Begraben: Veitsdom Prag
Tochter des Pfalzgrafen Rudolf II. bei Rhein (+
4.10.1353) aus seiner 1. Ehe mit der Anna von Kärnten-Görz,
Tochter von Herzog Otto II.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 656
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Anna von der Pfalz, deutsche und böhmische Königin
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* 1329, + 1353
Prag
Begraben: Veitsdom
Tochter Pfalzgraf Rudolfs II. (+ 1353)
2. Gemahlin KARLS IV.; Heirat in Bacharach
Krönung zur böhmischen Königin Prag 1.4.1349. Mit der sensationellen Hochzeit, gegen päpstlichen Rat, spaltete KARL die WITTELSBACHER Partei und festigte entschieden seine Position. In der Mitgift wurzeln die späteren Erwerbungen KARLS in der Ober-Pfalz ("Neuböhmen", ab 1353). Politisches Wirken Annas ist nicht bezeugt. Das einzige Kind Wenzel (* 17.1.1350) starb früh (30.12.1351).
Quellen und Literatur:
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RI VIII - NDB I, 299 - E. Werunsky, Gesch. Ks. Karls
IV. und seiner Zeit, 3 Bde, 1880-1892, bes. Bd. 2.
WENZEL
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* Prag 14. V 1316, + Prag 29. XI 1376
Begraben: Prag Veitsdom
1323 KARL IV.
1334 MARKGRAF VON MÄHREN
Rhens 11. VII 1346 zum KÖNIG gewählt
Bonn 26. XI 1346 gekrönt2. IX 1347 KÖNIG VON
BÖHMEN
Frankfurt 17. VI 1349 2. Wahl
Aachen 25. VII 1349 Krönung als KÖNIG
Mailand 6. I 1355 gekrönt als KÖNIG VON ITALIEN
Rom 5. IV 1355 gekrönt als KAISER
Arles 4. VI 1365 KÖNIG VON BURGUND
1. oo Prag 8. I 1329
BLANCHE (MARGUERITE) DE VALOIS (CAPET)
* 1317, + Prag 1. VIII 1348
Begraben: Prag Veitsdom
Tochter von Charles I. von Frankreich Comte de Valois
2. oo (Kontrakt Babarach III 1349)
ANNA PFALZGRÄFIN, HERZOGIN IN BAYERN
* 26. IX 1329, + Prag 2. II 1353
Begraben: Prag Veitsdom
26.VII 1349 gekrönt
Tochter von Pfalzgraf Rudolf II.
ANNA
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*26. IX 1329, + Prag 2. II 1353
Begraben: Prag St. Veit
Aachen 26. VII 1349 gekrönt
oo Bacharach 4. III 1349
KARL IV. Graf von
Luxemburg, 1346 König
+ Prag 29. XI 1378
Begraben: Prag St. Veit
Um diese Zeit muss KARL den
Plan gefasst haben, Rudolf II. dadurch auf seine Seite zu ziehen,
dass er dessen einzige Tochter heiratete. Dem standen jedoch zwei schwerwiegende
Hindernisse entgegen: Zum einem die Verwandtschaft im 3. berührend
den 4., also im 4. Grad der kanonischen Zählung, die KARL
mit Anna verband; zum anderen war Anna
eine Großnichte LUDWIGS DES BAYERN und
KARL hatte dem Papst unter Eid versprochen,
ohne seine vorherige Einwilligung in keine verwandtschaftliche Beziehung
zum wittelsbachischen Hause zu treten.
Um seine wahren Absichten zu verbergen, nahm KARLVerhandlungen
mit Eduard III. von England auf, die
das Ziel einer Ehe zwischen dessen Tochter Isabella
undKARL haben sollten.
Am 10. Februar erreichte ihn sein Kanzler in Köln
und brachte ihm aus Avignon das ersehnte Heiratsprivileg und nun konnten
die endgültigen Verhandlungen wegen der Ehe mit Anna
von der Pfalz beginnen. Der Ehevertrag wurde in Bacharach mit
Rudolf
geschlossen. Noch am selben Tag, an dem der Vertrag unterzeichnet worden
war, fand auch die Heirat des fast 33-jährigen Witwers mit der knapp
20-jährigen Pfalzgräfin statt. Die Ehe bewirkte nicht
nur durch die Spaltung der wittelsbachischen
Partei für eine Beruhigung im Reich, sondern gab KARL
die Möglichkeit, sich auf außenpolitische Probleme konzentrieren
zu können. Sie eröffnete dem König darüber hinaus höchst
interessante und erwünschte erbrechtliche Aussichten.
Annas
Mutter war nämlich eine Cousine von KARLS
früherer Schwägerin Margaretha
Maultasch: Sie war eine Tochter von Herzog Otto II. von Kärnten,
einem Bruder von Margarethas Vater
Heinrich, dem Ex-König von Böhmen.
Für den Fall nämlich, dass
Margaretha
keine Kinder hinterließ, wären die Nachkommen ihrer drei Cousinen
erbberechtigt gewesen. Für
KARL ergab
sich noch die besonders interessante Situation, dass die Witwe Ottos II.
ihrer Tochter Anna die Grafschaft Sarntheim
nördlich von Bozen vermacht hatte, die nach deren Tod möglicherweise
KARLS
Frau zugefallen war.
Sehr viel realistischere Aussichten schienen sich für
KARL
aber deshalb zu eröffnen, weil seine junge Frau die einzige Tochter
aus der Ehe von Rudolf II. von der Pfalz mit der Kärntener
Herzogstochter war. Anna war seine
Erbtochter, der er auch die Eventualhuldigung leisten ließ. Für
KARL eröffnete sich die Aussicht, auf dem Erbwege alle
die Gebiete in den Einflussbereich seiner Dynastie zu bringen, die für
ihn wegen des Zugangs von Böhmen ins Reich so ungemein wichtig waren.
Vorerst erhielt er zwar nur Hartenstein, Auerbach, Velden, Plech und Neidstein
Pfandweise versetzt, da Rudolf wegen seiner hohen Schulden nicht
in der Lage war, Annas Heimsteuer in
Höhe von 6.000 Mark bar zu bezahlen.
Wir hatten bereits gesehen, dass sich KARLS
Hoffnungen, die Rudolf gehörigen Teile der Ober-Pfalz auf dem
Erbwege an sich zu bringen, letztlich nicht erfüllten, weil das einzige
Kind aus seiner Ehe mit Anna beim Tod
der Mutter bereits verstorben war und diese wiederum nur acht Monate vor
ihrem Vater starb.
KARL kaufte Ruprecht
den Jüngeren, der sich in der Gefangenschaft von Herzog Rudolf
I. von Sachsen-Wittenberg befand, kurz nach Annas
Tod für 12.000 Mark frei und ließ sich als Gegenleistung
dafür unter Vermittlung Albrechts von Habsburg
von den Oheimen des jungen Mannes die Festungen Waldeck, Störnstein,
Neustadt, Hirschau, Murach und Treswitz verpfänden; den Pfalzgrafen
wurde die Möglichkeit eingeräumt, die Pfänder innerhalb
eines Jahres einzulösen. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn wenige
Monate später gelang
KARL ein
noch größerer Erfolg: Am 4.Oktober 1353 starb sein Schwiegervater
Rudolf
II. unter Hinterlassung einer ungeheuren Schuldenlast, die allein KARL
gegenüber 20.000 Mark betrug. Wenige Tage später verabredete
der König mit Ruprecht dem Älteren, dass ihm zur Begleichung
dieser Schulden die oberpfälzischen Städte und Festungen Hauseck,
Ruprechtstein, Werdenstein und Lichtenstein sowie Sulzbach, Rosenberg,
Thurndorf, Hilpoltstein, Hohenstein, Lichteneck, Frankenberg, Lauf, Eschenbach,
Hersbruck, Hartenstein, Neidstein, Auerbach, Velden und Plech verkauft
werden sollten. Die fünf letztgenannten Orte hatte KARL
bereits in Pfandbesitz: Sie waren ihm an Stelle von Annas
Heimsteuer verpfändet worden und hätten von ihm bis zu seinem
Tode weiter genutzt werden können; nun gingen sie in sein unbestreitbares
Eigentum über. Dagegen verpflichtete er sich, die ihm wegen der Loslösung
Ruprechts des Jüngeren verpfändeten Festen Waldeck, Murach und
Treswitz wieder herauszugeben.
Nachdem er am 25. Juli 1349 in Aachen durch seinen Großonkel
Balduin
abermals
zum römischen König und am folgenden Tag auch seine junge Frau
zur Königin gekrönt worden war, blieb das Paar noch einige Zeit
am Rhein und begab sich dann nach Prag, wo Anna
am 1. November auch als böhmische Königin gekrönt
wurde. Sie erwartete zu dieser Zeit ihr erstes Kind, und am 17. Januar
1350 wurde tatsächlich der ersehnte Erbe geboren, der in der Taufe
den Namen
Wenzel erhielt. Damit war
endlich der Fortbestand der Dynastie gesichert.
Im Dezember trat dann das Ereignis ein, das allen ihren
vertraglichen Abmachungen die Basis entzog: Der kleine Wenzel
starb
mit noch nicht einmal zwei Jahren, angeblich auf der Burg Bettlern,
und wurde im Veitsdom begraben. Königin Anna
wies
zum Andenken an ihren Sohn dem von ihrem Mann gestifteten Mansionarienkapitel
des Veitsdomes eine jährliche Rente von 10 Schock Prager Groschen
aus dem Dorf Minitz mit der Verpflichtung an, dafür Sorge zu tragen,
dass an dem Grab eine Wachskerze die noctuque frequenter ardeat sine
intermissione. Sie war nicht einmal 23 Jahre alt, und es bestand die
Hoffnung, dass sie noch weitere Kinder zur Welt bringen würde; doch
bereits am 2. Februar 1353 folgte sie ihrem kleinen Sohn nach und
wurde bei ihm im Dom zu Prag beigesetzt.
Hoensch, Jörg K.: Seite 116,129
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
Mit seinem neuen Verbündeten Eduard
III. war KARL übereingekommen,
dessen Tochter Isabella zu heiraten,
doch hatte die Kurie Bedenken gegen diese Ehe angemeldet. Daraufhi warb
KARL um die 20 Jahre alte Tochter
Anna des Pfalzgrafen Rudolf, mit der er sich nach einem
Blitzbesuch auf der Insel Seeland, wo er die verärgerten Gesandten
des englischen Hofes zu beruhigen versucht hatte, am 4. März 1349
in Nacharch vermählte. Mehr noch als die Schnelligkeit dieser in wenigen
Tagen vereinbarten und vollzogenen Ehe erregte die diplomatische Geschicktheit
KARLS die Gemüter, denn es war
ihm nicht nur gelungen, die Einheit der wittelsbachischen
Dynastie, sondern auch des pfalzgräflichen Zweiges zu sprengen,
denn der söhnelose Pfalzgraf verschrieb seinem Schwiegersohn die Anwartschaft
auf die an Böhmen grenzende Oberpfalz und räumte ihm zudem ein
Mitspacherecht bei der Neubesetzung der dortigen Ämter ein.
Anna von der Pfalz,
KARLS zweite Gattin, war am 1. November
1349 in Prag zur Königin von Böhmen gekrönt und am
17. Januar 1350 vom heißersehnten Thronfolger Wenzel
entbunden worden, den der stolze Vater sogleich von den böhmischen
Ständen als Nachfolger anerkannt haben wollte; doch der Sohn starb
bereits im Dezember 1351. Dreizehn Monate später, am 2. Februar
1353, verschied auch die Königin.
Hatte KARL als Sicherjheit
für die vereinbarte Morgengabe für Anna
von der Pfalz mehrere Ortschaften um Niedstein und Hartenstein
östlich von Nürnberg erhalten, so konte er vier Jahre später
von den Pfalzgrafen das Gebiet um Sulzbach und Rosenberg käuflich
erwerben.
März 1349
oo 2. KARL IV. von Luxemburg-Böhmen Deutscher
König
14.5.1316-29.11.1378
Kinder:
Wenzel
17.1.1350-30.12.1351
Literatur:
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Fischer Otto: Karl IV. Deutscher Kaiser König
von Böhmen, Angelsachsen-Verlag Bremen 1941 -
Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer
2000 Seite 116,129 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher
an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996
Seite 32,38 -
Palacky Franz: Geschichte von Böhmen 1842
- Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft
Athenaion Potsdam 1938 Seite 53,77,78 - Schnith Karl: Frauen des
Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite
319 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge
Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82,91
- Seibt Ferdinand: Karl V. Der Kaiser und die Reformation.Wolf Jobst
Siedler Verlag 1990 Seite 161, 200,230,269,273,327 - Stoob Heinz:
Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990
Seite 67,73,193,195 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Veldtrup, Dieter: Zwischen
Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten
Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger
Warendorf 1988 Seite 306-313, 315-323,326-331 -