Ludwig V. der Faule                       König von Frankreich (986-987)
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966/67-21./22.5.987
           Compiegne

Begraben: Compiegne, St-Corneille
 

Ältester Sohn des Königs Lothar von Frankreich und der Emma von Italien, Tochter von König Lothar
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2181
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Ludwig V., König von Frankreich 986-987
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     + 22. Mai 987

Begraben: Compiegne, St-Corneille

Sohn König Lothars und Emmas

Vom Vater am 8. Juni 979 in Compiegne zum Mitkönig bestimmt, von Hugo Capet und dem französischen Adel bestätigt, sollte Ludwig V. durch seine Ehe mit Adelheid, Schwester Gottfrieds I. von Anjou und Witwe Graf Stefans von Gevaudan, als aquitanisches Unterkönigtum alte karolingische Rechte in S-Frankreich bekräftigen helfen. Das Scheitern der Ehe ging mit dem Fehlschlag des Angriffs nach Aquitanien einher. Dem am 2. März 986 verstorbenen Vater im Königtum folgend, geriet Ludwig V. in die Konflikte um die Zugehörigkeit Lotharingiens und sah sich im Spannungsfeld divergierender Parteien am Hof: Gegen die liudolfingischen Interessen (Emma, Erzbischof Adalbero von Reims) Partei ergreifend, trieb Ludwig den Reimser Erzbischof an die Seite Hugo Capets. Vor der endgültigen Auseinandersetzung auf einem Hoftag in Compiegne starb Ludwig V., erst 20-jährig, bei einem Jagdunfall. Da sich der Adel gegen Ludwigs Onkel Karl von Nieder-Lothringen für Hugo Capet als König entschied, endete mit Ludwig V. das karolingische Königtum im Mannesstamm. Anders, als es sein Beiname 'der Nichtstuer' (le faineant) seit Odorannus von Sens glauben machen will, müssen Ludwigs Bemühungen um königliche Suprematie als konsequente Fortsetzung karolingischer Politik verstanden werden. Erst spätere Historiographie konstruierte eine Parallele zum Ende der MEROWINGER im Sinne einer erneuten translatio regni zur "troisieme race des rois de France".

Quellen:
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Recueil des actes de Lothaire et de Louis V, rois de France, ed. L. Halphen-F. Lot, 1908 -

Literatur:
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F. Lot, Les derniers Carolingiens, 1891 - HEG I, 751ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 162ff - K. F. Werner, Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990 -



Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10
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"Die Nachkommen Karls des Großen."

VIII. 54 a. LUDWIG V., Mit-König 979 8. VI., König der Westfranken 986
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* wohl 867, + 987 21. oder 22. V.

Gemahlin:
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982
Adelheid, Tochter Fulcos von Anjou
      + ...

Anmerkungen: Seite 127
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VIII. 54. Ludwig V.
Lot, Derniers Carol. 128 und 186f.

Gemahlin:
Adelheid ib. 367f. [VIII b 81]



Werner Karl Ferdinand: Seite 479
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

VIII. Generation
79-82
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Von den Söhnen König Lothars dürften die beiden illegitimen aus der Zeit vor der Ehe mit Emma stammen.
Zu Arnulf, dem späteren Erzbischof von Reims, bemerkt M. Prevost, Dictionn, de Biogr. franc. 3, 1939, 951, daß seine Mutter die Schwester eines Grafen Robert gewesen sei. Auch Richard scheint aus dieser Verbindung Lothars hervorgegangen zu sein. - Zu König Ludwig V. und seinen Regierungsdaten vgl. Eiten 203-210.
Zu Ludwigs Gattin Adelheid, Tochter des Grafen Fulco II. von Anjou, weist Lot, Dernier Carolingiens 366ff. nach, daß sie in erster Ehe mit Stephan von Gevaudan, in zweiter Ehe mit Ludwig V. verheiratet (982 bis 984, vgl. Eiten), noch zu Lebzeiten ihres zweiten Gemahls in dritter Ehe Graf Wilhelm von Arles heiratete, und damit die Mutter der Königin Constanze ist, die sich König Robert II. aus dem Grafenhaus von Arles zur Gattin holte. Adelheids dritter Ehe muß zwischen 984 und c 986 geschlossen sein, wie sich aus den Geburtsdaten ihrer Kinder ergibt. Sie überlebte ihren dritten Gatten (+ 1010), vgl. Roman d'Amat, Dictionn. de Biogr. franc. 2, 1936, 61. Ob sie auch noch 1026 oder 1028 lebte, ist zweifelhaft, vgl. Lot 1. c., 368, Anm. 4.



Schwennicke Detlev: Tafel 6
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

LUDWIG V.
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* 966/67, + 22. V. 987

Begraben: Compiegne St-Corneille

8. VI. 879 Mit-König von WESTFRANKEN
982/84 König von AQUITANIEN
2. III. 986 König von WESTFRANKEN

  oo 982
       ADELHEID VON ANJOU
 

984 getrennt, Witwe von Etienne Cte de Gevaudun, Tochter von Graf Fulco II.
(III. oo 984/um 986 Wilhelm II. (I.) Graf von Arles, Markgraf der Provence, + 994; IV. oo vor 1016 Othon Guillaume 982 Cte de Macon et de Nevers, 995 Graf von Burgund (Ivrea), + 21. IX. 1026)



Glocker Winfrid: Seite 299
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

VI. 20. LUDWIG V.
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* c. 966/67, + 985 V 21/22

979 VI 8 Mit-König im W-Frankenreich
982-984 König von Aquitanien
986 III 2 westfränkisch-französischer König

oo 982 (Ehe 984 getrennt) Adelheid, Tochter Graf Fulcos II. von Anjou, Witwe Graf Stephans von Gevandan + nach 1010

Ludwig V. ist uns als Sohn Lothars unter anderem bezeugt bei Richer III c. 91, Seite 114, in den Annales S. Medardi Suessionenses a. 979, SS XXVI 520, sowie in den (allerdings apokryphen) Text bei Ordericus Vitalis, Historia ecclesiastica VII, Appendix I Seite 348.
Der oben gegebene Geburtszeitpunkt für König Ludwig ergibt sich aus dem Eheschließungsjahr seiner Eltern. Die Belege für Tag und Jahr von Ludwigs Tod - der übrigens bei einem Jagdunfall ums Leben kam - hat Lot, Derniers Seite 196f., zusammengestellt.
Quellen für die Königserhebung sind bei Eiten, Unternehmungen Seite 203-210, gesammelt, die Belege für Ludwigs V. Heirat ebd. sowie bei Lot, Derniers Seite 127 und 366ff.
Ludwigs Gemahlin Adelheid heiratete in dritter Ehe (noch zu Lebzeiten König Ludwigs V.) Graf Wilhelm II. von Arles; aus dieser Ehe ging die Königin Constanze, die spätere (dritte) Gemahlin König Roberts II. von Frankreich, hervor.



Bereits 978 zum Mitregenten gekrönt, folgte Ludwig V. der Faule seinem Vater 986 auf dem Throne. Er gab Verdun zurück und starb während neuer Kriegsvorbereitungen kaum ein Jahr nach seiner Krönung wie der Großvater bei einem Jagdunfall. Er hinterließ keine Erben.
Ludwig war der letzte regierende KAROLINGER.

Schieffer Robert:
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"Die Karolinger"

Ludwig wurde 979 zum Mitkönig gewählt und am 8.6. mit Billigung Hugo Capets in Reims von Erzbischof Artold gekrönt. Sein Vater stiftete 982 für seinen Sohn eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou, in der Hoffnung, so dass karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass ihn sein Vater zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte. Ludwig V., nunmehr knapp 20 Jahre alt, konnte allen Turbulenzen zum Trotz nach dem Tode seines Vaters unbehindert die Nachfolge antreten und Hugo Capet, den dux Francorum, mit den übrigen Großen des Nordens zur Lehnshuldigung empfangen. Die politische Initiative lag zunächst bei der Königin-Witwe Emma, Tochter der Kaiserin Adelheid, die in Verbindung mit Erzbischof Adalbero eine Verständigung mit dem ottonischen Imperium erstrebte und sofort die Freigabe der Verduner Gefangenen bis auf Graf Gottfried veranlaßte, also einen westfränkischen Anspruch auf die Bischofsstadt an der Maas, zumindest als diplomatisches Druckmittel, aufrechterhielt. Schon im Sommer 986 war diese moderate Linie jedoch wieder überholt, da König Ludwig unter dem Einfluß gegnerischer Kräfte, darunter wohl seinem Oheim, Herzog Karl, die Mutter vom Hof entfernte und sich heftig gegen Erzbischof Adalbero kehrte, der jetzt auch die Unterstützung der Grafen Heribert und Odo aus König Lothars früherem Anhang fand und sich zunehmend an Hugo Capet anlehnte. Ludwig griff das Gerichtsverfahren gegen den Reimser Erzbischof wieder auf, konnte es aber ebenso wenig wie sein Vater zum Abschluß bringen, denn kurz vor der entscheidenden Beratung mit den Großen starb er am 21./22.5.987 an den Folgen eines Jagdunfalls. Anders als er gewünscht hatte, wurde ihm nicht in Reims, sondern im nahen Compiegne sein Grab gegeben. Ludwig, der wegen der Kürze seiner Regierung nachträglich zu der irreführenden Bezeichnung "der Nichtstuer" (le Faineant)" kam, hatte nach seiner unglücklichen aquitanischen Ehe nicht wieder geheiratet und hinterließ keine Nachkommen. Über die Krone W-Frankens konnte und mußte daher neu verfügt werden.
 
 
 
 

 982
  oo 2. Adelheid von Anjou, Tochter des Grafen Fulco II.
  x       um 945-   1026
- 984

     1. oo Etienne Comte von Gevaudon
                    -   979
 
 
 
 

Literatur:
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Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 155,167 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 61 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 43, 116 Anm. 57 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 116,128,132 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10,127 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 86-87 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27-31 - EhlersJoachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 61,70,71-74,76,78 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 103,242,247,301,307-310,317 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 94,195,200,285,299 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 259,286,295 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 300,311,325 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214, 216-221,226 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,148,151 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 6 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 42 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 524 -