Die Heirat des noch jugendlichen Welf
mit Uta
hat offensichtlich noch zu Lebzeiten Pfalzgraf Gottfrieds
stattgefunden, hat aber, da Gottfried anscheinend bald
darauf
starb,
Erbstreitigkeiten mit dem Grafen
Adalbert von Calw
ausgelöst.
Von Uta ist
dabei
nicht die Rede:
Sie schuf lediglich den Rechtstitel für diese
Fürstenfehde
um das reichste Erbe, das in diesen Jahren zur Disposition stand. Die
Machtpositionen
in Schwaben und am Mittelrhein wurden neu verteilt. Uta geboren -
bei ihrer Vermählung 10 Jahre alt war, so
wird auch wahrscheinlicher, dass sie es war, die im Jahre 1196 die
war damals ohne Zweifel noch ein Kind, wesentlich jünger als ihr
seinerseits
jugendlicher Ehemann. Ihr Sohn und Erbe, den sie mit Welf VI. bekam,
ist um das Jahr 1140 geboren, was darauf hindeutet, dass sie bei ihrer
Heirat noch nicht in der Lage war, Kinder zu bekommen. Falls sie also -
um 1120
Gründung
von Allerheiligen vorgenommen hat und bald danach, im hohen Alter
von
etwa 75 Jahren, gestorben ist. Legte man das von Kurze errechnete
Geburtsjahr
von 1113 zugrunde, so hätte sie das fast unwahrscheinliche
Lebensalter
von mehr als 83 Jahren erreicht.
Die Frauen - und damit kehren wir zu Uta
zurück - waren darin nur Objekt, Träger von
Erbschaftsansprüchen
und Heiratsgütern, in kindlichem Alter als Pfand für eine
politische
Verbindung ausersehen und zum frühest möglichen Zeitpunkt
dazu
bestimmt, männliche Erben auf die Welt zu bringen. Als dies alles
abgesprochen wurde - wie gesagt um 1126 - war sie etwa 6 Jahre alt, ihr
künftiger Ehemann 11 Jahre; die Heirat mag vollzogen worden sein,
als Welf VI. 16 Jahre
alt war, also um 1131 und noch zu
Lebzeiten
Pfalzgraf
Gottfrieds.
Welf VII., der einzige
überlebende Sohn Utas,
wurde neun Jahre danach geboren, vielleicht - wie bei diesen Kinderehen
üblich - nach einigen Frühgeburten. So viel zu Utas
Lebensdaten.
Dies ist nicht mehr als bei anderen vornehmen
Frauen
ihrer Zeit. Was nun folgt, sind Streitigkeiten um Utas
Erbe, das Welf gegen Graf Adalbert von Calw-Löwenstein
zäh behauptet hat, sind Kämpfe um Calw selbst, um
Sindelfingen,
die Burg Weinsberg und schließlich auch die von den
ZÄHRINGERN
beanspruchte
Burg Schauenburg in der Ortenau.
Uta
wird dabei nie erwähnt, und doch war sie es, um deren
Rechte es
ging.
Bei den Kämpfen zwischen
WELFEN
und
STAUFERN
- 1147 und noch bei der Tübinger
Fehde von 1164 - stehen die calwischen
Erbgüter der WELFEN
nördlich
der Schwäbischen Alb - in transalpinis
partibus - stets im
Mittelpunkt
der Ereignisse: Welf VI.
hat sie offenbar später seinem
Sohn
zur Verwaltung und Nutznießung überlassen.
Die Historia Welforum berichtet, Welf VI.
habe
nach dem Tode seines einzigen Sohnes nicht mehr damit rechnen
können,
von seiner Gemahlin einen Erben zu bekommen, und da seine Liebe zu ihr
gering gewesen sei, habe er ihr den Verkehr mit anderen Frauen
vorgezogen.
Sein Vermögen habe er verpraßt, und erst am Ende seines
Lebens
sei seine Verschwendungssucht, die jedoch stets mit
Großzügigkeit
und Mildtätigkeit gepaart war, in das gottgefällige Leben der
Einfachheit und Frömmigkeit übergegangen. In seinen
späten
Jahren habe er dann seine Gemahlin Uta,
"die edle und reine Frau", aus dem Gebiet nördlich der Alb wieder
zu sich gerufen. Ob er sie zuvor verstoßen hatte oder ob sie von
sich aus den Hof ihres Ehemanns verließ, um auf ihrem Wittum
für
sich allein zu leben, wird hier nicht gesagt. Doch in der Tat gibt es
eine
Urkunde für das Prämonstratenser-Kloster Adelberg, die um
1185
eingereiht wird und von Welf
und Uta
gemeinsam
ausgestellt wurde, eine weitere enthält einen Tausch, an dem das calwische
Familienstift Sindelfingen beteiligt war, Utas
zeitweiliger Wohnsitz. Und schließlich ist Welf an
der
Gründung von
Utas
Stiftung Allerheiligen beteiligt, von der gleich die Rede
sein
wird:
Die Gemeinsamkeit der Rechtshandlungen im letzten Jahrzehnts Welfs
bezeugt die Zuverlässigkeit der welfischen
Chronik in diesem Punkt. Wo Uta
die
Jahre zwischen 1167 und 1185 verbracht hat, wird nicht gesagt.
Vielleicht
lebte sie in Sindelfingen, wo ein Sohn ihrer Schwester Liutgard,
Philipp, Propst war. Die
Sindelfinger Chronik jedenfalls erzählt
von
einer umfangreichen Schenkung an das Chorherrenstift, offenbar lauter
Güter
aus calwischen Erbe, die
im nördlichen Schwarzwald und im
Kraichgau
gelegen waren, dazu Güter im Bereich des heutigen Stuttgart, so in
Cannstatt (wo die Burg Wartenberg gelegen war), Plieningen,
Echterdingen
und Möhringen, an der Verbindungsstraße von Sindelfingen in
das mittlere Neckartal. Eine zweite Schenkung Utas
von großem Umfang bezeugt der Codex Hirsaugiensis.
Dort
geht es vor allem um Schwarzwald-Güter in der Umgebung von
Neuenbürg
und Liebenzell, also im Nagoldtal und unweit von Hirsau selbst. Man hat
den Eindruck, als ob hier der Überrest der über Uta
an
Welf VI. vererbten
Calwer Besitzungen, über
die Uta
nach dem Tod ihres Sohnes
allein
verfügt haben mag, angesprochen ist, den sie - ganz im Sinne ihres
Gemahls - dazu verwendete, mit frommen Stiftungen für ihr
Seelenheil
zu sorgen. Ob sie mit ihren Schenkungen auch ihre künftige
Grablege
in Sindelfingen oder in Hirsau festlegen wollte, ist ungewiß.
Nicht
beteiligt war sie jedenfalls an der Stiftung des
Prämonstratenserklosters
Steingaden, das Welf VI.
für seinen Sohn schuf und wo er
selbst
beigesetzt wurde.
Uta
hat ihren Platz
nicht an der Seite ihres Gatten gefunden und ihn offenbar auch nicht
angestrebt.
Dies führt zu jener seltsamen
Klostergründung
Allerheiligen, die auf eine fast rätselhafte Weise mit dem Ende
der
Herzogin verbunden ist. Die Gründungs-Urkunde des Klosters stellt
sich
als eine formulargerechte Urkunde der Uta
-
ducissa de Scowenburg - dar,
die allerdings nicht im Original
überliefert
ist, sondern in mehreren Abschriften des Spätmittelalters. Ein
Datum
fehlt, offenbar überlieferungsbedingt. Ausstellungsort ist
Sindelfingen,
also doch wohl der damalige Aufenthaltsort der Herzogin. Ein
Datierungsmerkmal
besteht darin, dass die Urkunde von Kaiser
HEINRICH bestätigt und auf dem Marienaltar in
Ehenheim
niedergelegt worden ist. Im elsässischen Oberehnheim weilte
HEINRICH VI. vom 24.-26. Juni 1196. Welf VI. wird in
dieser Urkunde nicht genannt, so dass man daraus schließen kann,
er sei zur Zeit ihrer Ausstellung schon tot gewesen.
Die Dotation, die Ausstattung des Klosters mit
der aus
altem Reichsgut stammenden Kirche zu Nußbach, soll hier nicht
näher
untersucht werden. Vielmehr sei auf drei Dinge hingewiesen:
Uta
heißt
hier und in der späteren Überlieferung von Allerheiligen "Herzogin
von Schauenburg", wird also auf die Burg Schauenburg bei
Oberkirch
bezogen, von der anfangs die Rede war. Die mächtige Burg, die in
der
Tat in ihren ältesten Teilen das Gepräge des späten 12.
Jahrhunderts trägt, wird also - so sieht es die Überlieferung
von Allerheiligen - als der namensgebende Wohnort der Herzogin
angesehen.
Die Sindelfinger Annalen schreiben dazu, Uta
habe
die Burg von ihrer Vorfahre Wilcha
ererbt, und die Historia
Welforum
berichtet präziser, Herzog
Konrad von Zähringen
habe
sie
- um 1133 - belagert, offenbar weil sie vormals zähringische
Burg als Heiratsgut von Utas Mutter
Liutgard,
der Schwester Konrads von
Zähringen, in die Hand
Welfs VI. gelangt
war. Die ZÄHRINGER
haben - so wird man folgern - den Einbruch des
WELFEN
in ihre Besitzlandschaft in der Ortenau beim Tod Gottfrieds von Calw
nicht geduldet und eine kriegerische Auseinandersetzung in Kauf
genommen,
die damit endete, dass
Welf
die Burg behielt, sie seiner Gemahlin
zuwies - vielleicht als Wittum - und ihr die Möglichkeit bot, sich
in ihr aufzuhalten. Offenbar hat sie es getan und von der Schauenburg
aus den Platz für ihre Klostergründung gefunden.
Bemerkenswert ist zum andern, dass Uta
ihre
Stiftung dem Prämonstratenserorden zuwies, und zwar als
späteste
Prämonstratenser-Gründung in Schwaben.
Das dritte Element besteht in der demonstrativen
Nennung
Kaiser
HEINRICHS VI. als Vollstrecker der Gründung im Jahr
1196.
Die Sindelfinger Annalen schreiben dazu, die Güter Utas
seien,
da sie ja keinen leiblichen Erben gehabt habe, an Kaiser
HEINRICH, den Sohn der Schwester Welfs VI. -
eigentlich
müßte es "Enkel der Schwester Welfs" heißen -
übergegangen,
der danach der Erbe Utas war. Dies
entspricht ja durchaus dem Erbgang Welfs VI. an BARBAROSSA,
dessen Erben 1196 eben HEINRICH VI.
und seine Brüder
Konrad
und
PHILIPP
waren.
So spiegelt also die Urkunde von 1196 die
Situation nach
dem Tode BARBAROSSAS wider, eine
Situation,
die zwei Jahre später nicht mehr bestand, als auch Kaiser
HEINRICH gestorben war. Nun erst ging es um die Frage, wer
der
Erbe und Testamentsvollstrecker
Utas
sein
würde. Als solchen haben wir schon zu Beginn Eberhard von
Eberstein,
einen Verwandten Utas,
kennengelernt,
ohne dass man sagen kann, ob er ein durch Verwandtschaft
begründetes
Erbrecht besaß oder ob ihm Uta als
ihrem Vertrauten ein solches zubilligte.
Uta, so
möchten
wir annehmen, sah in Allerheiligen ihre persönliche Gründung
und vielleicht auch ihre Grablege. Ihr Erbe und Testamentsvollstrecker
war Eberhard von Eberstein,
doch der Erbe ihres gesamten Gutes war nach
der welfischen
Erbschaftsabsprache
mit
BARBAROSSA Kaiser
HEINRICH VI.,
den sie folgerichtig um seine Zustimmung zu dem Gründungs- und
Dotationsakt
gebeten hat. Doch auch die ZÄHRINGER
erhoben alte
Ansprüche
auf diesen Besitz und stimmten schließlich der
Klostergründung
zu. Aus einem staufisch-welfisch-zähringischen
Konfliktfall wurde schließlich eine Kompromißlösung,
und
als solche stellt sich das Prämonstratenserstift auf dem
Schwarzwald
auch dar. Die Papst-Urkunde von 1204 bekräftigt dies so, wie die
Chorherren
von Allerheiligen ihre Rechtslage am günstigsten formuliert sehen
wollten:
Alle Interessenten sind an der Gründung beteiligt, und Uta
wird aus der alleinigen Stifterin zur Mitbegründerin [Daraus
geht hervor, dass Uta
1204
nicht mehr lebte.]. Ihr auch in diesem Fall umstrittenes Erbe diente
einer
höchst problematischen Klostergründung. Ihr Grab, so vermuten
wir, hat sie in Allerheiligen jedoch nicht gefunden, sondern eher in
Hirsau,
vielleicht auch in Sindelfingen.
So endet das Leben Utas
mit
einem Rechtsstreit um ihren Besitz, eine der Streitigkeiten, die ihre
Biographie
wie ein roter Faden durchziehen. Es ist der Kampf der Männer um
Macht
und Herrschaft, in den die Frauen gerade des fürstlichen Adels
einbezogen
waren, mochten sie wollen oder nicht. Wie bei fast allen ihren
Standesgenossinnen
wissen wir über Uta wenig,
und
gäbe es nicht die ihr gewidmeten Passagen der Historia Welforum,
so
bliebe sie ganz in der Anonymität weniger urkundlicher Nennungen
und
Schenkungsnotizen. Als ihren Todestag nennt das spät
überlieferte
Nekrolog von Allerheiligen den 26. August. Im Nekrolog von
Steingaden
ist sie - zusammen mit ihrem Sohn - zum 14. November, dem Todestag Welfs
VI., angefügt; ihrer wurde also im Grabkloster des Mannes
nicht
eigens gedacht.