Georg von
Podiebrad
König von Böhmen (1458-1471)
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23.4.1420 †
22.3.1471
Horowitz Prag
Begraben: Prag
Einziger Sohn des Herrn
Viktorin
I.
von Kunstadt und Podiebrad († 1.1.1427) und der
Anna von Wartenberg,
Tochter
von Burggraf Johann von Glatz († 1409/10) und der Margareta von Dohna
Bruder von Herrin Elisabeth (Eliska) von Wartenberg († 13.1.1501) und der Marketa von Kunstadt,
Neffe
vom Calixtiner Jan Kostka, Hynek von Kunstadt (⚔ 16.10.1426) und Herrn Boczek
VI. dem Jungen zu Brumov,
Enkel von Herrn Bocek V. zu Kunstat († 1411) und der Anna von Lipa
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1275
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Georg von Podiebrad (Podebrad), König von Böhmen
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* 1420, †
22. März 1471
Aus der großen mährischen Adels-Familie der KUNSTAT
(KUNSTADT), Sohn des Viktorin
von Kunstat und Podiebrad
1. oo Kunhuta von Sternberg
2. oo Johanna von Rozmital
4 Söhne:
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unter anderem Viktorin
Georgs Vater
zählte zu den Anhängern des hussitischen
Hauptmanns Jan Zizka.
Nach dem Tod der Eltern (1427) wurde Georg in
Mähren von seinem Onkel Bocek
von Kunstát erzogen, mit dem er gemeinsam 1434 bei Lipany
auf seiten der konservativen Hussiten gegen die
Taboriten kämpfte.
Innerhalb der Gruppe der Kalixtiner (Utraquisten)
trat Georg als
Mitglied des Landgerichts in die ständische Politik ein. Er
baute
von Anfang an eine reiche Familien-Herrschaft in Ost-Böhmen auf
und
stand 1444 an der Spitze einer Koalition der ostböhmischen
Stände. Durch List bemächtigte er sich 1448 der Stadt Prag
und stellte sich an die Seite des jungen HABSBURGERS
Ladislaus
Postumus. Nach der Eroberung von Tábor (1452)
wurde Georg vom
Landtag zum Gubernator
gewählt
und vereinigte auch nach
Ladislaus'
Königswahl
dieses Amt mit dem des Landeshauptmanns.
Nach Ladislaus' Pesttod
(1457)
wurde Georg von
seinen Gegnern zu Unrecht des Giftmords
beschuldigt.
Am 2. März 1458 vom Landtag zum König
von Böhmen gewählt, bemühte er sich erfolgreich
um Wiedereingliederung der entfremdeten nordböhmischen Gebiete und
stellte die Oberhoheit der böhmischen Krone über die
sogenannten Nebenländer (Lausitz,
Schlesien) wieder her. Georg
Podiebrad.,
der als Monarch über »beiderlei Volk«, Calixtiner wie
Katholiken, herrschte, hatte bereits vor seiner Königswahl dem
päpstlichen Gesandten heimlich versprochen, alle Ketzerei in
Böhmen auszurotten, verfolgte als treuer Anhänger der Basler
Kompaktaten jedoch schließlich nur die böhmische
Brüdergemeinde. Er geriet so mit Papst
Pius II. in einen
Konflikt, dem er auch durch die Entsendung
einer Gesandtschaft nach Rom, die dem Papst in seinem Namen huldigte,
nicht zu entschärfen vermochte. Pius
II. erklärte am 31. März 1462 die Basler Kompaktaten
für ungültig und forderte Georg auf,
sich der päpstlichen Entscheidungsgewalt zu unterwerfen, was
dieser entschieden ablehnte. Georg
wurde
daraufhin 1464 von Pius II.
zum Ketzer erklärt und
nachfolgend exkommuniziert.
Der katholische
Widerstand gegen den »Ketzer-König«,
der sich unter maßgeblicher Führung Zdeneks von Sternberg im
November
1465 in der Liga von Grünberg formierte, wurde unter anderem von
schlesischen Ständen (namentlich Breslau)
sowie von
mährischen Prälaten und Städten, aber auch von
katholischen Adligen in Böhmen getragen. Verbunden mit dem
religiös-kirchlichen Gegensatz war die Unzufriedenheit der
Stände mit dem energischen Vorgehen Georgs, der
bestrebt war, nach langen Jahren des Interregnums wieder die
monarchische Zentralgewalt zu festigen.
Konnten die Königlichen in Böhmen bereits in der
Frühphase des Kampfes zahlreiche Burgen ihrer Widersacher erobern,
so stieß ihr Vorgehen in Schlesien und Mähren auf
größere Schwierigkeiten. Eine neue Phase des Konflikts
setzte ein, als der König von
Ungarn, Matthias
Corvinus, im Oktober 1465 die Führung des Kreuzzugs
gegen Georg
Podiebrad
übernahm. Georg
intensivierte demgegenüber seinen schon länger verfolgten
Plan einer internationalen Zusammenarbeit von Fürsten und
Königen:
Bereits 1462 hatte er ein allgemeineuropäisches
Fürstenbündnis gegen die Türken
(Türkenkrieg), auf
der Grundlage der nationalen Souveränität der einzelnen
Staaten, vorgeschlagen. 1464 wandte er sich an alle europäischen
Herrscher mit dem Entwurf eines Friedensvertrags, der, gegen die
päpstliche Suprematie gerichtet, alle christlichen Monarchen und
Fürsten einigen sollte. Konkret schloß Georg
Verträge mit seinen Nachbarn, vor allem mit Kaiser FRIEDRICH
III. und mit den WETTINERN
in Sachsen. Bei seinen großangelegten diplomatischen Aktionen
standen ihm so bedeutende Gegner der päpstlichen Politik wie
Martin Mayr und Gregor von Heimburg sowie der Italiener Antonio Marini
zur Seite.
Matthias
Corvinus erzielte unterdessen große militärische
Erfolge in Mähren, wurde aber bei dem Versuch, nach Böhmen
vorzudringen, besiegt und gefangengenommen (1469), gegen ein
Versprechen des Friedens und der Fürsprache in Rom wieder
freigelassen. Zur Abwehr der dauernden Angriffe der Kreuzfahrer
schloß Georg
Podiebrad ein Bündnis mit König
Kasimir IV. von Polen;
obwohl Georg selbst
vier Söhne hatte, bot er den JAGIELLONEN
an, nach seinem Tode die Nachfolge in Böhmen zu übernehmen.
Zur selben Zeit versuchten Georgs
sächsische
Verbündete, in Rom eine Aussöhnung mit dem Papst zu
erreichen. Georg
verstarb aber, bevor diese Unternehmungen reiften.
In der tschechischen Tradition des 19. Jahrhunderts wurde der
»hussitische
König« als nationaler Held und Vorkämpfer eines
selbständigen böhmischen Staates verherrlicht.
J. Macek
Literatur:
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R. Urbánek, Vek podebradský Ceské dejiny III,
1-4, 1915-62
F.G. Heymann, George of Bohemia King of Heretics, 1965
O. Odlozilík, The Hussite King, 1965
J. Macek, Jirí z Podebrad, 1967
Bosl, Böhm. Länder I, 537-568.
Schwennicke
Detlev:
Tafel 22
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"Europäische
Stammtafeln. Neue
Folge Band III Teilband 1"
GEORG
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* 23.IV.1420 † Prag 22.III.1471
Begraben: Prag
FREIHERR von KUNSTADT zu PODIEBRAD
1455 GRAF von GLATZ
1456 HERZOG von MÜNSTERBERG
1458/71 KÖNIG von BÖHMEN MARKGRAF von MÄHREN der OBER-
und NIEDERLAUSITZ
OBERSTER HERZOG von SCHLESIEN
1440/41
I. oo KUNIGUNMDE FREIIN
VON STERNBERG
* 18.XI.1422 † Prag 19.XI.1449
Begraben: Podiebrad
Tochter von Smilo zu
Konopischt und Brandeis an der Elbe und Barbara Freiin von Pardubicz
1450/51
II. oo JOHANNA VON ROZMITAL
ZU BLATNA
*
vor 1432 †
Melnik 12.XI.1475
Begraben: Prag
Tochter von Johann zu
Blatna und Ludmilla
aus dem Hause HAVOR VON
STRAKONICZ
Thiele, Andreas:
Tafel 85
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"Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
GEORG VON PODIEBRAD
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* 1420 † 1471
Georg folgte 1427 unter
Vormundschaft seines
Onkels Heralt aus der
Linie Rychwald-Otaslavic, wurde
Gefolgsmann von Ptatschko von
Pirkstein, dem Führer der
Calixtiner und wurde 1444 dessen
Nachfolger. Er band die Reste der radikalen Taboriten an sich, stellte
damit den innerböhmischen Frieden her und gewann 1448 Prag. Es war
eine Zeit ständiger Auseinandersetzungen wegen der Nachfolgefrage.
Er wurde 1452 offiziell Reichsverweser
von Böhmen, Vormund von
Ladislaus Postumus und
setzte die Anerkennung der Prager Kompaktaten
(1433) durch. Er vermittelte die Huldigung der schlesischen
Herzöge und gewann für sein Haus Teile von Schlesien. 1455
wurde er Graf von Glatz und
1456 Herzog von
Münsterberg-Oels
und
setzte auch das Wahl-Königtum durch. Er griff 1455 in die
wettinischen Bruderkriege
ein,
um die böhmische Position
nördlich des Erzgebirges zu wahren. Er war eng befreundet mit dem
päpstlichen Legaten Aeneas
Piccolomini (= späterer
Papst
Pius
II.) und war dadurch jahrelang vor kirchlicher Verfolgung
sicher. Er
band die böhmischen Nebenländer eng an Böhmen, zwang
zuletzt König Ladislaus, in
Prag zu residieren und ließ ihn
wohl bald darauf 1457 ermorden. Er wurde 1458 König von
Böhmen, Markgraf von
Mähren, von Ober-
und Nieder-Lausitz und
Ober-Lehnsherr von Schlesien.
Er
spielte den Druck der mobilisierten
Volksmassen gegen die adligen Stände bei seiner Wahl aus, die 1465
einen "Herrenbund" gegen Georg
bildeten. Dieser behauptete sich vorerst
gegen alle Prätendenten, schloß 1459 mit den WETTINERN
Frieden, womit der böhmische Druck auf diese endgültig
aufhörte. Er fand Anschluß an Kur-Pfalz, Bayern-Landshut und
Brandenburg und wurde 1459 katholisch, mußte jedoch auf
Druck der
Stände die dem Papst zugesagte Rekatholisierung Böhmens
unterlassen und wurde daher seit 1466
ständig gebannt. Er
unterstützte 1462/63 Kaiser
FRIEDRICH III. gegen
Ungarn, befreite
ihn in Wien und erreichte damit seine kaiserliche Anerkennung. Georg
erstrebte zeitweise sogar eine Reichsstatthalterschaft und wurde seit
1466 von Matthias
Corvinus von Ungarn, dem er 1458 mit auf den Thron
verholfen hatte und der 1456/57 sein Gefangener war, bekriegt. Er
verlor nach und nach Mähren, Schlesien und die Lausitzen an
diesen, behauptete aber die böhmische Krone bis zuletzt, obwohl
Matthias
Corvinus 1469 in Olmütz
zum König gewählt
wurde. Georg
setzte die Wahl des JAGIELLONEN
Wladyslaw
zum
böhmischen König durch.
1. oo KUNIGUNDE VON
STERNBERG
* 1422 †
1449
Tochter des Smilo zu Konopischt
1450
2. oo
JOHANNA
VON ROZMITAL
†
1475
Erbin von Blatna
Tochter des Johann
1440
1. oo Kunigunde von Sternberg, Tochter des Smilo zu Konopischt
18.11.1422 † 19.11.1449
Prag
1450
2. oo Johanna von Rozmital, Tochter des Johann
vor
1432 † 12.11.1475
Melnik
Erbin von Blatna
Kinder:
1. Ehe
Boczek
VII. Herr von Litice
15.7.1442
†
28.9.1496
Victorin Markgraf von Mähren
29.5.1443
†
30.8.1500
Heinrich
I. der Ältere Herzog von Münsterberg
15.5.1448 †
24.6.1498
Katharina von Podiebrad
11.11.1449 †
8.3.1464
1.5.1461
oo Matthias
Corvinus König von Ungarn
23.2.1447 † 6.4.1490
Barbara von Podiebrad
1444/47 †
nach
1469
1. oo Heinrich Herr von Lipa
† 1469
2. oo Johann Albrecht von Krzinecky
† um
1486
Sidonie von Podiebrad
11.11.1449
† 1.2.1510
11.11.1459
oo Albrecht Herzog von Sachsen
31.7.1443 † 12.9.1500
2. Ehe
Heinrich
II. Herzog von Münsterberg
17.5.1452
†
11.7.1492
Ludmilla von Podiebrad
16.10.1456
† 20.1.1503
5.9.1474
oo Friedrich
I. Herzog von Schlesien-Liegnitz
1446 † 9.5.1488
Friedrich
1453/54
† 31.8.1458
Georg Graf von Glatz
1454/55
† 31.7.1459/7.12.1462
Literatur:
------------
Hoensch, Jörg K.: Die
Luxemburger. Eine
spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W.
Kohlhammer
2000 Seite 311,313 -
Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund.
Herrscher
an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München
1996
Seite 499 - Hoensch,
Jörg K.:
Matthias
Corvinus.
Diplomat,
Feldherr und Mäzen. Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite
7,39,49-52,55,61,64,66,
69-73,75,82,88,90,93,97,101,105-112,114-117,119,131,133,156,262 - Rhode Gotthold:
Kleine Geschichte
Polens.
Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Seite 158,171 - Schwennicke
Detlev:
Europäische
Stammtafeln. Neue
Folge Band III Teilband 1 Tafel 22 - Theuer
Franz: Der Raub der Stephanskrone. Der Kampf der Luxemburger,
Habsburger, Jagiellonen, Cillier und Hunyaden um die Vorherrschaft im
pannonischen Raum. Edition Roetzer Eisenstadt 1994 - Thiele,
Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 85 - www.wikipedia.de -