Begraben: Pisa, Kathedrale (Grabmal von Tino da Camaino)
Ältester Sohn des Grafen Heinrich VI. der Verdammte
von Luxemburg und der Beatrix von Avesnes, Tochter von Graf
Balduin zu Beaumont
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2047-2049
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HEINRICH VII., römisch-deutscher König, Kaiser
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* 1278/79, + 24. August 1313
Buonconvento bei Siena
Begraben: Pisa, Kathedrale (Grabmal von Tino da Camaino)
Sohn Heinrichs VI., Grafen von Luxemburg und La Roche, Markgraf von Arlon, und der Beatrix von Avesnes
HEINRICH VII., der
in der romanisch geprägten Welt des niederlothringischen Adels aufwuchs,
wurde am 9. Juni 1292 mit Margarete,
einer Tochter Herzog Johanns I. von Brabant, vermählt, ein Unterpfand
der Versöhnung der beiden Häuser nach einem Streit um das Herzogtum
Limburg. Im englisch-französischen Krieg 1294-1297 war HEINRICH
- im Gegensatz zu König ADOLF
- ein enger Anhänger und seit November 1294 ligischer Vasall König
Philipps IV. von Frankreich, den er 1305 zur Krönung Papst
Clemens' IV. nach Avignon begleitete. HEINRICHS
Bruder
Balduin
wurde auf Betreiben Philipps vom Papst
zum Erzbischof von Trier erhoben (1307). Gleichwohl schloss HEINRICH,
ohne von der Ermordung König ALBRECHTS I.
(1. Mai 1308) bereits Kenntnis zu haben, mit einigen benachbarten Fürsten
am 11. Mai 1308 ein Bündnis, das unter anderem die Möglichkeit
der Königswahl eines der Partner vorsah. Dieses Bündnis hatte
- unter dem Eindruck der rigorosen Maßnahmen Philipps
IV. - eine antifranzösische Komponente und richtete sich
gegen die deutsche Thronkandidatur von Philipps
IV. Bruder Karl
von Valois. Am 27. November 1308 wurde HEINRICH
VII. auf Betreiben der Erzbischöfe Peter von Aspelt von
Mainz und Balduin von Trier von 6 Kurfürsten (ohne Böhmen)
zum König gewählt, am 6. Januar 1309 in Aachen gekrönt.
Der Papst gewährte die - nicht erbetene - Approbation, stellte aber
die Kaiserkrönung, um die die Wähler stattdessen ersucht hatten,
erst für den 2. Februar 1312 in Aussicht. Gleichwohl entschloß
sich HEINRICH VII., so schnell wie
möglich nach Italien zu ziehen.
Seine Italienpolitik ist vor dem Hintergrund von zwei
Sachverhalten zu beurteilen:
1. der Abneigung der rheinischen Kurfürsten
gegen ein Königtum, das sich vorrangig in ihrem Bereich betätigte
2. der Wahrung der Stellung des römisch-deutschen
Reiches in der Christenheit und der Wiederherstellung seiner Rechte im
Arelat, in Reichsitalien und in Teilen des alten Lothar-Reiches, was Konfliktmöglichkeiten
mit Philipp IV. und dessen Vetter,
dem angevinischen König Robert von Neapel(-Sizilien),
in sich barg.
Im Innern hat HEINRICH VII.
den
Konflikt seiner beiden Vorgänger mit den WETTINERN beendet (Anerkennung
von deren Herrschaft über Meißen und Thüringen) und sich
mit den der Königswahl übergangenen HABSBURGERN
arrangiert, während der unter ALBRECHT I.
ausgebrochene Konflikt mit Württemberg bis 1311 weiterschwelte. Als
ihm Gegner Heinrichs VI. von Kärnten
die Aussicht auf das Königreich Böhmen eröffneten, griff
HEINRICH
VII. zu (Heirat seines Sohnes
Johann
mit Elisabeth von Böhmen, 31.
August 1310, und Belehnung). Ohne den Erfolg des böhmischen Unternehmens
abzuwarten, brach HEINRICH VII. nach
Italien auf, das er Ende Oktober 1310 erreichte. Da
HEINRICH
VII. einen Anspruch auf eine allgemeine Heeresfolge für
den Romzug nicht mehr geltend machen konnte, umfasste sein Heer (ca. 5.000
Mann) überwiegend im westlichen Grenzgebiet rekrutierte Truppen. Er
beabsichtigte eine Finanzierung mit Steuern Italiens. In seinem Selbstverständnis
als über den Parteien der Guelfen und Ghibellinen stehender Friedensstifter
wurde er in Italien nicht nur von Dante begrüßt.
Am 6. Januar 1311 wurde HEINRICH
VII. in Mailand mir der (eigens angefertigten) Eisernen Krone
der Langobarden gekrönt. HEINRICHS VII.
Ruf als Friedensstifter schwand im Verlauf der Mailänder Auseinandersetzungen
zwischen den von ihm unterstützten VISCONTI und den DELLA TORRE sowie
durch sein militärisches Vorgehen gegen Cremona und Brescia. Sein
infolge der Kämpfe und einer Seuche dezimiertes Heer erreichte Rom
am 7. Mai 1312 von Pisa aus auf dem Seeweg (da Florenz den Landweg gesperrt
hatte). Nach heftigen Kämpfen in Rom gegen die Truppen von König
Roberts Bruder Johann von Gravina
konnte sich HEINRICH VII. am 29. Juni
1312 von hierzu beauftragten Kardinälen im Lateran krönen lassen
(die Peterskirche blieb ihm unzugänglich). Es war die erste Kaiserkrönung
seit 92 Jahren. HEINRICHS VII. Krönungsmanifest
löste bei Philipp IV. Protest
aus. Am 4. Juli schloss HEINRICH VII.
ein Bündnis mit dem aragonesischenKönig
Friedrich III. von Sizilien (Trinacria), verließ am 4.
August Rom. Das militärische Vorgehen gegen Florenz (Oktober 1312)
blieb ergebnislos. Am 26. April 1313 verurteilte HEINRICH
VII. König Robert wegen Majestätsverbrechen in Abwesenheit
zum Tode. HEINRICH VII., dessen Gemahlin
bereits am 14. Dezember 1312 in Genua verstorben war, erlag am 24. August
1313 der Malaria, nach hartnäckigen Gerüchten durch
Giftmord eines Dominikaners.
HEINRICHS VII. Absicht,
durch die Herrschaft über Reichsitalien sich reiche Geldquellen zu
erschließen, um so den Vorsprung des französischen und englischen
Königtums einzuholen, ist gescheitert. Seine Kaiserkrönung bedeutete
aber eine Renovatio Imperii, die in Neapel, Paris und an der Kurie eine
lebhafte Debatte über das Kaisertum der Deutschen auslöste. Mit
Ausnahme
WENZELS haben alle folgenden
Könige des Spätmittelalters versucht, sich in Rom krönen
zu lassen.
Quellen:
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MGH Const. IV - C. Wampach, Urkk.- und Q.buch zur Gesch.
der altlux. Territorien, 5-7, 1948/49 - Jacques Bretel, Le Tournoi de Chauvency,
ed. M. Delbouille, 1932 - F.-J. Heyen, Ks. H.s Romfahrt 1965, 1978 – K.-U.
Jäschke, Imperator Heinricus, Beih. zu Hemecht, 1988.
Literatur:
-----------
F. Schneider, Ks. H. VII., 1924/28 - W. M. Bowsky, Henry
VII in Italy, 1960 - K. Klefisch, Ks. H. VII. als Gf. V. Luxemburg [Diss.
Bonn 1971] - K.-U. Jäschke, Zu universalen und nat. Reichskonzeptionen
beim Tode Ks. H.s VII. (Fschr. B. Schwineköpfer, 1982), 415-435 -
C. D. Dietmar, Die Beziehungen des Hauses Luxemburg zu Frankreich (1247/1346),
1983, 195-245 - H. Thomas, Dt. Gesch. des SpätMA, 1983, 131-152- Balduin
v. Luxemburg, hg. F.-J. Heyen, 1985.
HEINRICH (IV.) VII.
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* Valenciennes 12. VII (1274/75), + Buonconvento bei
Siena 24. VIII 1313
Begraben: Pisa Kathedrale
1288 Graf von LUXEMBURG
Frankfurt 27. XI 1308 gewählt
Aachen 6. I 1309 gekrönt als KÖNIG
Mailand 6. I 1311 KÖNIG VON ITALIEN
Rom S. Giovanni in Laterano 29. VI 1312 KAISER
oo Tervueren 9. VI 192
MARGARETA VON BRABANT
* 4. X 1276, + Genua
14. XII 1311
Begraben: Pisa Kathedrale
Tochter von Johann I. Herzog von Lothringen und Brabant, 1287 Herzog von Limburg
Mohr Walter: Band III Seite 126
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen"
Ende April 1291 trat dann jedoch ein neuer Faktor auf.
Es schlossen nämlich Erzbischof Boemund von Trier und Graf Theobald
II. von Bar ein militärisches Bündnis gegen den Herzog von Ober-Lothringen
und den Grafen Heinrich VII. von Luxemburg.
Der Vertrag sollte allerdings erst am 24. Juni in Kraft treten und dann
für drei Jahre gelten, doch wird dieses Zusammengehen schon gleich
eine entsprechende Auswirkung gehabt haben.
9.6.1292
oo Margarete von Brabant, Tochter des Herzogs
Johann I.
4.10.1276-14.12.1311
Genua
Kinder:
Johann der Blinde
10.8.1296-26.8.1346
Maria
1304-25.3.1324
24.8.1322
oo Karl IV. König von Frankreich
1294-31.1.1328
Beatrix
1305-11.11.1319
24.6.1318
oo 2. Karl Robert König von Ungarn
1288-16.7.1342
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 229,238 - Erbe Michael:
Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 - Hoensch, Jörg
K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer
Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 - Höfer, Manfred:
Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994,
Seite 132-135 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die
Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis
Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 121-123 - Krieger,
Karl-Friedrich: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich
III. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1994, Seite 86,108,111-115,119,122,125,129
- Mägdefrau, Werner: Heinrich VII., in Deutsche Könige
und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 267-274 -
Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte"
Saarbrücken 1974 Band III Seite 126 - Schneider Friedrich:
Kaiser Heinrich VII. Dantes Kaiser. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart-Berlin
1943 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge
Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82 -