Annalista Saxo:
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"Reichschronik"
 

Das Jahr 1040.
 

[Der neue König feierte die Fleischwerdung des Herrn geziemend in Regensburg und als er der heiligen Maria Reinigung in Augsburg zubrachte, hielt er mit den Fürsten von diesseits der Alpen einen Reichstag über die Befestigung der Regierung ] und als alles nach seinem Wunsche geordnet war, kehrte er nach Franken zurück und blieb die Fastenzeit über am Rheine in geeigneten Orten. Ostern aber feierte er prächtig in Engelenheim und dorthin kamen zu ihm die Fürsten Burgundiens demüthig mit ihren Gaben, und kehrten fröhlich wieder von dort heim, sowohl mit seiner Gnade als auch mit Geschenken belohnt. Dorthin kam auch nach Ostern der Mailänder Metropolit, und als er wegen seines ganzen Streites, welchen er gegen den Kaiser Konrad geführt hatte, Genugthuung leistete, erwarb er sich durch Vermittelung der Fürsten die Gnade des Königs wieder und betheuerte aufs Neue mit einem Eide, daß er Frieden und Treue halten wolle; also begleitete er den König nach Köln und kehrte von hier in Frieden und mit der Gnade des Königs in seine Heimat zurück. Der König feierte die Himmelfahrt des Herrn in Niumagus, Pfingsten aber in Lüttich; darnach befahl er eine Heerfahrt ins Land Böhmen wegen der  Verwüstung Polens, und dorthin eilend sammelte er in Camba ein Heer am Himmelfahrtstage der heiligen Maria. Als das Gefolge von dort in dasselbe Land einzog und Markgraf
Otto von Suinvorde mit den Baiern des Ausspähens wegen durch waldige und unwegsame Gegenden einbrach, gingen Einige, welche aus der Umgebung des Königs ausgesandt waren, unbesonnen vor, weil sie hofften, sich auszeichnen zu können, indem sie einen Verhau im Walde erobern wollten;
daselbst wurden sie aber in einem vorbereiteten Hinterhalte von Bogenschützen umzingelt und es sind Graf Werinher, ein Oberster und Fahnenträger des Königs, mit einer Anzahl königlicher Trabanten, und Graf Reinhard, der Majordomus der Fuldaer Kirche, mit den Ausgesuchtesten von den Vasallen des heiligen Bonifacius, o Jammer! in blutiger Schlacht am 22. August gefallen. Am folgenden Tage wurden Einige von der schon weiter vorgerückten Schaar Otto's, welche denselben Verhau von der
anderen Seite angriffen und von denselben Bogenschützen  überfallen wurden, nämlich Graf Gebehard, Wulfram und  Thietmar, mit mehreren bairischen Rittern elendiglich getödtet. Auch die Sachsen mit dem Metropoliten Bardo von Mainz und dem Markgrafen Ekkihard waren am erwähnten Feste der heiligen Jungfrau in Donin zusammengekommen und drangen  an einem Sonntage, am 24. August, mit sehr geringer Mannschaft, aber wie es sich zeigte, unter Begleitung des göttlichen Schutzes gewaltsam in dasselbe Land ein, und neun Tage nach Belieben umherziehend verwüsteten sie es mit Morden, Plündern und Brennen, bis sie endlich als Sieger davonzogen, als ein ehrwürdiger Mann, der Mönch Guntar, mit einer Botschaft vom Könige kam, das Geschehene mittheilte und zur Heimkehr rieth, da Frieden gewährt und angenommen war. Nur drei Vornehme von den Unsrigen, Gerold, Radulf und Bucco, sind daselbst am 31. August gefallen. - Der König aber feierte der heiligen Maria Geburt in Babenberg; von hier zog er nach Sachsen und verbrachte das Fest des heiligen Michael in Corbeja. In demselben Jahre starb Herr Bruno, Vorsteher der Mersburger Kirche; an seinen Platz trat Hunold. Der König hielt am Feste des heiligen Andreas einen Reichstag in Altstide, woselbst er auch Gesandte der Ruzen mit Geschenken empfing.  - In derselben Zeit traten die Gewässer weit und breit aus, wodurch an verschiedenen Orten viele elendiglich umgekommen sind.

Eberhard, frommen Gedächtnisses Bischof von Babenberg, starb; zu seinem Nachfolger bestimmte König Heinrich nach einmüthiger Wahl aller Frommen seinen Kapellan Suitger, einen Diakon von gutem Rufe. Seine Mutter war Amulrad, die Schwester des Magdaburger Erzbischofs Walthard, welche Konrad von Maresleve und Horneburg heirathete und welche ihm diesen Suitger, der Kanonikus des heiligen Stephan in Halberstadt war, darnach Bischof in Babenberg, endlich Papst
von Rom, - dann Konrad, welcher, wie es heißt Kanonikus des heiligen Mauricius in Magdeburg und darnach Patriarch von Aquileja gewesen ist, und Adalbert geboren hat. Dieser nahm sich eine Frau zur Ehe, welche seine Leibeigene war und welche seiner Schwester, die Dignamenta oder Margareta hieß, übergroßen Schimpf zufügte; deshalb wurde sie nach dem Plane und auf Geheiß derselben in eben dieser Burg Horneburg erschlagen. Darum hat Adalbert selbst diese Burg mit den dazu gehörenden Gütern der Halberstädter Kirche unter der Bedingung des Besitzes auf Lebenszeit übergeben, damit nämlich nicht jene oder ihre Kinder diese Erbschaft bekämen. Dignamenta oder Margareta selbst hatte aber einen Theoderich geheirathet, dessen Bruder Hanulf von Ammenesleve hieß, und sie gebar ihm eine Tochter Namens Amulrada. Diese Amulrada nun nahm zur Frau zuerst Ekbert von Hertbike und Mesburge, und sie gebar ihm vier Töchter, die Nonnen Bertrada und Margareta, dann Ida und Bia. Ida gebar von Gevezo aus Thüringen den Kanonikus Ekbert vom heiligen Stephan in Halberstadt; als jener gestorben war, heirathete sie Meinhard von Orlagemünde und gebar ihm Meinhard und andere; als dieser ebenfalls starb, bekam sie Kizo, der Sohn Arnolds von Warmonestorp. Bia heirathete einen Mann, dessen Name Dedi war, und als dieser gestorben war,
empfing Dedi von Crozok sie zur Frau und sie gebar von ihm Guncelin und eine Tochter Namens Machtilda, welche Werinher von Veltheim heimführte, und sie gebar den Werinher. Die erwähnte Amulrada aber bekam, als Ekbert gestorben war, Theoderich, der Schwestersohn des Königs Herimann, dessen Bruder der oben genannte Dedi gewesen ist, welcher Amulrada's Tochter Bia zuerst heimgeführt hatte, und sie gebar von demselben Theoderich den Grafen Milo und dessen Brüder, und zwei Töchter Oda und Gisla. Graf Milo führte Liutburga heim, die Tochter des Grafen Otto und der Gräfin Adelsindis von Eilikistorp, und er zeugte mit ihr die Grafen Herimann und Otto von Hildesleve und Bia, mit welcher Burchard von Konradesburg sich verheirathete und Burchard und Andere zeugte. Oda, Milo's Schwester, heirathete Gevehard von Quernevorde und sie gebar den Magedaburger Erzbischof Konrad und Burchard, den Burggrafen derselben Stadt; Gisla aber verband sich mit Walo von Vakenstide. Nun wollen wir zur Chronik zurückkehren.
 

Das Jahr 1113.
 

In dieser Zeit kam der König mit Gewalt in die Stadt Halberstadt hinein, und da er fürchtete, daß vom Bischofe dorthin eine Besatzung gelegt werden möchte, brach er Mauern und Häuser und verwüstete die Stadt und die dabeiliegenden Dörfer durch Raub und Brand; das ging ihm keineswegs ungestraft hin. Inzwischen werden Graf Wikbert und Pfalzgraf Sigefrid, nachdem sie die Gnade des Königs verloren hatten, von Hoger von Mannesfeld in einem Dorfe überfallen, und zwar wird Wikbert gefangen und dem Kaiser zugesandt, Sigefrid aber verwundet, und an dieser Wunde stirbt er bald
darnach, der ein sehr vornehmer und zu seiner Zeit keinem in irgend einer Tüchtigkeit nachstehender Mann war. Die Barbaren, welche Liutizen heißen, haben auf Anrathen des Markgrafen Rodolf wegen des Hasses, den er gegen Milo [1 Siehe oben 1040.] hegte, dem Vaterlande vielen Schaden zugefügt.
 

Das Jahr 1120.
 

Bischof Hemmo von Havelberg starb und ihm folgte Gumbert. Theoderich der Aeltere von Ammenesleve und Kono von Wippera starben [2 Vgl. Magdeburger Jahrbücher.].
 

Das Jahr 1126.
 

König Liuder feierte Weihnachten in Straßburg und der Herzog Friderich von Alsatien wird nach dem Urtheile der Fürsten verdammt, weil er Empörung gegen den König anstiftete. Der König kehrt in die Heimat zurück. Zu Corbeja trat die Wisera aus, da das Eis wie ein Riegel sie zurücktrieb, und nahm die ganze Fläche der Stadt ein; sie bedeckte wie ein stehendes Gewässer den Fußboden der Kirche des
theuern Märtyrers Vitus, aber bald hernach zieht sie sich durch den Schutz dieses Heiligen ohne Schaden anzurichten in ihr gewohntes Bett zurück. Außerdem entstanden in vielen anderen Ortschaften verschiedener Gegenden durch starke Ueberschwemmungen große Schrecken und Gefahren. In Goslar findet in Anwesenheit des Königs eine zahlreich besuchte Fürstenversammlung statt und von allen wird eine Heerfahrt gegen  Herzog Friderich nach Pfingsten gelobt. [König Liuder zog mit einer nur kleinen Schaar, welche er zusammengerafft, nach Böhmen um Otto wieder einzusetzen, der sich beklagte, daß er ungerecht seines Herzogthums beraubt sei; sehr unvorsichtiger
Weise, denn er nahm nicht mehr als dreitausend Mann mit sich, der Feinde aber waren zwanzigtausend oder mehr. Zweihundert von den leichteren Truppen aber schickte der König voran, um den Verhau des Grenzwaldes niederzulegen, welcher Böhmen gegen Sachsen abgrenzt. Und da diese nun, in  unwegsamen und steilen Schluchten des Waldes vorwärts kriechend, so zu sagen, sich abmühten, wurden sie ermüdet durch den tiefen Schnee und die Abholzung des Gehäges, plötzlich von einem feindlichen Hinterhalte umringt. . . . . . Die Meisten werden daselbst getödtet, die Besten des Landes, tapfere und edle in Krieg und Frieden berühmte Männer,] an Zahl 270. Unter diesen waren die bedeutendsten Graf Milo von  Ammenesleve, Gebehard von Querenvorde, Berenger von Quenstide, Bertold von Acheim, Walter von Arnstide und andere mehr, welche aufzuzählen zu weitläufig wäre. Hatten sie die Möglichkeit gehabt, in ebenem Lande zu kämpfen, wahrhaftig, den Nachkommen wäre bekannt geworden, wie groß ihre Tapferkeit war. Dennoch fallen sie nicht als Feige oder Flüchtlinge.
Niemand ist dort gesunken, dessen Gesicht dem Feinde abgewandt war, woran man den Fliehenden erkennt, sondern alle mit gegen den Feind gekehrtem Gesichte. Keiner hat den Platz, den er lebend behauptet, im Sterben aufgegeben. Auch die Feinde hatten starken Verlust. Otto, dessen wir oben  Erwähnung gethan haben, wurde entseelt gefunden mitten unter den dichtgedrängtesten Leichen der Feinde. Markgraf Adelbert, ein ritterlicher Jüngling mit herrlichen Gaben, wird gefangen. Durch diese Nachricht heftiger gegen den Feind erzürnt, schickt der König sich, wie ein wild gewordener Leu, zum Kampfe an, lieber alles erdulden wollend, als sich durch schimpfliche und ungewohnte Flucht retten. Aber Herzog Sobezlaus erschrak, als er von der auch durch das Unglück nicht erschütterten Ausdauer des Königs hörte, und schickte flehende Boten zum König. Endlich selbst vor den König geführt, wirft er sich nieder und bittet um Vergebung. Als er zuletzt mit Mühe des Königs Gnade erlangt hatte, macht er sich zum Vasallen des Königs, betheuert mit einem Eide, daß er fortan dem Könige  unterthänig und treu sein werde, verspricht die Gefangnen  loszugeben, empfängt das Land zu Lehen und mildert den Schmerz des Königs über die Niederlage des Heeres durch  Unterwürfigkeit und große Demuth. Als dies geschehen war, zieht der König zurück, tiefbetrübt über den Untergang der tapfersten Ritter.

Der König feierte das hochheilige Fest der Auferstehung des Herrn in Magedaburg und verhandelte mit den Großen der Kirche und des Reiches über die Besetzung dieses Bisthums, welches damals herrenlos war; als dort bei der Wahl große Schwierigkeiten entstanden waren, kamen die Häupter der
Magedaburger Kirche nach dem Wunsche und Rathe des Königs einmüthig in Speier zusammen und setzten nach dem  übereinstimmenden Rathe des Königs und der Kirche Herrn Nortbert, einen frommen Mann, der in allen Kirchen das Wort Gottes überströmend gepredigt hatte, unter Gottes Beihülfe in einmüthigem Frieden und in Eintracht als Bischof ein.

[Der König zog zu Felde gegen Herzog Friderich von Alsatien, aber da dieser sich in die festeren Positionen seines Landes zurückzog, kehrte der König unverrichteter Sache zurück.]

Bischof Arnold von Mersburg wurde am Pfingstabende erschlagen.

[Zu Trier wurde bei Sanct Eucharius unter dem Altar des heiligen Johannes des Täufers der Leib des heiligen Apostels Mathias gefunden. Er wurde feierlich erhoben und wird seitdem von dem ganzen deutschen Volke mit größter Andacht verehrt].

Herzog Heinrich von Baiern und seine Gemahlin Wulfhild, die Tochter des Sachsenherzogs Magnus, starben. Dieser Heinrich war der Sohn des Herzogs Welf und ein Bruder Welfs des Jüngern, mit deren Abkunft es sich also verhält. Zur Zeit des Kaisers Lodowich des Frommen, des Sohnes Karls des Großen, gab es unter den Fürsten Baierns einen, der doppelnamig war, denn er wurde sowohl Eticho als Welf genannt; dieses Mannes Tochter Judith nahm Lodowich selbst nach dem Tode der Kaiserin Irmingard zur Ehe und zeugte mit ihr den Kaiser Karl den Kahlen, unter dessen Kindern und Enkeln in langer Reihe das Reich der Franken blühte. Sein Großvater, der erwähnte Eticho oder Welf, war ein Fürst von besonderer Freiheit, der niemals für ein Lehen sich der Hoheit eines Andern, auch nicht des Kaisers selbst, unterworfen hat und eben dies seinem Sohne Namens Heinrich anbefahl, daß er sich niemals der Hoheit eines Andern unterwerfen sollte. Der Sohn aber, welcher diese Vorschrift für unvortheilhaft hielt, unterwarf sich auf Zureden seiner Schwester, der Kaiserin Judith, der Hoheit des Kaisers unter der Bedingung, daß er ihm im Lande seiner Gemahlin soviel an Gütern verleihen
sollte, wieviel er in der Mittagszeit mit seinem Pfluge umgehen könnte. Da nun der Vater diese That des Sohnes der wunderbaren Ungleichheit ihres Charakters gemäß sehr übel nahm, ging er aus Baiern fort und verbrachte den Rest seines Lebens im Gebirgslande in einem kleinen Gebiete bei dem Walde, der Scerenzerewald heißt, mit zwölf Großen, welche ihm mehr als die Andern anhingen, indem er den Weg, auf welchem er gekommen war, versperrte, und seitdem hat weder er den Sohn, noch der Sohn ihn gesehen. Der Sohn aber hat die ihm versprochenen Güter durch seine Schlauheit also erworben. Er ließ sich nämlich einen goldenen Pflug machen und verbarg ihn bei sich; dann ritt er während der  Mittagszeit, als der Kaiser schlief, mit auf dem Wege aufgestellten Pferden eilig im Kreise um die schon erwähnten Güter herum, und als alle Pferde müde geworden waren, stieg er auf eine zufällig vorgefundene Stute und versuchte einen dazwischenliegenden Berg auch noch hinzuzufügen; da aber die Stute stehen blieb und ihn nicht zu ersteigen vermochte, hörte er hier auf. Daraus ist diesen Fürsten von Ravanesburg die Sitte erwachsen, daß keiner von ihnen bis jetzt wegen irgend eines Nothfalls auf eine Stute steigt, und von jenem Ereignisse wird dieser Berg bis heute Merenberg genannt. Inzwischen
erhob sich der Kaiser Lodowich vom Schlafe und Heinrich stellte sich ihm mit seinem Pfluge dar, bittend, daß er sein Versprechen erfüllen und durch sein kaiserliches Gebot bekräftigen möchte. Obwohl er nun eine Weile zürnte, daß er so schlau überlistet worden, gedachte er dennoch seines Versprechens und übergab ihm alles, was er umgangen hatte, indem er es vollständig ankaufte; und seit dieser Zeit nahmen diese Fürsten von der Feste Ravanesburg, welche mit ihrer Umgebung in ihren Besitz kam, den Namen an, während sie vorher nach einem Dorfe Altorp geheißen wurden. Aus diesem Geschlechte entstammten im Laufe der Zeiten drei Brüder: Rodolf, Eticho oder Welf und Konrad, welche zur Zeit des Königs Heinrich, des Vaters Otto's des Großen, lebten. - Von diesen hat Konrad die Konstanzer Kirche geleitet und ist mit dem Augsburger Bischofe, dem heiligen Othelrich, durch Klugheit und Heiligkeit des Lebens berühmt geworden. Rodolf zeugte den Grafen Welf, Welf zeugte Kuniza, Kuniza heirathete den Markgrafen Azo von Langobardien von den Schlössern Kalun und Estin, welche in Langobardien gelegen sind, und gebar ihm Welf den Aeltern. Dieser führte zuerst eine Frau Namens Ethilinde heim, die Tochter des Herzogs Otto von Baiern, eines Mannes von sächsischem Stamme und von ebenso hohem Range als Adel, so daß er die Zuversicht hatte, gegen den Kaiser Heinrich dieses Namens den Vierten sich zu empören. Der Kaiser jedoch beraubte ihn, den freilich ungerecht  Unterdrückten, des Herzogthums und setzte ihm seinen Schwiegersohn, den erwähnten Welf, zum Nachfolger. Welf hat darauf, ich weiß nicht aus welchem Grunde, jene Ethilinde verstoßen und die Witwe des Angelnherzogs Harald, Namens Judith,  geheirathet, und mit ihr zeugte er zwei Söhne, nämlich Herzog Welf den Jüngern und diesen Heinrich, von dem wir jetzt sprechen. Welf, der ältere von beiden, heirathete jene sehr mächtige Machtild von Langobardien und starb kinderlos, und hinterließ das Herzogthum dem Bruder Heinrich. Als dieser Heinrich von hochbejahrten Leuten das hörte, was oben von dem ersten Eticho erzählt worden ist, kam er in das Gebirgsland, in welchem derselbe vom Sohne sich trennend gewohnt hatte, woselbst er auch begraben worden war, um nachzuforschen, und ließ das Grab desselben und derjenigen, welche bei ihm begraben waren, öffnen, und da er die Wahrheit bestätigt fand, ließ er am selbigen Orte über den Gebeinen jener Leute eine Kirche erbauen. In seiner Gegenwart wurde auch der Leib des eben erwähnten heiligen Konrad aus dem Grabe erhoben, welchen Gott damals und früher durch viele Wunder verherrlicht hatte; aus Liebe zu diesem und um seiner Ehre willen hat der Herzog große Geschenke an Landgütern und  Dienstleuten beiderlei Geschlechts der Konstanzer Kirche an diesem Tage gemacht und durch solch Unterpfand sich deutlich als Verwandten eines so großen Mannes bewiesen. Dieser zeugte mit der vorerwähnten Wulfild zwei Söhne, Herzog Heinrich von Sachsen und Baiern und Welf, und vier Töchter, von denen an einer andern Stelle geredet worden ist.

Als Walo der Jüngere von Vakenstide seine Gattin Gisla, die Tochter Theoderichs von Ammenesleve, die Schwester des Grafen Milo, verstoßen hatte und Agnes, des Herzogs Heinrich von Lintburg Schwester, zu sich nehmen wollte, und als jene ihm am Hartgebirge bei dem Flusse Boda  entgegengekommen war, wurde er daselbst von dem Grafen Wernher von Veltheim, einem Anverwandten nämlich der Gisla, erschlagen; sie jedoch entfloh. Darnach hat Pfalzgraf Friderich der Jüngere von Sumersenburg Derneberg, eine Burg desselben, welche seiner Grafschaft gar gefährlich war, von Grund aus zerstört. Dieser Walo hatte einen Vater Namens Walo, der ebenfalls in früheren Jahren erschlagen worden war, und seine Mutter war Friderinda, die Schwester Lodowichs von Wippera; seine Tochter von der erwähnten Gisla hatte der Hildinsheimer Vicedominus Bernhard geheirathet und zeugte mit ihr einen Konrad.