Einzige Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von
Stade aus seiner 2. Ehe mit der Hildegard von Rheinhausen, Tochter
von Graf Elli II.
Althoff Gerd: Seite 383
***********
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
H 33
Lü: 3.10. Hildegarth ducissa + 1011 Gemahlin Herzog Bernhards I.
Hildegard, die Gemahlin
Bernhards
I. (H 4), war eine Tochter Heinrichs I., des Kahlen von Stade
(G 45); vgl. Hucke, Die Grafen von Stade, S. 26.
Mit dieser Ehe wurde nach Meinung der Forschung die Rivalität
zwischen STADER Grafen und BILLUNGERN
beendet; vgl. dazu oben S. 57.
Zu den zahlreichen Einträgen der STADER Grafenfamilie
vgl.
Kommentar G 45.
Hildegards Todesjahr
erwähnen die Annales Quedlinburgenses (a. 1011) und der Annalista
Saxo (S. 664), sonst wird sie nur in zwei Urkunden und in der Tabula Gentis
Billingorum (S. 344) aufgeführt; vgl. Bork, S. 97.
Me: 3.10. Hildigerd ductris
Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht
an.
Da Hildegard zu dem
Verwandtenkreis Thietmars von Merseburg gehört, erklärt sich
von daher ihre Eintragung; s. dazu oben S. 228 ff. und Lippelt, Thietmar
von Merseburg, S. 48, sowie Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S.
XIII.
VIII. ?24. HILDEGARD
--------------------------------
* ..., + 1011 3. X.
Gemahl:
----------
Bernhard I., Herzog von Sachsen
+ 1011 9.
II.
Anmerkungen: Seite 126
------------------
VIII. 24? Hildegard
Von Uslar-Gleichen, Veröffentlichungen zur Niedersächsischen
Geschichte 3, folgert daraus, daß der im 12. Jahrhundert schreibende
Annalista Saxo 969, S. 6, 623 nur drei Töchter der Judith nennt, daß
Hildegard
aus
einer zweiten Ehe des Grafen Heinrich stamme. Das ist jedoch nicht
beweisend.
Für Abstammung der Hildegard von Judith spricht,
daß Thietmar 7, 34 Herzog
Bernhard II. von Sachsen,
Hildegards Sohn, seinen consanguineus
nennt; als Judiths Sohn war er in der Tat sein Vetter, als Sohn einer anderen
Frau Heinrichs aber nicht mit Thietmar blutsverwandt. Da die Frage
aber nicht ganz sicher zu lösen ist, gebe ich die Nachkommen in Teil
II.
Korrektur (Werner):
-------------------------
Hildegard (von Stade) stammt aus der zweiten Ehe
des Grafen Heinrich I. und somit nicht von seiner ersten Gemahlin
Judith.
Korrektur (Wolf):
----------------------
Nach R. Hucke, Die Grafen von Stade, 1956, stammt Hildegard
aus 2. Ehe Heinrichs von Stade. Sie ist an dieser Stelle zu streichen.
HILDEGARD
-------------------
+ 1011
oo BERNHARD
I. Herzog von Sachsen
+ 1011
21-26
Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen
von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von
Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma):
Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte
Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero
war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt
Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung
"vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten
im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade
944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater
Heinrich
(siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts
Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß
Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber
"c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der
als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt,
während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl,
Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg
angibt (Hucke 25). -
Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich
II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft
zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung
VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen
"Grafschaft Stade" genannt wird.
Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe
Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf.
Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II."
nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern
am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16,
379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine
Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden
Todestag V 1.
Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24,
wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog
Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter,
der 2. Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat
also mit der karolingischen Abkunft,
die dem Grafenhause ja durch Heinrichs 1. Gattin Judith zugeführt
wurde, nichts zu tun.
Annalista Saxo:
*************
Reichschronik
Das Jahr 969.
Graf Heinrich von Stade hatte eine Gemahlin Namens Judith, die Schwester des Herzogs Udo, der später unter Otto dem Rothen mit Vielen in Calabrien gefallen ist; sie gebar ihm drei Söhne, Heinrich, Udo und Sigefrid, und drei Töchter, von welchen allen an seiner Stelle gesprochen werden wird. Er selbst erbaute ein Schloß an dem Orte, der Hersefeld heißt, dessen Grundmauern und Wälle bis heute erkannt werden können. Er ist mit seiner Gemahlin in Heslinge begraben.
Annalen von Quedlinburg
*********************
Das Jahr 1011.
Herzog Bernhard, nach dem Könige der Höchste, reich an mannigfachen Gaben der Weisheit, Erfahrung und Frömmigkeit, wird in den Himmel entführt und ist auf lange Zeit von der heiligen Kirche zu betrauern. Ihm, der des Wehklagens würdig ist, folgte am achtzehnten Tage sein Bruder Graf Liudger im Tode. Pest und Sterben wüthen mit unerhörter Heftigkeit unter allen Völkern und verwüsten Klöster, Burgen und Städte. Der Winter war von ungewöhnlicher Strenge der Kälte und unbequem lang, so daß lange Zeit das Eis von der Wärme der Sonne ungeschmolzen blieb und viele Menschen schwachen Körpers wurden. Es starb Erzbischof Willigis und an seiner Stelle wurde der Abt Erkenbold von Fulda ernannt, ein Mann, der sich mit Recht freute, weil er den Namen eines Vaters beibehielt und die höchste Ehre eines Hirten empfing. Der Priester Asiko, ein Klausner, starb. In demselben Jahre fielen am 30. Juli, einem Montage, am 26. Monde große und staunenswerthe Hagelkörner. Abt Thietdiv und Mönch . . . . und Adhela, welche zu Rom eingeschlossen war, steigen zu den Geheimnissen des Himmels auf. In diesem Jahre veranlaßte der grausige Tod auch wegen des Hinscheidens der Herzogin Hildegard jämmerliche Klagen, da sie die schmerzerfüllten verließ. Auch nahm er aus dem Kranze der königlichen Familie die Perle, Aebtissin Machtild, Liudulfs Tochter. Bischof Suithger ging heim zu Christus und an seiner Stelle wird Thietrich ernannt. Ein gewaltiger Wind warf im plötzlichen Wirbel viele Häuser um und brachte vielen andern Schaden. In demselben Jahre kam der König nach Tribur und seufzte mit Recht über die neue Niederlage der Seinen, welche, als die Gegner des Königs, Heinrich und die Uebrigen, gleichsam des Friedens wegen einbrachen, theils durch das Schwert umkamen, theils nur mit Mühe entrinnen konnten, während des Königs Vetter Herzog Thiedrich gefangen wurde.
Hucke, Richard: Seite 26
**************
"Die Grafen von Stade 990-1144"
Aus der zweiten Ehe Heinrichs des Kahlen mit Hildegard ging nur eine Tochter hervor, die den Namen der Mutter trug. Durch ihre Ehe mit Bernhard I. Billung (+ 9. Februar 1011), den Sohn Hermann Billungs wurde die lang anhaltende Rivalität dieser Häuser beendet. Bernhards und Hildegards Väter waren bis an ihr Lebensende erbitterte Gegner und Nebenbuhler um die Gunst OTTOS DES GROSSEN. Doch bereits ein Jahr nach dem Tode des alten BILLUNGERS scheint die Zusammenarbeit begonnen zu haben, die, gefestigt durch gemeinsame Kämpfe, sich von nun an gegen die Erzbischöfe von Bremen richtete. Das Geburtsjahr Hildegards läßt sich kaum bestimmen, einen Anhaltspunkt für ihr Alter bildet nur die Tatsache, dass ihre (wohl älteste) Tochter Godesti, bereits seit 993 Äbtissin von Meteln ist und eine andere namens Imma 995 als Nonne zu Hersfeld überliefert wurde. Eine dritte Tochter Mathilde starb am 28. April 1014 (als Nonne?) im Kloster Gernrode. Freytag setzt die Geburt des ältesten Sohnes und Nachfolgers in der "Herzogswürde", Bernhard II., erst nach 990 an (+ 29. Juni 1059). Sein jüngerer Bruder Thietmar wurde 1048 bekanntlich bei einem gerichtlichen Zweikampf tödlich verwundet. Im Lüneburger Necrolog wird Hildegard bei der Meldung ihres Todes zum 3. Oktober 1011 als "Herzogin" (ducissa) bezeichnet. Außerdem sind nur noch zwei weitere Urkunden überliefert, in denen sie erwähnt wird.
Althoff Gerd: Seite 41,57,238,240
***********
"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung.
Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen."
Zu einer unbekannten Zeit, jedoch wohl nicht allzu viel
später, heiratete Bernhard, der Nachfolger Hermanns
im Herzogsamt,
Hildegard, die Tochter Heinrichs von Stade
[Vgl. Hucke; Seite 26f. und Bork, Billunger, Seite 98]. An diesem Beispiel
wird also der 'friedens- und bündnisstiftende' Charakter der Eheschließung
im Mittelalter besonders evident.
Ein gutes Beispiel für den Zusammenhang verwandtschaftlicher
Beziehungen und den Gebetsgedenken ist die Familie der Grafen von Stade.
Die bekannte Rivalität zwischen Hermann Billung und Heinrich
dem Kahlen von Stade, von der Thietmar von Merseburg ausführlich
berichtet [Vgl. Thietmar von Merseburg II, 28; Hucke, Die Grafen von Stade,
Seite 26; Althoff, Das Bett des Königs in Magdeburg, Seite 142f.],
wurde zu einem uns unbekannten Zeitpunkt durch die Heirat Bernhards
I. mit Hildegard, der Tochter Heinrichs des Kahlen, überwunden.
Von da an finden wir beide Familien mehrfach bei gemeinsamen Aktionen gegen
Seeräuber, Dänen und auch gegen die Hamburger Domkirche. Korrespondierend
mit diesem gemeinsamen Vorgehen auf politischem Feld, finden sich auch
viele Mitglieder der STADER Grafenfamilie im Lüneburger Necrolog,
so etwa der zitierte Heinrich der Kahle, seine Mutter Swanhild
und seine Gemahlin Judith, seine Söhne Heinrich II. und
Luder-Udo, ferner des letzteren Sohn Siegfried sowie die
beiden Markgrafen Udo I. und Udo II.
Auch machen die zahlreichen Verwandten der Hildegard,
der Gemahlin Herzog Bernhards I., die aus dem STADER Grafenhaus
stammte,
es wahrscheinlich, daß eben Hildegard es war, die für
die Aufzeichnung ihrer Angehörigen Sorge trug. Dies vor allem deshalb,
weil einige der Angehörige des STADER Grafenhauses bereits
vor der Eheschließung der Hildegard verstorben waren. Wir
dürfen also begründet vermuten, daß eine ähnliche
Übertragung von Gedenkverpflichtungen vorliegt, wie wir sie auch am
Beispiel der Kaiserin
Adelheid zeigen konnten. Ähnliche Beobachtungen lassen
sich zudem auch bei den anderen Gattinnen der billungischen Herzöge
machen.
Bei zwei Gemahlinnen der billungischen Herzöge,
Hildegard
und Sophia,
ließ sich ebenfalls zeigen, daß sie nach ihrer Heirat die Namen
von Verwandten in die billungische Gedenktradition einbrachten.
Lippelt, Helmut: Seite 48
**************
"Thietmar von Merseburg"
Thietmars Tante Hildegard von Stade schlug durch
ihre Vermählung mit Herzog Bernhard I. die Brücke zu den
BILLUNGERN,
ihr Bruder Siegfried die zur weitverzweigten Sippe des Markgrafen
Gero.
oo 2. Bernhard I. Herzog von Sachsen
um 950-7.2.1101
Kinder:
Bernhard II.
985/90-29.6.1059
Thietmar
um 990-30.9./3.10.1048
Mathilde Nonne zu Gernrode
-28.4.1014
Godesti Äbtissin von Meteln und Herford (993/1002-1041)
um 980-30.8.1041/42
Imma Nonne zu Herford
-
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 41,49,57,186,
238,240,383 H 33 - Annalen von Quedlinburg a. 1011 - Annalista
Saxo: Reichschronik Seite 623,661, 664 - Bork
Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen
Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951
Seite 97-100 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Hucke,
Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 Seite 26 - Lippelt,
Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite
48 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge
Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 -
Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 216 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen
bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang:
Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf
Seite 477 -