Matthäus                                           Graf von Boulogne (1160-1173)
-----------
um 1140/42-25.7.1173 gefallen
 

2. Sohn des Grafen Dietrich von Elsaß-Flandern aus seiner 2. Ehe mit der Sibylle von Anjou, Tochter von Graf Fulko V.
 

Brandenburg Erich: Tafel 22 Seite 45
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen"

XIII. 340 b. MATTHEUS, Graf von Boulogne
---------------------------------
* ca. 1138, + 1173 25. VII.

Gemahlinnen:
-----------------
a) vor 1160
Marie, Tochter König Stephans von England, Erbin von Boulogne, oIo 1169/70 (siehe XIII. 75.)
        + 1173 25. VII.

b) ca. 1170
Eleonore, Tochter Rudolfs I. Grafen von Vermandois (siehe XIII. 11.)
       + nach 1221



Thiele, Andreas: Tafel 27
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

MATTÄUS
---------------
    + 1173 gefallen

1160 Graf von Boulogne

Matthäus fiel im Kampf um Boulogne in der Normandie.

  1. oo MARIE DE BLOIS
                     +

Tochter des Königs Stephan von England, Erbin von Boulogne

  2. oo ELEONORE DE VERMANDOIS-VALOIS
                     +

Tochter des Grafen Rudolf I.



Mohr Walter: Band II Seite 96
***********
"Geschichte des Herzogtums Lothringen"

Es ging dabei um das Erbe der Grafschaft Boulogne. Matthaeus, der Bruder des Grafen Philipp von Flandern, hatte 1160 die Erbin von Boulogne, Maria, geheiratet, die ihrerseits die einzige Tochter Stephans von Blois, des ehemaligen englischen Königs war. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter, Ida und Mathilde, hervor, doch hatte sich Matthaeus im Jahre 1170 von seiner Gemahlin getrennt und war in dieser Trennung im Jahre 1173 gestorben. Es ging nun um die Verheiratung der beiden Töchter, an der natürlich ihr Oheim Philipp ein großes Interesse besaß. Ebenso stand der englische König Heinrich II. dieser Angelegenheit nicht gleichgültig gegenüber, da er Rivalitäten aus der Familie Stephans von Blois besorgen konnte, zumal der französische König Pläne entwickelte, von den beiden Töchtern in Boulogne Ida an seinen Sohn Philipp und Mathilde an seinen Neffen Ludwig von Blois zu verheiraten. Der Graf von Flandern hat diese französischen Pläne dem englischen König mitgeteilt und ihm dabei versichert, er werde nur mit seinem Rat die beiden Töchter verheiraten. Der König schickte darauf eine Gesandtschaft nach Flandern, der der Graf einen Eid auf seine Zusicherungen leistete. Nun waren die Absichten des französischen Königs keineswegs nach dem Sinn des Grafen von Flandern. Er nämlich wollte Ida mit dem Grafen Gerhard von Geldern und Mathilde mit Heinrich von Brabant, dem Sohn Herzogs Gottfrieds von Nieder-Lothringen, verheiraten. Hiermit war allerdings der englische König wiederum nicht einverstanden, aber er besaß ja das Versprechen des Grafen, nicht ohne seine Zustimmung zur Verheiratung der Erbinnen zu schreiten. Am französischen Hofe war die Stellung des Grafen so einflußreich, dass es ihm nicht schwer fallen konnte, den Absichten des Königs entgegenzuwirken. Es blieb ihm also nur die Verständigung mit England. Hierzu benutzte er anscheinend eine Wallfahrt des französischen Königs im Jahre 1179 nach Canterbury, zu der er Heinrich von Brabant mitnahm. Über die Besprechungen in England lässt sich kein Bild gewinnen, doch schritt der Graf bald darauf zur Durchführung seiner Pläne. Die Eheschließung Mathildes mit Heinrich von Brabant brachte für Brabant keine territorialen Gewinne.

Appleby John T.: Seite 73,207,210,256,257
***************
"Heinrich II. König von England. Die Zeit des Thomas Becket."

König Stephens Sohn William, der Graf von Warenne, hatte Heinrich nach Toulouse begleitet und war auf dem Rückweg von dort gestorben. Das einzige überlebende Kind Stephens war nun seine Tochter Maria, die Äbtissin des Klosters von Romsey war. William hatte von seinem Vater die Grafschaft Boulogne geerbt, und es war für Heinrich geradezu lebenswichtig, diese, ihrer Nachbarschaft zu England wegen, in freundlichen Händen zu wissen. Ohne die Äbtissin in der Angelegenheit zu hören, ließ Heinrich sie durch den Papst von ihrem religiösen Gelübde entbinden, sie aus ihrem Kloster holen und schnellstens mit Matthew, dem zweiten Sohn seiner Tante Sybil [der Schwester des Grafen Geoffroy] und des Grafen Thierry von Flandern, vermählen. So wurde Matthew auf Grund der Rechte seiner Gemahlin Graf von Boulogne.
Die Grafen Philipp von Flandern, Matthew von Boulogne und Theobald von Blois huldigten dem jungen Heinrich und schworen ihm Lehnstreue, und er belohnte sie, indem er ihnen Grundbesitz in den Ländern versprach, die er zu erobern auszog.
Ungefähr eine Woche später schlossen sich der junge Heinrich und seine Brüder Philipp und dessen Bruder, dem Grafen Matthew, an und belagerten die Festung Driencourt in Neufchatel. Die Belagerung von Driencourt dauerte vierzehn Tage. Im Verlaufe des Kampfes wurde Graf Matthew schwer verwundet. Kurz nach der Einnahme der Festung erlag er seiner Verwundung. Seine Gemahlin Mary, die Tochter König Stephens, die von König Heinrich aus dem Kloster geholt und mit Matthew verheiratet worden war, hatte diesem zwei Töchter geboren. Im Jahre 1170 zog sie sich in ein Kloster in Montreuil zurück und ihr Gemahl - es ist nicht bekannt, durch welche Machenschaft er eine Dispens bekam - heiratete danach Eleanor, die Witwe des Grafen von Nevers. Sie war eine Tochter des Grafen Ralph von Vermandois und der Schwester Königin Eleanors, Petronilla, und ihre Schwester Isabel war mit Matthews Bruder Philip verheiratet. Da Matthew keine Söhne hatte, verzichtete bei seinem Tode sein Bruder Peter, der zum Bischof von Cambrai gewählt, aber noch nicht geweiht worden war, auf die Bischofswürde, ließ sich zum Ritter schlagen und wurde Graf von Boulogne.
Graf Philipp von Flandern schickte ihm zwei Gesandte, die ihm mitteilten, daß König Ludwig seine Nichten fordere, die beiden Töchter des Grafen von Boulogne, die nun, da sowohl ihr Vater als auch ihr Onkel Peter, der im vergangenen Jahr gestorben war, tot waren,  die Erbinnen dieser dieser Grafschaft waren. Ludwig schlug vor, Ida, die ältere, mit seinem Sohn Philipp zu verheiraten und so Boulogne für die französische Krone zu sichern; die jüngere Matilda wollte er mit dem Sohn des Grafen Theobald von Blois vermählen.

Leo Heinrich Dr.: Seite 53
***************
"Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

Wir übergehen den Anteil, welchen Philipp und sein Bruder Mathias an den englisch-französischen Kämpfen nahmen. Matthias ward 1174 in einem dieser Feldzüge getötet, ohne männliche Succession [Er hinterließ gar keine legitime Nachkommenschaft, denn die mit der dem Kloster entlaufenen Gräfin von Boulogne gezeugten Töchter kamen bei der flämischen Succession nicht in Betracht, obwohl bei der von Boulogne. Ida ward mit Gerhard, dem Grafen von Geldern und Zutphen, hernach mit Rainald von Dammartin vermählt; Mathildis mit Heinrich, Herzog von Brabant.] zu hinterlassen.
 
 
 
 

  1. oo Marie von Blois, Tochter des Königs Stephan
           um 1125-   1176

         Erbin der Grafschaft Boulogne

   um 1170
  2. oo 3. Eleonore von Vermandois-Valois, Tochter des Grafen Rudolf I.
               Ende 1152- nach 1221
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Mathilde
  um 1159-   1211

 1179
  oo Heinrich I. Herzog von Brabant
      1165-5.9.1235

  Ida Erbin und Gräfin von Boulogne
  1161-   1216

    1181
  1. oo Gerhard III. Graf von Geldern
                 -   1181

    1183
  2. oo Berthold IV. Herzog von Zähringen
           um 1125-8.9.1186

  3. oo Rainald I. de Dammertin-en-Goelo
           um 1165-   1227
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Appleby John T.: Heinrich II. König von England. Die Zeit des Thomas Becket. Dr. Riederer-Verlag Stutggart 1962 Seite 73,176,207,210,256,257 - Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 42 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 22 Seite 45 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 53 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974  Band II Seite 96 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 27 -