Schwarzmaier Hansmartin: Seite 29-42
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"Uta von Schauenburg, die Gemahlin Welfs VI." in: Welf VI.

Die Heirat des noch jugendlichen Welf mit Uta hat offensichtlich noch zu Lebzeiten Pfalzgraf Gottfrieds stattgefunden, hat aber, da Gottfried anscheinend bald darauf starb, Erbstreitigkeiten mit dem Grafen Adalbert von Calw ausgelöst.
Von Uta ist dabei nicht die Rede:
Sie schuf lediglich den Rechtstitel für diese Fürstenfehde um das reichste Erbe, das in diesen Jahren zur Disposition stand. Die Machtpositionen in Schwaben und am Mittelrhein wurden neu verteilt. Uta geboren - bei ihrer Vermählung 10 Jahre alt war, so wird auch wahrscheinlicher, dass sie es war, die im Jahre 1196 die war damals ohne Zweifel noch ein Kind, wesentlich jünger als ihr seinerseits jugendlicher Ehemann. Ihr Sohn und Erbe, den sie mit Welf VI. bekam, ist um das Jahr 1140 geboren, was darauf hindeutet, dass sie bei ihrer Heirat noch nicht in der Lage war, Kinder zu bekommen. Falls sie also - um 1120 Gründung von Allerheiligen vorgenommen hat und bald danach, im hohen Alter von etwa 75 Jahren, gestorben ist. Legte man das von Kurze errechnete Geburtsjahr von 1113 zugrunde, so hätte sie das fast unwahrscheinliche Lebensalter von mehr als 83 Jahren erreicht.

Die Frauen - und damit kehren wir zu Uta zurück - waren darin nur Objekt, Träger von Erbschaftsansprüchen und Heiratsgütern, in kindlichem Alter als Pfand für eine politische Verbindung ausersehen und zum frühest möglichen Zeitpunkt dazu bestimmt, männliche Erben auf die Welt zu bringen. Als dies alles abgesprochen wurde - wie gesagt um 1126 - war sie etwa 6 Jahre alt, ihr künftiger Ehemann 11 Jahre; die Heirat mag vollzogen worden sein, als Welf VI. 16 Jahre alt war, also um 1131 und noch zu Lebzeiten Pfalzgraf Gottfrieds. Welf VII., der einzige überlebende Sohn Utas, wurde neun Jahre danach geboren, vielleicht - wie bei diesen Kinderehen üblich - nach einigen Frühgeburten. So viel zu Utas Lebensdaten.
Dies ist nicht mehr als bei anderen vornehmen Frauen ihrer Zeit. Was nun folgt, sind Streitigkeiten um Utas Erbe, das Welf gegen Graf Adalbert von Calw-Löwenstein zäh behauptet hat, sind Kämpfe um Calw selbst, um Sindelfingen, die Burg Weinsberg und schließlich auch die von den ZÄHRINGERN beanspruchte Burg Schauenburg in der Ortenau. Uta wird dabei nie erwähnt, und doch war sie es, um deren Rechte es ging. Bei den Kämpfen zwischen WELFEN und STAUFERN - 1147 und noch bei der Tübinger Fehde von 1164 - stehen die calwischen Erbgüter der WELFEN nördlich der Schwäbischen Alb - in transalpinis partibus - stets im Mittelpunkt der Ereignisse: Welf VI. hat sie offenbar später seinem Sohn zur Verwaltung und Nutznießung überlassen.
Die Historia Welforum berichtet, Welf VI. habe nach dem Tode seines einzigen Sohnes nicht mehr damit rechnen können, von seiner Gemahlin einen Erben zu bekommen, und da seine Liebe zu ihr gering gewesen sei, habe er ihr den Verkehr mit anderen Frauen vorgezogen. Sein Vermögen habe er verpraßt, und erst am Ende seines Lebens sei seine Verschwendungssucht, die jedoch stets mit Großzügigkeit und Mildtätigkeit gepaart war, in das gottgefällige Leben der Einfachheit und Frömmigkeit übergegangen. In seinen späten Jahren habe er dann seine Gemahlin Uta, "die edle und reine Frau", aus dem Gebiet nördlich der Alb wieder zu sich gerufen. Ob er sie zuvor verstoßen hatte oder ob sie von sich aus den Hof ihres Ehemanns verließ, um auf ihrem Wittum für sich allein zu leben, wird hier nicht gesagt. Doch in der Tat gibt es eine Urkunde für das Prämonstratenser-Kloster Adelberg, die um 1185 eingereiht wird und von Welf und Uta gemeinsam ausgestellt wurde, eine weitere enthält einen Tausch, an dem das calwische Familienstift Sindelfingen beteiligt war, Utas zeitweiliger Wohnsitz. Und schließlich ist Welf  an der Gründung von Utas Stiftung Allerheiligen beteiligt, von der gleich die Rede sein wird:
Die Gemeinsamkeit der Rechtshandlungen im letzten Jahrzehnts Welfs bezeugt die Zuverlässigkeit der welfischen Chronik in diesem Punkt. Wo Uta die Jahre zwischen 1167 und 1185 verbracht hat, wird nicht gesagt. Vielleicht lebte sie in Sindelfingen, wo ein Sohn ihrer Schwester Liutgard, Philipp, Propst war. Die Sindelfinger Chronik jedenfalls erzählt von einer umfangreichen Schenkung an das Chorherrenstift, offenbar lauter Güter aus calwischen Erbe, die im nördlichen Schwarzwald und im Kraichgau gelegen waren, dazu Güter im Bereich des heutigen Stuttgart, so in Cannstatt (wo die Burg Wartenberg gelegen war), Plieningen, Echterdingen und Möhringen, an der Verbindungsstraße von Sindelfingen in das mittlere Neckartal. Eine zweite Schenkung Utas von großem Umfang bezeugt der Codex Hirsaugiensis. Dort geht es vor allem um Schwarzwald-Güter in der Umgebung von Neuenbürg und Liebenzell, also im Nagoldtal und unweit von Hirsau selbst. Man hat den Eindruck, als ob hier der Überrest der über Uta an Welf VI. vererbten Calwer Besitzungen, über die Uta nach dem Tod ihres Sohnes allein verfügt haben mag, angesprochen ist, den sie - ganz im Sinne ihres Gemahls - dazu verwendete, mit frommen Stiftungen für ihr Seelenheil zu sorgen. Ob sie mit ihren Schenkungen auch ihre künftige Grablege in Sindelfingen oder in Hirsau festlegen wollte, ist ungewiß. Nicht beteiligt war sie jedenfalls an der Stiftung des Prämonstratenserklosters Steingaden, das Welf VI. für seinen Sohn schuf und wo er selbst beigesetzt wurde. Uta hat ihren Platz nicht an der Seite ihres Gatten gefunden und ihn offenbar auch nicht angestrebt.

Dies führt zu jener seltsamen Klostergründung Allerheiligen, die auf eine fast rätselhafte Weise mit dem Ende der Herzogin verbunden ist. Die Gründungs-Urkunde des Klosters stellt sich als eine formulargerechte Urkunde der Uta - ducissa de Scowenburg - dar, die allerdings nicht im Original überliefert ist, sondern in mehreren Abschriften des Spätmittelalters. Ein Datum fehlt, offenbar überlieferungsbedingt. Ausstellungsort ist Sindelfingen, also doch wohl der damalige Aufenthaltsort der Herzogin. Ein Datierungsmerkmal besteht darin, dass die Urkunde von Kaiser HEINRICH bestätigt und auf dem Marienaltar in Ehenheim niedergelegt worden ist. Im elsässischen Oberehnheim weilte HEINRICH VI. vom 24.-26. Juni 1196. Welf VI. wird in dieser Urkunde nicht genannt, so dass man daraus schließen kann, er sei zur Zeit ihrer Ausstellung schon tot gewesen.
Die Dotation, die Ausstattung des Klosters mit der aus altem Reichsgut stammenden Kirche zu Nußbach, soll hier nicht näher untersucht werden. Vielmehr sei auf drei Dinge hingewiesen:
Uta
heißt hier und in der späteren Überlieferung von Allerheiligen "Herzogin von Schauenburg", wird also auf die Burg Schauenburg bei Oberkirch bezogen, von der anfangs die Rede war. Die mächtige Burg, die in der Tat in ihren ältesten Teilen das Gepräge des späten 12. Jahrhunderts trägt, wird also - so sieht es die Überlieferung von Allerheiligen - als der namensgebende Wohnort der Herzogin angesehen. Die Sindelfinger Annalen schreiben dazu, Uta habe die Burg von ihrer Vorfahre Wilcha ererbt, und die Historia Welforum berichtet präziser, Herzog Konrad von Zähringen habe sie - um 1133 - belagert, offenbar weil sie vormals zähringische Burg als Heiratsgut von Utas Mutter Liutgard, der Schwester Konrads von Zähringen, in die Hand Welfs VI. gelangt war. Die ZÄHRINGER haben - so wird man folgern - den Einbruch des WELFEN in ihre Besitzlandschaft in der Ortenau beim Tod Gottfrieds von Calw nicht geduldet und eine kriegerische Auseinandersetzung in Kauf genommen, die damit endete, dass Welf die Burg behielt, sie seiner Gemahlin zuwies - vielleicht als Wittum - und ihr die Möglichkeit bot, sich in ihr aufzuhalten. Offenbar hat sie es getan und von der Schauenburg aus den Platz für ihre Klostergründung gefunden.

Bemerkenswert ist zum andern, dass Uta ihre Stiftung dem Prämonstratenserorden zuwies, und zwar als späteste Prämonstratenser-Gründung in Schwaben.
Das dritte Element besteht in der demonstrativen Nennung Kaiser HEINRICHS VI. als Vollstrecker der Gründung im Jahr 1196. Die Sindelfinger Annalen schreiben dazu, die Güter Utas seien, da sie ja keinen leiblichen Erben gehabt habe, an Kaiser HEINRICH, den Sohn der Schwester Welfs VI. - eigentlich müßte es "Enkel der Schwester Welfs" heißen - übergegangen, der danach der Erbe Utas war. Dies entspricht ja durchaus dem Erbgang Welfs VI. an BARBAROSSA, dessen Erben 1196 eben HEINRICH VI. und seine Brüder Konrad und PHILIPP waren.
So spiegelt also die Urkunde von 1196 die Situation nach dem Tode BARBAROSSAS wider, eine Situation, die zwei Jahre später nicht mehr bestand, als auch Kaiser HEINRICH gestorben war. Nun erst ging es um die Frage, wer der Erbe und Testamentsvollstrecker Utas sein würde. Als solchen haben wir schon zu Beginn Eberhard von Eberstein, einen Verwandten Utas, kennengelernt, ohne dass man sagen kann, ob er ein durch Verwandtschaft begründetes Erbrecht besaß oder ob ihm Uta als ihrem Vertrauten ein solches zubilligte.
Uta, so möchten wir annehmen, sah in Allerheiligen ihre persönliche Gründung und vielleicht auch ihre Grablege. Ihr Erbe und Testamentsvollstrecker war Eberhard von Eberstein, doch der Erbe ihres gesamten Gutes war nach der welfischen Erbschaftsabsprache mit BARBAROSSA Kaiser HEINRICH VI., den sie folgerichtig um seine Zustimmung zu dem Gründungs- und Dotationsakt gebeten hat. Doch auch die ZÄHRINGER erhoben alte Ansprüche auf diesen Besitz und stimmten schließlich der Klostergründung zu. Aus einem staufisch-welfisch-zähringischen Konfliktfall wurde schließlich eine Kompromißlösung, und als solche stellt sich das Prämonstratenserstift auf dem Schwarzwald auch dar. Die Papst-Urkunde von 1204 bekräftigt dies so, wie die Chorherren von Allerheiligen ihre Rechtslage am günstigsten formuliert sehen wollten:
Alle Interessenten sind an der Gründung beteiligt, und Uta wird aus der alleinigen Stifterin zur Mitbegründerin [Daraus geht hervor, dass Uta 1204 nicht mehr lebte.]. Ihr auch in diesem Fall umstrittenes Erbe diente einer höchst problematischen Klostergründung. Ihr Grab, so vermuten wir, hat sie in Allerheiligen jedoch nicht gefunden, sondern eher in Hirsau, vielleicht auch in Sindelfingen.

So endet das Leben Utas mit einem Rechtsstreit um ihren Besitz, eine der Streitigkeiten, die ihre Biographie wie ein roter Faden durchziehen. Es ist der Kampf der Männer um Macht und Herrschaft, in den die Frauen gerade des fürstlichen Adels einbezogen waren, mochten sie wollen oder nicht. Wie bei fast allen ihren Standesgenossinnen wissen wir über Uta wenig, und gäbe es nicht die ihr gewidmeten Passagen der Historia Welforum, so bliebe sie ganz in der Anonymität weniger urkundlicher Nennungen und Schenkungsnotizen. Als ihren Todestag nennt das spät überlieferte Nekrolog von Allerheiligen den 26. August. Im Nekrolog von Steingaden ist sie - zusammen mit ihrem Sohn - zum 14. November, dem Todestag Welfs VI., angefügt; ihrer wurde also im Grabkloster des Mannes nicht eigens gedacht.