Judith vom W-Frankenreich           Königin von Wessex
----------------------------------           Gräfin von Flandern
844-   870
 

Älteste Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo
 

Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

IV. 33 a. JUDITH
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* ca. 843, + ....

Gemahl:
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a) 856 1. X.
Ethelwolf, König von England
       + 858

b) 858
Ethelbald, ihr Stiefsohn
      + 860

c) 862
Balduin I. Graf von Flandern
       + 879

Anmerkungen: Seite 113
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IV. 33. Judith

muß wohl wegen der frühen Heiratsdaten das älteste Kind aus KARLS DES KAHLEN 842 geschlossener Ehe gewesen sein.
Erste Vermählung Ann. Bert. 856, S. S. 1, 450;
zweite ebd. 858, S. S. 1, 451;
dritte 862, S. S. 1, 459, vom Vater nachträglich gebilligt 863, S. S. 1, 462. [IVa 33]

Ergänzung: (Werner):  + nach 870



Werner Karl Ferdinand: Seite 453
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"Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

IV. Generation
33
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Vgl. H. Sproemberg, Judith, Königin von England, Gräfin von Flandern, Rev. Belge d'Histoire et de Philologie 15 (1936).



Thiele, Andreas: Tafel 41
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

JUDITH
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    +

  1. oo AETHELWULF, König von England
                    + 858

  2. oo AETHELBALD, König von England
                     + 860

  3. oo 862
           BALDUIN I DER EISERNE, Graf von Flandern
                    + 879



Schwennicke Detlev: Tafel 6
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

JUDITH
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* 844, + nach 870

  1. oo 1. X. 856
           AETHELWULF, König von Wessex
                     + 858

  2. oo 858
           AETHELBALD, König von Wessex
                     + 860

  3. oo Ende 863 Auxerre (862 entführt)
           BALDUIN I., Graf von Flandern
                     + 879



Judith vermählte sich nach dem Tode ihres ersten Gatten mit dessem Sohne. Die Geistlichkeit trennte jedoch bald das Paar und Judith lebte unter bischöflicher Aufsicht in Senlis, bis sie sich von Balduin von Flandern entführen ließ.
 

Hlawitschka Eduard: Seite 226
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"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte."

Schon seine Prämisse, dass KARL DER KAHLE - gewarnt durch Lothars II. Beispiel - im eigenen Haus keinen ähnlichen Eheskandal herbeigeführt haben könne, erweist sich als nicht stichhaltig. Hat er doch gerade im Jahre 862, als Lothars II. Eheprozeß in vollstem Gange war, die 3. Ehe seiner Tochter Judith verhindern wollen, Judith sogar in heftiger Weise verfolgt und damit einen Skandal ausgelöst, nur da ihm ihr Erwählter, Graf Balduin von Flandern,  nicht standesgemäß genug erschien. Dabei war diese Ehe, eingegangen von einer Witwe, die der väterlichen Zustimmung keineswegs mehr bedurfte, in keiner Weise anfechtbar. KARL wollte hier also gleichfalls eine andere Ehe, als die Tochter selbst wünschte, durchsetzen. Durch ihres Vaters Zorn und Hartnäckigkeit vertrieben, landeten Judith und Balduin bei Lothar II., schließlich bei Papst Nikolaus, der Ende 863 KARLS DES KAHLEN Zustimmung zu der Ehe zu erwirken wusste; eine Ausstattung Balduins zögerte KARL DER KAHLE jedoch noch über 866 hinaus.

Konecny Silvia: Seite 154-155
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"Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

In ähnlicher Weise verstimmt wieLOTHAR zeigte sich einige Jahre später KARL DER KAHLE als seine Tochter Judith von einem Adeligen seines Reiches entführt wurde, und das flüchtige Paar Aufnahme und Schutz bei Lothar II. fand. Daß auch sein Sohn Ludwig der Stammler von dieser Ehe gewußt hatte, mochte die Erregung des Herrschers noch gesteigert haben. Als schließlich sogar der Papst sich für den Entführer einsetzte, erkannte KARL DER KAHLE die Ehe seiner Tochter letztlich doch an. Sein Schwiegersohn Balduin aber war wenig später Graf von Flandern.
KARL DER KAHLE verheiratete 856 als erster karolingischer Herrscher seine Tochter Judith mit einem ausländischen Fürsten, nämlich dem angelsächsischen König Aetehlwulf. Zu diesem Zeitpunkt setzten die Angriffe der Normannen an der westfränkischen Küste ein, denen Aetehlwulf in England 851 eine schwere Niederlage bereitet hatte. Die Ehe seiner Tochter Judith mit dem Normannenbesieger Aethelwulf könnte für KARL DEN KAHLEN einen Prestigegewinn bedeutet haben. Aethelwulf mag die Ehe angestrebt haben, weil die Verbindung mit einer KAROLINGERIN seinen universalen Anspruch gegenüber dem angelsächsischen Adel unterstützen konnte. Aethelwulf kehrte 856 von einer Pilgerfahrt nach Rom in sein Reich zurück. Seine Reise dürfte in enger Beziehung zu seiner Landespolitik gestanden sein. Aus Gründen, wie sie hier vorgelegen sein mögen, waren in der KAROLINGER-Zeit öfter Verlobungen mit Ausländern geschlossen worden, nie jedoch hatte man ein derartiges Projekt bisher realisiert. Auch KARL DER KAHLE dachte ursprünglich vielleicht nicht an die Verwirklichung des Eheprojektes, worauf der relativ lange Zeitraum, der zwischen der Verlobung und der Hochzeit Judiths und Aethelwulfs lag, hindeuten könnte. Anscheinend bestand jedoch der angelsächsische König auf der Ehe und traf Vorkehrungen für die Sicherheit Judiths im angelsächsischen Reich. Die Hochzeit fand am 1. Oktober 856 in Verberie statt. Während einer prächtigen Zeremonie wurde Judith gekrönt und zur Königin erhoben. Im angelsächsischen Reich wurde Judith zu Lebzeiten Aethelwulfs als Königin geachtet, was ja auch der Absicht dieses Eheschlusses entsprach. Darüberhinaus dürfte sich Judith auch an der Herrschaft Aethelwulfs sehr stark beteiligt haben, sodaß Aetehlbald, ein Sohn des Königs, nach dessen Tod die Einheirat bei der Stiefmutter für günstig hielt. Dies lief jedoch den Interssen vieler entgegen und stieß wohl vor allem auch bei der angelsächssichen Geistlichkeit, die die Ehe erst vermutlich gefördert hatte, auf Widerstand. Nach dem Tod ihres zweiten Gatten verließ Judith England. Sie lebte im Frankenreich zunächst neuerlich unter der Munt des Vaters und wurde schließlich von Balduin entführt..
 
 
 
 

  1.10.856
  1. oo Aethelwulf König von Wessex
      x    um 800-   858

    858
  2. oo Aethelbald, Sohn Aethelwulfs
      x          -   860

    862
  3. oo Balduin I. Graf von Flandern
                 -   879
 
 
 
 

Kinder:
3. Ehe

  Balduin II. der Kahle
  863-10.9.918

  Rudolf Graf von Cambrai
  865-17.6.896
 
 
 
 

Literatur:
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Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 3 - Annalen von St. Bertin ad a. 856,858,862,863 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 396,478,484,505,534,543 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 60-63,73,75,83,100,235,238 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 226,238 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136,152,154,155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Seite 272 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 424 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,235 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,159,224 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 6 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25,41 -