EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE
BAND I.1 Tafel
8-9
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1369
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Konradiner
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Hochadels-Familie (Bezeichnung ist eine Kunstschöpfung).
Das
möglicherweise aus dem mittleren Loireraum stammende Geschlecht
tritt im 9. Jh. im Lahngebiet auf (Gründung der Stifte
Kettenbach-Gemünden, 845/879; Wetzlar, 897; Limburg, 910;
Weilburg, 912, hervorgehoben als Grablege; St. Florin in Koblenz
[?]).
Die Sippe war während der Machtkämpfe zwischen den
KAROLINGERN nach dem
Vertrag von Verdun in Lotharingien und Ost-Franken
engagiert (besonders Erzbistum Trier), konzentrierte ihre Position nach
Lothars
II. Tod und dem Vertrag von Meerssen (870) auf die Regionen
zwischen
Sieg und Mittelrhein-Main sowie weiter südlich beiderseits des
unteren
Neckars. Über ihre vielfältigen Grafenrechte hinaus weist der
Herzogstitel auf eine nicht stammesmäßig, sondern
machtpolitisch
begründete Vorrangstellung hin. In der sogenannten Babenberger
Fehde
errangen sie zwischen 897 und 906 die Vorherrschaft in Franken und
Thüringen. Seit 903 gehörte Gebhard das Herzogtum in
Lothringen.
Die Ausschaltung der (älteren)
BABENBERGER war eine wesentliche
Voraussetzung für den Aufstieg KONRADS I. zum Königtum
(10. November
911). Während dieser nirgends eine reale Machtausweitung erzielen
konnte, behauptete sein Bruder Eberhard
die mittelrheinisch-fränkischen
Positionen 915 im Kampf mit Herzog
Heinrich von Sachsen.
Hauptverbündete der KONRADINER
waren die Mainzer
Erzbischöfe Hatto I.
und
Heriger. Nach KONRADS I. Tod (23.
Dezember 918) leitete Eberhard
in
politisch weitschauender Weise die Großen zur Königswahl
seines
Gegners Heinrich von Sachsen,
der Empfehlung des Bruders folgend.
Eberhard stand während HEINRICHS
Regierung dem Königtum nahe. Obwohl
an der Erhebung OTTOS I.
936 beteiligt, verschlechterten sich bald die
Beziehungen zu dem autoritär auftretenden König. Eberhard
schloß sich opponierenden Kräften an, während seine
Vettern, die Grafen Konrad Kurzbold und Udo sowie Herzog Hermann I. von
Schwaben, auf der Seite des Herrschers verharrten. Nach Eberhards Tod
im Gefecht von Andernach (2. Oktober 939) wurde das konradinische Herzogtum in
Franken nicht mehr erneuert. Im
mittelrheinisch-hessisch-fränkischem Großraum
entfiel damit die Möglichkeit einer Bündelung der regionalen
Kräfte.
Von in ihrer Wertigkeit minderen Bedeutung blieb die sich von Gebhard
ableitende Nebenlinie. Dessen Sohn Hermann I. erhielt 926 das Herzogtum
Schwaben und das Elsaß. Die konradinische Einwirkung auf
den
Südwesten des
Reiches blieb etwa hundert Jahre lang erhalten. Die Ehe Giselas mit
KONRAD (II.) brachte die
Verbindung mit den SALIERN.
Bedingt durch die
Rivalität des Herzogs Hermann II. von Schwaben bei
der Königswahl 1002,
stand Kaiser HEINRICH II. den KONRADINERN feindlich
gegenüber (Anfechtung der
Ehe des letzten agnatischen Angehörigen, Graf Ottos von Hammerstein).
A. Gerlich
Literatur:
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I. Dietrich, Das Haus der K. [Diss. masch. Marburg
1952]
- Dies., Die K. im frk-sächs. Grenzraum von Thüringen und
Hessen,
HJL 3, 1953, 57-95 [ält. Lit.] - W. Kienast, Der Hzg.stitel in
Frankreich
und Dtl., 1968, 316ff,369,375,380,414,446 - E. Hlawitschka, Die
Anfänge
des Hauses Habsburg-Lothringen, 1969, 46ff. - W.-H. Struck, Die
Stiftsgründungen
der K. im Gebiet der mittleren Lahn, RhVjbll 36, 1972, 23-52 - H.
Maurer,
Der Herzog v. Schwaben, 1978, 30,48ff.,55,132f.,199 - E. Hlawitschka,
Wer
waren 'Kuno und Richlint v. Öhningen'?, ZGO 128, 1980, 1-49 - A.
Wolf,
Wer war Kuno 'v. Öhningen'?, DA 36, 1980, 25-83 - O. Renkoff,
Nassauische
Biogr. (Veröff. der Hist. Komm. für Nassau 39, 1985), 85, Nr.
495,214, Nr. 1243-1245 [Lit.] - M.-L. Crone, Konrad Kurzbold, NassA 98,
1987, 35-60 - H. Gensicke, Landesgesch. des Westerwaldes, 1987, 43ff.,
u. ö. - D.C. Jackman, The K. A Study in Genealogical Methodology,
1990, 78ff, 84ff,109-127,174f.,186f. - s.a. Burchard I. von Worms [W.
Metz,
1976].
Reinhard Wenskus, Sächsicher
Stammesadel und fränkischer
Reichsadel, Seite 426 meint, dass die KONRADINER
nach neuerer Auffassung Agnaten der
GEROLDE sein sollen und
dass Graf
Konrad der Ältere in
Nauborn tradierte.