Das Jahr 1002.
[Herimann empfing die Leiche des Vaters mit außerordentlicher
Trauer und ließ sie in seiner Burg Namens Gene bestatten,] in der
Mainzer Parochie, an der Stelle, wo Sala und Unstrod zusammenfließen.
Nach mehreren Jahren jedoch wurde er mit vielen Anderen von demselben Geschlechte
versetzt in die Stadt Nuenburh, nicht weit von dem früheren Platze
am weiteren Laufe des Flusses Sala, eine Stadt, welche die nachfolgenden
Erben sammt ihrem sämmtlichen Erbgute in Demuth zum Dienste
Gottes und seiner Mutter und des heiligen Petrus und anderer Heiligen hergaben,
da leibliche Nachkommenschaft fehlte. Seit dieser Zeit ward der Bischofsitz,
der bisher in der Stadt Ciz gewesen, in selbige Stadt versetzt. [Nachdem
aber der dreißigste Tag vorüber war, reiste Frau Suanehild
mit ihren Söhnen nach Misni. Sie war die Tochter Herimanns
des Herzogs von Liuniburch, die Schwester des Herzogs Benno
oder Bernhard, des Grafen Liudiger und der Gräfin
Machtildis, welche den Grafen Baldwin von Flandern
und nach dessen Tode den Herzog Godefrid geheirathet hatte. Suanehild
selbst aber hatte zuerst den Markgrafen Thetmar geheirathet, des Kölner
Erzbischofs Gero Bruder, und von ihm gebar sie den Markgrafen Gero, später
aber gebar sie von dem genannten Markgrafen Ekkihard den Herimann, Ekkihard
und Gunter. -
[Herzog Heinrich
wird am 7. Juni zum Könige gewählt, mit Beifall aufgenommen und
vom Erzbischofe Willegis geweiht und gekrönt. Die Mannschaft des Fürstenthums
der Franken und Musellenser erwarb sich durch ihren damaligen Anschluß
an den König seinen Dank]. Dieser Heinrich
war der Sohn des Herzogs Heinrich,
der ein Sohn von dem Bruder Ottos I,
Herzog Heinrich, war. Als er einst
in der Regensburger Kirche betete, hörte er eine Stimme, welche zu
ihm sagte: "Lies die Schrift an der Wand." Es war aber geschrieben: "Nach
sechs." Als er dies gelesen hatte, er hatte nämlich lesen gelernt,
ging er mit innerer Verwunderung fort, und da er fürchtete am sechsten
Tage zu sterben, mühte er sich inzwischen mit Gebeten, Fasten
und Almosen ab. Wie nun? Die sechste Woche, den sechsten Monat, das sechste
Jahr beobachtete er also. Als nun im sechsten Jahr Otto
III gestorben war, wird er, wie oben erzählt, zum Könige
erhoben. - Dieser hat die Frau Kunigunde,
eine Jungfrau seligen Andenkens, die Schwester des Bischofs Theoderich
von Metz und des spätern bairischen Herzogs Heinrich, welche
die Genossin der Regierung geworden, scheinbar zur Ehe mit sich verbunden,
aber nach einem Gelübde der Keuschheit, welche beide beschlossen hatten,
niemals erkannt, sondern wie eine Schwester geliebt. -
[Der König wird von dem Grafen Willehelm von
Thüringen und von den Großen dieses Landes und von allem Volk
gebeten, ihnen den Schweine-Zins zu erlassen, und das hat er auch gethan.]
Dieser Zins wurde von der Zeit Theoderichs,
des Sohnes des Clodoveus, der auch
Lodowich hieß, bis auf
diesen König jedes Jahr in die königliche Kasse
gezahlt, fünfhundertzweiundachtzig Jahre hindurch.
[Weil er in allen Reichen seines Vorgängers, ausgenommen
Italien und Alamannien, zum Könige erhoben und erwählt war, gedachte
er mit Anbruch des Frühjahrs den Herzog Herimann anzugreifen, der
diesseits der Alpen allein ihm widerstand.] Dieser Herimann war der Sohn
des Herzogs Udo, der mit vielen in Calabrien gefallen ist, als Kaiser
Otto II gegen die Sarracenen kriegte.
Das Jahr 1037.
[Der Kaiser hielt nach Weihnachten in der Stadt Salerno
mit denen von dieser Seite der Alpen und unseren Fürsten eine allgemeine
Versammlung über die Angelegenheiten des Staates. Es geschah aber,
daß der Mailänder Bischof, der bei dieser Versammlung zugegen
war, von Seiten des Kaisers der Untreue beschuldigt und von seinen Landsleuten
in vielen Dingen verklagt wurde. Und als er vom Kaiser ermahnt ward, dergleichen
zu bessern, entfernte er sich zuerst mit seinen Freunden, dann aber kam
er wieder und vom Geiste des Hochmuths aufgeblasen, sprach er kühn,
daß er, was er im Besitze der Kirche des heiligen Ambrosius vorgefunden
oder auf irgend eine Weise erworben habe, so lange er lebe, stets festhalten
und auf niemandes Befehl oder Bitte auch nur das Geringste aufgeben werde.
Von den Angesehensten aber aufgefordert, wenigstens die Person des Kaisers
auszunehmen,
wiederholte er nur nochmals den vorerwähnten Spruch.
Darüber erzürnt befahl der Kaiser auf den Rath der Versammlung,
das unrechtmäßig in Besitz Genommene wieder herauszugeben, ließ
ihn festnehmen und übergab ihn dem Patriarchen Poppo von Aquilegia
zur Verwahrung. Da er von diesem freier, als es recht war, gehalten wurde,
entschlüpfte er nach einigen Tagen auf Anstiften eines seiner Mönche,
dem es aus Erbarmen gestattet worden war, allein bei ihm zu wohnen. Und
so kehrte er nach Mailand zurück, und indem er die Stadt befestigte,
welche doch schon an sich genug Festigkeit und Sicherheit hat, verharrte
er jenes ganze Jahr hindurch in kecker Ausschreitung als ein Verächter
der Gesetze. Darauf macht er mit Zustimmung der drei Bischöfe von
Vercellä, Cremona und Placentia durch heimliche Boten mit dem oben
genanten Tyrannen Otto von Burgund aus,
wie er selbst durch seine und seiner Genossen Unterstützung nach Vertreibung
und Ermordung des Kaisers zur römischen Kaiserwürde erhoben werden
möchte. Das hörte derselbe gern und indem er in begehrlicher
Leidenschaftlichkeit schnell jenen Plan ergriff, durch den er deutlich
seinem Untergange zueilte, bestimmt er Tag und Ort, wo die Gesandten von
ihnen allen sich treffen sollten, um die Verschwörung eben dieses
unheiligen Frevels gegenseitig durch Eide zu bekräftigen. -
- Da Gott inzwischen die Nichtswürdigkeit der erwähnten Verschwörer
aufdeckte, erfuhr eine treue Frau, nämlich die Schwiegermutter
des Schwabenherzogs Herimann, welche in diesen Gebieten sich aufhielt,
von der Zusammenkunft der Gesandten und schickte sie, die sammt und sonders
von ihren abgeschickten Knechten ergriffen waren und die Wahrheit bekannten,
zum Kaiser, als er in der öffentlichen Versammlung in Gegenwart jener
drei oben genannten Bischöfe saß. Sogleich sagte der Kaiser
mit den Christgläubigen der göttlichen Gnade geziemenden
Dank, so sehr er konnte, und sandte auf Beschluß des Rathes diese
Bischöfe über die Alpen, wohin es ihm gut schien, ins Gefängniß,
und also ging jene Verschwörung zu Ende. - - Uto,
der Tyrann von Burgund, den Gottes Gericht offenbar vorwärts
trieb, versuchte auf einem andern Wege umzukommen, weil er in dem
vorigen Anschlage nicht ein seiner würdiges Ende gefunden hatte. Denn
hochmüthigen Herzens vor dem Falle beschloß er die Pfalz von
Aachen anzugreifen und prahlte, daß er Weihnachten daselbst zubringen
werde. Also belagerte er nur einen Monat vor diesem Feste eine Stadt des
Kaisers, welche Bera heißt und in Lotharingien liegt, in der Nähe
der Mark des Herzogs Gozelo und seines Sohnes Godefrid, und
zog plündernd weit und breit umher; bei dieser Stadt wurde er von
diesen Herzogen überfallen und als sich ein Kampf entspann, ist er
als einer der ersten unrühmlich gefallen. - Dieser Gozelo
ist der Sohn der Machtildis, welche eine Tochter Herimanns
von Liuniburg war, des Herzogs der Sachsen und eine Schwester
des Herzogs Benno oder Bernhard und des Grafen Liudiger.