Das Jahr 1106 brachte Veränderungen in Sachsen, die
gerade auch für das Haus ASKANIEN Bedeutung erlangen sollte.
Das Geschlecht der BILLUNGER starb mit Magnus im Mannesstamm
aus. Somit traten die politischen Folgen der Ehe Ottos von Ballenstedt
ein.
Der Graf hatte nämlich Eilika, eine der beiden Töchter
des Herzogs Magnus und seiner Gemahlin Sophia
die Hand gereicht [Ihrem zweiten Gemahl, Herzog Magnus von Sachsen,
gebar Sophia die Töchter Wulfhild,
wohl spätestens um 1075, und Eilika, anscheinend um 1080. Die
Eheschließung zwischen Otto und Eilika erfolgte wohl
um 1095 bis 1100. Nach den Stader Annalen (MG SS 16), Seite 326 (zu 1144),
wollte erst der 1106 gestorbene Markgraf Udo III. von der Nordmark aus
dem Hause STADE Eilika zur Gemahlin nehmen, lernte dann aber beim
Grafen Helperich von Plötzkau dessen Schwester Irmgard kennen und
änderte seinen Plan. Da Eilika als eine der beiden billungischen
Erbtöchter sicher eine wesentlich bessere Partie war als die PLÖTZKAUERIN,
erreichte sie deren überlieferte große Schönheit bei weitem
nicht. Zu dieser Annahme paßt ihr sich später zeigender recht
energischer Charakter, von welchem sie Albrecht dem Bären eine
ordentliche Portion vererbt zu haben scheint.]. Über Ottos
Frau gelangte nun ein Teil der billungischen Erbgüter an die
ASKANIER.
Allerdings ist unklar, um welche Gebiete es sich dabei im einzelnen handelte.
Bernburg
könnte dazu gehört haben [1138 residierte Eilika
auf
der Bernburg], des weiteren die
Orte bei Weißenfels
[Vermutlich Burgwerden (nördlich von Weißenfels) und
das östlich benachbarte Kreichau. In Burgwerden hatte Eilika
der
Gosecker Chronik zufolge eine Burg errichten lassen; die Annalen
des Klosters Pegau (südwestlich von Leipzig) nennen sie Herrin
von Werben. 1139 wird die Mutter
Albrechts des Bären als
Eilika
von Werben bezeichnet, und sie verfügt über Besitz in Kriechau.
Auch das Dorf Obschütz (bei Weißenfels, vielleicht auch
Oetzsch bei Lützen) scheint dazugehört zu haben, denn es ist
wohl jenes Ouziz, das
Albrecht des Bären
Tochter
Hedwig am 5.1.1197 im Landgericht Schkölen dem Kloster Altzella
schenkt, wobei sie es als väterliches Erbe bezeichnet. Die Vogtei
des Klosters Goseck (westlich von Weißenfelds) hatte Eilika
ebenfalls inne, allerdings den thüringischen LUDOWINGERN abgerungen.]
und Halle [1130 war Albrechts Mutter bei Halle in Kampfhandlungen
verwickelt. Ob hier billungische Ansprüche bestanden, ist aber
offen.]. Auch der spätere Besitz Albrechts des Bären in
der Altmark stammte vielleicht - zumindest in Teilen - aus dem Erbe der
BILLUNGER. [Es bleibt die Frage offen, ob Eilika ihren Anteil
an der BILLUNGER Erbschaft nach dem Tod Herzog Magnus' (1106)
ihrem Gemahl Otto übergab oder ob ihn erst beider Sohn
Albrecht
nach
Ottos Ableben (1123) oder sogar erst nach Eilikas
Tod (1142)
erlangte.].
Für 1130 melden die Chronisten noch ein Ereignis,
bei dem zwar nicht Albrecht, aber seine Mutter erwähnt wird,
die als eine offensichtlich energische Dame ebenfalls Politik machte. Ob
sie ihre Aktionen mit dem Sohn abstimmte, wissen wir nicht. Bei Halle war
Eilika
in
Kämpfe mit den Bürgern der Stadt verwickelt. Konrad von Eichstädt,
ein Verwandter des Markgrafen, wurde dabei erschlagen; die BILLUNGERIN
konnte mit Mühe fliehen. Möglicherweise hing dieser Zwist mit
der askanischen Abwehr der Restitutionspolitik Erzbischof Norberts
zusammen, dem Halle gehörte.
Schließlich legte sich Albrechts Mutter
um das Jahr 1130 noch mit dem Ludwig an, den LOTHAR
III. wohl Anfang 1131 zum Landgrafen von Thüringen erhob.
Eilika ließ sich vom Bremer Erzbischof Adalbert II. die Vogtei
des
von seinem Vorgänger gegründeten Klosters Goseck übertragen.
Nach beigelegtem Zwist mit Ludwig behauptete Albrechts Mutter die
Schutzherrschaft über Goseck. Das Kloster westlich von Weißenfels
war sicherlich vom nördlich dieser Stadt gelegene
Burgwerben,
das Eilika gehörte, in deren Blickfeld geraten. Vielleicht
wollte sie auf diese Weise das wettinische Weißenfels in die Zange
nehmen.
Für diese Zeit gibt es einige Quellenhinweise auf
Aktivitäten von Albrechts Mutter Eilika. Die von ihr dem Grafen
Ludwig von Thüringen entrissene Vogtei des Klosters Goseck handhabte
sie energisch, indem sie um 1133 dessen angeblich unfähigen Abt Bertold
vertrieb, obwohl sie sich dadurch viel Haß zuzog. Als Bertold dann
starb, sorgte Eilika dafür, daß ein Mönch Nenther
aus dem Konvent zu Pegau neuer Abt von Goseck wurde, den sie selbst am
24. November 1134 mit einer feierlichen Ansprache an das Volk in sein Amt
einführte. Ferner tauschte Albrechts Mutter wohl 1132 oder
1133 vom König Güter ein, die dieser auf gleichem Wege von Graf
Siegfried von Ertheneburg erworben hatte. Sie lagen in der Nähe von
Goseck und vergrößerten Eilikas Besitz in dem Raum. Des
weiteren verzichtete die Gräfin mit ihrem Sohn und dem Herzog von
Bayern auf eigentlich dem Kloster Corvey an der Weser zustehenden Fischereirechte.
Auch die erste militärische Niederlage mußte
Herzog
Albrecht der Bär noch 1138 hinnehmen, obendrein in den
askanischen
Stammlanden:
Die Bernburg, auf der seine Mutter
Eilika saß, wurde
vom Feind angesteckt. Der sächsische Annalist und die Magdeburger
Jahrbücher geben an, daß Bernburg zum Angriffsziel wurde,
weil Eilika von dort aus Gewaltherrschaft geübt hätte.
Das kann bedeuten, daß die Mutter Albrechts
Besitzungen seiner
Feinde angreifen ließ oder daß sie versuchte, eigene Machtinteressen
durchzusetzen. Vielleicht handelte es sich auch nur um eine Bemäntelung
des Anschlages auf Bernburg.
Am 3. Juni 1139 bestätigte König
KONRAD einen vor ihm und den Fürsten des Reiches auf dem
Würzburger Hoftag abgeschlossenen Gütertausch zwischen Erzbischof
Adalbert von Bremen und der edlen Frau Eilika von Werben, deren
Sohn, Markgraf Albrecht, zustimmt. Dieser scheint also mit seiner
Mutter Anfang Juni in Würzburg beim König gewesen zu sein.
Inzwischen hören wir nur ewtas von Albrechts
Mutter Eilika, die Papst Innocenz II. samt ihren Gütern in
einer zwischen 1138 und März 1141 im Lateran ausgestellten Bulle in
seinen besonderen Schutz nimmt, wofür sie dem Heiligen Stuhl jährlich
eine halbe Mark zahlen sollte. Da das gewiß auf Bitten der BILLUNGERIN
erfolgte,
sieht es so aus, als ob sie angesichts der kritischen Lage des Sohnes Unterstützung
in Rom gesucht hat.
Am 14. September 1141 wir der ASKANIER in einer
zu Köln ausgestellten Königsurkunde zum letzten Mal als Herzog
von Sachsen bezeichnet. In dieser vor allem für ihn, aber sicher auch
für sie bitteren Situation starb Albrechts Mutter Eilika
am 16. Januar 1142 [Nach dem 1519 verfaßten Bericht Heinrich
Basses (wie EN 48), Seite 11, wurde im Kloster Ballenstedt bei ihrem 19
Jahre zuvor gestorbenen Gemahl Otto bestattet: Heylicha vero
ejus Uxor ... supulta ibidem juxta maritum suum.]. Sie hatte 1112
den Gemahl zur Würde ihres Vaters aufsteigen und fallen sehen, erlebt,
wie der Sohn Markgraf wurde, stürzte, den Titel von neuem erhielt,
und endlich den sächsischen Herzogshut trug. Am Ende des Lebesn mußte
sie erfahren, das auch Albrecht das Amt nicht behaupten konnte.
Mit dem Tod der stolzen und herrschsüchtigen Tochter des letzten sächsischen
Herzogs vom Stamme der BILLUNGER erlosch dieses Geschlecht endgültig.