Begraben: Veitsdom Prag
Einzige Tochter des Herzogs Heinrich
II. von Schweidnitz-Jauer aus dem Hause der PIASTEN
und der Katharina von Ungarn, Tochter
von König Karl II. Robert
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 655
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Anna von Schweidnitz-Jauer, deutsche und böhmische
Königin
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* 1338/39, + 1362
Begraben: Veitsdom
Tochter Herzog Heinrichs II. von Schweidnitz (+ 1343)
Heirat am 27. Mai 1353 in Ofen, Krönung zur böhmischen Königin am 28. Juli 1353 in Prag, Krönung zur römischen Königin am 9. Februar 1354 in Aachen und Krönung zur Kaiserin am 5.4.1355 in Rom. Erbin der letzten noch nicht an Böhmen gebundenen schlesischen Herzogtümer (Anfall 1368), hat Anna von allen Frauen KARLS als Mutter des Thronerben WENZEL (* 26.2.1361) den relativ größten politischen und personalpolitischen Einfluss ausgeübt. - Dargestellt im Veitsdom (Grabmal) und auf Karlstein.
Literatur:
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NBD I - J. Gottschalk, A. v. Schweidnitz, Jb. der Schles.
Friedrich-Wilhelm-Uni. zu Breslau 17, 1972.
WENZEL
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* Prag 14. V 1316, + Prag 29. XI 1376
Begraben: Prag Veitsdom
1323 KARL IV.
1334 MARKGRAF VON MÄHREN
Rhens 11. VII 1346 zum KÖNIG gewählt
Bonn 26. XI 1346 gekrönt2. IX 1347 KÖNIG VON
BÖHMEN
Frankfurt 17. VI 1349 2. Wahl
Aachen 25. VII 1349 Krönung als KÖNIG
Mailand 6. I 1355 gekrönt als KÖNIG VON ITALIEN
Rom 5. IV 1355 gekrönt als KAISER
Arles 4. VI 1365 KÖNIG VON BURGUND
1. oo Prag 8. I 1329
BLANCHE (MARGUERITE) DE VALOIS (CAPET)
* 1317, + Prag 1. VIII 1348
Begraben: Prag Veitsdom
Tochter von Charles I. von Frankreich Comte de Valois
2. oo (Kontrakt Babarach III 1349)
ANNA PFALZGRÄFIN, HERZOGIN IN BAYERN
* 26. IX 1329, + Prag 2. II 1353
Begraben: Prag Veitsdom
26.VII 1349 gekrönt
Tochter von Pfalzgraf Rudolf II.
3. oo 27. V 1353
ANNA VON SCHLESIEN
* 1339, + 11. VII 1362
Begraben: Prag Veitsdom
ERBIN VON SCHWEIDNITZ UND JAUER
ANNA, Erbin von SCHWEIDNITZ und JAUER
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* 1339, + 11. VII 1362
oo 27. V 1353
KARL IV. VON LUXEMBURG,
Römischer Kaiser
+ 29. X 1378
Deswegen war Anna,
die 1339 geborene einzige Tochter seines verstorbenen jüngeren Bruders
Heinrich
II.
aus dessen Ehe mit Catharina von Ungarn,
der Tochter Karl Roberts
und dessen erste Frau Maria von Beuthen,
die präsumptive Erbin von Bolkos Besitzungen.
Anna
würde aber nach seinem Tod nicht nur Schweidnitz erben, sondern
auch Jauer, denn Bolko hatte
1346 von seinem Onkel Heinrich I. von Jauer
dessen Herzogtum geerbt. Außerdem war sie eine Nichte von KARLS
früherem Schwiegersohn, dem noch kinderlosen Ludwig
von Ungarn, der zugleich potentieller Erbe von Annas
immer noch söhnelosem polnischen Großonkel war. Ludwigs
einziger überlebender Bruder war noch nicht verheiratet, und seine
einzige Halbschwester hatte nur ein Kind hinterlassen - eben Anna,
die damit in ihrer Position als „Erbnichte Osteuropas“ eine weit
über ihre schlesischen Erblande hinausweisende Bedeutung gewann.
Nur wenige Monate später kam es am 13. Dezember
1350 in Prag zum Abschluss eines Ehe- und Erbvertrages, durch den KARLS
geheime Hoffnungen verwirklicht wurden. Man verabredete eine
Ehe zwischen
KARLS elf Monate altem
Sohn
Wenzel und Bolkos
11-jähriger Nichte
Anna.
Die beiden Fürsten hatten vereinbart, man solle Anna
bis
zum 24. Juni des folgenden Jahres von Ungeren bringen in unser
gewalt.
Anna lebte nämlich
am Hof Ludwigs I. von Ungarn, der ja
ein Halbbruder ihrer Mutter war; dort wuchs sie unter den Augen ihrer Großtante,
der Königin Elisabeth auf, die
eine Schwester ihrer Großmutter väterlicherseits war und „an
ihrem glänzenden Hofe eine Art Erziehungs- und Heiratsvermittlungsanstalt
für Fürstentöchter eingerichtet hatte“. Doch bereits im
Dezember starb der kleine Wenzel auf
der Burg Bettlern. Nach dem Tode der Königin
Anna von der Pfalz beabsichtigte KARL,
jenes junge Mädchen zu heiraten, dass er als zukünftige Frau
für seinen Sohn vorgesehen hatte.
So kam man in Wien auf dem Verhandlungswege einander
näher. Ludwig von Ungarn und Kasimir
von Polen stimmten der Ehe ihrer Nichte bzw. Großnichte
und dem Übergang von Schweidnitz und Jauer an Böhmen
zu. KARL verzichtete auf seine Ansprüche
auf das Herzogtum Masowien-Plock und erhielt dafür die 1341 verpfändeten
Städte Pitschen und Kreuzberg zurück. Nachdem diese Schwierigkeiten
überwunden waren, konnte an die Vollziehung der Ehe gedacht werden.
Es ist bislang nicht gelungen, Ort und Termin eindeutig zu bestimmen. Benesch
von Weitmühl spricht ganz allgemein davon, die Heirat habe 1353 in
Ungarn stattgefunden; Heinrich von Dießenhofen macht genauere Angaben:
Nach ihm hat KARL
im Juni in civitate
dicta Boffen (= Ofen) geheiratet, und zwar zusammen mit
Ludwig
von Ungarn. Die Heirat fand nach Jan Dlugosch am 20. Juni 1353
in Buda statt.
Wir vermuten, dass KARL erst
Ende Juni die Dispens in den Händen hielt und dass erst danach die
kirchliche Einsegnung stattfand, und zwar in Schweidnitz,, wo er sich Anfang
Juli mit seiner jungen Frau aufhielt. Am 3. Juli wurde dort nämlich
der Ehe- und Erbvertrag unterzeichnet, in dem Bolko
für den Fall seines kinderlosen Todes seiner Nichte Anna
und ihren Kindern aus der Ehe mit KARL
seine Herzogtümer vermacht, wobei er lediglich die Einschränkung
machte, dass Schweidnitz und Jauer seiner Frau bis zu deren Tod als Leibgedinge
zur Verfügung stehen sollten; gleichzeitig stellte er seiner Nichte
eine Heimsteuer von 10.000 Mark in Aussicht, für die er die
Festen Lemberg und Bunzlau verpfändete.KARL
bestätigte diese Abmachungen und sicherte Anna
durch Verabredung einer Leibgedingsehe seinerseits als zentrale Mannesgabe
15.000 Mark zu, für die er ihr die Städte Königsgrätz,
Hohenmauth und Politz pfandweise überließ.
Nach der Klärung der wichtigen erbrechtlichen Fragen
zog KARL mit seiner Frau nach Prag,
wo sie am 28. Juli zur Königin gekrönt wurde; am 8. Februar
1354 folgte in Aachen die Krönung zur römischen Königin,
und am 5. April 1355 fand in Rom auch die Krönung der 16-jährigen
zur Kaiserin statt - drei Krönungen in weniger als zwei Jahren.
Am 19. März 1358 wurde in Prag ihre Tochter Elisabeth
und
am 26. Februar 1361 endlich der Thronerbe WENZEL
in Nürnberg geboren. Damit war der Fortbestand der Dynastie
gesichert und konnte auch nicht mehr gefährdet werden, als Kaiserin
Anna im folgenden Jahr, am 11. Juli 1362, angeblich bei
der Geburt ihres 3. Kindes starb. Sie wurde im Veitsdom neben ihren
beiden Ehevorgängerinnen bestattet, für die sie kurz nach ihrer
Krönung zur Kaiserin eine Annivarstiftung bestellt hatte.
Hoensch, Jörg K.: Seite 129,135,140,155
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
In dem Wunsche, Gründer einer großen Dynastie
zu werden, ließ KARL keine Trauerzeit
verstreichen, sondern knüpfte im März bei einem Fürstentreffen
in Wien Kontakte zu seinem ehemaligen Schwiegersohn Ludwig
I. an, an dessen Hof die vierzenjährige Anna
von Schweidnitz, seine und Nichte des kinderlosen Herzogs
Bolko II. sowie Großnichte des polnischen Königs
Kazimierz III., erzogen wurde, die er früher einmal als
Gemahlin seines inzwischen verstorbenen Sohnes
Wenzel eingeplant hatte. Schon am 27. Mai fand in Ofen die Trauung
statt, wobei KARL die Anwartschaft
auf das letzte noch nicht zur Krone Böhmens gehörende Herzogtum
Schweidnitz-Jauer eingeräumt wurde und er auf die von seinem Vater
1330 erkämpfte Lehnsabhängigkeit von Plock in Masowien verzichtete.
Allerdings mußte sich KARL bis
1361 gedulden, bevor Anna nach der
Tochter Elisabeth 1358 den wiederum
WENZEL getauften Kronprinzen zur Welt
brachte.
Über Mantua, von wo aus er das ihm zur Kaiserkrönung
zustehende Geleit im Reich anforderte und seine Gemahlin Anna
ersuchte, ihm im Schutz eines größeren böhmischen Kontingents
nachzukommen, erreichte er am 4. Janaur 1355 Mailand. In Pisa trafen Königin
Anna, die von namhaften Baronen begleitete böhmische Heeresabteilung
und schließlich auch Kardinal Petrus von Ostia, der die Krönung
vornehmen sollte, bei KARL IV. ein,
der jetzt über eine kampfkräftige Truppe verfügte.
Offiziell zog KARL
dann am Ostersonntag, dem 5. April 1355, mit großem Gefolge in die
Ewige Stadt ein. Nach dem Festakt ritten der Kaiser und seine mit ihm gekrönte
Gemahlin Anna über die Engelsbrücke
und vorbei am Capitol zum Lateran, wo das Festmahl stattfand. Noch am Abend
verließ das kaiserliche Paar vereinbarungsgemäß Rom wieder.
Am 26. Februar kam in Nürnberg der langersehnte
Sohn zur Welt, der nach dem Landesheiligen Wenzel
(Vaclav) getauft wurde. Die Absicherung
und Erweiterung der Hausmacht seiner Dynastie sowie das Bemühen, dem
Erben nicht nur in Böhmen, sondern auch im Reich frühzeitig die
Nachfolge zu ermöglichen, bestimmten in der Folezeit die kaiserliche
Politik. Selbst der Tod seiner jungen Gemahlin Anna
von Schweidnitz am 11. Juli 1362 im Kindbett konnte den
Tatendrang des Kaisers nicht aufhalten.
27.5.1353
oo 3. KARL IV. Deutscher König
14.5.1316-29.11.1378
Kinder:
Elisabeth
19.3.1358-19.9.1373
Prag
Wien
19.3.1366
oo 1. Albrecht III. Herzog von Österreich
9.9.1348-29.8.1395
WENZEL
26.2.1361-16.8.1419
Literatur:
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Fischer Otto: Karl IV. Deutscher Kaiser König
von Böhmen, Angelsachsen-Verlag Bremen 1941 - Hoensch, Jörg
K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer
Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 129,135,140,151,155
- Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle
zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 33,38 -
Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft
Athenaion Potsdam 1938 Seite 81,82 - Schwennicke Detlev: Europäische
Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am
Main 1998 Tafel 82 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln.
Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band
III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen
Reiches und andere europäische Fürstenhäuser, Verlag von
J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 12 - Seibt Ferdinand: Karl V.
Der Kaiser und die Reformation.Wolf Jobst Siedler Verlag 1990 Seite 230,307,327
- Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990 Seite 75,116,121,186,188,190,195,205,242,299,377,402
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main
1993 - Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik.
Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den
Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger Warendorf
1988 Seite 324-342 -