Sein Sohn Heinrich X. der Stolze,
folgte ihm ohne Schwierigkeiten im bayerischen Herzogtum nach, er hat im
Gegensatz zu seinem Vater sogleich die Waffen gegen den STAUFER
ergriffen. Im Jahre 1127 belagerte er gemeinsam mit seinem Schwiegervater
LOTHAR
das von den STAUFERN
besetzte Nürnberg,
das als Reichsbesitz von den STAUFERN zurückgefordert
worden war. Die Belagerung blieb zwar erfolglos, aber LOTHAR
gab Nürnberg als Lehen an Heinrich den Stolzen
aus, so dass die Stadt 1130 bei der Übergabe an Bayern fiel. Im Jahre
1129 unternahm Heinrich der Stolze
einen allerdings mißglückten Anschlag auf Friedrich von Staufen
in Zwiefalten, und im gleichen Jahr noch unterstützte er König
LOTHAR
beim Kampf um Speyer. 1134 waren dann wieder bayerische
Truppen unter Heinrich dem Stolzen maßgeblich an den Kämpfen
gegen die
STAUFER in Schwaben beteiligt,
die zur Unterwerfung der beiden staufischen
Brüder
Friedrich und KONRAD führten.
Heinrich
X. der Stolze blieb auch in Bayern
nicht ohne Opposition. Zwar gelang es ihm im Jahre 1128, den mächtigen
Markgrafen Diepold von Vohburg durch eine Ehe mit der Tochter Heinrichs
des Schwarzen auf die Seite König LOTHARS
zu bringen, aber dafür hatte er jahrelang mit der Feindschaft der
Grafen von Bogen zu kämpfen. Der Herzog hatte den Grafen Friedrich
von Bogen aus dem einträglichen Amt eines Vogtes der Regensburger
Kirche verdrängt, das war der Beginn offener Fehde. Nach längerer
Belagerung konnte der Herzog Friedrichs Burg Falkenstein erobern.
Bald darauf errang der Bogener wieder einen Erfolg; er setzte beim Tode
Bischof Kunos von Regensburg im Jahre 1132 die Wahl des ihm befreundeten
Heinrich von Wolfratshausen durch und erscheint bald darauf wieder im Besitz
der Vogtei. Daraufhin griff Herzog Heinrich
nicht nur die Besitzungen der Regensburger Kirche an, sondern auch die
der Wolfratshausener, zunächst die im Inntal gelegenen, dann Wolfratshausen
selbst. Bei der Belagerung dieses Ortes zog ein Entsatzheer heran, in dem
sich neben zahlreichen Grafen auch Markgraf Liutpold III. von der Ostmark
befand, der mit dem Wolfratshausener Grafen in einem allerdings nicht erkennbaren
Grad verwandt war. Ehe es jedoch zur Schlacht kam, hatte der Pfalzgraf
Otto von Wittelsbach einen Ausgleich vermittelt.
Da das Jahr 1135 mit dem auf einem Reichstag in Bamberg
verkündeten allgemeinen Landfrieden und mit der Unterwerfung der staufischen
Brüder eine noch weitergehende Entspannung brachte, konnte LOTHAR
1136/37 einen neuen Italienzug durchführen. An diesem beteiligten
sich auch die Bayern mit einem stattlichen Aufgebot, und ihr Herzog
Heinrich X. der Stolze führte
eine der beiden Heersäulen, die ihren Weg durch Tuszien bis nach Bari
nahm. Bei dieser Heeresabteilung befand sich auch Papst Innocenz II., der
während des Zuges mit dem Bayernherzog mehrere Zusammstöße
hatte. Dennoch erhielt Heinrich der Stolze
bei dieser Gelegenheit die Markgrafschaft Tuszien und das früher an
LOTHAR
übertragene private Gut der Mathilde von Tuszien aus der Hand des
Kaisers.
Als LOTHAR von Supplinburg
auf der Heimkehr vom Italienzug am 3. Dezember 1137 in Breitenwang bei
Reutte in Tirol starb, übergab er seinem bei ihm befindlichen Schwiegersohn
Heinrich
dem Stolzen die Reichsinsignien
und designierte ihn zu seinem Nachfolger. Er mochte glauben, ihm auch über
die ausdrückliche Willenskundgebung hinaus den Weg zum deutschen Thron
auf jede nur erdenkliche Weise geebnet haben: durch die Verleihung des
sächsischen zu seinem bayerischen Herzogtum hinzu sowie durch die
Vereinigung reichen Privatbesitzes in Sachsen, Bayern und Tuszien in seiner
Hand. Mag es nun diese ungewöhnliche Machtkonzentration in seiner
Hand gewesen sein, sich dehnend "von Meer zu Meer, von Dänemark bis
Sizilien", oder aber die persönliche Unbeliebtheit des WELFEN,
seine "nota superba", die die übrigen Fürsten von seiner Wahl
abhielt - der
WELFE erhielt die Königskrone
jedenfalls nicht. Die Königswahl des STAUFERS
KONRAD III., die der Erzbischof Adalbero von Trier mit Hilfe
einer geschickten Taktik durchsetzte, wurde für die deutsche wie für
die bayerische Geschichte von gleich entscheidender Bedeutung. Es war damit
die Möglichkeit vergaben, dass sich in Deutschland noch einmal ein
auf einer breiten Machtgrundlage ruhendes starkes Königtum entwickeln
konnte: statt eine tragfähige Grundlage für eine welfische
Königsherrschaft
abzugeben, wurde die in der Hand dieses Geschlechtes befindliche Machtkonzentration
zur schwersten Gefährdung für ein vergleichsweise schwaches staufisches
Königtum. Ebenso wurde in Bayern die stetige Entwicklung unter einer
immer fester im Land verwurzelnden Dynastie dadurch zugunsten einer neuen
Rivalität zwischen BABENBERGERN und WELFEN
unterbrochen.
Heinrich X. der Stolze
scheint anfangs gewillt gewesen zu sein, den Kampf um die Krone aufzunehmen,
bewogen durch die zunächst schwankende Haltung des bayerischen Metropoliten,
des Erzbischofs Konrad von Salzburg aus dem bayerischen Geschlecht der
Abensberger südwestlich Regensburg. Erst als dieser gegen ihn Stellung
nahm, lieferte Heinrich der Stolze
die in seinem Besitz befindlichen Reichsinsignien aus, erhielt aber dafür
offenbar unter Bruch der ihm gemachten Versprechungen dennoch keines der
Reichslehen zurück. Im August 1138 wurde ihm auf einem Reichstag in
Würzburg Sachsen, im Dezember des gleichen Jahres in Goslar auch Bayern
abgesprochen. Sachsen erhielt Albrecht der Bär, Bayern im Frühjahr
1139 der BABENBERGER Markgraf Luitpold IV. Der BABENBERGER, 1136 unter
Umgehung seiner beiden älteren Brüder Adalbert und Heinrich Markgraf
der bayerischen Ostmark geworden, war ein Halbbruder KONRADS
III.: ihrer beider Mutter war die salischeKaiser-Tochter
Agnes.
Der abgesetzte WELFE scheint
sich die besseren Chancen zum Widerstand in Sachsen ausgerechnet zu haben,
hierhin wandte er sich, um den Kampf aufzunehmen; er starb aber bereits
im Oktober 1139.