9. Juli 2009
Herr Panos D.
schrieb:
Sehr geehrter Herr
Hiebl,
mit Interesse habe ich
Ihren Reisebericht über den Feldzug des Xerxes nach
Griechenland gelesen. Ich fand ihn sehr interessant.
Was mir nicht gefallen
hat, ist Ihre Beschreibung der
»heutigen
Griechen«.
Sie seien unzivilisiert, ungebildet und ungehobelt.
Ferner seien wir
unfreundliche, faule und überfütterte Zeitgenossen.
Diese Komplimente
möchte ich an viele Ihrer bajuwarischen und
teutonischen Landleute weitergeben.
Wie zivilisiert und
freundlich Ihre Landsleute sind und waren, haben sie
uns Griechen und den anderen Balkanvölkern vor fast
70 Jahren eindrücklich bewiesen. Verwüstete Orte,
geschändete Frauen und Kinder, ermordete Greise,
gefolterte Männer und Frauen, geraubte und zerstörte
Kunst …
Ich finde es
befremdlich, dass Sie sich über ein Land, in welchem
Sie eine Zeitlang Gast waren, so abschätzend
äußern. Immerhin haben wir Griechen - über die
Römer - Ihrem Volk und dem restlichen Abendland die
Voraussetzungen geschaffen, damit Sie diese
Lästerzeilen über mich und meine Landsleute
überhaupt schreiben konnten.
Ich wünsche Ihnen noch
einen schönen Tag!
Panos D.
Antwort: Sehr geehrter Herr D.,
für die Unfreundlichkeit der Griechen geben Sie
selbst ein Beispiel. Wenn jemand mit 52 in Rente
geht, kann man ihn nicht gerade als fleißig
bezeichnen. Und wenn gar in ein Land ich weiß nicht
wieviel Milliarden gepumpt werden, dann trifft das
mit der Überfütterung sicher auch zu. Sie haben sich
eine der teuersten Autobahnen Europas geleistet,
Rechnungen getätigter Rüstungsgeschäfte nicht
beglichen etc.
Leider weiß ich nicht,
wie Sie dazu kommen, die Bayern und Deutschen im
allgemeinen als »faul«
zu bezeichnen, wo doch die Produktivität in
Deutschland innerhalb Europas nachweislich am
höchsten ist. Auch der Vorwurf der
»Unfreundlichkeit«
trifft meines Erachtens nicht zu. Es gibt doch kaum
ein Land in Europa, das gastfreundlicher ist als das
unsere. Nicht umsonst strömen die Menschen nach
Deutschland, der Nährmutter aller. Von den
Essensportionen in griechischen Restaurants bin ich
übrigens noch nie satt geworden, so gesehen begrüße
ich es sogar, daß Sie etwas gegen unsere
»Überfütterung«
tun.
Politisch scheinen Sie
offenbar immer noch davon auszugehen, daß alle
nichtgriechischen Völker Barbaren seien. Als kaum
einen Vergleich aushaltend mit einem der
imperialistischsten Völker der Antike brauchen wir
Deutsche natürlich auch keine Belehrung seitens der
Griechen bezüglich des Verstoßes gegen die
Menschenrechte. Ihre pauschale Verunglimpfung
deutscher Soldaten als Folterknechte, Vergewaltiger,
Kinderschänder und Grabräuber beweist nur, daß Sie
einen erheblichen Nachholbedarf an deutschen
Heimatfilmen haben, in denen Sie zugegebenermaßen
wenig griechische Mythologie finden werden. Im
übrigen war der Umgang mit Partisanen durch
internationales Kriegsrecht klar geregelt.
Zum unterstellten
Kunstraub wollte ich Ihnen noch mitteilen, daß der
Sohn König Ludwigs I. von Bayern, Otto, König von
Griechenland war. Es ist unerheblich, wo in einem
Königreich sich Kunstgegenstände aufhalten. Selbst
wenn man den Wert dieser Kunstgegenstände abziehen
wollte, würden sie wohl kaum wettmachen, was
Griechenland den Deutschen aufgrund seines
Staatsbankrotts schuldet. Oder hatten Sie damit
gerechnet, Deutschland würde 70 Jahre nach
Kriegsende nochmals einen ordentlichen Betrag
nachlegen, weil es nicht ohnehin schon genug
Entschädigung gezahlt hat?
Wie ich heute weiß,
stammen meine Vorfahren aus Mesopotamien. Vielleicht
waren sie es, die den Griechen das Alphabet
überbrachten.
Mit freundlichen
Grüßen
Manfred Hiebl
