SO des Reiches eine konzentrierte habsburgische Hausmacht als Grundlage für eine starke Reichspolitik. 1284 forderte RUDOLF von den Reichsstädten eine Vermögensteuer, den "Dreißigsten Pfennig", nachdem er bereits 1274 von elsässischen und schwäbischen Städten außerordentliche Steuern zur Beilegung seines Geldmangels erhoben hatte. Mehrere Städte, zum Beispiel Würzburg, Hagenau und Kolmar lehnten sich gegen die Steuer auf (1284/85). Im Feldzug gegen Besancon (1289) zwang RUDOLF den Pfalzgrafen Otto von Burgund zur vorübergehenden Lehnshuldigung. Trotzdem nahm der französische Einfluss an der westlichen Reichsgrenze von Flandern über Lothringen bis ins Arelat zu. Zur Sicherung des Landfriedens ging er streng gegen das Raubrittertum vor und ließ Friedensbrecher hinrichten. 1290 berief RUDOLF ein Städte"parlament" nach Nürnberg ein. Es wurden die Reichsfinanzen beraten und größere Summen durch die Städte bewilligt. Trotz seiner großen Popularität konnte sich RUDOLF I. auf seine Stütze, die freien Reichsstädte, nicht mehr verlassen, da die Last der Steuern zu sehr drückte. König RUDOLF verkörperte als Persönlichkeit einen neuen Herrschertypus. Er war schlank, hager, asketisch, ohne jeglichen Prunk wickelte er seine Geschäfte ab, dabei verfolgte er zäh seine Ziele. Auf dem Marchfeld erschien er in rostiger Rüstung und seine Gefolgsleute wählte er nach Leistung und nicht nach der Herkunft aus. Als er seinen Tod nahen fühlte, ritt er aufrecht nach Speyer, um dort zu sterben.

Wolf Armin: Seite 57
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"Welf VI. Letzter der schwäbischen Welfen ? "

Bisher galt das Urteil des HABSBURG-Forschers Alphons Lhotskysl: "RUDOLF gehörte nicht dem engeren Reichsfürstenstand an. Überhaupt kam RUDOLF als ein völlig neuer Mann empor, der nicht die geringste verwandtschaftliche Beziehung mit den alten königlichen Häusern und Sippen aufzuweisen hatte."
Im Gegensatz zu dieser Auffassung ist nunmehr festzustellen, dass die HABSBURGER in direkter cognatischer Linie von Welf VI. abstammten. Die Konsequenzen sind ungeheuer: Die HABSBURGER waren über Welf VI. blutsverwandt mit den STAUFERN. Sie waren bereits um 1200 ebenbürtig mit den zwei vornehmsten Königshäusern des Reiches! Während der ältere Zweig der WELFEN unter Heinrich dem Löwen der Acht verfallen und zum großen Teil enteignet worden war, war Welf VI. nicht - wie man bisher meinte - der Letzte seines Geschlechts, sondern lebte über eine Tochter und eine Enkelin (die beide beim Erbfall 1191 schon tot waren) in den HABSBURGERN weiter. Aus diesem Geschlecht kam RUDOLF, der König, der nach dem Untergang der STAUFER das Interregnum beendete und das Reich erneuerte.
 
 
 
 

   um 1253
1. oo Gertrud Anna von Hohenberg, Tochter des Grafen Burchard III.
         um 1225-16.2.1281
         Schwaben Wien

    Mai 1284 Besancon
  2. oo 1. Agnes (Isabella) von Burgund, Tochter des Herzogs Hugo IV.
               um 1270- um 1323
               Dijon   Chambly
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Mathilde
  um 1253-23.12.1304
  Rheinfelden München

24.10.1273
    oo 3. Ludwig II. der Strenge Herzog von Bayern
            13.4.1229-3.2.1294

  ALBRECHT I. Deutscher König
  nach 1255-1.5.1308

  Katharina
  um 1256 oder 1265-4.4.1282
  Rheinfelden       Landshut

um 1279
  oo Otto III. Herzog von Nieder-Bayern
       11.2.1261-9.9.1312

  Agnes Gertrud
  um 1257-11.10.1322
  Rheinfelden Wittenberg

 1273
  oo Albrecht II. Herzog von Sachsen-Wittenberg
       um 1250-25.8.1298

  Hedwig
  um 1259- um 1303
  Rheinfelden Brandenburg

 1279
  oo Otto IV. Markgraf von Brandenburg
       um 1238-27.11.1309

  Clementia
  um 1262- nach 7.2.1293
  Rheinfelden Neapel

1281
  oo Karl I. Martell von Anjou König von Ungarn
      September 1271-12.8.1295
      Neapel         Stuhlweißenburg

  Hartmann Graf von Habsburg
  um 1263-20.12.1281 ertrunken
  Rheinfelden

  Rudolf II. Herzog von Österreich
  um 1270-10.5.1290
  Rheinfelden Prag

  Jutta (Guta)
  13.3.1271-18.6.1297
  Rheinfelden Prag

24.1.1285
   oo 1. Wenzel II. König von Böhmen
           17.9.1271-21.6.1305

  Karl Graf von Habsburg
  14.2.1276-16.8.1276
 

Illegitim: von Ita

  Albrecht von Schenkenberg
       -
 
 
 
 

Literatur:
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Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 9,122,125-128,131,137,242-245,247,257,260,265,297,303 - Engel, Evamaria: Rudolf von Habsburg, in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 240-251- Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 134,160,165,168 - Franzl, Johann: Rudolf I. Der erste Habsburger auf dem deutschen Thron, Verlag Styria 1986 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 121-124 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 101-103 - Jehl, Rainer: Welf VI., Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr vom 5. bis 8. Oktober 1991 im Schwäbischen Bildungszentrum Irse, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 44,47,49,57 - Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1994, Seite 11,15,20,29,31-72,194 - Krieger Karl-Friedrich: Rudolf von Habsburg. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 213,237,240, 248,259,389 A 45;392 A 66;406 A 96;415 A 56 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 8,161,248,253, 278,290 - Reifenscheid, Richard: Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I. Verlag Styria Graz Wien Köln, 1982, Seite 9,13-24,26,29,339,352 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 38 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 87 - Wolf, Achim: Welf VI. - Letzter der schwäbischen Welfen oder Stammvater der Könige?, in Welf VI. Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todestages Welfs VI. im Schwäbischen Bildungszentrum Irsee, Seite 43-59 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Seite 57 -