HEINRICH VII.                          Deutscher König (1308-1313)
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12.7.1274/75-24.8.1313             König von Italien (1311-1313)
Valenciennes Kloster Buonconvento   Graf von Luxemburg (1288-1313)

Begraben: Pisa, Kathedrale (Grabmal von Tino da Camaino)
 

Ältester Sohn des Grafen Heinrich VI. der Verdammte von Luxemburg und der Beatrix von Avesnes, Tochter von Graf Balduin zu Beaumont
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2047-2049
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HEINRICH VII., römisch-deutscher König, Kaiser
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* 1278/79, + 24. August 1313
                   Buonconvento bei Siena

Begraben: Pisa, Kathedrale (Grabmal von Tino da Camaino)

Sohn Heinrichs VI., Grafen von Luxemburg und La Roche, Markgraf von Arlon, und der Beatrix von Avesnes

HEINRICH VII., der in der romanisch geprägten Welt des niederlothringischen Adels aufwuchs, wurde am 9. Juni 1292 mit Margarete, einer Tochter Herzog Johanns I. von Brabant, vermählt, ein Unterpfand der Versöhnung der beiden Häuser nach einem Streit um das Herzogtum Limburg. Im englisch-französischen Krieg 1294-1297 war HEINRICH - im Gegensatz zu König ADOLF - ein enger Anhänger und seit November 1294 ligischer Vasall König Philipps IV. von Frankreich, den er 1305 zur Krönung Papst Clemens' IV. nach Avignon begleitete. HEINRICHS Bruder Balduin wurde auf Betreiben Philipps vom Papst zum Erzbischof von Trier erhoben (1307). Gleichwohl schloss HEINRICH, ohne von der Ermordung König ALBRECHTS I. (1. Mai 1308) bereits Kenntnis zu haben, mit einigen benachbarten Fürsten am 11. Mai 1308 ein Bündnis, das unter anderem die Möglichkeit der Königswahl eines der Partner vorsah. Dieses Bündnis hatte - unter dem Eindruck der rigorosen Maßnahmen Philipps IV. - eine antifranzösische Komponente und richtete sich gegen die deutsche Thronkandidatur von Philipps IV. Bruder Karl von Valois. Am 27. November 1308 wurde HEINRICH VII. auf Betreiben der Erzbischöfe Peter von Aspelt von Mainz und Balduin von Trier von 6 Kurfürsten (ohne Böhmen) zum König gewählt, am 6. Januar 1309 in Aachen gekrönt. Der Papst gewährte die - nicht erbetene - Approbation, stellte aber die Kaiserkrönung, um die die Wähler stattdessen ersucht hatten, erst für den 2. Februar 1312 in Aussicht. Gleichwohl entschloß sich HEINRICH VII., so schnell wie möglich nach Italien zu ziehen.
Seine Italienpolitik ist vor dem Hintergrund von zwei Sachverhalten zu beurteilen:
1. der Abneigung der rheinischen Kurfürsten gegen ein Königtum, das sich vorrangig in ihrem Bereich betätigte
2. der Wahrung der Stellung des römisch-deutschen Reiches in der Christenheit und der Wiederherstellung seiner Rechte im Arelat, in Reichsitalien und in Teilen des alten Lothar-Reiches, was Konfliktmöglichkeiten mit Philipp IV. und dessen Vetter, dem angevinischen König Robert von Neapel(-Sizilien), in sich barg.
Im Innern hat HEINRICH VII. den Konflikt seiner beiden Vorgänger mit den WETTINERN beendet (Anerkennung von deren Herrschaft über Meißen und Thüringen) und sich mit den der Königswahl übergangenen HABSBURGERN arrangiert, während der unter ALBRECHT I. ausgebrochene Konflikt mit Württemberg bis 1311 weiterschwelte. Als ihm Gegner Heinrichs VI. von Kärnten die Aussicht auf das Königreich Böhmen eröffneten, griff HEINRICH VII. zu (Heirat seines Sohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen, 31. August 1310, und Belehnung). Ohne den Erfolg des böhmischen Unternehmens abzuwarten, brach HEINRICH VII. nach Italien auf, das er Ende Oktober 1310 erreichte. Da HEINRICH VII. einen Anspruch auf eine allgemeine Heeresfolge für den Romzug nicht mehr geltend machen konnte, umfasste sein Heer (ca. 5.000 Mann) überwiegend im westlichen Grenzgebiet rekrutierte Truppen. Er beabsichtigte eine Finanzierung mit Steuern Italiens. In seinem Selbstverständnis als über den Parteien der Guelfen und Ghibellinen stehender Friedensstifter wurde er in Italien nicht nur von Dante begrüßt.
Am 6. Januar 1311 wurde HEINRICH VII. in Mailand mir der (eigens angefertigten) Eisernen Krone der Langobarden gekrönt. HEINRICHS VII. Ruf als Friedensstifter schwand im Verlauf der Mailänder Auseinandersetzungen zwischen den von ihm unterstützten VISCONTI und den DELLA TORRE sowie durch sein militärisches Vorgehen gegen Cremona und Brescia. Sein infolge der Kämpfe und einer Seuche dezimiertes Heer erreichte Rom am 7. Mai 1312 von Pisa aus auf dem Seeweg (da Florenz den Landweg gesperrt hatte). Nach heftigen Kämpfen in Rom gegen die Truppen von König Roberts Bruder Johann von Gravina konnte sich HEINRICH VII. am 29. Juni 1312 von hierzu beauftragten Kardinälen im Lateran krönen lassen (die Peterskirche blieb ihm unzugänglich). Es war die erste Kaiserkrönung seit 92 Jahren. HEINRICHS VII. Krönungsmanifest löste bei Philipp IV. Protest aus. Am 4. Juli schloss HEINRICH VII. ein Bündnis mit dem aragonesischenKönig Friedrich III. von Sizilien (Trinacria), verließ am 4. August Rom. Das militärische Vorgehen gegen Florenz (Oktober 1312) blieb ergebnislos. Am 26. April 1313 verurteilte HEINRICH VII. König Robert wegen Majestätsverbrechen in Abwesenheit zum Tode. HEINRICH VII., dessen Gemahlin bereits am 14. Dezember 1312 in Genua verstorben war, erlag am 24. August 1313 der Malaria, nach hartnäckigen Gerüchten durch Giftmord eines Dominikaners.
HEINRICHS VII. Absicht, durch die Herrschaft über Reichsitalien sich reiche Geldquellen zu erschließen, um so den Vorsprung des französischen und englischen Königtums einzuholen, ist gescheitert. Seine Kaiserkrönung bedeutete aber eine Renovatio Imperii, die in Neapel, Paris und an der Kurie eine lebhafte Debatte über das Kaisertum der Deutschen auslöste. Mit Ausnahme WENZELS haben alle folgenden Könige des Spätmittelalters versucht, sich in Rom krönen zu lassen.

Quellen:
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MGH Const. IV - C. Wampach, Urkk.- und Q.buch zur Gesch. der altlux. Territorien, 5-7, 1948/49 - Jacques Bretel, Le Tournoi de Chauvency, ed. M. Delbouille, 1932 - F.-J. Heyen, Ks. H.s Romfahrt 1965, 1978 – K.-U. Jäschke, Imperator Heinricus, Beih. zu Hemecht, 1988.

Literatur:
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F. Schneider, Ks. H. VII., 1924/28 - W. M. Bowsky, Henry VII in Italy, 1960 - K. Klefisch, Ks. H. VII. als Gf. V. Luxemburg [Diss. Bonn 1971] - K.-U. Jäschke, Zu universalen und nat. Reichskonzeptionen beim Tode Ks. H.s VII. (Fschr. B. Schwineköpfer, 1982), 415-435 - C. D. Dietmar, Die Beziehungen des Hauses Luxemburg zu Frankreich (1247/1346), 1983, 195-245 - H. Thomas, Dt. Gesch. des SpätMA, 1983, 131-152- Balduin v. Luxemburg, hg. F.-J. Heyen, 1985.



Schwennicke Detlev: Tafel 82
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

HEINRICH (IV.) VII.
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* Valenciennes 12. VII (1274/75), + Buonconvento bei Siena 24. VIII 1313

Begraben: Pisa Kathedrale

1288 Graf von LUXEMBURG
Frankfurt 27. XI 1308 gewählt
Aachen 6. I 1309 gekrönt als KÖNIG
Mailand 6. I 1311 KÖNIG VON ITALIEN
Rom S. Giovanni in Laterano 29. VI 1312 KAISER

  oo Tervueren 9. VI 192
       MARGARETA VON BRABANT
       * 4. X 1276, + Genua 14. XII 1311

Begraben: Pisa Kathedrale

Tochter von Johann I. Herzog von Lothringen und Brabant, 1287 Herzog von Limburg



HEINRICH VII. wuchs in recht bescheidenen Verhältnissen auf, bis er mit seinem jüngeren Bruder Balduin zur Vollendung der Erziehung an den französischen Königshof entsandt wurde. Dort erhielten beide den Ritterschlag, persönlich vollzogen durch den französischen König Philipp IV. Es versteht sich, dass HEINRICH in Sprache und Verhalten eindeutig französisch geprägt war. Er schloss 1292 Frieden mit Brabant, verzichtete auf Limburg und wurde für Teilgebiete französischer Vasall. Die Niederlage seines Vaters verlagerte das politische Schwergewicht Luxemburgs wieder an die Mosel. Er unterwarf den Adel wieder, gewann die Schutzhoheit über Trier und führte eine neue Gerichtsordnung ein, die unter anderem Gottesurteile abschaffte. Die Stunde der LUXEMBURGER schlug, als es Graf HEINRICH dank seiner hervorragenden Beziehungen zum französischen Hof und zur Kurie gelang, seinem 22-jährigen Bruder Balduin das Erzbistum Trier zu verschaffen. Am 27.11.1308 setzte sich Graf Heinrich von Luxemburg bei der Königswahl in Frankfurt mit 6 Kurstimmen gegen den französischen Kandidaten, Graf Karl von Valois, durch. Maßgeblich an seiner Wahl war sein Bruder Balduin, Erzbischof von Trier, beteiligt. Nachdem der LUXEMBURGER das reiche Böhmen für seine Hausmacht gewonnen hatte, verzichtete er auf eine Fortsetzung der Hausmachtpolitik und ließ sich auf einen Italienzug ein, der ihm zwar als erstem deutschen König seit FRIEDRICH II. wieder die Kaiserkrone brachte, ihn aber gleichzeitig in kostspielige und letztlich erfolglose Auseinandersetzungen mit den italienischen Gewalten verwickelte. Im September 1309 kam es zum Vergleich mit den Söhnen ALBRECHTS I. VON HABSBURG, die ihre Reichslehen empfingen. Am 31.8.1310 belehnte HEINRICH VII. seinen mit der PREMYSLIDINElisabeth, Tochter Wenzels II., vermählten Sohn Johann mit Böhmen, nachdem das Land dem Herzog Heinrich vonKärnten abgesprochen worden war. Damit erhielten die LUXEMBURGER im Osten eine mächtige Hausmacht, die sie in Nachbarschaft und Rivalität zu den HABSBURGERN brachten. Am 19.12.1310 belehnte HEINRICH VII. den WETTINER Friedrich den Freidigen mit Meißen und Thüringen. Auf seinem Italienzug (1310-1313) wurde HEINRICH am 6.1.1311 zum König der Lombarden gekrönt. Gegenüber den italienischen Stadtstaaten konnte sich HEINRICH VII. nicht durchsetzen, so brachte die Belagerung von Brescia, das am 5.11.1311 erobert wurde, große Verluste für das königliche Heer. Am 29.6.1312 wurde er zum Kaiser gekrönt. Beim Aufbruch gegen Robert von Neapel, der die Forderung vertrat, das überlebte Kaisertum abzuschaffen, starb HEINRICH überraschend in Buonconventa bei Siena an Malaria. Er wurde im Dom von Pisa bestattet. Nach seinem Tod gingen die Zwistigkeiten in Italien weiter; der erfolglose Italienzug HEINRICHS VII. trug lediglich dazu bei, das deutsche Königtum erneut von den innerdeutschen Aufgaben abzulenken. Ähnlich wie seine beiden HABSBURGER Vorgänger zeigte sich HEINRICH VII. bestrebt, die Zentralgewalt im Reich zu stärken, wählte dazu aber im Gegensatz zu seinen Vorgängern, die dies über die Stärkung ihrer Hausmacht versuchten, den Weg der Erneuerung des universalen Kaisergedankens. An dieser Absicht ist HEINRICH VII. aufgrund der fehlenden finanziellen nd machtpolitischen Voraussetzungen gescheitert.

Mohr Walter: Band III Seite 126
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen"

Ende April 1291 trat dann jedoch ein neuer Faktor auf. Es schlossen nämlich Erzbischof Boemund von Trier und Graf Theobald II. von Bar ein militärisches Bündnis gegen den Herzog von Ober-Lothringen und den Grafen Heinrich VII. von Luxemburg. Der Vertrag sollte allerdings erst am 24. Juni in Kraft treten und dann für drei Jahre gelten, doch wird dieses Zusammengehen schon gleich eine entsprechende Auswirkung gehabt haben.
 
 
 
 

9.6.1292
  oo Margarete von Brabant, Tochter des Herzogs Johann I.
       4.10.1276-14.12.1311
       Genua
 
 
 
 

Kinder:

  Johann der Blinde
  10.8.1296-26.8.1346

  Maria
  1304-25.3.1324

24.8.1322
   oo Karl IV. König von Frankreich
       1294-31.1.1328

  Beatrix
  1305-11.11.1319

24.6.1318
   oo 2. Karl Robert König von Ungarn
           1288-16.7.1342
 
 
 
 

Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 229,238 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 - Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 132-135 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 121-123 - Krieger, Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1994, Seite 86,108,111-115,119,122,125,129 - Mägdefrau, Werner: Heinrich VII., in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 267-274 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band III Seite 126 - Schneider Friedrich: Kaiser Heinrich VII. Dantes Kaiser. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart-Berlin 1943 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82 -