Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1898
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Ename
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Ort in Belgien (Provinz Ostflandern), am linken Ufer der Schelde, 22 km von Gent
Spätestens 991 errichtete der Kaiser, vermutlich
schon OTTO II. , am Scheldeufer beim
Dorf Ename
eine
Burg, Hauptsitz einer Markgrafschaft entlang der dortigen Reichsgrenze.
Das Ziel war die Verstärkung dieser Grenze gegen die mächtige
Grafschaft Flandern. Die Markgrafschaft erstreckte sich im Süden vermutlich
bis zur Mündung der Haine, im Nordosten wahrscheinlich bis zu Dender,
und wurde flankiert von zwei weiteren Grenzmarken: Valenciennes im Süden
und Antwerpen im Nordosten. Im Westen Brabants verdrängte die neue
Burg
Ename die spät-karolingische
Burg Biest (an der Wegkreuzung bei Oombergen, 19 km südöstlich
von Gent), Vorort einer brabantischen Teilgrafschaft, aus ihrer Vorrangstellung.
Burg und Markgrafschaft Ename unterstanden
dem königlichen Grafen von Verdun, Gottfried. Sein Sohn Hermann
übernahm
die Markgrafschaft um 1000, und als dieser spätestens 1029 zurücktrat,
kam dessen Schwiegersohn
Graf Reinier V. von Hennegau an seine
Stelle. Somit reichte die Herrschaft des Hennegauers bis an die
Tore von Gent. 1034 gelang es Graf Balduin IV. von Flandern, die
Burg Ename zu zerstören. Er erwarb vom Kaiser die für
ihn damals wichtigere südliche Hälfte der Markgrafschaft
Ename, das heißt die Grafschaft Chievres, angrenzend an die
Markgrafschaft Valenciennes, die er schon innehatte. Sein Sohn Balduin
V. scheiterte zunächst in seiner Politik auf Reichsgebiet, so
dass er auf die Herrschaft in Chievres und Valenciennes verzichten mußte.
Er begnügte sich im Jahre 1050 mit der nördlichen Hälfte
der ehemaligen Markgrafschaft Ename, das heißt
mit dem Gebiet zwischen Schelde und Dender. 1064 errichtete er in Ename
anstelle der zerstörten Burg ein Benediktinerkloster (Abteikirche
1942-1944 ausgegraben). Eine junge Kaufmannssiedlung Ename,
die Anfang des 11. Jh. noch floriert hatte, war inzwischen verschwunden
(1985-1986 ausgegraben). An ihre Stelle trat westliche der Schelde die
Stadt Oodenaarde.
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