Heinrich II.(IV.)                                        Markgraf von Istrien-Krain (1204-1228)
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um 1175-18.7.1228
               Windischgraz
 

2. Sohn des Grafen Berthold VI. von Andechs-Meran und der Agnes von Rochlitz, Tochter von Markgraf Dedi VI. von der Niederlausitz
 

GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 162
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61. Heinrich IV.
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F. u. eV.
(1194 Juni) Herzog (Berthold) und sein Sohn Heinrich MB 3, 118
(1204) marchio de Andechs MB 8, 480
1207 auf seiner Burg Stein in Krain mit Albert von Weichselburg Kärnt. UB 4 a, 32 n 1569
1209 6/1 geächtet als Teilnehmer an der Ermordung König PHILIPPS SS 20, 332
1228 Rückkehr von Bayern SS 17, 338;
+ 1228 18/7 zu Windischgraz SS 17, 338, 343
Dießen: Heinricus fel. rec. marchio Istrie, sepultus in capitolio Necr. 1, 22
Admont: Heinricus marchio Istirrich Necr. 2, 300
St. Lambrecht 17/7 Necr. 2, 332

Gemahlin:
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(vor 1207 siehe oben) Sophie, Tochter des Grafen Albert von Weichselburg 1211 24/8 Kärnt. UB 1, 329 n 430, RB 1, 330 1228 Oefele Reg. 651;
+ 1256 28/2 Dießen: Sophia marchionissa anno 1256 Necr. 1, 12.
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GENAELOGISCHES HANDBUCH ZUR BAIRISCH-ÖSTERREICHISCHEN GESCHICHTE
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Dungern Prof. Dr. Otto: Seite 26
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65. Heinrich IV.
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Erstmals wie oben bei Otto VII. 1188/1204.
1204/08 marchio Ystrie (Acta tirol. I.n. 538)
11.-15.XI.1208 (Q. V. 9/11) der Reichs- und anderer Lehen und aller Allodien für verlustig erklärt
6.I. 1209 (MG. SS. 20. 332) geächtet.
+ 18.VII.1228 Nec. I. 22 (Diessen); II. 300 (Admont). 1228: MG. SS. 17. 343; 1227: MG.SS. 17. 338;
+ 17.VII: Nec. II. 332 (St. Lambert).

Gattin:
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Sofie, Erbtochter Graf Alberts von Weichselburg in Krain (Huillard-Breh. IV/1. 328/9).
Heiratet vor 1207 (Krainer UB. II. Nr. 13 und L. Hauptmann a.a.O. 408).
+ 28.II.1256 Nec. I. 12 (Diessen).
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Heinrich II. und seinem Bruder Ekbert, Bischof von Bamberg, wurde der Vorwurf der Mitschuld an der Ermordung PHILIPPS von Schwaben gemacht. Das war vermutlich eine wittelsbachische Perfidie, denn  beide konnten sich vom Verdacht reinigen, aber der WITTELSBACHER Ludwig I. der Kelheimer gab die Reichslehen und die Grafschaft Andechs nicht wieder heraus. So hatte die Katastrophe von 1208 den Abstieg des Hauses überraschend eingeleitet und zugleich den Aufstieg der wittelsbachischen Territorialmacht gefördert. Er wurde deshalb 1208-1213 geächtet und verjagt und floh mit seinem Bruder Ekbert zu ihrer Schwester, Königin Gertrud, nach Ungarn. Er stand ständig gegen Venedig, das Istrien de facto beherrschte.

Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige

Heinrich IV., vermutlich der jüngere Bruder Herzogs Otto VII., bekam beim Tod des Vaters die Markgrafenwürde und die südlich der Donau gelegenen Besitzungen.
Nach der Ermordung des Königs gerieten Bischof Ekbert, in dessen Palast der König ermordet worden war, und sein Bruder, Markgraf Heinrich von Istrien, der vielleicht mit der Sorge um die Sicherheit des Königs betraut gewesen war, in den Verdacht, am Tod PHILIPPS von Schwaben mitschuldig zu sein. Mochten sie am Anschlag auch nicht persönlich beteiligt gewesen sein, so konnten sie von ihm gewusst und ihn gebilligt haben. Da sie in der Stadt ihres Lebens nicht mehr sicher waren, beschlossen sie zu fliehen.
König OTTO IV. verhängte nicht nur über den Mörder, sondern auch über die Brüder die Reichsacht. Ihre Reichslehen fielen an den König zurück und sie verloren jeglichen Besitz, alle Rechte, Würden und Einkünfte. Heinrich und Ekbert waren somit fried- und rechtlos.
Viel schlechter waren demgegenüber die Möglichkeiten, die Markgraf Heinrich IV. von Istrien hatte. Auch er hatte sich nach König PHILIPPS Ermordung in Sicherheit bringen können. Ende März 1209 scheint er sich auf seinen Besitzungen im unteren Inntal aufgehalten zu haben, da er am 25. März in Anwesenheit einer größeren Zahl ANDECHSER Ministerialen im Kloster Wilten einen Jahrtag für sich und seine Verwandten stiftete. Wie es in der Urkunde heißt, war er damals auf dem Weg nach Rom. Ob er Rom bereits vor der Ankunft König OTTOS und seines Gefolges wieder verlassen oder sich zur Zeit der Kaiserkrönung des Welfen noch in der Stadt oder in der Umgebung aufhielt, entzieht sich unserer Kenntnis. Sicher ist lediglich, dass er wie Bischof Ekbert in der Folgezeit erneut am ungarischen Königshof war.
Heinrichs Lage änderte sich mit der Rückkehr seines Bruders Mitte 1211 in sein Amt. 2 Monate später, Ende August, hielt sich Heinrich erstmals wieder auf seinem Besitz in Windischgraz auf. Dort, auf den Gütern seiner Familie in der Steiermark und in Krain, vielleicht auch auf den Besitzungen, die seine Frau Sophie, eine Tochter des Grafen Albert von Weichselburg, in die Ehe gebracht hatte, hielt er sich für den Rest seines Lebens - immerhin blieben ihm noch 17 Jahre - zumeist auf. Er stand in Verbindung mit dem Patriarchen von Aquileja und besuchte des öfteren den Hof Herzog Leopolds VI. von Österreich. Wie der Babenberger Hof ein Zentrum höfischer Literatur und Kunst war, scheint sich auch Markgraf Heinrich - ohne Hoffnung, wieder in den Besitz seiner bayerischen und Tiroler Güter zu gelangen - der Pflege höfischer Kultur gewidmet, vielleicht sogar selbst als Dichter versucht zu haben. Es war, wenn nicht alles täuscht, ein beschauliches Leben, das er führte - ein Leben, das nicht zu vergleichen war mit dem seines Bruders, Herzog Ottos VII. von Meranien, dessen Hochzeit letztlich den Anstoß zu jenen Wirren gegeben hatte, in die Heinrich und sein Bruder Ekbert für lange Zeit geraten waren.
Markgraf Heinrich von Istrien war, wie schon erwähnt, in den zurückliegenden Jahren nur selten in der Öffentlichkeit erschienen. Er hatte zwar FRIEDRICH II. - wohl im Gefolge seines Bruders, des Patriarchen von Aquileja - nach Rom zur Kaiserkrönung begleitet und war Zeuge der großen Privilegienbestätigung für den Patriarchen gewesen, womit er die Verleihung seiner Markgrafschaft an die Kirche von Aquileja anerkannte.
In der von der kaiserlichen Kanzlei ausgestellten Urkunde hieß er "Markgraf Heinrich von Andechs", und diese Bezeichnung wurde nicht nur in allen späteren Kaiserdiplomen beibehalten, sondern auch von anderen, sogar von seinen Verwandten, übernommen. Aus dieser Bezeichnung konnte der Schluss gezogen werden, der kaiserliche Hof betrachtete Heinrichs Verurteilung von 1208 als ungerechtfertigt und habe, nachdem seine frühere Markgrafschaft Istrien in der Zwischenzeit anderweitig vergeben war, seine altbayerischen Grafschaften zur Markgrafschaft Andechs erhoben. Aber dieser Schluss war keineswegs zwingend. Man konnte sich nämlich auch auf den Standpunkt stellen, der Markgraf sei in früheren Jahren zu Recht verurteilt worden und somit aller Würden und Besitzungen entkleidet. "Heinrich von Andechs" - so konnte auch ein Unfreier bezeichnet werden - sei später, nachdem er gnadenhalber Verzeihung für seine Freveltat erlangt hatte, ein Markgrafentitel verliehen worden, der keinerlei weitere Rechte beinhaltete. Das hieß wiederum, dass die Bestätigung, die FRIEDRICH II. dem bayerischen Herzog wie dem Patriarchen von Aquileja erteilte, nicht zu beanstanden seien. Man hatte somit am Kaiserhof einen Ausgleich gefunden, der an das heikle Problem der Rechtmäßigkeit des Vorgehens OTTOS IV. nicht rührte und den Kaiser der Pflicht enthob, das Unrechtsurteil seines Vorgängers aufzuheben. Es war damit ins Belieben der Nutznießer des damaligen "Justizirrtums" gestellt, ob sie bereit wären, das unrechtmäßig erworbene Gut zurückzugeben. Herzog Ludwig I. von Bayern war jetzt um den Gewinn eines wertvolleren Besitzes halber dazu bereit.
Verhandlungen wurden allem Anschein nach schon im Frühjahr 1225 geführt, da es in dem am 4. Juni 1225 vereinbarten Frieden zwischen König Andreas von Ungarn und Herzog Leopold VI. von Österreich ausdrücklich hieß, der ungarische König werde sich bemühen, den BABENBERGER Herzog sowie Markgraf Heinrich von Istrien mit Herzog Ludwig I. von Bayern zu versöhnen. Wenige Wochen später unterrichtete man den kaiserlichen Hof darüber, wie Markgraf Heinrichs Besuch bei FRIEDRICH II. im Sommer des Jahres in Unteritalien vermuten lässt. Der ANDECHSER begleitete dabei im übrigen seinen Bruder Ekbert, der dem Kaiser die Bamberger Güter in der Ortenau, ebenfalls alter Besitz aus HEINRICHS II. Zeiten, um 4.000 Mark Silber verkaufte, um den Weiterbau des Bamberger Doms zu ermöglichen.
Knapp 3 Jahre später wurde der Ausgleich zwischen dem bayerischen Herzog und seinem Andechser Gegner bekannt gegeben. Markgraf Heinrich fand sich zusammen mit vielen anderen Reichsfürsten - unter ihnen auch seine Brüder Otto und Ekbert - am 14. Mai 1228 in Straubing ein, um am Fest teilzunehmen, das der bayerische Herzog aus Anlass der Schwertleite seines Sohnes und Nachfolgers, des zukünftigen Herzogs Otto II. von Wittelsbach, ausrichtete. Wie viel der bayerische Herzog dem Markgrafen zugestanden hatte, lässt sich nur ungefähr aufgrund späterer Hinweise erahnen: Wolfratshausen und Starnberg, dazu Dießen mit der Vogtei über das Kloster und wohl einiges Gut in der näheren Umgebung scheinen dazugezählt zu haben. Vielleicht hatte man auch Abmachungen über die Besitzungen im Inntal getroffen, sofern der WITTELSBACHER damals überhaupt noch Rechte geltend machen konnte. Fraglich ist, ob die Andechser Güter am unteren Inn, die aus der Formbacher Hinterlassenschaft stammten, dem Markgrafen schon jetzt übergeben wurden oder erst im folgenden Jahr an die ANDECHSER fielen. Von Andechs selbst ist in diesem Zusammenhang nichts bekannt. Die Burg war höchstwahrscheinlich 1209 aufgrund der Reichsacht dem Erdboden gleichgemacht worden - wie dies auch mit dem wittelsbachischem Stammsitz bei Aichach geschehen war. Aus den Händen König HEINRICHS (VII.) erhielt der Markgraf damals als Reichslehen offensichtlich die Vogtei über Benediktbeuern zurück, während die Tegernseer Mönche sich zunächst weigerten, den ANDECHSER als Vogt wieder anzunehmen.
Markgraf Heinrich konnte sich seines neuen Besitzes nicht mehr lange erfreuen. Er stattete den Klöstern Dießen und Benediktbeuern noch einmal einen Besuch ab und ließ ihnen Vermächtnisse zukommen, dann kehrte er zurück in seine alpenländische Heimat, wo er in Windischgraz am 18. Juli 1228 starb. Seine Ehe mit Sophie von Weichselburg war kinderlos geblieben. So fiel das Erbe des Verstorbenen an seine Brüder. Inwieweit auch Heinrichs Schwestern bedacht wurden, ist nicht bekannt. Auf die Mitgift, die die Witwe Heinrichs in die Ehe gebracht hatte, besaßen die Andechser Erben allerdings keinen Anspruch. Darüber konnte Sophie nach Gutdünken verfügen. Da sie ihr Leben zurückgezogen im Kloster Admont verbringen wollte - wo sie 1256 starb - war sie bereit, ihr väterliches Erbe in den Krainer Landen zu veräußern. Diese Gelegenheit ergriff ihr Schwager, Herzog Otto VII., der damit sicherstellte, dass der Andechser Besitz bewahrt blieb. Wie viel der Herzog seiner Schwägerin für ihre Mitgift zu bezahlen hatte, entzieht sich unserer Kenntnis; bekannt ist lediglich, dass sie aus der Kaufsumme 300 Pfund Augsburger Pfennige an das Kloster Dießen stiftete. Das Stift verwendete die Gabe der Markgräfin zum Erwerb fester Einkünfte aus meranischem Besitz in Oberfranken und im Regnitzland, worüber der Herzog eine Urkunde ausstellte, die als einzige erhaltene Quelle Auskunft über die Vorgeschichte des Geschäfts gibt.
Auf den Besitz des Markgrafen, soweit er Andechser Herkunft war, hatten dagegen die Brüder ein Anrecht zu gleichen teilen. So wurde das restliche Gut in den östlichen Alpenländern vermutlich aufgeteilt, während man bei den Tiroler Besitzungen fürs erste offenbar auf eine Sonderung der Erbmasse verzichtete. Die altbayerischen Besitzungen des Markgrafen einschließlich seiner Reichslehen gingen wohl ungeteilt an Herzog Otto VII., wobei sich von selbst verstand, dass dieser seine Brüder dafür zu entschädigen hatte. Der Herzog machte seine Besitzrechte insbesondere am altbayerischen Hausgut bald deutlich, indem er nicht nur Schenkungen an Benediktbeuern und Dießen gab, sondern darüber hinaus Bestimmungen über die Rechtsverhältnisse zwischen seinem Markt und dem Kloster Dießen traf.

Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige

Auf die Mitgift, die die Witwe Heinrichs in die Ehe gebracht hatte, besaßen die Andechser Erben allerdings keinen Anspruch. Darüber konnte Sophie nach Gutdünken verfügen. Da sie ihr Leben zurückgezogen im Kloster Admont verbringen wollte - wo sie 1256 starb - war sie bereit, ihr väterliches Erbe in den Krainer Landen zu veräußern. Diese Gelegenheit ergriff ihr Schwager, Herzog Otto VII., der damit sicherstellte, dass der Andechser Besitz bewahrt blieb. Wie viel der Herzog seiner Schwägerin für ihre Mitgift zu bezahlen hatte, entzieht sich unserer Kenntnis; bekannt ist lediglich, dass sie aus der Kaufsumme 300 Pfund Augsburger Pfennige an das Kloster Dießen stiftete. Das Stift verwendete die Gabe der Markgräfin zum Erwerb fester Einkünfte aus meranischem Besitz in Oberfranken und im Regnitzland, worüber der Herzog eine Urkunde ausstellte, die als einzige erhaltene Quelle Auskunft über die Vorgeschichte des Geschäfts gibt.
 
 
 
 

 1207
  oo Sophie von Weichselburg, Tochter des Grafen Albert
  x  um 1190-28.2.1256
 
 
 
 

Literatur:
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Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998 Seite 30-33,39, 42,56,62-64,66,81,84,104,111,117-120,129,150,170,172,266,271,292,307 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 213, 215,400 A 10 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 389,459,462,483,496,513 - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 1. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 462,466-468,475,478,479,540,541 -