Der historische Feldzug des Xerxes gegen Hellas
Eine Reise zu den Originalschauplätzen

Wohnungen
Thessaloniki wird unter dem Namen
Therme schon von Strabon in den Fragmenten seines
siebenten Buches erwähnt. Die Stadt ist Sprungbrett
in den Nordosten Griechenlands und zur Halbinsel
Chalkidike, idealer Ausgangspunkt also für unser
Vorhaben, den historischen Feldzug des Xerxes gegen
Hellas, 480-479 v. Chr., nachzuvollziehen. Es
herrschen noch 27 Grad in der Stadt, als wir gegen
22 Uhr auf dem Makedonia Airport eintreffen.
Aufgrund unserer ziemlichen Verspätung müssen wir
sogleich einen Nachtzuschlag für unseren Leihwagen
entrichten. Es sei nicht ihre Schuld, meint die
reizende Dame am Leihschalter, und wir würden das
Geld von der Airline zurückerstattet bekommen.
Im Hotel werden wir freundlich
empfangen, dürfen uns das Zimmer frei wählen. Als
ich am nächsten Morgen an der Rezeption meinen Paß
herausfordern muß, sieht mich der Mann verwundert
an. Da fallen mir sogleich die geflügelten Worte
ein: „Traue nicht den Griechen, auch wenn sie
Geschenke bringen.“
Südlich von Thessaloniki erstreckt
sich eine weite Ebene, durch die eine gut ausgebaute
Straße auf die Halbinsel Chalkidike hinausführt, die
mit ihren drei Fingern weit ins Aigaiische Meer
hinausragt. Am Golf von Kassandra ist unser erstes
Ziel die Stadt Olynthos, die von dem persischen
Heerführer Artabazos nach längerer Belagerung
erobert wurde. Seine Bewohner ließ er an einen See
hinausführen und töten, wie es bei Herodot heißt.
Philipp von Makedonien, Alexanders Vater, ließ
Olynthos endgültig dem Erdboden gleichmachen.
Wir müssen uns nicht wundern, daß die
Stadt Olynthos heute keineswegs mehr am Meer gelegen
ist, da sie entweder durch Verlandung weit ins
Hinterland versetzt wurde oder aber bereits in der
Antike einen zum Meer vorgeschobenen Hafen besaß.
Die einstige Verbindung stellte der Sandanosfluß
her. Die Stadt selbst gliedert sich in einen
nördlichen und südlichen Bezirk, die durch eine
Einsattelung voneinander getrennt sind. Ihre Anlage
erfolgte nach dem hippodamischen Prinzip. Die beiden
aus der Ebene sich emporhebenden Stadthügel waren
einst von einer Ziegelmauer umgeben; die klassische
Stadt lag auf dem nördlichen, die neolithische auf
dem südlichen Hügel. Der Blick auf die umgebende
Landschaft, die von nur mäßigen Erhebungen geprägt
ist, kann am ehesten noch als lieblich bezeichnet
werden.
Unweit von Olynthos, am Isthmus der
Kassandra-Halbinsel, lag in der Antike die berühmte
Stadt Poteidaia, von der noch gewaltige
Stadtmauerreste und Fundamente des Poseidon-Tempels
erhalten sind, die wir aber nicht mit Bestimmtheit
ausmachen können. Früher hieß die Halbinsel Pallene,
und noch früher Phlegre. Etwa zeitgleich mit der
Belagerung von Olynthos belagerte Artabazos auch
Poteidaia, hatte hier aber weniger Glück. Aufgrund
einer Springflut ging dabei der Großteil der
persischen Schiffsbesatzungen zugrunde.
Unser nächstes Ziel auf der Pallene
ist die antike Stadt Mende. In Nea Fokea, das wir
bald erreichen, steht über einem malerischen Hafen
ein alter byzantinischer Wachtturm. Durch lichte
Kiefernwälder, vorbei an Buchten mit azurblauem
Wasser, führt unsere Route auf der an den
Thermaiischen Meerbusen angrenzenden Seite der
Pallene-Halbinsel entlang, bis irgendwann hinter
Skala Fourkas ein Wegweiser zum antiken Mende zeigt.
Wir folgen ihm, stehen aber bald unvermutet vor dem
Luxushotel Mende. Um zu den Ruinen zu gelangen,
müssen wir durch die prächtigen subtropischen Gärten
des Hotels zuerst an den Strand hinab und diesen
entlangwandern, bis uns das Schild mit der
Bezeichnung der antiken Ausgrabungsstätte
unzweifelhaft Auskunft erteilt, daß wir an Ort und
Stelle sind. Sehen kann man von den Ruinen heute
nicht mehr viel, und was man auszugraben begonnen
hat wurde sogleich wieder durch ein Schutzdach den
Blicken entzogen. Der Beschreibung der Ruinenstätte
können wir entnehmen, daß sich auf dem Berg dahinter
die alte Akropolis verbirgt, und nun beginnt
angesichts der großen Hitze und des mächtig
aufkommenden Durstes – weil wir wieder einmal kein
Wasser mitgenommen haben – ein beschwerlicher
Aufstieg. Dafür werden wir, als wir schließlich auf
den kaum noch erkennbaren Mauerresten der
„Akropolis“ stehen, mit einem prachtvollen Ausblick
entschädigt. Doch befinden wir uns noch immer nicht
auf dem höchsten Punkt.
Meiner Spürnase folgend, die mir
sagt, daß dort oben noch etwas sein muß, bezwingen
wir auch diese Hürde. Vom Meer aus sieht der Platz
fast unnahbar aus, wie mit tropischem Regenwald
überzogen. Um so größer ist die Enttäuschung, als
die Hinterseite des Berges flach ist und die
Akropolis, so sie einmal hier gestanden hat, ohne
größere Schwierigkeiten einzunehmen gewesen wäre.
Daß hier Grabungen stattgefunden haben, daran dürfte
wohl kein Zweifel bestehen, lassen die Aushebungen
doch kaum einen anderen Schluß zu. Doch angesichts
des völligen Fehlens von Mauerresten auf diesem
höchsten Punkt kommen Zweifel auf, ob die Akropolis
wirklich
einmal hier war. Selbst nach langer Suche finden wir
nichts, was diesen Verdacht erhärten könnte, so daß
wir etwas enttäuscht wieder von dannen ziehen. Die
phantastische Aussicht war aber die Anstrengung wohl
wert, und weil drei Ausgrabungen an einem Tag nicht
genug sind, wollen wir noch eine vierte Gelegenheit
wahrnehmen, die sich am Wege liegend anbietet, das
antike Skione.
Von dieser Stadt schreibt Herodot,
daß aus ihr der Verräter Timoxeinos stammte, der mit
den Persern durch Briefe, die er in den Federn
abgeschossener Pfeile versteckte, Verhandlungen
aufnahm. Aus Rücksicht auf die Skionaier, damit
ihnen nicht für immer der Makel von Verrätern
anhafte, verschwiegen die Feldherren den anderen die
verräterischen Absichten, als der Vorfall entdeckt
wurde.
Lange gelingt es uns nicht, die Lage
der Stadt in Erfahrung zu bringen. Der erste, den
wir fragen, schickt uns auf die Straße nach
Haniotis. Ein zweiter rät uns, daß wir uns in Nea
Skioni einen Führer nehmen sollten, denn der Ort sei
schwer zu finden. Tatsache ist aber, wie wir später
in dem Restaurant, welches zu Füßen der
archäologischen Zone liegt, erfahren, daß mit den
Ausgrabungen noch gar nicht begonnen wurde und wir
deshalb auch nichts finden würden. Und so ist es
denn auch. An den besagten Platz kommen wir zwar,
auf einer verwachsenen ungeteerten Straße, aber ob
dies wirklich der richtige Ort ist, das werden wir
wohl nie herausfinden. Spät ist es darob geworden,
und unsere Herberge ist noch weit. Die Dunkelheit
überrascht uns noch auf der Fahrt, aber vor Schlaglöchern, mit denen die Straßen durchsiebt
sind, sind wir ja gewarnt worden. Trotzdem finden
wir, wenngleich nach einiger Irrfahrt, unser Hotel.
Wir erreichen den Berg Athos im romantischen
Vollmondlicht, und die Temperaturen sind in der
sternklaren Nacht spürbar zurückgegangen.
Nachdem wir aufgrund der Strapazen
des vergangenen Tages übermäßig lange geruht haben,
brechen wir erst spät am nächsten Morgen auf. Der
Tag überrascht uns mit einem herrlichen Blick auf
die Insel Amoliani vom Balkon unseres Hotels aus.
Nur ein paar Autominuten trennen uns vom Athoskanal,
den Xerxes auf seinem Hellasfeldzug ausheben ließ.
Die gesamte Schiffsmannschaft sowie alle Anwohner
der Umgegend mußten unter Geißelhieben beim Ausheben
mithelfen. Der Athoskanal ist heute zugeschüttet:
Pappeln säumen seinen ehemaligen Verlauf, und nichts
außer einem Hinweisschild deutet mehr auf die
Existenz dieses ehemaligen Monumentalbauwerkes hin.
Er wurde gebaut, weil die erste Flottenexpedition
unter Mardonios am Berg Athos kläglich gescheitert
war. Stürme bohrten damals die Flotte in den Grund,
300 Schiffe zerschellten an den Klippen und
zwanzigtausend ertranken oder wurden Opfer von
Meeresungeheuern, deren es dort eine Unmenge gibt.
Von den antiken Stätten auf der
Athoshalbinsel, die Herodot aufzählt: Dion,
Olophyxos, Akrothoon, Thyssos und Kleonai können wir
nicht eine einzige ausmachen, zumal deren Aufsuchen
den Aufenthalt in der Mönchsrepublik notwendig
gemacht hätte. Den Besuch ersparen wir uns
allerdings, erstens, weil Frauen nicht ins Kloster
eingelassen werden, und zweitens, weil
Ausflugsschiffe sich den Klöstern nur auf 500 m
nähern dürfen.
Unweit des Isthmus liegt ein
Quellheiligtum des alten Uranopolis. Dort ist
Vorsicht geboten, denn hier liegen die Schlangen
förmlich auf der Straße. Sonst ist an antiken Resten
bis auf wenige eingerüstete Funde nicht viel
erhalten geblieben. Leider hat sich auch in
Griechenland die Unsitte immer mehr verbreitet,
archäologische Stätten zu überdachen.
Auf der anderen, der östlichen Seite
des Athos, am Golf von Hierissos, liegt die antike
Stadt Akanthos in ausgezeichneter Lage über dem
Meer. Sie ist noch gar nicht richtig ausgegraben,
und dennoch deuten die weit auseinander liegenden
Reste auf ihre einstige Größe hin. Akanthos wurde
durch seine Lage am Xerxes-Kanal reich. Es besaß
bedeutende Tempelanlagen, die sich bis auf die
höchste Erhebung über dem Meer erstrecken. Zu Füßen
der Stadt dehnen sich kilometerlange weiße
Sandstrände aus. Hier lag die persische Flotte vor
Anker, während sie auf das Landheer wartete. Die
blau blühenden Disteln stehen gerade in voller
Blütenpracht, so daß wir uns ganz vorsichtig den
Akropolishügel hinauftasten müssen, damit wir nicht
beständig gestochen werden. Trotzdem passiert es
immer wieder, daß wir in sie hineintreten. Die dabei
auftretenden Schmerzen erinnern an Herakles, der ein
Nesselgewand als „Geschenk“ erhalten hatte und, als
er es überstülpte, an den brennenden Schmerzen
qualvoll starb. Zudem ist die Schwüle heute
unerträglich, eine Gewitterstimmung umgibt den Golf
von Hierissos.
Wir verlassen nun den Ort, an dessen
Ausgang uns zum Abschied ein alter byzantinischer
Wachtturm grüßt, in Richtung Stageira, dem
Geburtsort Aristoteles'. In dem idyllischen Hafenort
Stratoni zweigt links eine Höhenstraße ab, die durch
dicht bewaldetes Gebiet führt, bis hoch zu einem
Aussichtspunkt, der einen unvergessenen Blick
gewährt, auf den tief unter uns liegenden Ort mit
seinen langen Badestränden, die klippenreiche Küste
bis hinüber zur Athos-Halbinsel. Nach einer
ansprechenden Küstenfahrt mit immer wieder
herrlichen Ausblicken kommen wir nach Olimbiada, dem
antiken Stageira, oder, wie es bei Herodot heißt,
Stagiron. Aristoteles, den Philipp II von Makedonien
als Erzieher seines Sohnes Alexander an den Hof nach
Pella berief, war bis ins späte Mittelalter die
uneingeschränkte geistige Autorität des Abendlandes.
Was nicht bei Aristoteles geschrieben stand, das
kannte man entweder nicht oder es wurde von der
Kirche ignoriert. Von der hellenistischen Stadt
haben sich nicht geringe Reste erhalten, am besten
wohl die Akropolis, deren Mauerwerk ganz eigenartig
als Abfolge von großen und kleineren Steinen und, wo
die Lücken nicht anders auszufüllen waren, auch aus
Ziegeln zusammengesetzt ist. Die Besichtigung
gestaltet sich zu einer schweißtreibenden Tour,
zumal die Stadt durch ein weitmaschiges Wegesystem
gut erschlossen ist. Man hat von der etwas
vorspringenden Landzunge, auf der Stageira gelegen
ist, einen aussichtsreichen Blick auf die in allen
Blautönen schillernden Küstenabschnitte, an denen
herrlich feiner Sand zum Baden einlädt.
Unseren Weg fortsetzend, kommen wir
durch einen Ort mit dem slawisch anmutenden Namen
Vrasna, wo sich hinter einer russisch-orthodoxen
Kirche ein alter byzantinischer Wachtturm versteckt.
Zurück an der Küstenstraße, fahren wir weiter durch
die Region Bisaltia, in der die Stadt Argilos liegt,
welche Herodot in Zusammenhang mit dem Feldzug gegen
Griechenland nennt. Hier haben die Ausgrabungen
gerade erst begonnen, doch ist schon jetzt eine
Hauptstraße vom Hafen hinauf in die Oberstadt
freigelegt. Bald finden wir heraus, daß auf der
höchsten Spitze des Stadtareals bereits weitere
Grabungen stattgefunden haben. Hier müssen wir uns
unberechtigten Zutritt verschaffen, doch wer will es
uns wehren! wenn keiner da ist. Der ganze Stadtberg
ist heute von Wald überwachsen, direkt hinter der
Ausgrabungsstätte führt die Autobahn vorbei, für
deren Trassenlegung gewaltige Massen an Erdreich
bewegt werden mußten, mit dem Nachteil, daß man sich
die genauen topographischen Verhältnisse nicht mehr
so recht vergegenwärtigen kann. Wenn die bebaute
Fläche mit den geographischen Gegebenheiten
übereinstimmt, dann muß Argilos beträchtliche
Ausmaße besessen haben. Dabei fällt mir auf, daß wir
bisher noch in keiner der von uns besuchten Städte
ein griechisches Theater gefunden haben, wo doch in
Ionien etwa so gut wie jede Stadt über ein solches
Theater verfügt. Um wieviel mehr erst müßte dies im
klassischen Griechenland der Fall sein!
Nachdem wir uns an dem weiten
Ausblick über den Busen von Posideion gesättigt
haben, kehren wir zur Küste zurück, fahren direkt
auf das Pangaiongebirge zu und gelangen bald nach
Amphipolis. Direkt an der Straße, an der Via Egnatia,
noch vor der Strymonbrücke, steht der berühmte Löwe
von Amphipolis, ein aus Stein gemeißelter Löwe, der
an die Zeit erinnert, als es in Makedonien noch
Löwen gab. Und dann taucht sie auf wie mit einem
Paukenschlag, die Brücke über den Strymon, die nur
einspurig befahrbar ist. Ein wahrhaft erhabenes
Erlebnis! diesen oft genannten Fluß, dem Xerxes
weiße Pferde schlachten ließ, getragenen Fußes zu
überschreiten.
Wir folgen nun nicht der
Küstenstraße, sondern der Hochstraße zu Füßen des
majestätischen Pangaiongebirges, in deren Verlauf
sich gewaltige Ausblicke eröffnen. Durch dieses Tal,
den Pangaion zur Rechten, zog das Heer des Xerxes.
Unter berauschenden Tiefblicken geht es nun hinab zu
unserem heutigen Übernachtungsplatz nach Kavala. Die
Stadt gilt zu Recht als eine der schönsten in ganz
Griechenland. Hier pulsiert auch nachts noch das
Leben. Idyllisch ist die Altstadt mit ihren engen,
winkligen Gassen und der alles überragenden
osmanischen Festung. Man spürt selbst heute noch,
daß die Stadt 500 Jahre in türkischen Händen war.
Die Bevölkerung jedoch, zumeist
makedonisch-thrakischen Ursprungs, ist roh und
ungebildet.
Noch im ersten fahlen Morgenlicht
fahren wir hinaus nach Philippi, wo der Apostel
Paulus die erste christliche Gemeinde gegründet hat.
Unter den antiken Überresten ist noch gut das
Theater erhalten. Von der Zitadelle hoch über der
Stadt genießt man einen herrlichen Ausblick auf das
an Gold und Silber reiche Pangaiongebirge. Der Weg
auf die Zitadelle, die schon von weitem, auf einem
hohen Berge thronend, zu erkennen ist, ist schwer
auszumachen, zumal wir auch die in Griechisch
gehaltenen Erklärungen auf den Hinweisschildern
nicht wirklich verstehen. So schlage ich mich denn
im Alleingang wild querfeldein durch steiler
werdenden Fels, bis ich abgekämpft und
mutterseelenallein auf dem höchsten Punkt, der
Akropolis, angekommen bin. Vor Philipps Zeit, nach
dem die Stadt benannt wurde, hieß sie Krenides, ein
Name, der schon bei Strabon erwähnt ist. Bei ihm
heißt es dazu, daß die Bauern in der Umgegend beim
Pflügen der Felder bisweilen kleine Goldklumpen
fanden. Philippi ist für uns zugleich der östlichste
Punkt dieser Reise, über den wir uns nicht
hinausbegeben wollen. Zum Flusse Nestos und zur
Stadt Abdera gegenüber der Insel Thasos, deren
Erbauer des Diomedes Rosse fraßen, fahren wir nicht
mehr. Dieser Weg bleibt einer anderen Reise
vorbehalten.
Somit wenden wir uns dem Rückweg zum
Strymon zu, auf dem wir die Städte Pergamos und
Phagres besichtigen wollen, die Xerxes seinerzeit zu
seiner Linken liegen ließ. Bei Moustheni, so
jedenfalls will es das Schild wissen, soll Pergamos
gewesen sein. So richtig überzeugt sind wir davon
allerdings nicht, denn von der abgegangenen Stadt
ist fast nichts mehr auf unsere Zeit gekommen, es
sei denn, es verbergen sich noch irgendwo
irgendwelche Reste in der Erde. Durch das Land
Phyllis – so heißt das Land rings um das
Pangaiongebirge – gelangen wir nach Phagres. Was
aber als antike Stadt ausgewiesen ist, ist eher ein
byzantinisches Kastell. Mithilfe von Einheimischen
gelingt es uns, in Erfahrung zu bringen, daß in
Phagres Ausgrabungen stattgefunden haben, mitten in
den Weinbergen, und daß anschließend alles wieder
zugeschüttet worden ist. Auf dem Felsen über uns mag
sich die Akropolis befunden haben.
Nachdem inzwischen ein Gewitter
aufgezogen ist und es uns an geeigneten Motiven
fehlt, verlassen wir den Ort und wenden uns wieder
Amphipolis zu. Die umzäunte Ausgrabungsstätte wird
gerade geschlossen, als wir eintreffen. Zum Glück
erklären sich zwei französische Touristinnen, die
gerade im Begriff sind, ihre Führung fortzusetzen,
spontan bereit, noch solange zu warten, bis wir die
Besichtigung dessen, was sie schon gesehen haben, im
Eildurchgang vorgenommen haben. Der Museumswärter
bietet uns daraufhin an, uns gemeinsam zu der alten
makedonischen Brücke aus dem vierten vorchristlichen
Jahrhundert bringen zu wollen. Allerdings ändert das
nichts daran, daß wir die ausführliche Besichtigung
der Ausgrabungsstätte nachträglich doch noch
durchführen, denn da ist niemand, der es uns
verwehren könnte. Amphipolis muß eine
außerordentlich ausgedehnte Stadt gewesen sein,
gemessen an dem Areal, über das die Ruinen verteilt
sind. Leider sind keine beeindruckenden
Hinterlassenschaften auf unsere Zeit gekommen, so
daß wir nach einiger Zeit des Stöberns durch
distelverwachsenes Gras den Rundgang schon wieder
beenden, nicht ohne unser gewohntes
Schlangenerlebnis zu haben. In der Tat soll sich ja
Alexanders Mutter dem orientalischen Mithraskult
verschrieben haben, wofür sie sich in der Gegend
reichlich mit Exemplaren versorgen konnte. Nach
einer abschließenden Rundfahrt um den gewaltigen
Burgberg, mit immer wieder eindrucksvollen
Tiefblicken hinab auf den Strymon, vertreibt uns
erneut die gewitterträchtige Stimmung.
Vom Heereszug des Xerxes abweichend,
verlassen wir den Strymonischen Busen bei Vrasna, um
die Abkürzung nach Thessaloniki über den Bolbe- und
Koroniasee zu nehmen. Bei Rentina, kurz nach einem
makedonischen Kastell, zweigt die Straße zur antiken
Stadt Arethusa ab. Wir gelangen auch tatsächlich an
diesen Ort, doch wissen die Bewohner dort nichts
mehr von seiner früheren Bedeutung. Die Geschichte
scheint alles in Rauch aufgelöst zu haben, oder es
ist, wie so oft, noch gar nicht der Spaten angesetzt
worden. Zu unserer Enttäuschung finden wir uns,
wenngleich die Fahrt durch das bewaldete Bergland
für das Auge äußerst wohltuend war, in Asprovalta
wieder. Wir sind im Kreis gefahren, ohne irgend
etwas ausgerichtet zu haben.
Die weitere Fahrt verläuft nun
weitgehend unersprießlich durch flache,
uninteressante Landschaft, wobei wir das
Raffineriegebiet von Thessaloniki geschickt umgehen,
bis wir auf die mautpflichtige Autobahn A1 nach
Athen stoßen. Erwähnenswert wäre noch, daß wir den
schon bei den Alten erwähnten Axios überqueren, wo
die Kamele in Xerxes Heer von Löwen angefallen
wurden, sodann den Haliakmon, und schließlich an
Pydna vorbeifahren, der makedonischen Stadt, für die
wir aber angesichts der vorgerückten Stunde keine
Zeit mehr für eine Besichtigung erübrigen können.
Wir sehen nun auch schon die übergangslos aus dem
Meer aufragenden Berge des Olympos näherkommen, die
eine Höhe von fast 3000 m erreichen. Als Xerxes von
Therme aus diese hohen Berge sah, die es zu
überwinden galt, und man ihm erzählte, daß es
zwischen dem Ossa und dem Olymp ein Tal gebe, durch
welches der Peneios fließt, bestieg er ein
sidonisches Schiff und ließ sich nach dessen Mündung
bringen, um die Lage zu beurteilen. Und er fand
vortreffliche Ratgeber dabei. Als wir am Abend in
Katerini, im Urlauberwirrwarr, noch lange nach
unserem Hotel suchen müssen, ist uns noch gar nicht
bewußt, welch gewaltiges Tagespensum wir wieder
absolviert haben. Dies kann uns indes nicht davon
abhalten, uns zum Ausklang des Tages noch in den
Touristenrummel zu stürzen.
Am nächsten Morgen haben wir erneut
ein gewaltiges Pensum vor uns, und Anlaufstellen
gibt es in der Umgebung wahrlich genug. So liegt an
den Abhängen des Olymps etwa die alte makedonische
Stadt Dion, wo die makedonischen Könige seinerzeit
dem Zeus zu opfern pflegten. Hier traf sich
Alexander mit seinen Generälen, um über den
geplanten Asienfeldzug zu beraten. Hier ließ er auch
zu Ehren des Olympischen Zeus Spiele und Wettkämpfe
veranstalten.
Gewaltig ist die Kulisse im
Hintergrund der Stadt, wo die Ausgrabungsarbeiten
noch voll im Gange sind. Vom griechischen Theater,
welches außerhalb des Areals liegt, ist freilich nur
ein großer Erdhaufen übriggeblieben. Vermutlich
wurde die Stadt gerade wegen ihrer vielen Quellen an
dieser Stelle angelegt. Ein Isis- und ein
Demeterheiligtum befinden sich ebenfalls in Dion,
das bis in frühchristliche Zeit eine gewisse Rolle
gespielt hat. 219 v. Chr. ließ der wahnsinnig
gewordene Stratege Skopas sämtliche Statuen der
makedonischen Könige zerstören, die Stadt wurde
danach aber noch einmal wiederaufgebaut. Da die
Örtlichkeit keinen natürlichen Schutz bot, mußte
eine Stadtmauer aus gewaltigen Quadern für
ausreichende Sicherheit sorgen.
Reizvoll wäre es gewiß, von Dion aus
einen Abstecher auf den Olymp zu machen. Da sich die
Berggipfel jedoch reichlich in Wolken hüllen,
erachten wir selbiges am heutigen Tage nicht mehr
für sinnvoll.
Bei den ersten Ausläufern des
Gebirges, dort, wo die Straße das Meer erreicht,
grüßt die mächtige Kreuzfahrerburg Platamon den
Vorbeifahrenden. Sie wurde von Bonifatius von
Montferrat erbaut. Nicht mehr weit, und wir stehen
am Eingang zum Tempetal, durch welches der Peneios
strömt, Thessaliens einziger Abfluß zum Meer. Ehe
die Natur diesen Durchbruch zum Meer geschaffen hat,
war nämlich ganz Thessalien ein einziger See, der
sogenannte Boibeissee. An der Stelle nun wollte
Xerxes einen Damm bauen lassen, um Thessalien zu
überfluten und seine Bewohner zu ertränken. Nur die
Tatsache, daß sie sich ihm auf seinem Zug gegen
Hellas anschlossen, hat sie vor diesem Schicksal
bewahrt.
Die gesamte Umgebung ist
ausgesprochen reich an historischen Stätten. In
einem Paralleltal zum Tempetal liegt etwa das recht
unbekannte Omolion. Hier gibt es leider nichts, aber
auch rein gar nichts, das zu photographieren sich
lohnt, weder antike Reste noch eine bestechende
Landschaft, also verlassen wir nun das Land der Perrhaiber, welches Xerxes abholzen ließ, um sich
Zutritt zu Thessalien zu verschaffen, endgültig
und wenden uns seinen vielbesungenen Landschaften
zu.
Thessalien ist flach, abgesehen von
seinen Randgebirgen, es ist sozusagen das
Indianapolis Griechenlands. Nachdem wir das Tempetal
durchmessen haben, beachten wir den historisch
bedeutsamen Ort Gonnos, über den die Perser sich den
Zutritt erzwungen haben, nicht weiter, sondern
lassen ihn, sehr zu unserem Bedauern, links liegen
und betreten die Heimatstadt des Achilleus, Larissa.
Thessaliens Hauptstadt, die schon bei Strabon
erwähnt wird, ist heute ein einziges
unübersichtliches Gewirr von Industrieanlagen mit
ungesunder Luft, also verlassen wir diese ödeste,
das geringste Flair Griechenlands ausstrahlende
Stadt wieder so schnell wie möglich.
Kurz vor unserem heutigen Tagesziel
zweigen wir von der Autobahn ab und gelangen nach
Pherai, welches zur Zeit des Trojanischen Krieges
des Eumelos Besitz war. Pherai liegt am Ende der
pelasgischen Ebene, sein Hafenort ist Pagasai,
neunzig Stadien von ihm entfernt. Pherai ist bis auf
die Akropolis, und auch die nicht richtig, noch gar
nicht ausgegraben. Die Stadt liegt nicht so
majestätisch wie andere antike Städte, aber durch
die Klarheit der Luft, die weite Aussicht, die man
heute genießt, ist der Besuch für uns doch etwas
Besonderes. Weit unterhalb des Burgbergs, an der
Straße nach Volos, liegen die Fundamente vom Tempel
des Zeus Thaulios.
Auf der Weiterfahrt weisen Schilder
zur neolithischen Siedlung von Sesklo, das zwischen
5800 und 5300 v. Chr. datiert. Der
Rekonstruktionsversuch auf der Hinweistafel vermag
einen ungefähren Eindruck vom ursprünglichen
Aussehen der Siedlung zu vermitteln. Nicht weit von Sesklo gibt es eine weitere neolithische Siedlung
zu besichtigen,
an die eine mykenische aus dem 14.-13. Jahrhundert
v. Chr. anschließt, die man gemeinhin als das
„Jolkos“ der Argonauten ansieht, die Heimatstadt des
Jason und der Medea. Dabei fallen mir die Verse des
Euripides ein: „Daß Argo durch die düstren
Symplegaden nie gefahren wäre, steuernd nach dem
Kolcherland, daß auf den Waldhöhn Pelions die Fichte
nie gefallen wäre noch der Helden Arme sie gerudert
hätten, nie dann segelte Medea, meine Herrin, nach
Jolkos hin, zu Jason heiß in wilder Liebesglut
entbrannt.“ Dabei blicken wir hinab auf das
tiefblaue Meer, nach dem Ort, wo die Argo auslief,
auf ihrer Fahrt zum Goldenen Vlies nach Kolchis.
Größeres Glück kann Irdisches nicht erreichen, als
an den Himmel verbannt zu werden, wo Episoden der
Argonautensage sich in Sternbildern verewigt haben.
Am nächsten Morgen, der stark
bewölkt ist, ist unser erstes Ziel Goritsa, eine
griechische Stadt aus dem 4. Jht. vor Chr., von
deren Akropolis man einen einzigartigen Blick über
den Hafen und Golf von Volos hat. Man kann zu der
Stätte entweder hinauffahren oder den klassischen
Aufstieg wählen.
Von Volos aus bietet es sich an, auf
den Pelion zu fahren. Bald werden die Tiefblicke
immer berauschender, so daß wir uns irgendwann
selbst Einhalt gebieten müssen, um nicht immer
weiter zu fahren. Es ist kühl hier heroben in den
Bergen, wo Achilleus sich das Holz für seine Lanzen
besorgte, die aus Pelions Eschenholz waren. Noch
heute ist der Pelion dicht bewaldet, ein für
Griechenland eher ungewohntes Bild. Eschen
allerdings findet man heute dort nicht mehr. In
Zagora, ca. 50 km von Volos entfernt, machen wir
kehrt. Auf der ganzen Pelion-Rundreise haben wir
nicht eine einzige antike Stätte ausgemacht, obwohl
es deren hier einige geben müßte, z.B. Methone, von
dem wir nicht einmal sagen können, daß wir auch nur
in seiner Nähe waren.
Nachdem wir nun mehr als hundert
Kilometer in halsbrecherischer Fahrt auf schlechten
Straßen zurückgelegt haben, suchen wir das auf der
anderen Seite der Bucht gelegene Demetrias auf bzw.
die mit Pasagai, dem Hafen von Pherai,
zusammengewachsene Doppelstadt. Sie wurde von
Demetrios I. dem Städtezertrümmerer erbaut und
diente noch unter seinem Sohn und Enkel als
Diadochenresidenz. Hier ankerte die Flotte des
Xerxes, nachdem sie in Magnesia durch Sturm schwere
Verluste erlitten hatte. Landschaftlich gesehen
liegt die antike Stadt auf der schöneren Seite der
Bucht, was natürlich nicht verwunderlich ist, auch
wenn den heutigen Griechen der Schönheitssinn, durch
den sie sich einst rühmlich auszeichneten, völlig
abhanden gekommen ist. Demetrios konnte sich im
Kampf um Alexanders Nachfolge nicht durchsetzen, er
mußte das Reich mit Kassandros, Ptolemaios und
Lysimachos teilen. Sein Beiname rührt daher, daß er
der erste war, der zur Eroberung von Städten
regelmäßig die ausgeklügeltsten Maschinen einsetzte,
mit denen sich auch die stärksten Mauern brechen
ließen. Sein Palast liegt in ausgezeichneter Lage
über der Bucht, hinter der majestätisch das
Peliongebirge aufragt, einem Weltenbeherrscher
nicht unangemessen. Überhaupt ist dieser
Strich reich an Helden, ist die Landschaft Phthiotis
doch zugleich die Heimat des Achilleus und seiner
Myrmidonen, der, um mit Homer zu reden, stets wie
ein Blitzgewitter unter die Trojaner fuhr und ihre
Reihen ins Wanken brachte. Was also konnte es für
Demetrios Naheliegenderes geben, als sich an Orten
heroischer Vorbilder niederzulassen, die würzige
Luft zu atmen, die Helden gedeihen läßt. Außer dem
Palast, einem Amphitheater und einem Aquädukt haben
sich keine Reste erhalten bzw. es liegt das meiste
noch unter der Erde, denn das wenigste dürfte
ausgegraben sein. Hatte die Stadt doch zu ihrer
Blütezeit 25000 Menschen beherbergt! Deren Spuren
lassen sich nicht so einfach beseitigen.
Wir setzen unsere Küstenfahrt fort
und kommen ins alte Pyrassos, welches schon bei
Homer erwähnt wird, als eine Stadt, die der
Herrschaft des Protesilaos unterlag. Hier wurden
ebenfalls weitläufige bauliche Reste zu Tage
gefördert, u.a. eine frühchristliche Basilika, denn
die Stadt hatte bis in justinianische Zeit Bestand.
Eine weitere Ausgrabung, die wir
zeitlich noch unterbringen können, ist das antike
Alos in der Nähe des heutigen Halmyros. Hier stand
ein Tempel des Zeus Lamphystios, in dem auch
Menschenopfer dargebracht wurden. Es sind hier noch
die Fundamente einer gewaltigen Tempelanlage zu
erkennen, doch wurde die Autobahntrasse direkt
durchs Ausgrabungsgelände verlegt – ein weiterer
Beweis, welch abscheuliche Barbaren die heutigen
Griechen sind. Als Xerxes hier ankam, betrat er den
heiligen Hain nicht, verbot auch dem Heer, ihn zu
betreten, und erwies dem Tempel dadurch seine
Ehrfurcht.
Wir folgen nun dem Heereszug des
Xerxes von Thessalien über Achaia und weiter nach
Malis, entlang dem Meerbusen, von dem Herodot
schreibt, daß das ihn umgebende Land auf der einen
Seite ganz breit, auf der anderen, wo ihn die
trachinischen Felsen umgeben, ganz schmal wird.
Hier, wo noch die alten Namen auf ihn hinweisen,
nahm der größte Held des griechischen Heeres vor
Troja, Achilleus, seinen Wohnsitz. Gegenüber ragt
bereits die Insel Euboia steil aus dem Meer, dort
liegt das Demeterheiligtum Artemision, wo die erste
Seeschlacht zwischen Persern und Griechen stattfand
und wohin nun auch wir wollen. Über das alte
Antikyra an der Mündung des Spercheios können wir
nichts mehr in Erfahrung bringen. Da wir uns an den
phantastischen Ausblicken übermäßig lange weiden,
uns nicht ersättigen können und daher die Zeit für
die Umfahrung des Malischen Meerbusens völlig falsch
bemessen haben – eines der wenigen Dinge, die wir an
unserer Planung bemängeln müssen – kommen wir erst
bei stockdunkler Nacht in Komnena Vurla an.
Gespenstisch scheint in dieser Nacht
der Mond auf die trachinischen Felsen. Nachdem wir
der aufgehenden Sonne Trankopfer dargebracht haben,
fahren wir zurück nach Thermopylai, um dem
spartanischen König Leonidas, einem Herakliden, der
sich und den Spartiaten unsterblichen Ruhm erworben
hat, unsere Aufwartung zu machen, damit wir, sollten
wir je nach Sparta kommen, dorten berichten können,
wir haben ihn – um mit Schillers Worten zu reden –
hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl. Der
Thermopylenpaß war in der Antike eine Engstelle, an
der das Meer derart nah an das Kallidromosgebirge
herantrat, daß die engste Stelle nur etwa 300 m
breit war. Der antike Küstenverlauf folgte in etwa
der heutigen Schnellstraße, eine Sperrmauer
blockierte den Durchgang. Heute hat sich das Meer
durch die Ablagerungen des Spercheiosflusses weit
zurückgezogen.
Diese Engstelle nun riegelten
Leonidas und seine dreihundert Spartiaten ab; die
Bundesgenossen hatten sie, damit die Ehre, für das
Vaterland gefallen zu sein, den Spartanern ganz
alleine zukäme, nach Hause geschickt, wohl aber
auch, weil sie für diese Sorte abtrünniger Griechen,
die rein gar nichts wert waren, nur Verachtung
empfanden. Als die medischen Bogenschützen nichts
ausrichteten, schickte Xerxes seine „Unsterblichen“
ins Gefecht, doch auch sie konnten nichts erwirken,
da die Spartaner die längeren Lanzen besaßen. Als
die Lakedaimonier von der Umgehungsoperation der
Perser erfuhren, begaben sie sich sämtlich vor die
Absperrungsmauer und fielen alle bis auf den letzten
Mann. Einer jedoch entkam und wurde später, als er
nach Sparta zurückkehrte, entehrt, woraufhin er sich
das Leben nahm. Der Verräter Epialtes, der den
Persern den Umgehungsweg gezeigt hatte, wurde nach
dem Sieg über die Perser, wie er es verdiente,
umgebracht.
Als Xerxes das kleine Häufchen der
Lakedaimonier bei den Thermopylen aufgerieben hatte,
fiel er in Phokis ein, zerstörte auf seinem Weg alle
Städte der Phoker, die sich auf die Höhen des Parnaß
zurückgezogen hatten, und ließ sein Heer direkt auf
Athen zuhalten. Wir hingegen folgen dem Weg nach
Mendenitsa.
Auf den Höhen über Anabra verweist
ein Hinweisschild auf eine alte Akropolis, deren
Namen bisher nicht identifiziert werden konnte. Es
scheint jedoch, daß dies eine der Städte war, die
Xerxes auf seinem weiteren Zug zerstörte. In
Mendenitsa, unserem nächsten Ort, steht hoch auf
einem Bergkegel eine fränkische Kreuzfahrerburg, die
die Markgrafen von Bodonitza im Zuge der Eroberungen
des vierten Kreuzzugs erbauten. Sie war ein Lehen
des Bonifatius von Montferrat, Gründer des
Königreichs Thessaloniki, und hatte den
Thermopylenpaß zu überwachen.
Nach Überschreitung des
Kallidromosgebirges kommen wir nach Amphikleia im
Kephissostal – wahrscheinlich identisch mit dem
Amphikaia des Herodot –, durch welches sich das Heer
des Xerxes bewegte. Nur einen in seinem unteren
Mauerwerk griechisch anmutenden Turm hat man von
dem, was einmal die Akropolis war, stehengelassen,
gründlicher kann ein Zerstörungswerk kaum ausfallen.
Der ebenfalls bei Herodot erwähnten Stadt Neon, in
die wir gleich danach kommen, erging es nicht
besser. Pittoresk, wie an einen Felsen geklebt,
wirkt die Festung trutzig und wehrhaft. Obwohl
scheinbar uneinnehmbar, da auf der einen Seite von
einer tiefen Schlucht geschützt, auf der anderen mit
dem Rücken gegen eine mächtige, nahezu
unüberwindliche Felsbarriere gelehnt, konnte die
Stadt nicht gehalten werden. Wie diese Städte im
einzelnen eingenommen wurden, darüber läßt Herodot
leider nichts verlauten.
In Elateia, der größten antiken Stadt
in Phokis, dem Parnassos gegenüber, gibt es außer
einer großartigen Landschaft nur einige mykenische
Gräber; von der Stadtanlage, von der Herodot
spricht, finden wir nichts mehr, auch sie hat Xerxes
vollständig zerstört. Die nun von ihm aufgezählten
Städte können wir leider nicht ausmachen: Hyampolis,
Parapotamioi und Abai mit seinem Apollontempel. Wir
müssen allerdings zugeben, daß wir, da der Tag sich
schon seinem Ende zuneigte, auch nicht mehr lange
danach gesucht haben. Auch Panopeus, wo des Xerxes
Heer sich teilte, wobei der eine, der größere Teil
mit Xerxes nach Athen weiterzog und in Boiotien
einfiel, namentlich ins Gebiet von Orchomenos,
während der andere in Richtung Delphi zog, um die
dort verwahrten Schätze zu plündern, haben wir nicht
aufgesucht.
Bei bestem Licht gelangen wir nach
Chaironeia in Boiotien, dessen Akropolisbesichtigung
wieder zu einer kleinen Kletterpartie gerät.
Geradezu traumhaft ist die Sicht auf die
Kephissos-Ebene und die Oros-Berge. Hier besiegte
Philipp von Makedonien das vereinte Heer der
Athener, Boiotier und Korinther und wurde somit Herr
von ganz Griechenland. An Orchomenos vorbei,
genießen wir von der Autobahn aus einen Blick auf
den Kopaissee, eine Kulisse, die unwirklich
erscheint wie von einer anderen Welt und ob ihrer
Kargheit Angst macht. Wir verlassen nun die Autobahn
auf der alten Straße von Theben nach Euboia und
nähern uns Chalkis. Der erste Anblick von der der
Stadt gegenüberliegenden Anhöhe hinterläßt einen
tiefen Eindruck landschaftlicher Schönheit. Ohne daß
wir es so recht mitbekommen, befinden wir uns mit
einem Male jenseits der Engstelle des Euripos auf
Euboia.
Von Zigeunern lassen wir uns den Weg
nach Eretria zeigen. Im Krieg gegen Xerxes stellte
Eretria sieben Schiffe und nahm mit 600 Mann an der
Schlacht bei Plataiai teil. Am siebten Tage der
Bestürmung durch Dareios verrieten zwei vornehme
Eretrier, namentlich Euphorbos und Philagros, die
Stadt an die Perser. Ihre Bewohner ließ Dareios
verschleppen und siedelte sie nach Arderikka,
zweihundert Stadien von Susa entfernt, um. Sie
behielten noch lange ihre Sprache und Sitten bei. An
baulichen Resten wären zu nennen: der Tempel des
Apollon Daphnephoros, der Dionysostempel, Teile der
Stadtmauer mit dem Westtor und das Theater. Lohnend
ist auch der Aufstieg auf die Akropolis, von der man
einen guten Eindruck von der antiken Stadtanlage
bekommt.
Um eine Vorstellung von der
Seeschlacht zu gewinnen, die zwischen Griechen und
Persern bei Artemision ausgetragen wurde, kehren wir
dem Süden Euboias nunmehr den Rücken und machen uns
auf in den Norden. Bei Fylla kommen wir an zwei
alten venezianischen Wachttürmen vorbei. Von dort
blickt man hinüber zu einer mittelalterlichen
venezianischen Festung aus dem 13. Jahrhundert, als
große Teile Griechenlands dem Löwen von San Marco
untertan waren. Auf der Festung, von der aus sich
eine einzigartige Rundsicht bietet, fegt uns fast
der Wind von den Mauern.
In Chalkis angekommen, gilt unser
sofortiges Interesse natürlich dem Euripos, d.h. der
schmalen Durchfahrt zwischen Attika und der Insel
Euboia, die nur wenige hundert Meter breit ist.
Hier, über der Bucht von Aulis, stehen die traurigen
Reste des Tempels der Artemis Aulideia. Wir umrunden
nun die Bucht von Aulis, wo sich die mykenische
Flotte vor dem Kampf um Troja versammelte, und
begeben uns auf den Burgberg, den beherrschend die
türkische Karababa-Festung einnimmt. Von dort
genießt man einen wirklich traumhaften Ausblick auf
ganz Chalkis, die tiefblaue Bucht von Aulis, auf die
Gipfel Euboias und die Engstelle, den Durchlaß
Euripos.
Nach einer kurvenreichen, sich in
große Höhen aufschwingenden Fahrt durch die
waldreichen und entlegenen Bergregionen Euboias
kommen wir nach Artemision, wo einst ein Tempel der
Demeter gestanden hat. Die Suche nach dem Tempel,
die uns viel Zeit kostet, verläuft jedoch
ergebnislos. Selbst in namhaften Reiseführern wird
immer noch behauptet, daß erkennbare Ruinen dieses
Tempels zu besichtigen seien. Nichts davon ist wahr,
wie man uns aus profunder Quelle berichtet, denn so
sehr die Archäologen sich auch mühten, irgendwelche
Spuren wurden trotz intensivster Anstrengungen
bislang nicht gefunden. Dabei täte es der Region
Nordeuboias mehr als gut, meint unsere Vermieterin,
wenn dadurch mehr Touristen hierhergelockt würden.
Die derzeitige Vermutung ist, daß der Tempel unter
dem heutigen Friedhof begraben liegt, doch haben
bislang keinerlei Ausgrabungen stattgefunden, um
hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen. Und das,
obwohl die Welt förmlich danach lechzt, daß dieses
letzte Geheimnis endlich gelüftet wird.
Herodot erwähnt auch Zisternen, wo
die Schiffsleute ihre Wasservorräte auffüllen
konnten, und die irgendwo zu finden sein müßten.
Früher reichte nämlich das Meer weiter ins Land
hinein, so daß der Tempel, wenn er sich denn in
Meeresnähe befunden hat, aufgrund zunehmender
Verlandung heute im Hinterland zu suchen wäre. Meine
persönliche Überzeugung geht indes dahin, daß er
nicht unten am Meer gestanden haben kann, weil dies
jeder griechischen Ästhetik zuwiderliefe, sondern,
für die Seefahrer weithin sichtbar, auf der
Landspitze in großer Höhe über dem Meer gesucht
werden muß. Wenn man vom Flecken Gouves in Richtung
Kastri fährt und dann der Abzweigung nach Para Ionia
folgt, gelangt man auf eine ins Meer hinausragende
Landmarke. Von dort sieht man nicht nur auf die
schützende Bucht im Osten hinab, sondern auch
hinüber nach Aphetai und gegen Abend, wo sich die
Strände von Pefka ausdehnen, bis hin zu den
Thermopylen. Egal, was nun die Meinung der
Archäologen ist, nach allem, was wir über die alten
Griechen wissen – und ich habe nun wirklich
Aberdutzende griechischer Ausgrabungen aufgesucht –,
wurde so gut wie niemals ein Tempel errichtet, der
nicht zugleich einen Standort mit überwältigendem
Ausblick eingenommen hätte. Somit kann es nach
menschlichem Ermessen gar nicht anders sein, als daß
der Tempel dort gestanden hat, wo vor noch nicht
allzulanger Zeit Geschütze in beherrschender
Stellung das Meer überwachten. Die vielen
herumliegenden Steine kristalliner Herkunft, die
dort sonst nicht vorkommen, sind verräterisch,
wenngleich keiner darunter ist, von dem man sicher
hätte sagen können, daß er ordentlich behauen ist.
An jenen Stellen aber, wo offensichtlich Aushebungen
stattgefunden haben, die später mit dem Müll der
Anwohner zugekippt wurden, hat der Tempel gewiß
nicht gestanden, weil die Sicht von dort zu
eingeengt gewesen wäre.
Von Artemision in der Histiaiotis
geht es nun weiter zum antiken Histiaia, dessen
Hafen Oreai noch heute von einer mittelalterlichen
Burgruine beherrscht wird. Auf der Westseite der
Hafenbucht befindet sich auf einer kleinen Insel
noch ein weiteres Kastell, das ein gutes Photomotiv
hergibt. Vor Histiaia, dessen Dörfer von den Persern
geplündert wurden, lag die persische Flotte drei
Tage lang, ehe sie durch den Euripos bis nach
Phaleron weitersegelte. Wir besteigen nun in
Aidepsos die Fähre, die uns in einer halben Stunde
nach Akritsa bringt. Dadurch ersparen wir uns die
langwierige und nervenaufreibende Rückfahrt durch
die gebirgige Insel, auf der wir ohnehin keine
großartigen historischen Stätten mehr erwarten dürfen.
Bei Kastro verlassen wir die Autobahn
und folgen der Beschilderung nach Gla, welches einst
eine Insel im heute ausgetrockneten Kopaissee war.
Wer diese imposanten mykenischen Mauern gebaut hat,
wissen wir nicht. Besonders eindrucksvoll ist das
Westtor. Es bleibt ein Rätsel, wie diese
tonnenschweren Blöcke überhaupt bewegt werden
konnten. Auch weiß man nicht, was sich im Innern der
kilometerlangen Mauern befunden hat, irgendwelche
sonstigen baulichen Reste können wir nicht
entdecken, nicht zuletzt auch deswegen, weil das
Gelände dicht überwuchert ist. Tatsache bleibt: Je
älter solche Megalithbauten sind, desto größer waren
die Blöcke, die aufgestellt wurden, und desto
kräftiger müssen die Menschen gewesen sein, die
solche Lasten überhaupt bewegen konnten. Vielleicht
ist der Mythos von den sagenhaften Giganten ja doch
nicht so frei erfunden, wie man glauben möchte.
Unter den Orakelstätten, die Herodot
nennt, ist auch die des Apollon Ptoos. Dieser Ptoon
genannte Tempel gehörte den Thebanern und befindet
sich jenseits des Kopaissees über der Stadt
Akraiphia. Dorthin kommen wir also, aber nur durch
Disteln und Dornen hindurch führt unser Weg zur
höchsten Spitze des Berges, auf dem der
Apollontempel liegt. Doch wir bereuen es nicht, daß
wir uns diese Unannehmlichkeiten bereitet haben,
denn die Aussicht auf den Kopaissee und das
Tenerische Gefilde ist gewaltig. Ringsum ragen hohe
Gebirge auf, und die Blessuren, die mir die Disteln
gerissen haben, spüre ich kaum ob des Hochgefühls,
diesen erhabenen Ort betreten zu haben. Von der
Stadt Akraiphion, wie sie noch bei Herodot heißt,
ist freilich beinahe nichts mehr zu sehen, doch
stört uns das nicht weiter.
Wir setzen nun den Weg der persischen
Flotte längs der attischen Küste fort und kommen
nach Amphiareion, wo in einem bewaldeten und
schattigen Tal ein Heiligtum des Amphiaraos liegt.
Der Pförtner will uns ob der späten Stunde nicht
mehr einlassen, also suchen wir nach einem anderen
Weg, wie wir aufs Gelände gelangen können. Haben wir
doch die Stätte so lange gesucht, aber nicht
gefunden! Großartige Reste des Amphiareions können
wir allerdings, obwohl wir uns nicht ohne Gefahr
Zutritt verschafft haben, nicht entdecken.
Letzte Station des heutigen Tages ist
Marathon, wo den in der Schlacht Gefallenen ein
Siegesdenkmal aus weißem Marmor errichtet wurde. Die
da glauben, sie wären schon einmal einen Marathon
gelaufen, lassen sich gesagt sein: „Was ihr
geleistet habt ist weiter nichts als ein Spaziergang
verglichen mit dem Ur-Marathon, den
Pheidippides
in voller Rüstung zurücklegte, während ihr doch nur
in Unterhosen rennt.“ Völlig entkräftet, konnte er
nur noch die Worte: „Wir haben gesiegt!“ über die
Lippen bringen, und brach darauf tot zusammen. Die
Schlacht bei Marathon war nebenbei noch deswegen
bedeutsam, weil der Sieg, den die Griechen damals
errangen, das Abendland vor dem Untergang bewahrt
hat. Entscheidender noch als der Landsieg aber war
der Seesieg der Flotte, der den gesamten
Invasionsplan der Perser zunichte machte. Daher
eilen wir nun in unserem Siegestaumel dem
Saronischen Golf zu, den wir erst in der Nacht
erreichen, als es schon stockdunkel ist. Unser
heutiges Hotel in der Bucht von Eleusis liegt der
Insel Salamis direkt gegenüber, bietet also eine
gute Ausgangsbasis für einen Sprung auf die Insel.
Etwas ins Hinterland versetzt, an der
alten Straße von Athen nach Korinth, am vorgenannten
Saronischen Golf, liegt die alte Stadt Megara. Die
antiken Ruinen sind vollständig unter der heutigen
modernen Stadt begraben. Nur ab und an stoßen wir
auf zutage tretende Reste, etwa das Brunnenhaus des
Theagenes oder die alte Demetergrotte. Megara war
einst von mächtigen Mauern umgeben und nahm eine
beherrschende Stellung auf einer leichten Anhöhe
über dem Meer ein, mit freiem Zugang zur Küste. Von
hier hat man einen ungehinderten Blick auf die Insel
Salamis, vor der die Entscheidungsschlacht zwischen
der persischen und griechischen Flotte stattfand.
Ähnlich wie bei Artemision wollten die Perser die
Griechen in die Zange nehmen und schickten deshalb
eine Abordnung von Schiffen um die Insel Salamis
herum, um dort die Engstelle am westlichen Zugang
abzuriegeln. Doch wie die Geschichte weiß, endete
der Eroberungsversuch Griechenlands in einem
Desaster. Die zahlenmäßig stark unterlegene
griechische Flotte schlug die persische vernichtend.
Dies war zugleich der letzte Versuch Persiens, sich
Hellas' zu bemächtigen. Nach den Perserkriegen
erlebte die hellenische Staatenwelt unter der
Führung Athens einen glanzvollen Aufstieg, Athen
wurde aufgrund seiner Flotte zur führenden Seemacht
in ganz Griechenland. Wenngleich den Spartanern an
Tapferkeit weit unterlegen, so verdankten die
Griechen den Sieg – denn das Opfer der Spartiaten
bei Thermopylai war beinahe sinnlos – allein den
Athenern. Es war Themistokles, welcher an dieser
strategisch überaus günstigen Stelle zur Schlacht
riet und mit seinem Vorschlag durchdrang.
Etwas außerhalb Megaras, auf der
nächsten Anhöhe Richtung Korinth, genießt man eine
fabelhafte Aussicht auf den Saronischen Golf, die
Insel Salamis und die Insel Aigina. An dieser Stelle
nun beschließen wir umzukehren und treten die
Rückreise an, um dem Ort des Endsiegs, Plataiai,
zuzustreben. Denn der Peloponnes ist eine eigene
Reise wert. Hier endet zugleich auch unsere Mission
in eigener Sache, den Feldzug des Xerxes gegen
Hellas, so gut uns dies aufgrund der
Quellensituation eben möglich war, in einer Reise
nachzuvollziehen. Dieser Krieg, in den die Griechen
damals hineingezogen wurden, war nach dem
Trojanischen die größte Herausforderung, die Hellas
je zu bestehen hatte. Von da an wendete sich das
Blatt, denn schon unter dem Makedonen Alexander
drang das Abendland weit in den Orient vor.
Es wäre uns ein Leichtes gewesen,
noch auf die Insel Salamis überzusetzen, denn wir
stehen bereits an der engsten Stelle zwischen
Festland und Insel, jedoch halten wir es für wenig
ersprießlich, uns auf dem flachen Eiland, welches
kaum Sehenswürdigkeiten bietet, aufzuhalten. Also
fahren wir weiter, stets am Ufer des Eleusinischen
Golfes entlang, bis nach Eleusis, wohin uns der
eleusinische Mysterienruf lockt.
Eleusis war keine Stadt im
eigentlichen Sinne, auch wenn die gewaltigen Mauern
des Tempelbezirks danach aussehen, sondern ein
Heiligtum, das hauptsächlich der Göttin Demeter
geweiht war. Hier ereigneten sich wundersame
Vorzeichen, die den Persern den Untergang ihrer
Flotte bei Salamis ankündigten. So sahen sie denn
bei Eleusis eine Wolke aufsteigen und nahmen
mystische Gesänge wahr, denn sie wußten nicht, daß
hier zu Ehren der Götter gerade die Mysterien
abgehalten wurden, und deuteten diese Zeichen als
unheilbringend, was dem Xerxes aber von Demaratos
und Dikaios verschwiegen wurde, da sie als
Überbringer schlechter Nachrichten um ihren Kopf
fürchten mußten.
Wir halten uns nun Richtung Plataiai.
Auf dem Weg dorthin ist eine Abzweigung zur alten
Stadt Ereneia ausgeschildert, die in einem
abgeschiedenen Längstal liegt. Da der Weg aber durch
ungangbares Gestrüpp führt, verzichten wir großzügig
darauf, denn unser Programm ist so umfangreich, daß
eine Ausgrabung mehr oder weniger keine Rolle
spielt. Vom antiken Oinoe, einem am Wege liegenden
attischen Grenzdorf, ist nur noch der Rest eines
alten Turmes stehengeblieben. Hier, am
Kithairongebirge, beginnt die Landschaft Boiotien.
Auf der Paßhöhe liegt die imposante und gut
erhaltene Festung Eleutherai, von der aus die Grenze
zu Attika überwacht werden konnte. Kurz vorher
zweigt links die Fahrstraße ans Alkyonische Meer ab.
Dort steht ebenfalls eine beachtenswerte antike
Festung, das alte Aigosthena, dessen Mauern
hinabreichen bis an die Küste. Die hohen Berge des
Kithairongebirges bilden eine eindrucksvolle Kulisse
zum tiefblauen Meer.
Nachdem wir die Paßhöhe überschritten
haben, gelangen wir in die weite Asoposebene nach
Erythrai. Hier fiel der Perser Masistios, der einen
goldenen Schuppenpanzer trug, durch einen Stoß ins
Auge, nachdem ihn sein Pferd wegen eines
Pfeilschusses in die Rippen abgeworfen hatte. Von
Erythrai ist es nicht mehr weit in die Ebene von
Plataiai, wo die große Entscheidungsschlacht
zwischen Persern und Griechen stattgefunden hat.
Plataiai, von dem heute nur mehr Umfassungsmauern
erhalten sind, liegt auf einem flachen
Kalksteinsockel zu Füßen des Kithairongebirges und
gliedert sich in eine Ober- und Unterstadt. Vorbei
am alten Eutresis, wo es nichts einzufangen gibt
außer der grandiosen abendlichen Stimmung über dem
Asopostal, gelangen wir nach Leuktra, wo jene
berühmte Schlacht stattgefunden hat, die das Ende
von Spartas Vorherrschaft besiegelte. Hier, in der
fruchtbaren Asopos-Ebene, weihten die Athener dem
Epamainondas ein Siegesdenkmal. Mitten in der
Einsamkeit steht dieses beinahe schlichte, doch in
seiner Art grandiose Denkmal vor dem Hintergrund des
noch grandioseren Parnassos, auf dem Griechenlands
heiligste Stätte Delphi liegt.
Bei Haliartos, das im Krieg gegen
Perseus vernichtet wurde, befindet sich eine Grotte,
über der ein heute verfallener, antiker Wachtturm
errichtet wurde. Dort ist es der Gott Apollon mit
seinen nie fehlenden Pfeilen, der meine Hand lenkt,
als ich einen Stein auf einen beißwütigen Hund
werfe, der ihn aus noch 10 m Entfernung mit einem
dumpfen Krachen mitten auf den Rücken trifft. Doch
zurück zu unserem Feldzug.
Als das Heer des Xerxes auf Höhe von
Parapotamioi stand, ordnete der Achämenide eine
Abteilung von Soldaten ab, das Schatzhaus in Delphi
zu plündern. Als diese in die Höhen aufstiegen, auf
denen Delphi liegt, ereigneten sich große Wunder.
Die heiligen Waffen vom Tempel der Athena Pronaia
lagen plötzlich außerhalb des Tempels, ohne daß
menschliches Zutun hierfür der Anlaß gewesen wäre.
Just in dem Moment, als die Perser durch eine
Schlucht zum Heiligtum hinaufstiegen, lösten sich
zwei große Felsbrocken und erschlugen eine große
Zahl von ihnen. Die Fliehenden wurden von den
Delphern verfolgt und viele von ihnen niedergemacht.
Xerxes kannte ja die Tempelgaben in Delphi weit
besser als was sich unter seinen eigenen Schätzen in
Persien befand. Somit ging er diesmal leer aus. Auch
verkündete das Orakel den Persern den Untergang im
Falle, daß sie das Heiligtum plünderten. Daher
beschlossen sie, dies nicht zu tun, und meinten, der
Sieg müsse dann ihrer sein.
Hinter Delphi zweigt eine Straße nach
Amphissa im Gebiet der ozolischen Lokrer ab. Dorthin
flüchteten sich die Phoker nach der verlorenen
Schlacht bei den Thermopylen. Diese Stadt besitzt
eine mächtige, außerordentlich steil über dem Tal
gelegene Festung. Schier uneinnehmbar thronen die
Reste der Akropolis in dieser exponierten Lage vor
dem Hintergrund einer berauschenden Gebirgskulisse
über der Stadt.
Vielleicht ist es an dieser Stelle
angebracht, über das Griechenvolk im allgemeinen ein
paar Worte zu verlieren. Während uns nämlich die
alten Griechen jeden erdenklichen Respekt abnötigen,
müssen wir uns über die heutigen Griechen sehr
verwundern, denn dieses Volk ist roh und ungebildet.
Kaum einer spricht Englisch. Gute Tischmanieren
kennt man nicht. Während er noch den Mund voll hat,
spricht der Grieche laut und spuckt dabei die Hälfte
wieder aus. Man ißt in diesem Land grundsätzlich mit
offenem Mund. Führt der Grieche das Glas zu den
Lippen, so wird dabei der Ellbogen aufgestützt. Ist
er mit dem Essen fertig, kaut er stundenlang am
Zahnstocher herum, so als wolle er auch diesen noch
verschlingen. Gar mancher holt sich die Speisereste
mit den Fingernägeln aus den Zähnen.
Die Preise sind generell
unangemessen, die Hotels unsauber, die Menschen
schmutzig und zugleich überernährt. Freundlichkeit hält sich
in Grenzen. Wer etwas kaufen will, dem kann es
passieren, daß er überhaupt nicht beachtet wird, so
daß er sich, wenn er zahlen will, an der Kasse
gänzlich überflüssig vorkommt. Die Männer sitzen bei
Tage, dem Müßiggange frönend, im Schatten und
ergehen sich im Trinken, auch wenn es nur geringe
Mengen sind. Dafür lassen sie sich dann stundenlang
Zeit. Dabei wird meist heftig diskutiert, aber worum
es dabei geht, läßt sich nur schwer erahnen, zumal
sich in den kleinen Dörfern meist nicht viel
ereignet. Kaum eine Tankstelle akzeptiert
Kreditkarten, auch die Hotels nehmen oft nur Cash.
Schließlich beklagt sich gar mancher Grieche über
die vielen Albaner im Lande und vergißt dabei ganz,
daß man auch ihm in den Industrieländern eine
dauerhafte Bleibe gegeben hat.
Nachdem wir nun über Xerxes und
seinen Zug gegen Hellas nichts mehr zu berichten
wissen, beschreiben wir noch in Umrissen unsere
Rückreise, die uns entlang des Golfs von Korinth ans
Ionische Meer hinüberführt. An dessen Nordufern
finden sich ausgesprochen wenige namhafte Städte
antiken Ursprungs. Das mag zum einen an den steil
bis ans Meer herantretenden Gebirgen liegen,
andererseits führen durch diese auch kaum
Verkehrswege. Wir begrüßen das, denn die wenig
befahrene Nationalstraße eröffnet zahlreiche
Möglichkeiten zum Aufsuchen abgeschiedener
Badebuchten. Von einigen Exkursionen soll aber schon
noch berichtet werden, etwa von der auf die antike
Festung Glypha.
Deren Eroberung habe ich mir
buchstäblich mit meinem Blute erkauft. Sie liegt von
unten kaum sichtbar auf einem ins Meer
hinausragenden Kap über dem Dorf Glyphada. Natürlich
weiß von den Einheimischen wieder keiner, weder wie
man dort hinkommt, noch daß es dort droben überhaupt
etwas gibt. Die Leute sehen einen nur fragend an,
wenn man sie danach fragt, obwohl sie doch
angeblich, wie es eine Griechin einmal zutreffend
formuliert hat, „alle kleine Archäologen sind“.
Somit müssen wir uns unseren Weg selber suchen,
indem wir um den ganzen Berg einmal herumfahren, bis
wir einen geeigneten Anstieg finden. Für die
Begehung der Glypha bräuchte man eigentlich festes
Schuhwerk und langärmelige Kleidung, um einen
einigermaßen guten Schutz gegen die Stacheln und
Disteln zu haben. Zum zweiten unternehmen die
Griechen alles, um einem das Leben schwer zu machen.
Wo es geht, stellen sie Hindernisse auf.
Wegmarkierungen, die zum Ziel führen, kennt man in
dem Land nicht. Jahrelanger Aufenthalt als
Gastarbeiter in Deutschland war bei vielen Griechen
sinnlos, sie haben nichts dazugelernt. Gleichwie,
aufgrund der großen Hitze laufe ich fast nackt, und
dementsprechend verteilen sich die blutigen Kratzer,
die ich mir beim Hindurchkämpfen durch widerwärtiges
Gestrüpp geholt habe, über meinen ganzen Körper.
Während des gesamten Auf- und Abstiegs grollt Zeus
im Hintergrund vom Gebirge herab. Um so
verheißungsvoller ist es dann, als ich auf dem
Gipfel stehe. Die Aussicht ist einfach wunderbar:
die vorgelagerten Inseln, das tiefblaue Meer, die
langen Strände üben eine Faszination auf mich aus,
die sich ins Euphorische steigert. Unser Fahrzeug
unten an der Straße nimmt sich nur mehr ganz winzig
aus, und dementsprechend kurz kann ich meinen
Aufenthalt auch nur bemessen.
Unser nächstes Ziel ist die einstige
venezianische Hafenstadt Lepanto. Die vereinigte
venezianisch-spanische Flotte, verstärkt durch
Schiffe des Malteserordens, lief von hier im Jahre
1571 zu den westlich gelegenen Oxeiai-Inseln aus,
den „spitzen“, wo die eigentliche Seeschlacht
stattfand. Danach endete die Vorherrschaft der
bislang unbesiegt gebliebenen türkischen Armee,
herbeigeführt durch den Seesieg der europäischen
Mächte.
Über der Stadt thront noch ein altes
venezianisches Kastell, das auf den antiken
Fundamenten der Akropolis von Naupaktos errichtet
wurde, von wo man einen malerischen Blick auf den
darunter liegenden kleinen Hafen hat. Dieses
Naupaktos hat sich noch viel von seinem
ursprünglichen Charme bewahren können. Schon am
frühen Morgen sitzen die Männer in geselligem
Beisammensein im Kafeneion und genießen ihren Mocca,
darunter ein nicht unerheblicher Prozentsatz
griechisch-orthodoxer Mönche, die sich hier ganz
zwanglos unter die Bevölkerung mischen, so als
würden sie dazu gehören. Der Grieche nämlich, von
Natur aus faul, bringt die besten Stunden des Tages,
den kühlen Morgen, im Müßiggang zu. Wenn dann im
Laufe des Tages die mittägigen Temperaturen ihre
Höchstwerte erreichen, redet er sich, nur um nicht
anpacken zu müssen, darauf aus, daß er wegen der
großen Hitze nicht arbeiten könne. Ich frage mich
daher nicht ohne Grund, wie das alte Griechenvolk es
bewerkstelligen konnte, in so kurzer Zeit derart
gewaltige Steinmassen zu verarbeiten, angefangen mit
dem Brechen der Steine über das Behauen bis hin zum
Bewegen und Hochheben der Lasten. Sicher hätte ihm
das niemals gelingen können, wenn es schon damals so
untätig gewesen wäre und nutzlos herumgesessen
hätte. Doch zurück zu unserer Reise.
Westlich von Lepanto, am
Kaledonischen Busen, befindet sich hoch über dem
gleichnamigen Ort auf einer Bergkuppe das alte, am
Berg Taphiassos gelegene Makynia, von dem aus man
eine beeindruckende Weitsicht genießt, auf das
gegenüber auf der Peloponnes liegende
Panachaiko-Gebirge sowie auf die den Golf von
Korinth an seiner schmalsten Stelle überspannende
Brücke nach Patras. Zu sehen sind noch Reste der
Akropolis, das Fundament eines Tempels sowie ein
griechisches Theater.
Wir folgen nun dem weiteren Verlauf
der Küste, wenden uns dann ins aitolische
Hinterland, wo wir schon bald ins Euenostal kommen.
Hier liegt das alte Kalydon, eine Stadt gewaltigen
Ausmaßes. Sie besitzt zwei Akropolishügel, die beide
von einer Mauer eingefaßt waren, welche freilich bis
auf die Grundfesten abgetragen sind. Zu sehen sind
noch ein sogenanntes Heroon sowie je ein Heiligtum
der Demeter und des Laphraiischen Apollon. Die Stadt
liegt heute weit vom Meer entfernt, in der Antike
jedoch dürfte das Meer viel näher an die Stadt
herangereicht haben. Der Ausblick auf die
fruchtbaren Hänge des Arakynthosgebirges verleihen
dem Ort jene außergewöhnliche Schönheit der Lage,
die einer griechischen Stadt nie fehlt.
Nach einiger Zeit zeigt rechts ein
Hinweisschild nach Halikyrna, welches bei Strabon
als Flecken erwähnt wird. Unsere Suche bleibt jedoch
erfolglos, da die Einheimischen wieder einmal
widersprüchliche Auskünfte erteilen, so daß wir die
Nachforschung aufgeben müssen. Das antike Pleuron
hingegen kann man schon unten von der Straße aus gut
erkennen. Es gibt hier außer langen Mauern, die sich
bis auf den Berg hinaufziehen, nichts weiter zu
besichtigen. Da in Pleuron gerade
Ausgrabungsarbeiten im Gange sind, ist das Gelände
für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und
hermetisch abgeriegelt. Mit meiner gewohnten
Leichtfüßigkeit hechte ich kurzentschlossen über die
Absperrung und betrete verbotenes Gelände, weil mich
ärgert, daß überall in ganz Griechenland nach drei
Uhr nachmittags nichts mehr besichtigt werden darf.
Dabei entgeht meiner Aufmerksamkeit völlig, daß ich
am Eingang von einer Videokamera eingefangen werde.
Nun befällt mich ein beklemmendes Gefühl, daß man
unser Gefährt aufgrund des aufgenommenen
Kennzeichens polizeilich ermitteln könnte und wir
mit einer hohen Geldbuße zu rechnen hätten.
Da wir uns hinsichtlich des noch
zurückzulegenden Weges bedeutend verschätzt haben,
müssen wir für heute einige Ausgrabungen fallen
lassen, so etwa Oiniadai an der Acheloos-Mündung,
heute weit vom Meer entfernt, oder das Asklepieion
in Trichonion. Um Stratos, die seinerzeit größte
Stadt Akarnaniens, kommen wir jedoch nicht umhin. Zu
den vielfachen Widrigkeiten weglosen Gehens kommen
jetzt neben Disteln, Kletten und anderen Stacheln
auch noch Feigenkakteen hinzu. Diese sondern bei
Berührung ein staubiges Gemisch kleiner und
kleinster Stacheln ab. Mein Hemd kann ich
anschließend nicht mehr tragen, denn das Nesseln
wandert über den Hals den Rücken hinab bis zu den
geheimsten Stellen. Hat man den einen Stachel
herausgezogen, sticht es sofort an anderer Stelle.
Darüber ist es Abend geworden, so daß wir auf der
noch verbleibenden Strecke das meiste unbeachtet
lassen müssen.
Bei Amphilochoi stoßen wir auf den
Ambrakischen Meerbusen, dem wir bis Vonitsa folgen.
Als wir in Höhe Aktion kommen, versinkt die Sonne
glutrot im Meer. So ähnlich schwand auch Kleopatras
Stern, als sie zusammen mit Marcus Antonius die
Herrschaft über Rom zu gewinnen suchte. In der
Seeschlacht bei Actium siegte Octavian, der spätere
Kaiser Augustus, über seinen Kontrahenten. Noch
heute liegen vor Aktion die Schätze der Kleopatra
auf dem Grunde des Meeres und warten nur darauf,
geborgen zu werden. Über einen Damm, der die Insel
Leukas mit dem Festland verbindet, gelangen wir in
den Hauptort der Insel, in dessen Nähe wir unser
Quartier nehmen.
Frisch gerüstet geht es am
darauffolgenden Tag hinaus nach Aktion. Leukas, das
früher mit dem Festland verbunden war, wurde durch
einen künstlich angelegten Isthmus zur Insel
gemacht. Die Leukadier nahmen mit drei Schiffen an
der Seeschlacht bei Salamis teil. Von der antiken
Stadt ist nicht mehr viel erhalten, einige
Hausfundamente sowie die Stadtmauern sind beinahe
alles, was es dort noch zu sehen gibt. Von der
Akropolis hat man einen reizvollen Blick auf den
Hafen der Stadt. Obwohl wir fast den ganzen,
innerhalb der Mauern gelegenen Hügel abgesucht
haben, können wir das in der Beschreibung angegebene
Theater nicht finden; auch die mit der Ausgrabung
befaßten Arbeiter können uns dazu nichts Näheres
sagen. Was die Suche in Leukas, einer Pflanzstadt
Korinths, besonders erschwert, sind die zahlreichen
Spinnweben, die jeweils von Baum zu Baum verlaufen.
Auch wenn es sich bei Spinnen um eine besonders
geschützte Tierart handelt, so kommen wir meistens
dennoch nicht umhin, die klebrigen Fäden
aufzutrennen, um uns freie Bahn zu schaffen.
Lefkada-Stadt besitzt einen
ausgezeichneten Jachthafen. Die Durchfahrt schützte
früher das Fort Sankt Georg. Von der venezianischen
Festung San Mauro hat man einen ausgezeichneten
Blick über die Lagune und zur Insel. Bei Aktion
nähern wir uns zugleich der engsten Stelle am Golf
von Ambrakia, und ohne daß wir es so recht wollen,
befinden wir uns auch schon innerhalb der
Kontrollzone, wo wir eine Gebühr für die Benutzung
des Unterwassertunnels auf die andere Seite der
Meerenge entrichten müssen. Bei Aktium, dem
griechischen Aktion, von dem wir kaum etwas erspäht
haben, liegt ein größerer Jachthafen und ein die
Engstelle bewachendes Fort. Da der Ort aber auch
landschaftlich nicht überaus reizvoll ist, setzen
wir unsere Fahrt bis Nikopolis fort. Dieses liegt
unweit von Preveza und wurde von Octavian anläßlich
seines Seesieges bei Actium gegründet. Berühmt ist
Nikopolis vor allem durch seine planmäßige Anlage
nach Art eines römischen Kastells, mit vier einander
gegenüberliegenden Toren und zwei sich kreuzenden
Hauptstraßen. Die Römer erbauten ihre Mauern schon
nicht mehr in gleicher Mächtigkeit, wie es die
Griechen zu tun pflegten. Mehr und mehr wurden
inzwischen auch Ziegel verwendet, die Größe der
Mauerquader nahm im Laufe der Zeit beträchtlich ab.
Unsere weitere Fahrt verläuft nun
längs des Ionischen Meeres. Bei Nekryomanteion, das
wir als nächstes erreichen, lag einst ein Eingang
zur Unterwelt. Reste einer mykenischen Mauer
umgürten noch heute eine christliche Basilika. Zu
Füßen der Grotte liegt ein See, in den der Acheron
mündet. Hier war auf seinen Irrfahrten Odysseus zu
Gast und stattete den Toten im Hades einen Besuch
ab. Es ist schon ein einigermaßen gemischtes Gefühl,
so nah an der Schwelle des Todes zu stehen, wo
Himmel, Hölle und Läuterungsberg so dicht
aufeinandertreffen. Zu sehr hätte es uns gereizt, in
die neun Kreise der Hölle abzusteigen, um den
Erzverräter Judas und die Cäsarmörder Cassius und
Brutus im Eise erstarrt zu sehen, den Höllenhund
Cerberus zu streicheln und uns von Charon über den
Acheron setzen zu lassen. Der Fährmann jedoch, er
wird auf uns warten müssen, denn uns will niemand
einlassen. Vielleicht sollten wir aber auch froh sein, daß uns die Hölle so schnell wieder ausspuckt.
Also sagen wir Persephone Lebewohl und kehren
schnurstracks ins irdische Paradies zurück.
Die ganze Umgebung des Acheron-Tales
strahlt nicht nur einen Hauch von Mystik aus, hier
liegen auch einige der schönsten Plätze, mit denen
wir auf dieser Reise Bekanntschaft gemacht haben,
konzentriert um die Ortschaft Parga, die mit
idyllischen, von wilden Felseilanden durchsetzten
Buchten aufwartet, mit pappelbekränzten Hängen,
zwischen die sich helle Sandstrände schmiegen. Von
fern sieht man schon die Insel Kerkyra aufragen.
Sodann geht ein Gewitterregen über uns nieder, auch
so etwas gibt es; wir haben das in den vierzehn
Tagen nur zweimal erlebt, und auch dann nur kurz.
Parga gilt nicht nur unter Kennern als Geheimtip, es
ist der Inbegriff des Massentourismus schlechthin.
Über dem Ort liegt in
schwindelerregender Höhe das Kastell Erimokastro,
das einen beeindruckenden Tiefblick wie aus dem
Bilderbuch gewährt. Bei Karavostasi in der Nähe von
Perdika liegt die Akropolis von Dimokastro, der
Zwillingsburg, so jedenfalls wird sie von den
Einheimischen genannt. Genauer gesagt handelt es
sich um die antike Stadt Elina, eine Kolonie der
Korinther. Auf den Hinweisschildern ist allerdings
kein Name angegeben, vielleicht, weil die Fachwelt
sich noch nicht einig ist, wie der antike Ort
wirklich heißt. Jedenfalls ist der Weg dorthin
äußerst schwer zu finden, doch mit dem geschulten
Auge eines Hobbyarchäologen verfüge ich mittlerweile
über eine ganz gute Spürnase, die mir sagt, wo
versunkene Städte sich verbergen können.
Als die Sonne glutrot über Kerkyra
versinkt, erreichen wir auch schon unser Hotel in Sivota,
in der Nähe der von Strabon erwähnten Sybota-Inseln.
Auch dieser Ort besitzt einen malerischen
Fischereihafen, der Seglern idealen Schutz gewährt,
und hat sich vom Fischerdorf zum Touristenort
gemausert. Daß es in Griechenland kaum noch einen
Fleck gibt, der vom Touristenrummel verschont
geblieben wäre, muß uns nachdenklich stimmen. Das
Land, von Natur aus mit landschaftlicher Schönheit
gesegnet, leidet schwer unter der Einwirkung des
Menschen. Nicht nur, daß ganze Berge abgetragen
werden, auch der Straßenbau hat überall sichtbare
Spuren an den Hängen hinterlassen,
Telegraphenleitungen und Hochspannungsmasten
verderben so manches Bild. Großzügig ausgebaute
Autobahnen durchfurchen, wo früher schmale,
romantische Sträßchen verliefen, die Landschaft. Die
Wälder sind bereits in der Antike dem Schiffsbau zum
Opfer gefallen, und überall lagert der Grieche in
freier Natur seinen Müll, der bisweilen zum Himmel
stinkt, damit ihn auch die Olympischen Götter
riechen. Ganze Hänge mußten wegen drohender Erosion
durch Stützmauern vor dem Abrutschen gesichert
werden. Angefangene Bauprojekte, alsbald wieder
aufgegeben, bleiben als Ruinen zurück, ohne daß sich
im weiteren jemand darum kümmert. Über
Geschmack läßt sich sicherlich streiten, aber die
Betonklötze von heute haben mit klassischer
Architektur nichts mehr gemein, sie sind längst
nicht mehr aufs Schöne ausgerichtet, sondern dienen
nur noch dem Zweckmäßigen. Hitzeperioden trocknen
regelmäßig das Land aus, doch was gibt es
Widersinnigeres, als für die künstliche Bewässerung
noch mehr Energie zu verbrauchen? Das gleiche gilt
für Klimaanlagen, ohne die man in Griechenland nicht
auskommt und wo man sich fragt, wie die alten
Griechen solche Temperaturen ertragen konnten, da
sie doch auch schlafen mußten. Vielleicht erklärt
das auch, warum die meisten antiken Städte in
luftigen und kühlen Höhen erbaut wurden.
Auch der nächste Ort, durch den wir
kommen, Plataria, besitzt einen Hafen, der für
Segelfreunde durchaus besuchenswert erscheint. Bald
danach erreichen wir Igoumenitsa, eine häßliche
Hafenstadt, in der man allenfalls einige Albaner
herumstreunen sieht, und die sonst nicht viel
bietet. Von hier aus führen Fährverbindungen zur
Insel Kerkyra. Die Kerkyraier sagten den
griechischen Bündnispartnern im Kampf gegen Xerxes
zunächst ihre Unterstützung zu, bemannten auch 60
Kriegsschiffe; als es dann aber darauf ankam, ihre
Zusage in die Tat umzusetzen, verhielten sie sich
solange abwartend, bis die Seeschlacht bei Salamis
vorbei war, ohne daß sie sich irgendwie aktiv daran
beteiligt hätten. Soviel zur brüderlichen
Hilfsbereitschaft der Griechen, mit der es schon
früher nicht weit her war. Auch der Tyrann Gelon von
Syrakus verhielt sich ähnlich „bündnistreu“, obwohl
die Syrakusaner ihrer Herkunft nach Korinther sind.
Er sagte seine Beteiligung nur unter der Bedingung
zu, daß man ihm den Oberbefehl über die Flotte
übertrage, welches Ansinnen von den übrigen Griechen
aber mit Recht zurückgewiesen wurde.
Von Igoumenitsa brechen wir nun auf zu
unserer Durchquerung Griechenlands, die uns vom
Ionischen Meer hinüber zum Aigaiischen bringen soll.
Wir haben uns dafür zwei Tage vorgemerkt, und unser
erstes Ziel, welches wir anvisieren, ist die
Orakelstätte Dodone. Da wir nur einen Zwischenstop
einlegen wollen, wählen wir für dieses Unterfangen
die Transgraeca, die Autobahn A2, um, wo es geht,
die um vieles längere Nationalstraße nach Ioannina
zu vermeiden. Bei allem Respekt vor der Natur! aber
diese neu angelegte Trasse, die nicht dem Gelände
folgt, sondern der kürzestmöglichen Verbindung, ist
eine technische Meisterleistung.
Zwischen Saloniki und Petousio
befindet sich eine frühchristliche Siedlung und
darüber die sogenannte Rote Burg, wie sie im
Volksmund heißt. Ihren richtigen Namen haben wir
nicht herausfinden können, aber sie scheint
spätmittelalterlich zu datieren, denn das grobe
Bruchsteinmauerwerk läßt kaum einen anderen Schluß
zu.
Nach einer entspannenden Fahrt auf
der hochmodernen, kaum benutzten Autobahn durch die
Berge von Epirus gelangen wir an die älteste
Orakelstätte Griechenlands, nach Dodone, über
welches die Hyperboreer ihre Weihegeschenke nach
Delos sandten. Als die Pelasger noch ihren Göttern
zu opfern pflegten, riefen sie diese nicht mit ihrem
Namen an, denn sie kannten diese im einzelnen noch
nicht; also fragten sie deswegen beim Zeus-Orakel
von Dodone an, das damals noch das einzige in
Griechenland war. Das Orakel verkündete den
Pelasgern, sie sollten die Götternamen der Barbaren
übernehmen, und von den Pelasgern haben sie später
die Hellenen übernommen.
Die alten Heiligtümer, von denen
Herodot berichtet, sind vergleichsweise kleine
Tempel, das gewaltige Theater kam erst zu Beginn des
3. Jahrhunderts v. Chr. hinzu.
Dodone ist zwar nicht so berühmt wie Delphi, kann
sich aber, was die Einbettung in die großartige
Landschaft ringsum anbelangt, durchaus mit diesem
messen. Orakelstätten liegen ja meist nicht am Meer,
sondern unzugänglich im Landesinnern, in vielfach
entlegenen, höheren Bergregionen. Sie verleihen sich
damit den Anstrich des Entrückten,
Weltabgeschiedenen. Daß die weissagenden
Priesterinnen dennoch über alles Geschehen in Hellas
und im übrigen Barbarenlande sehr genau unterrichtet
waren, muß an einem gut funktionierenden
Informationssystem gelegen haben. Vielleicht wurden
aber auch die, welche das Orakel befragten, von den
Tempeldienern vorher hinreichend ausgehorcht, damit
die Verkündigung des Spruches einen desto
nachhaltigeren Eindruck hinterlassen sollte.
Was weiter? Über Ioannina, das am
gleichnamigen See liegt, auf den sich immer wieder
herrliche Tiefblicke ergeben, geht es weiter durchs
Pindosgebirge. Die neugebaute Autobahn A2 ist erst
in Teilabschnitten fertiggestellt, so daß wir den
weitaus längeren Weg über die Nationalstraße nehmen
müssen. Sie schwingt sich bis in Höhen von 1700 m
auf und gewährt immer wieder phantastische
Aussichten auf die Bergwelt ringsum und hinab ins
Tal. Erst nachdem wir den Katera-Paß überwunden
haben, wo es im Winter auch schneien kann, ist die
Wasserscheide überschritten. Fortan fließen alle
Bäche und Flüsse ins Aigaiische Meer.
Genau zur rechten Zeit, als die Sonne
sich im Abendlicht in den wärmsten Farbtönen
spiegelt, erreichen wir Kalambaka zu Füßen der
Meteora-Klöster. Vor uns taucht eine Welt wie aus
dem Märchenbuch auf: Umgeben von Zacken, Zapfen,
Kronen, Nadeln, Nasen, Spitzen und Spornen, und was
Hermann Löns sonst noch dazu eingefallen wäre,
gelangen wir in eine der wildesten und
ursprünglichsten Erosionslandschaften Europas. Die
rötlichen, von zahlreichen Höhlungen durchsiebten
Steilwände waren früher Wohnorte von Einsiedlern und
Asketen, die sich ihr Essen an Seilen heraufkommen
ließen, ansonsten aber in völliger Abgeschiedenheit
ein nur Gott geweihtes Dasein fristeten. Seitdem
bekannt geworden ist, daß Gott keinen Unterschied
macht zwischen solchen, die an ihn glauben und die
ein frommes Dasein führen, und solchen, die es nicht
tun, ist es auch hier still um ihn geworden. Viele
Höhlen in den Wänden wurden zugemauert, für solche,
die es mit der Askese nicht so genau nahmen, aber
trotzdem mönchisch leben wollten. Etlichen der
Felstürme sind, Storchennestern gleich, ganze
Klöster aufgesetzt worden. Wie die Türme einer
Ritterburg ragen sie in den Himmel, und nur durch
Aufzüge konnten sie versorgt werden.
Jene Welt der Meteora-Klöster atmet
den Hauch des Bizarren, die Natur hat hier
Erosionsformen geschaffen, die mit Unvergleichlichem
aufwarten. Mir wenigstens sind nur wenige
Landschaften bekannt, die einen Vergleich damit
aushalten. Es kommt mir vor wie ein Geschenk
des Himmels, wie ein großer Gnadenakt, daß wir
solches erleben dürfen. Und weil es Lots Weibe
verboten war, sich umzudrehen, so schauen auch wir
diese Bilder nur einmal, denn wollten wir jenes der
Wirklichkeit Entrückte ein zweites Mal erblicken, so
müßten wir darum fürchten, vor seiner Schönheit zu
erstarren. Es könnte dann sein, daß wir auf einmal
das Schöne nicht mehr empfänden und die
hinterlassenen Eindrücke wie weggewischt wären.
Somit wird uns schlagartig klar, wie wahr doch das
Sprichwort ist, daß man aufhören soll, wenn es am
schönsten ist. Dies bewahrt uns nicht nur vor
Übelkeit, sondern hinterläßt auch einen guten
Nachgeschmack. Wir werden niemals mehr hierher
zurückkehren, denn was wir gesehen haben, reicht
beinah für die Ewigkeit. Als wir spätabends im alten
Dorf Kastraki unser Abendessen einnehmen und über
uns ein prachtvoller Sternenhimmel zu leuchten
beginnt, sind wir eins mit dem Ur-Einen, der
Schleier der Maya ist zerrissen, und uns ist, als
säßen wir auf dem blumenbekränzten Wagen des
Dionysos, unter dessen Joche Panther und Tiger
schreiten. Doch vielleicht ist dies auch nur die
berauschende Wirkung des Weines, dem wir mehr als
uns guttut zusprechen, jenem köstlichen Retsina, den
wir am Abschluß unserer Reise durch Hellas, einer
Reise, wie sie großartiger nicht hätte sein können,
in vollen Zügen genießen.
Am nächsten Tag, dem letzten unserer
Reise, fahren wir zurück nach Thessaloniki, unserem
Ausgangspunkt am Thermaiischen Golf. Die Fahrt geht
durch landschaftlich uninteressante Gegenden, und
bereits haben wir wieder den Haliakmon erreicht, der
wenig Wasser führt. Unterwegs machen wir noch
sporadische Abstecher zu einigen weniger bekannten
archäologischen Stätten. Was es allerdings in
Dafnero geben soll, das verschließt sich uns völlig,
aber so ist das nun einmal mit den Griechen: Sie
führen einen 20 km abseits für nichts und wieder
nichts. Schon im Mittelalter waren sie bekannt
dafür, daß sie ganze Kreuzritterheere in die Irre
führten, die dann eine leichte Beute für die Türken
wurden. In der Nähe von Palaiokastro, am Fluß
Tservenia bei Siatista, sind noch Fundamente
steinzeitlicher Häuser zu sehen, die es aber kaum
wert sind, daß man sie photographiert. Auch
Xirolimni und Metamorfossi lassen wir links liegen.
Bei Alexandria verlassen wir die
Autobahn und fahren hinauf nach Pella. Von der alten
Stadt, die bei einem Erdbeben im ersten
vorchristlichen Jahrhundert zerstört wurde, ist bis
auf die Grundmauern nicht mehr viel mehr erhalten
geblieben. Pella war Residenz der makedonischen
Könige, der Königspalast liegt nordwestlich der
Stadt. Bei der gegenwärtig brütenden Sommerhitze hat
man aber auch dort nicht mehr als einen glasigen
Blick auf die allzu fernen Berge; ringsum erstreckt
sich eine weite Ebene. Die Stadt liegt weder
exponiert noch macht sie überhaupt einen wehrhaften
Eindruck, vielleicht war sie auch gar nicht
befestigt. Somit erscheint uns die Gelegenheit
günstig, einiges über die Makedonen loszuwerden.
Die Makedonen unterscheiden sich
hinsichtlich ihres Äußeren deutlich von den
Griechen, sie haben größere Köpfe, rundere Schädel
und kürzere Hälse als diese, dazu einen meist
untersetzten Körperbau. Ihre slawische Abstammung
läßt sich nicht leugnen, die Blutgruppe B tritt bei
ihnen überdurchschnittlich häufig auf. Auch die
Ortsnamen in Makedonien enden häufig auf die Silbe
-itsa, was dem deutschen -itz entspricht und ein
sicheres Indiz für slawischen Einfluß ist. Soviel zu
den Makedonen, die übrigens noch Stammverwandte im
ehemaligen Jugoslawien haben.
Unsere Reise nimmt nun ihren
Abschluß, so daß ich eine kurze Zusammenfassung
dessen geben möchte, was wir in den vergangenen
vierzehn Tagen erlebt haben. Wir haben insgesamt
mehr als 3500 km zurückgelegt und dabei ein
Besichtigungsprogramm absolviert, das sich sehen
lassen kann. Nachdem ich nochmals nachgezählt habe,
waren es genau 67 antike Stätten, die wir insgesamt
aufgesucht haben. Der normale Urlauber, wenn er denn
nach Griechenland kommt, sieht vielleicht die
Akropolis in Athen, vielleicht noch Korinth oder
Delphi, und er gewinnt damit einen nur sehr
begrenzten Eindruck von dem, was Griechenland einmal
war. Die Geschichte des antiken Griechenland spielte
jedoch nicht nur in Athen und Sparta, sondern
vollzog sich im gesamten hellenistischen Raum. Über
gar manchen Ort gäbe es noch Interessantes zu
berichten, denn mit fast jeder antiken Stätte
verbinden sich irgendwelche mythologische oder
geschichtlich überlieferte Namen, seien es nun
Staatsmänner, Feldherrn, Künstler oder Philosophen.
Sie alle zu nennen, würde den Rahmen unserer
zeitlich doch sehr begrenzten Reise sprengen. Über
vieles sind wir im Laufschritt hinweggegangen, denn
unser Ziel war es gewesen, die Stätten der größten
Gefahr und Bedrohung aufzusuchen, in der
Griechenland, ja das ganze Abendland, sich jemals
befunden haben. Wir haben den originalen Weg des
Xerxes nachgezeichnet, von den Dardanellen bis nach
Athen, über Salamis nach Plataiai. Zahlreiche
kriegerische Begegnungen haben wir auf unserem Wege
ausgefochten, doch eben auf unsere Art. Vollkommenes
konnten wir nicht leisten, insofern unterscheiden
wir uns doch sehr von den alten Griechen.

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2008, Manfred Hiebl. Alle Rechte vorbehalten.