Anna von der Pfalz                       Deutsche  Königin
-------------------------                     Königin von Böhmen
26.9.1329-2.2.1353
                 Prag

Begraben: Veitsdom Prag
 

Tochter des Pfalzgrafen Rudolf II. bei Rhein (+ 4.10.1353) aus seiner 1. Ehe mit der Anna von Kärnten-Görz, Tochter von Herzog Otto II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 656
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Anna von der Pfalz, deutsche und böhmische Königin
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* 1329, + 1353
               Prag

Begraben: Veitsdom

Tochter Pfalzgraf Rudolfs II. (+ 1353)

2. Gemahlin KARLS IV.; Heirat in Bacharach

Krönung zur böhmischen Königin Prag 1.4.1349. Mit der sensationellen Hochzeit, gegen päpstlichen Rat, spaltete KARL die WITTELSBACHER Partei und festigte entschieden seine Position. In der Mitgift wurzeln die späteren Erwerbungen KARLS in der Ober-Pfalz ("Neuböhmen", ab 1353). Politisches Wirken Annas ist nicht bezeugt. Das einzige Kind Wenzel (* 17.1.1350) starb früh (30.12.1351).

Quellen und Literatur:
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RI VIII - NDB I, 299 - E. Werunsky, Gesch. Ks. Karls IV. und seiner Zeit, 3 Bde, 1880-1892, bes. Bd. 2.



Schwennicke Detlev: Tafel 82
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

WENZEL
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* Prag 14. V 1316, + Prag 29. XI 1376

Begraben: Prag Veitsdom

1323 KARL IV.
1334 MARKGRAF VON MÄHREN
Rhens 11. VII 1346 zum KÖNIG gewählt
Bonn 26. XI 1346 gekrönt2. IX 1347 KÖNIG VON BÖHMEN
Frankfurt 17. VI 1349 2. Wahl
Aachen 25. VII 1349 Krönung als KÖNIG
Mailand 6. I 1355 gekrönt als KÖNIG VON ITALIEN
Rom 5. IV 1355 gekrönt als KAISER
Arles 4. VI 1365 KÖNIG VON BURGUND

  1. oo Prag 8. I 1329
           BLANCHE (MARGUERITE) DE VALOIS (CAPET)
           * 1317, + Prag 1. VIII 1348

Begraben: Prag Veitsdom

Tochter von Charles I. von Frankreich Comte de Valois

  2. oo  (Kontrakt Babarach III 1349)
            ANNA PFALZGRÄFIN, HERZOGIN IN BAYERN
            * 26. IX 1329, + Prag 2. II 1353

Begraben: Prag Veitsdom

26.VII 1349 gekrönt

Tochter von Pfalzgraf Rudolf II.



Schwennicke Detlev: Tafel 91
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

ANNA
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*26. IX 1329, + Prag 2. II 1353

Begraben: Prag St. Veit

Aachen 26. VII 1349 gekrönt

  oo Bacharach 4. III 1349
       KARL IV. Graf von Luxemburg, 1346 König
                 + Prag 29. XI 1378

Begraben: Prag St. Veit



Veltrup Dieter: Seite 306-313,315-323,326-331
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

Um diese Zeit muss KARL den Plan gefasst haben, Rudolf II. dadurch auf seine Seite zu ziehen, dass er dessen einzige Tochter heiratete. Dem standen jedoch zwei schwerwiegende Hindernisse entgegen: Zum einem die Verwandtschaft im 3. berührend den 4., also im 4. Grad der kanonischen Zählung, die KARL mit Anna verband; zum anderen war Anna eine Großnichte LUDWIGS DES BAYERN und KARL hatte dem Papst unter Eid versprochen, ohne seine vorherige Einwilligung in keine verwandtschaftliche Beziehung zum wittelsbachischen Hause zu treten. Um seine wahren Absichten zu verbergen, nahm KARLVerhandlungen mit Eduard III. von England auf, die das Ziel einer Ehe zwischen dessen Tochter Isabella undKARL haben sollten.
Am 10. Februar erreichte ihn sein Kanzler in Köln und brachte ihm aus Avignon das ersehnte Heiratsprivileg und nun konnten die endgültigen Verhandlungen wegen der Ehe mit Anna von der Pfalz beginnen. Der Ehevertrag wurde in Bacharach mit Rudolf geschlossen. Noch am selben Tag, an dem der Vertrag unterzeichnet worden war, fand auch die Heirat des fast 33-jährigen Witwers mit der knapp 20-jährigen Pfalzgräfin statt. Die Ehe bewirkte nicht nur durch die Spaltung der wittelsbachischen Partei für eine Beruhigung im Reich, sondern gab KARL die Möglichkeit, sich auf außenpolitische Probleme konzentrieren zu können. Sie eröffnete dem König darüber hinaus höchst interessante und erwünschte erbrechtliche Aussichten. Annas Mutter war nämlich eine Cousine von KARLS früherer Schwägerin Margaretha Maultasch: Sie war eine Tochter von Herzog Otto II. von Kärnten, einem Bruder von Margarethas Vater Heinrich, dem Ex-König von Böhmen. Für den Fall nämlich, dass Margaretha keine Kinder hinterließ, wären die Nachkommen ihrer drei Cousinen erbberechtigt gewesen. Für KARL ergab sich noch die besonders interessante Situation, dass die Witwe Ottos II. ihrer Tochter Anna die Grafschaft Sarntheim nördlich von Bozen vermacht hatte, die nach deren Tod möglicherweise KARLS Frau zugefallen war.
Sehr viel realistischere Aussichten schienen sich für KARL aber deshalb zu eröffnen, weil seine junge Frau die einzige Tochter aus der Ehe von Rudolf II. von der Pfalz mit der Kärntener Herzogstochter war. Anna war seine Erbtochter, der er auch die Eventualhuldigung leisten ließ. Für KARL eröffnete sich die Aussicht, auf dem Erbwege alle die Gebiete in den Einflussbereich seiner Dynastie zu bringen, die für ihn wegen des Zugangs von Böhmen ins Reich so ungemein wichtig waren. Vorerst erhielt er zwar nur Hartenstein, Auerbach, Velden, Plech und Neidstein Pfandweise versetzt, da Rudolf wegen seiner hohen Schulden nicht in der Lage war, Annas Heimsteuer in Höhe von 6.000 Mark bar zu bezahlen.
Wir hatten bereits gesehen, dass sich KARLS Hoffnungen, die Rudolf gehörigen Teile der Ober-Pfalz auf dem Erbwege an sich zu bringen, letztlich nicht erfüllten, weil das einzige Kind aus seiner Ehe mit Anna beim Tod der Mutter bereits verstorben war und diese wiederum nur acht Monate vor ihrem Vater starb.
KARL kaufte Ruprecht den Jüngeren, der sich in der Gefangenschaft von Herzog Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg befand, kurz nach Annas Tod für 12.000 Mark frei  und ließ sich als Gegenleistung dafür unter Vermittlung Albrechts von Habsburg von den Oheimen des jungen Mannes die Festungen Waldeck, Störnstein, Neustadt, Hirschau, Murach und Treswitz verpfänden; den Pfalzgrafen wurde die Möglichkeit eingeräumt, die Pfänder innerhalb eines Jahres einzulösen. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn wenige Monate später gelang KARL ein noch größerer Erfolg: Am 4.Oktober 1353 starb sein Schwiegervater Rudolf II. unter Hinterlassung einer ungeheuren Schuldenlast, die allein KARL gegenüber 20.000 Mark betrug. Wenige Tage später verabredete der König mit Ruprecht dem Älteren, dass ihm zur Begleichung dieser Schulden die oberpfälzischen Städte und Festungen Hauseck, Ruprechtstein, Werdenstein und Lichtenstein sowie Sulzbach, Rosenberg, Thurndorf, Hilpoltstein, Hohenstein, Lichteneck, Frankenberg, Lauf, Eschenbach, Hersbruck, Hartenstein, Neidstein, Auerbach, Velden und Plech verkauft werden sollten. Die fünf letztgenannten Orte hatte KARL bereits in Pfandbesitz: Sie waren ihm an Stelle von Annas Heimsteuer verpfändet worden und hätten von ihm bis zu seinem Tode weiter genutzt werden können; nun gingen sie in sein unbestreitbares Eigentum über. Dagegen verpflichtete er sich, die ihm wegen der Loslösung Ruprechts des Jüngeren verpfändeten Festen Waldeck, Murach und Treswitz wieder herauszugeben.
Nachdem er am 25. Juli 1349 in Aachen durch seinen Großonkel Balduin abermals zum römischen König und am folgenden Tag auch seine junge Frau zur Königin gekrönt worden war, blieb das Paar noch einige Zeit am Rhein und begab sich dann nach Prag, wo Anna am 1. November auch als böhmische Königin gekrönt wurde. Sie erwartete zu dieser Zeit ihr erstes Kind, und am 17. Januar 1350 wurde tatsächlich der ersehnte Erbe geboren, der in der Taufe den Namen Wenzel erhielt. Damit war endlich der Fortbestand der Dynastie gesichert.
Im Dezember trat dann das Ereignis ein, das allen ihren vertraglichen Abmachungen die Basis entzog: Der kleine Wenzel starb mit noch nicht einmal zwei Jahren, angeblich auf der Burg Bettlern, und wurde im Veitsdom begraben. Königin Anna wies zum Andenken an ihren Sohn dem von ihrem Mann gestifteten Mansionarienkapitel des Veitsdomes eine jährliche Rente von 10 Schock Prager Groschen aus dem Dorf Minitz mit der Verpflichtung an, dafür Sorge zu tragen, dass an dem Grab eine Wachskerze die noctuque frequenter ardeat sine intermissione. Sie war nicht einmal 23 Jahre alt, und es bestand die Hoffnung, dass sie noch weitere Kinder zur Welt bringen würde; doch bereits am 2. Februar 1353 folgte sie ihrem kleinen Sohn nach und wurde bei ihm im Dom zu Prag beigesetzt.

Hoensch, Jörg K.: Seite 116,129
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

Mit seinem neuen Verbündeten Eduard III. war KARL übereingekommen, dessen Tochter Isabella zu heiraten, doch hatte die Kurie Bedenken gegen diese Ehe angemeldet. Daraufhi warb KARL um die 20 Jahre alte Tochter Anna des Pfalzgrafen Rudolf, mit der er sich nach einem Blitzbesuch auf der Insel Seeland, wo er die verärgerten Gesandten des englischen Hofes zu beruhigen versucht hatte, am 4. März 1349 in Nacharch vermählte. Mehr noch als die Schnelligkeit dieser in wenigen Tagen vereinbarten und vollzogenen Ehe erregte die diplomatische Geschicktheit KARLS die Gemüter, denn es war ihm nicht nur gelungen, die Einheit der wittelsbachischen Dynastie, sondern auch des pfalzgräflichen Zweiges zu sprengen, denn der söhnelose Pfalzgraf verschrieb seinem Schwiegersohn die Anwartschaft auf die an Böhmen grenzende Oberpfalz und räumte ihm zudem ein Mitspacherecht bei der Neubesetzung der dortigen Ämter ein.
Anna von der Pfalz, KARLS zweite Gattin, war am 1. November 1349 in Prag zur Königin von Böhmen gekrönt und am 17. Januar 1350 vom heißersehnten Thronfolger Wenzel entbunden worden, den der stolze Vater sogleich von den böhmischen Ständen als Nachfolger anerkannt haben wollte; doch der Sohn starb bereits im Dezember 1351. Dreizehn Monate später, am 2. Februar 1353, verschied auch die Königin.
Hatte KARL als Sicherjheit für die vereinbarte Morgengabe für Anna von der Pfalz mehrere Ortschaften um Niedstein und Hartenstein östlich von Nürnberg erhalten, so konte er vier Jahre später von den Pfalzgrafen das Gebiet um Sulzbach und Rosenberg käuflich erwerben.
 
 
 
 

März 1349
  oo 2. KARL IV. von Luxemburg-Böhmen Deutscher König
          14.5.1316-29.11.1378
 
 
 
 

Kinder:

  Wenzel
  17.1.1350-30.12.1351
 
 
 
 

Literatur:
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Fischer Otto: Karl IV. Deutscher Kaiser König von Böhmen, Angelsachsen-Verlag Bremen 1941 -
Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 116,129 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 32,38 -
Palacky Franz: Geschichte von Böhmen 1842 - Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1938 Seite 53,77,78 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 319 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82,91 - Seibt Ferdinand: Karl V. Der Kaiser und die Reformation.Wolf Jobst Siedler Verlag 1990 Seite 161, 200,230,269,273,327 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 67,73,193,195 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger Warendorf 1988 Seite 306-313, 315-323,326-331 -