2. Sohn des Grafen
Berthold VI. von Andechs-Meran und der Agnes
von Rochlitz, Tochter von Markgraf Dedi VI. von der Niederlausitz
GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
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Wegener Dr. Wilhelm: Seite 162
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61. Heinrich IV.
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F. u. eV.
(1194 Juni) Herzog
(Berthold) und sein Sohn Heinrich
MB 3, 118
(1204) marchio de Andechs MB 8, 480
1207 auf seiner Burg Stein in Krain mit Albert von Weichselburg
Kärnt. UB 4 a, 32 n 1569
1209 6/1 geächtet als Teilnehmer an der Ermordung
König
PHILIPPS SS 20, 332
1228 Rückkehr von Bayern SS 17, 338;
+ 1228 18/7 zu Windischgraz SS 17, 338, 343
Dießen: Heinricus fel.
rec. marchio Istrie, sepultus in capitolio Necr. 1, 22
Admont: Heinricus marchio Istirrich
Necr. 2, 300
St. Lambrecht 17/7 Necr. 2, 332
Gemahlin:
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(vor 1207 siehe oben)
Sophie, Tochter des Grafen Albert von Weichselburg 1211 24/8 Kärnt.
UB 1, 329 n 430, RB 1, 330 1228 Oefele Reg. 651;
+ 1256 28/2 Dießen: Sophia
marchionissa anno 1256 Necr. 1, 12.
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GENAELOGISCHES HANDBUCH ZUR BAIRISCH-ÖSTERREICHISCHEN
GESCHICHTE
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Dungern Prof. Dr. Otto: Seite 26
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65. Heinrich IV.
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Erstmals wie oben bei Otto
VII. 1188/1204.
1204/08 marchio Ystrie (Acta tirol. I.n. 538)
11.-15.XI.1208 (Q. V. 9/11) der Reichs- und anderer Lehen
und aller Allodien für verlustig erklärt
6.I. 1209 (MG. SS. 20. 332) geächtet.
+ 18.VII.1228 Nec. I. 22 (Diessen); II. 300 (Admont).
1228: MG. SS. 17. 343; 1227: MG.SS. 17. 338;
+ 17.VII: Nec. II. 332 (St. Lambert).
Gattin:
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Sofie,
Erbtochter Graf Alberts von Weichselburg in Krain (Huillard-Breh. IV/1.
328/9).
Heiratet vor 1207 (Krainer UB. II. Nr. 13 und L. Hauptmann
a.a.O. 408).
+ 28.II.1256 Nec. I. 12 (Diessen).
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Heinrich II. und
seinem Bruder
Ekbert,
Bischof von Bamberg, wurde der Vorwurf der Mitschuld an der Ermordung
PHILIPPS
von Schwaben gemacht. Das war vermutlich eine wittelsbachische
Perfidie, denn beide konnten sich vom Verdacht reinigen, aber der
WITTELSBACHER Ludwig I. der Kelheimer gab die Reichslehen und die Grafschaft
Andechs nicht wieder heraus. So hatte die Katastrophe von 1208 den Abstieg
des Hauses überraschend eingeleitet und zugleich den Aufstieg der
wittelsbachischen Territorialmacht gefördert. Er wurde deshalb 1208-1213
geächtet und verjagt und floh mit seinem Bruder Ekbert
zu ihrer Schwester, Königin
Gertrud, nach Ungarn. Er stand ständig gegen Venedig, das
Istrien de facto beherrschte.
Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige
Heinrich IV., vermutlich
der jüngere Bruder Herzogs
Otto VII., bekam beim Tod des Vaters die Markgrafenwürde und
die südlich der Donau gelegenen Besitzungen.
Nach der Ermordung des Königs gerieten
Bischof Ekbert, in dessen Palast der König ermordet worden
war, und sein Bruder, Markgraf Heinrich
von Istrien, der vielleicht mit der Sorge um die Sicherheit
des Königs betraut gewesen war, in den Verdacht, am Tod PHILIPPS
von Schwaben mitschuldig zu sein. Mochten sie am Anschlag auch
nicht persönlich beteiligt gewesen sein, so konnten sie von ihm gewusst
und ihn gebilligt haben. Da sie in der Stadt ihres Lebens nicht mehr sicher
waren, beschlossen sie zu fliehen.
König OTTO IV.
verhängte nicht nur über den Mörder, sondern auch über
die Brüder die Reichsacht. Ihre Reichslehen fielen an den König
zurück und sie verloren jeglichen Besitz, alle Rechte, Würden
und Einkünfte. Heinrich
und Ekbert waren somit fried-
und rechtlos.
Viel schlechter waren demgegenüber die Möglichkeiten,
die
Markgraf Heinrich IV. von Istrien
hatte. Auch er hatte sich nach König PHILIPPS
Ermordung in Sicherheit bringen können. Ende März 1209 scheint
er sich auf seinen Besitzungen im unteren Inntal aufgehalten zu haben,
da er am 25. März in Anwesenheit einer größeren Zahl
ANDECHSER Ministerialen im Kloster Wilten einen Jahrtag für sich
und seine Verwandten stiftete. Wie es in der Urkunde heißt, war er
damals auf dem Weg nach Rom. Ob er Rom bereits vor der Ankunft König
OTTOS und seines Gefolges wieder verlassen oder sich zur Zeit
der Kaiserkrönung des Welfen noch in der Stadt oder in der Umgebung
aufhielt, entzieht sich unserer Kenntnis. Sicher ist lediglich, dass er
wie Bischof Ekbert
in der Folgezeit erneut am ungarischen Königshof war.
Heinrichs Lage änderte
sich mit der Rückkehr seines Bruders Mitte 1211 in sein Amt. 2 Monate
später, Ende August, hielt sich Heinrich
erstmals wieder auf seinem Besitz in Windischgraz auf. Dort, auf den Gütern
seiner Familie in der Steiermark und in Krain, vielleicht auch auf den
Besitzungen, die seine Frau Sophie,
eine Tochter des Grafen Albert von Weichselburg, in die Ehe gebracht hatte,
hielt er sich für den Rest seines Lebens - immerhin blieben ihm noch
17 Jahre - zumeist auf. Er stand in Verbindung mit dem Patriarchen von
Aquileja und besuchte des öfteren den Hof Herzog Leopolds VI. von
Österreich. Wie der Babenberger Hof ein Zentrum höfischer Literatur
und Kunst war, scheint sich auch Markgraf
Heinrich
- ohne Hoffnung, wieder
in den Besitz seiner bayerischen und Tiroler Güter zu gelangen - der
Pflege höfischer Kultur gewidmet, vielleicht sogar selbst als Dichter
versucht zu haben. Es war, wenn nicht alles täuscht, ein beschauliches
Leben, das er führte - ein Leben, das nicht zu vergleichen war mit
dem seines Bruders, Herzog
Ottos VII. von Meranien, dessen Hochzeit letztlich den Anstoß
zu jenen Wirren gegeben hatte, in die Heinrich
und sein Bruder Ekbert
für lange Zeit geraten waren.
Markgraf Heinrich von Istrien
war, wie schon erwähnt, in den zurückliegenden Jahren
nur selten in der Öffentlichkeit erschienen. Er hatte zwar FRIEDRICH
II. - wohl im Gefolge seines Bruders, des Patriarchen von Aquileja
- nach Rom zur Kaiserkrönung begleitet und war Zeuge der großen
Privilegienbestätigung für den Patriarchen gewesen, womit er
die Verleihung seiner Markgrafschaft an die Kirche von Aquileja anerkannte.
In der von der kaiserlichen Kanzlei ausgestellten Urkunde
hieß er "Markgraf Heinrich von Andechs",
und diese Bezeichnung wurde nicht nur in allen späteren Kaiserdiplomen
beibehalten, sondern auch von anderen, sogar von seinen Verwandten, übernommen.
Aus dieser Bezeichnung konnte der Schluss gezogen werden, der kaiserliche
Hof betrachtete Heinrichs Verurteilung von 1208 als ungerechtfertigt und
habe, nachdem seine frühere Markgrafschaft Istrien in der Zwischenzeit
anderweitig vergeben war, seine altbayerischen Grafschaften zur Markgrafschaft
Andechs erhoben. Aber dieser Schluss war keineswegs zwingend. Man konnte
sich nämlich auch auf den Standpunkt stellen, der Markgraf sei in
früheren Jahren zu Recht verurteilt worden und somit aller Würden
und Besitzungen entkleidet. "Heinrich von Andechs"
- so konnte auch ein Unfreier bezeichnet werden - sei später, nachdem
er gnadenhalber Verzeihung für seine Freveltat erlangt hatte, ein
Markgrafentitel verliehen worden, der keinerlei weitere Rechte beinhaltete.
Das hieß wiederum, dass die Bestätigung, die FRIEDRICH
II. dem bayerischen Herzog wie dem Patriarchen von Aquileja
erteilte, nicht zu beanstanden seien. Man hatte somit am Kaiserhof einen
Ausgleich gefunden, der an das heikle Problem der Rechtmäßigkeit
des Vorgehens OTTOS IV. nicht rührte
und den Kaiser der Pflicht enthob, das Unrechtsurteil seines Vorgängers
aufzuheben. Es war damit ins Belieben der Nutznießer des damaligen
"Justizirrtums" gestellt, ob sie bereit wären, das unrechtmäßig
erworbene Gut zurückzugeben. Herzog Ludwig I. von Bayern war jetzt
um den Gewinn eines wertvolleren Besitzes halber dazu bereit.
Verhandlungen wurden allem Anschein nach schon im Frühjahr
1225 geführt, da es in dem am 4. Juni 1225 vereinbarten Frieden zwischen
König
Andreas von Ungarn und Herzog Leopold VI. von Österreich
ausdrücklich hieß, der ungarische König werde sich bemühen,
den BABENBERGER Herzog sowie Markgraf Heinrich
von Istrien mit Herzog Ludwig I.
von Bayern zu versöhnen. Wenige Wochen später unterrichtete man
den kaiserlichen Hof darüber, wie Markgraf
Heinrichs Besuch bei FRIEDRICH II.
im Sommer des Jahres in Unteritalien vermuten lässt. Der ANDECHSER
begleitete dabei im übrigen seinen Bruder Ekbert,
der dem Kaiser die Bamberger Güter in der Ortenau, ebenfalls alter
Besitz aus HEINRICHS II. Zeiten, um
4.000 Mark Silber verkaufte, um den Weiterbau des Bamberger Doms zu ermöglichen.
Knapp 3 Jahre später wurde der Ausgleich zwischen
dem bayerischen Herzog und seinem Andechser Gegner bekannt gegeben. Markgraf
Heinrich fand sich zusammen mit vielen anderen Reichsfürsten
- unter ihnen auch seine Brüder Otto
und Ekbert
- am 14. Mai 1228 in Straubing ein, um am Fest teilzunehmen, das der bayerische
Herzog aus Anlass der Schwertleite seines Sohnes und Nachfolgers, des zukünftigen
Herzogs Otto II. von Wittelsbach, ausrichtete. Wie viel der bayerische
Herzog dem Markgrafen zugestanden hatte, lässt sich nur ungefähr
aufgrund späterer Hinweise erahnen: Wolfratshausen und Starnberg,
dazu Dießen mit der Vogtei über das Kloster und wohl einiges
Gut in der näheren Umgebung scheinen dazugezählt zu haben. Vielleicht
hatte man auch Abmachungen über die Besitzungen im Inntal getroffen,
sofern der WITTELSBACHER damals überhaupt noch Rechte geltend machen
konnte. Fraglich ist, ob die Andechser Güter am unteren Inn,
die aus der Formbacher Hinterlassenschaft stammten, dem Markgrafen schon
jetzt übergeben wurden oder erst im folgenden Jahr an die ANDECHSER
fielen.
Von Andechs selbst ist in diesem Zusammenhang nichts bekannt. Die
Burg war höchstwahrscheinlich 1209 aufgrund der Reichsacht dem Erdboden
gleichgemacht worden - wie dies auch mit dem wittelsbachischem Stammsitz
bei Aichach geschehen war. Aus den Händen
König HEINRICHS (VII.) erhielt der Markgraf damals als
Reichslehen offensichtlich die Vogtei über Benediktbeuern zurück,
während die Tegernseer Mönche sich zunächst weigerten, den
ANDECHSER
als Vogt wieder anzunehmen.
Markgraf Heinrich
konnte sich seines neuen Besitzes nicht mehr lange erfreuen. Er stattete
den Klöstern Dießen und Benediktbeuern noch einmal einen Besuch
ab und ließ ihnen Vermächtnisse zukommen, dann kehrte er zurück
in seine alpenländische Heimat, wo er in Windischgraz am 18. Juli
1228 starb. Seine Ehe mit Sophie
von Weichselburg war kinderlos geblieben. So fiel das Erbe des
Verstorbenen an seine Brüder. Inwieweit auch Heinrichs
Schwestern
bedacht wurden, ist nicht bekannt. Auf die Mitgift, die die Witwe
Heinrichs in die Ehe gebracht hatte,
besaßen die Andechser Erben allerdings keinen Anspruch. Darüber
konnte Sophie
nach Gutdünken verfügen. Da sie ihr Leben zurückgezogen
im Kloster Admont verbringen wollte - wo sie 1256 starb - war sie bereit,
ihr väterliches Erbe in den Krainer Landen zu veräußern.
Diese Gelegenheit ergriff ihr Schwager, Herzog
Otto VII., der damit sicherstellte, dass der Andechser Besitz bewahrt
blieb. Wie viel der Herzog seiner Schwägerin für ihre Mitgift
zu bezahlen hatte, entzieht sich unserer Kenntnis; bekannt ist lediglich,
dass sie aus der Kaufsumme 300 Pfund Augsburger Pfennige an das Kloster
Dießen stiftete. Das Stift verwendete die Gabe der Markgräfin
zum Erwerb fester Einkünfte aus meranischem
Besitz
in Oberfranken und im Regnitzland, worüber der Herzog eine Urkunde
ausstellte, die als einzige erhaltene Quelle Auskunft über die Vorgeschichte
des Geschäfts gibt.
Auf den Besitz des Markgrafen, soweit er Andechser
Herkunft war, hatten dagegen die Brüder ein Anrecht zu gleichen teilen.
So wurde das restliche Gut in den östlichen Alpenländern vermutlich
aufgeteilt, während man bei den Tiroler Besitzungen fürs erste
offenbar auf eine Sonderung der Erbmasse verzichtete. Die altbayerischen
Besitzungen des Markgrafen einschließlich seiner Reichslehen gingen
wohl ungeteilt an Herzog
Otto VII., wobei sich von selbst verstand, dass dieser seine Brüder
dafür zu entschädigen hatte. Der Herzog machte seine Besitzrechte
insbesondere am altbayerischen Hausgut bald deutlich, indem er nicht nur
Schenkungen an Benediktbeuern und Dießen gab, sondern darüber
hinaus Bestimmungen über die Rechtsverhältnisse zwischen seinem
Markt und dem Kloster Dießen traf.
Ausstellungskatalog Kloster Andechs:
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Herzöge und Heilige
Auf die Mitgift, die die Witwe Heinrichs
in
die Ehe gebracht hatte, besaßen die Andechser Erben allerdings keinen
Anspruch. Darüber konnte Sophie
nach Gutdünken verfügen. Da sie ihr Leben zurückgezogen
im Kloster Admont verbringen wollte - wo sie 1256 starb - war sie bereit,
ihr väterliches Erbe in den Krainer Landen zu veräußern.
Diese Gelegenheit ergriff ihr Schwager, Herzog
Otto VII., der damit sicherstellte, dass der Andechser Besitz bewahrt
blieb. Wie viel der Herzog seiner Schwägerin für ihre Mitgift
zu bezahlen hatte, entzieht sich unserer Kenntnis; bekannt ist lediglich,
dass sie aus der Kaufsumme 300 Pfund Augsburger Pfennige an das Kloster
Dießen stiftete. Das Stift verwendete die Gabe der Markgräfin
zum Erwerb fester Einkünfte aus meranischem
Besitz in Oberfranken und im Regnitzland, worüber der Herzog eine
Urkunde ausstellte, die als einzige erhaltene Quelle Auskunft über
die Vorgeschichte des Geschäfts gibt.
1207
oo Sophie von Weichselburg, Tochter des Grafen
Albert
x um 1190-28.2.1256
Literatur:
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Die Andechs-Meranier in Franken. Europäisches
Fürstentum im Hochmittelalter. Verlag Philipp von Zabern Mainz 1998
Seite 30-33,39, 42,56,62-64,66,81,84,104,111,117-120,129,150,170,172,266,271,292,307
- Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich
976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 213, 215,400
A 10 - Winkelmann Eduard: Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite 389,459,462,483,496,513 - Winkelmann,
Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben
und Otto IV. von Braunschweig 1. Buch Verlag von Duncker & Humblot
Leipzig 1873, Seite 462,466-468,475,478,479,540,541 -