Die folgende Beschreibung ist aus
Tagebuchaufzeichnungen hervorgegangen, die während einer
abenteuerlichen Reise gemacht worden sind, die uns von Venezuela
quer durch das Amazonas-Tiefland nach Paraguay führt. Ausgangspunkt
dieser Reise ist Caracas, die Hauptstadt Venezuelas. Wir erreichen
zunächst bei Ciudad Bolívar den
Orinoco, durchqueren die Gran Sabana, dringen weiter vor bis ins
Bergland von Guayana, wo wir die Grenze zu Brasilien
überschreiten, und gelangen dann durch die endlosen Weiten des
Bundesstaates Roraima in den Bundesstaat Amazonas, bis wir
schließlich bei Manaus auf den Zusammenfluß des Rio Solimões
mit dem Rio Negro treffen. Weiter geht es durch die Bundesstaaten
Rondônia, Mato Grosso und Mato Grosso do Sul ins Pantanal, den
"Großen Sumpf", sowie durch den Gran Chaco nach
Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Mit einem Abstecher zu den
Wasserfällen von Iguaçú, wo wir die Grenze zu Argentinien
überschreiten, und einem Ausflug zum Staudamm von Itaipú endet
diese Reise mit Zwischenstop in São Paulo in Rio de Janeiro.
Die Zeiten Federmanns oder
eines Alexander von Humboldt, wo man sich entweder hoch zu Roß
oder auf dem Wasserwege mit Hilfe eines Kanus fortbewegen mußte,
sind längst vorbei, so daß diese 6000 km lange Reise
heutzutage, vorausgesetzt es herrscht Trockenzeit, nicht mehr als
4 Wochen in Anspruch nimmt. Mit modernen Großraumflugzeugen
dauert die Anreise von Frankfurt kaum 13 Stunden, wenngleich man
etwas zerknirscht ankommt und sich erst einmal richtig
ausschlafen muß.
Die erste Übernachtung in
Caracas wäre gut überstanden, die Zeitverschiebung bereitet
noch einige Probleme. Mehrmals in der Nacht bin ich
schweißgebadet aufgewacht. Nur durch häufiges Duschen behält
man ein Gefühl allgemeinen Wohlbefindens. Nachdem ich mich gegen
vier Uhr früh nicht mehr entschließen kann, nochmals in mein
Bett zurückzukehren, verbringe ich den Rest der Nacht unter
freiem Himmel, unterm Sternenzelt. Obwohl man aufgrund der hohen
Luftfeuchtigkeit in den Tropen eine gute Sicht nicht erwarten
würde, ist der nächtliche Himmel dennoch außerordentlich klar.
Nach einer kurzen Zeit des Morgengrauens beginnt ein Tag mit
strahlendem Sonnenschein. Nach einem bescheidenen, wenngleich
"kontinentalen," Frühstück fahren wir von unserem
außerhalb der Stadt gelegenen Hotel mit unserer einheimischen
Reiseleiterin, die uns für diesen einen Tag zugeteilt worden
ist, ins Zentrum der Hauptstadt Venezuelas zu einer
Stadtrundfahrt. An Sehenswertem hat Caracas nicht viel zu bieten.
Da gibt es das Nationaldenkmal, die Plaza Bolívar als dem
kulturellen Mittelpunkt der Stadt und das Mausoleum Bolívars,
des großen Unabhängigkeitskämpfers. Eine Plaza Bolívar gibt
es übrigens in fast jeder größeren Stadt Südamerikas, so sehr
hat sich das Bewußtsein der erlangten Freiheit ins Gedächtnis
der Menschen eingeprägt. Caracas verbirgt sich geographisch
hinter einem etwa 1500 m hohen Gebirgszug eines Andenausläufers
in einem Längstal, das parallel zum Meer verläuft und aufgrund
seiner geschützten Lage mit einem äußerst milden und
angenehmen Klima gesegnet ist. Überragt wird dieses Tal vom
Hausberg von Caracas, der Silla, die eine Aussicht gewährt, die
schon der große deutsche Lateinamerikaforscher Alexander von
Humboldt als umfassend gerühmt hat. Leider ist die Seilbahn auf
den Berg derzeit außer Betrieb, so daß uns dieses Erlebnis
nicht vergönnt ist. Trotz seiner Höhenlage von ca. 920 m über
dem Meeresspiegel können wir in Caracas um die Mittagszeit noch
Temperaturen um die 35 °C messen.
Der Flughafen von Caracas ist
am Meer gelegen. Ausnehmend reizvoll ist der Landeanflug, wenn
man sich dem Flugplatz von Osten kommend nähert und dabei den
mit Regenwald gesäumten Küstenstreifen entlangfliegt, über dem
sich die Bäume von den Höhen der Küstenkordillere bis hinab
zum Meer erstrecken. Schöne Strände hat dieser Abschnitt der
Karibikküste aufgrund des Steilabfalls der Gebirge nicht zu
bieten. Diese scheinen wohl mehr in Richtung Isla de Margarita zu
liegen.
Neben den nur noch spärlich
vertretenen spanischen Kolonialbauten sticht vor allem die
moderne Wolkenkratzerarchitektur ins Auge. Besonders
beeindruckend sind die Hochhaussiedlungen des Mittelstandes, der
für venezolanische Verhältnisse durchaus schon der gehobenen
Schicht angehört.
Das Straßenbild wird geprägt
von Fahrzeugen nahezu ausschließlich amerikanischer Herkunft,
Straßenkreuzer von anno dazumal, die, durchweg verrostet, in den
Venezolanern dankbare Abnehmer fanden. Die vielen Grünflächen
der Stadt tragen dazu bei, daß der Abgasgeruch nicht so störend
empfunden wird, wie wir dies von anderen Großstädten gewohnt
sind. In den Einkaufsstraßen der Stadt wimmelt es nur so von
Angehörigen der verschiedensten Rassen, einschließlich aller
nur denkbaren Mischlinge, unter denen die Mulatten eindeutig
dominieren. Straßendiebstähle, die wir auch am eigenen Leib zu
verspüren bekommen, sind in der Innenstadt gang und gäbe. So
gesehen ist es durchaus verständlich, daß sich die Besitzenden
vor jeder Art von Kriminalität zu schützen suchen. Jedes Haus
hat seinen eigenen Bewacher. Selbst die Zufahrtsstraßen zu
bestimmten Wohnvierteln sind bewacht und werden gegen das
Betreten Unbefugter abgesichert.
Nach Darstellung unserer
einheimischen Reiseleiterin sind die Venezolaner ein
"faules" Volk. "Wer jedoch in diesem Land arbeiten
will", so meint sie, "der kann es hier durchaus zu
etwas bringen." Arm ist dieses Land aufgrund seiner reichen
Bodenschätze und Erdölvorkommen jedenfalls nicht. Nur ist das
Volk, wie so oft in lateinamerikanischen Ländern, aufgrund der
Staatskorruption meistens nicht der Nutznießer seiner
Ressourcen. So gesehen ist es nicht verwunderlich, daß die Slums
wie Pilze aus dem Boden schießen.
Nach einigen Pannen, die durch
den Ausfall des Fahrzeugs bedingt sind, erreichen wir von Caracas
aus mit drei Stunden Verspätung in gut zehnstündiger Fahrt, auf
zum Teil sehr guten Straßen, Ciudad Bolívar am Río de Orinoco.
Die Strecke, landschaftlich zwar kein besonderes Erlebnis, jedoch
mit sehr viel Grün überall und hie und da einem Ausblick auf
die Karibikküste, führt durch ein Gebiet, das im wesentlichen
mit Sekundärwald bestanden ist. Hier in Ciudad Bolívar befindet
sich die einzige Brücke über den Orinoco. Mich erinnert sie ein
wenig an die Golden Gate Bridge, obwohl sie farblich ganz anders
aussieht, nämlich weiß. Der Orinoco ist an dieser Stelle
lediglich einen Kilometer breit, also ausgesprochen schmal,
dafür um so tiefer.
Nachdem heute unser
eigentlicher Reiseleiter mit seinen einführenden Vorträgen
begonnen hat, kommt bereits einiges über seine Persönlichkeit
zum Vorschein, was einer eingehenden psychologischen Beleuchtung
wert zu sein scheint: Der Mann ist politisch ein Rechter, seine
Vorliebe für Hahnen- und Stierkämpfe verleiht ihm einen Hauch
von Brutalität, seine abschätzende Beurteilung der
einheimischen Bevölkerung entlarvt ihn als einen Rassisten. Die
dreißig Jahre, die er sich in Südamerika
"herumgetrieben" hat, und das harte Leben haben einiges
in ihm zerstört. Er lebt allein mit seinen Äffchen, fernab der
Zivilisation, in unmittelbarer Nachbarschaft von Indianern im
tiefsten Urwald Brasiliens, in Iquitos, das völlig von der
Außenwelt abgeschnitten ist und nur aus der Luft oder auf dem
Wasserwege versorgt werden kann. Seine Schilderungen des Landes
und seiner Bevölkerung mögen zutreffend sein, abgesehen von
einigen phantastischen Abschweifungen, seine Erklärungen noch so
überzeugend; immer wieder tritt in all seinen Äußerungen, die
nur allzu deutlich die erlebten Selbstzweifel durchscheinen
lassen, ein typisches Exemplar des Herrenmenschen in Erscheinung.
Daß sich hinter dieser Verbitterung ein schweres Schicksal
verbirgt, erfahre ich erst später, und erst dann gelingt es mir,
für diesen Charakter ein wenig Verständnis aufzubringen.
Das erste was wir erfahren ist,
daß niemals vor uns eine Touristengruppe, weder eine
europäische noch eine nordamerikanische noch eine australische,
auf dieser Route, die wir gewählt haben, das Amazonastiefland
durchquert hat.
Nun sitze ich in der
Abfertigungshalle des Flughafens von Ciudad Bolívar und warte
auf unseren Flug nach Canaima, das im wohl größten Nationalpark
Venezuelas gelegen ist. Die Abfertigung erfolgt in der zwanglos
unbürokratischen Art, die man von Mittelamerika her gewohnt ist.
Gerade noch habe ich das restaurierte Flugzeug des Jimmy Angel
photographieren können, mit dem dieser 1937 die nach ihm
benannten, 972 m hohen Wasserfälle entdeckt hat. Jimmy Angel und
sein Begleiter machten damals eine Bruchlandung auf eben jenem
Tafelberg, von dem der Angel Fall herabstürzt, blieben jedoch
unverletzt. Sie schafften es, sich über die senkrechten
Felswände in den Urwald abzuseilen und konnten sich auf diese
Weise retten. Der Salto Angel ist der höchste Wasserfall der
Erde.
Einer meiner Reisebegleiter,
ein gebürtiger Kanadier, läßt soeben eine weithin hörbare
Bemerkung über das Verhalten der Deutschen im Urlaub fallen,
ohne daß ihm jemand widersprechen würde: "Essen",
sagt er, " hat auf die Deutschen die größte
Anziehungskraft im Urlaub." "Da ist etwas Wahres
dran", denke ich mir, "wenn ich die Leute so manchmal
beim Furagieren beobachte."
Schon auf dem Flug zeichnet
sich ab, daß wir das Gebiet der Llanos verlassen haben und uns
dem bewaldeten Bergland von Guayana nähern. Eigentlich hätte
ich erwartet, mit einer kleinen Propellermaschine in den
Nationalpark geflogen zu werden, allein, dies sollte sich als ein
Irrtum erweisen. So verdanke ich denn meine erste Landung mitten
im Dschungel einer uralten Boeing 727-100 der nationalen
venezolanischen Fluggesellschaft Servivensa. Damit ist klar, daß
das Rollfeld nur geteert sein kann und wir nicht, wie ich es mir
in meiner naiven Vorstellung zurechtgelegt habe, auf einer
staubigen Sandpiste landen würden. Eigentlich logisch, wenn man
sich überlegt, daß der beträchtliche Tourismus in Canaima das
ganze Jahr über stattfindet! Bereits der Landeanflug mit einem
phantastischen Blick auf die tosenden Wasserfälle unter uns,
inmitten einer bizarren Landschaft, läßt einem das Herz höher
schlagen in Anbetracht dessen, was uns erwarten wird. Ich bin nun
schon mit den seltsamsten Zubringern von Flughäfen abgeholt
worden, aber noch niemals mit solch einem Gefährt, einem Traktor
mit Anhänger. Das letzte Mal, soviel ich mich erinnern kann, bin
ich damit auf meiner Abiturfeier gefahren. Unsere Agentin, von
der wir abgeholt und ins Campamiento gebracht werden, ist eine
blonde, blauäugige, gebrochen deutschsprechende Frau. Allein
ihre Art, wie sie übermächtig am Geld interessiert ist und uns
die Scheine förmlich aus der Hand reißt, mißfällt mir. Noch
während des Essens kassiert sie ab, wo doch keiner von uns von
hier fliehen könnte, jedenfalls nicht ohne Flugzeug, denn
Straßen gibt es nach Canaima keine. Ihr Deutsch hat eine so
ungewohnte, fast befremdende Sprachmelodie, die ich nie zuvor
gehört habe und für die ich auch keinen Akzent wüßte, der mir
bekannt vorkäme.
Canaima ist der größte und
wohl auch bekannteste Nationalpark Venezuelas. Die
charakteristischen Tafelberge gehören geologisch zu den
ältesten Gesteinsformationen der Erdkruste. Wenn man sie zum
ersten Mal sieht, fühlt man sich in eine andere, außerirdische
Welt versetzt.
Nach einem Begrüßungstrunk
werden die Zimmer vergeben. Ich habe eigentlich nichts anderes
erwartet, als daß wir in Doppelzimmern untergebracht werden. Das
Essen im Campamiento ist ebenfalls gut, so daß es uns an
bescheidenem Komfort nicht mangelt. Zum Glück habe ich die
ersten Sonnenstrahlen sofort dazu genutzt, Photos zu schießen,
denn das Wetter sollte nicht so bleiben. Die Regenzeit ist dieses
Jahr noch nicht zu Ende, obwohl es längst Zeit dafür wäre. Der
gesamte Nationalpark mit seinen unzähligen Wasserfällen, den
Tafelbergen, die mächtig aus dem Urwald herausragen, dem
tropischen Regenwald, der von zahlreichen Flußläufen
durchkreuzt wird, das Gewirr der Stimmen, all das kann nicht
anders bezeichnet werden als großartig. Leider trübt die
augenblicklich aufziehende Bewölkung ein wenig unser
Hochgefühl, aber damit muß man in diesen Breiten ständig
rechnen. Nichtsdestotrotz kehren wir alle trockenen Fußes von
unserer ersten Unternehmung in den Urwald zurück, obwohl wir
unseren Weg teils in Einbäumen, teils mit Jeeps und ein nicht
unbedeutendes Stück auch zu Fuß zurückgelegt haben. Ziel
unserer Wanderung ist der Salto de Sapo. Aufgrund seiner
Überhänge ist es möglich, unter dem Wasserfall
hindurchzugehen. Da wir trockenen Fußes nicht hindurchkommen,
müssen wir unsere mitgebrachten Badesachen auspacken. Nachdem
ich offenbar nicht allen entkleideten Damen die gebührende
Aufmerksamkeit schenke, werde ich zur Strafe als
"Tarzan" bespöttelt. Die Kameras und die Kleidung
werden in wasserdichte Plastikbeutel verpackt. Im Grunde ist nur
eine einzige Stelle unpassierbar, an der man sich nicht scheuen
darf, in die herabstürzenden Wassermassen hineinzutreten. Der
freie Fall wird jedoch durch mehrere Stufen soweit gemindert,
daß der Druck in der kurzen Zeitspanne, die das Hindurchtreten
erfordert, gerade noch auszuhalten ist. Nachdem wir nun so
richtig von Kopf bis Fuß naß geworden sind, bietet sich ein Bad
in den erfrischenden Fluten des Caroni-Flusses geradezu an. Die
Wasser des Caroni, eines Nebenflusses des Orinoco, sind
rostbraun. Der Fluß zählt somit zu den Schwarzwasserflüssen.
Schwarzes Wasser kommt aus allen Leitungen, und es ist wegen des
kalkfreien Urgesteins ziemlich weich. Man hat auch nach dem
Händewaschen das Gefühl, als ob immer noch Seife an den Fingern
ist. Selbst die weißen Schaumkronen der Wellen sind braun
gefärbt, was den Flüssen ein unansehnliches Aussehen verleiht,
gerade so, als befände man sich inmitten einer Kläranlage. Dies
darf jedoch, zumal es dort anders riechen würde, nicht darüber
hinwegtäuschen, daß man sich in einem der saubersten und
reinsten Biotope der Erde befindet, wo weder chemische noch
biologische Verunreinigungen die Wasserqualität
beeinträchtigen.
Das Klima ist erträglicher und
angenehmer geworden, der Schweiß fließt nicht mehr so in
Strömen wie noch die Tage zuvor. Dennoch ergibt die Messung eine
Temperatur von 27 °C und eine relative Luftfeuchte von 76 %. Ich
kann es einfach nicht glauben und vermute, daß das Meßgerät
falsch anzeigt oder aber, daß ich mich mittlerweile an das Klima
assimiliert habe und daher subjektiv anders empfinde.
Abends sitzen wir nicht mehr
allzulange beisammen, da sich die einmalige Gelegenheit bietet,
das Schlafdefizit der vergangenen Tage auszugleichen. So bleibt
es denn bei nur einem Cocktail, da der immense
Flüssigkeitsbedarf der letzten Tage nicht mehr gegeben ist. Nach
einem wohltuenden und erquickenden Schlaf machen wir heute
unseren Flug zum Salto Angel, wiederum mit Servivensa, und zwar
mit einer Propellermaschine vom Typ DC-3. Man gestattet uns, uns
vorne im Cockpit aufzuhalten, so daß mir dabei einige
ausgezeichnete Luftaufnahmen glücken. Wir fliegen zunächst den
Caroni-Fluß hinauf, bis wir plötzlich zwischen den Tafelbergen
den Angel Fall entdecken. Der gesamte Flußlauf ist von dichtem
Urwald bestanden. Die Wolkendecke liegt so niedrig, daß selbst
die Umrisse der Tafelberge von den Wolkenmassen verhüllt
bleiben. Hätten wir anstelle des trüben Wetters schönes Wetter
gehabt, wären die Flieger vermutlich deutlich höher geflogen,
und der Rundflug wäre wohl weit weniger abenteuerlich geworden.
Auf dem Rückflug ließen die Piloten die Maschine mehrmals so
weit absacken und eine Schräglage einnehmen, daß ich einige
Male geglaubt habe, das Flugzeug würde jeden Moment mit einer
Tragfläche die Wasseroberfläche berühren. Auch mit der Wartung
scheinen es die Piloten nicht so genau zu nehmen; auf der
Tragfläche tropft Öl aus den Leitungsdichtungen.
Glücklicherweise ist nichts passiert, sonst würde ich diese
Zeilen wohl nicht schreiben. Ich finde ein solches Verhalten
eines Piloten, auch wenn es sich um einen Schwarzen handelt,
ausgesprochen verantwortungslos, wenngleich es bei dem einen oder
anderen durchaus einen prickelnden Nervenkitzel ausgelöst haben
mag, so knapp über den Baumwipfeln zu fliegen. Nicht
auszudenken, was hätte passieren können, wenn außer dem
üblichen Geschaukele größere Turbulenzen zu verzeichnen
gewesen wären!
Nach diesem Erlebnis sitzen wir
alle ein bißchen abgespannt auf dem kleinen Flugplatz von
Canaima, mitten im Busch des Berglandes von Guayana, und warten
auf unseren Rückflug nach Ciudad Bolívar, der schon erheblich
verspätet ist. Auf Pünktlichkeit kommt es jedoch angesichts
dessen, was wir vorhaben - das Amazonastiefland sowie den halben
südamerikanischen Subkontinent zu durchqueren - überhaupt nicht
an, denn solche Eventualitäten müssen von vornherein
einkalkuliert werden.
Zwei Tage vergehen, an denen
sich nichts Besonderes ereignet. Wir haben Ciudad Bolívar auf
einer gut ausgebauten Autobahn verlassen und gelangen durch
landschaftlich uninteressantes Gebiet, die sogenannten Llanos,
nach Guasipati, wo wir übernachten wollen. Es erweist sich als
ausgesprochen schwierig, in diesem Ort eine
Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Nach längerem Suchen und
Herumfragen empfiehlt man uns das "Hotel de la Reina",
das an einer belebten und lauten Durchgangsstraße gelegen ist.
Der Innenhof des Hotels ist zugeparkt, so daß wir unser Fahrzeug
direkt an der Straße stehenlassen müssen, wo wir neugierigen
Blicken und Zugriffen ausgesetzt sind. Ich bereue es nicht, trotz
der ebenso lauten wie kaputten Klimaanlage ein Zimmer zu nehmen
und die Hotelübernachtung einer Übernachtung im Fahrzeug
vorzuziehen, nicht zuletzt, um den Auspuffgasen zu entgehen. Das
Abendessen verläuft in freundlicher Atmosphäre und unter
Begleitung von Gitarrenmusik. Das Frühstück am nächsten Morgen
nehmen wir nicht mehr im Hotel ein, sondern außerhalb des Ortes,
irgendwo in der "Pampa", wie unsere Insider sich
auszudrücken pflegen. Über die Ansiedlung El Dorado, die ebenso
trist wirkt wie die Menschen, die hier leben, verläuft unsere
Route weiter in Richtung brasilianische Grenze, schwingt sich
hinauf in Höhen bis zu 1300 m auf die Hochebene der Gran Sabana,
einer Graslandschaft, in der Wald nur noch an den Flußläufen
gedeiht. Unser Weg führt uns abermals durch den Nationalpark von
Canaima, den wir noch gestern überflogen haben. In der Ferne
erkennt man den das Landschaftsbild prägenden 2950 m hohen
Tafelberg Auyantepuí, von dem der Angel Fall herabstürzt. Im
Umkreis sieht man zahlreiche weitere Tafelberge, deren
bekanntester der 2810 m hohe Monte Roraima ist, der am
Länderdreieck von Venezuela, Brasilien und Guayana liegt. Die
Gran Sabana im Hochland von Guayana bildet die Grenze zum
brasilianischen Bundesstaat Roraima, der bereits zum
Einzugsgebiet des Amazonas gehört.
Nach den Berichten eines
Einsiedlers, der hier im Bergland von Guayana lebt, soll es oben
auf den Tafelbergen, die einem natürlichen Rückzugsgebiet für
vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten gleichkommen,
noch eine Gattung von Sauriern geben, die dieser gesehen haben
will und von denen er sogar Zeichnungen angefertigt hat. Nach
seiner Beschreibung sollen diese Tiere eine Höhe von eineinhalb
Metern erreichen, womit sie eine Miniaturausgabe ihrer
ausgestorbenen Vorfahren, der Dinosaurier, darstellen. Den
letztendlichen Beweis für seine Behauptung ist der Mann jedoch
bisher schuldig geblieben. Dies mag aber auch in der für
Eremiten typischen Art von Gleichgültigkeit der Welt gegenüber
begründet sein.
Wie sich im Laufe seiner
Erzählungen herausstellt, ist unser Reiseleiter ein
persönlicher Bekannter des bekannten Bestsellerautors Erich von
Däniken, nur teilt er dessen Theorien nicht ganz. Nach seiner
Auffassung ist Amerika bereits im 6. Jahrhundert von bretonischen
Mönchen entdeckt worden, die auch Frauen dabei gehabt haben
müssen. Jene sollen in der Nähe des heutigen US-Bundesstaates
Florida eine Ansiedlung gegründet haben. Zu ihnen stießen in
späteren Zeiten einige verstreute
Wikinger,
die in der Sage der Indianer als die weißen Götter in
Erscheinung treten. Die zahlreichen Verballhornungen
skandinavischen Wortguts in der Inkasprache können kein reiner
Zufall sein, so daß gewisse Theorien die Hochkultur der Indios
auf diese frühen Einwanderer Amerikas zurückführen. Eine in
Peru gefundene Vase, die einen afrikanischen Neger darstellt,
einen Weißen und einen Sikh mit Turban, legt ebenfalls Zeugnis
dafür ab, daß den Indianern lange vor Ankunft der Spanier das
Aussehen von Europäern, Asiaten und Afrikanern nicht unbekannt
gewesen sein kann. Das in der Kathedrale von Amiens verwendete
Brasilholz aus dem 13. Jahrhundert, das nur in Brasilien
vorkommt, ist ein weiterer Beweis dafür, daß Amerika bereits
vor Christoph Kolumbus mit Europäern in Kontakt getreten sein
muß. Möglicherweise war der Seeweg nach Amerika auch dem
portugiesischen Königshof bekannt, nur hat man ihn dort, wohl
aus politischen Gründen, geheimgehalten. Auf jeden Fall sind
alle diese Beobachtungen äußerst interessant und geben Anlaß
zu allerlei Spekulationen.
Nach einer Übernachtung im
Busch geht es am anderen Morgen sehr früh weiter. Gut, daß wir
die Grenzformalitäten noch am gestrigen Tag hinter uns gebracht
haben! Weil der Zöllner nicht auf seinem Posten ist und sich,
wie sich später herausstellt, mit der Ausrede, er fühle sich
nicht wohl, nach Hause abgesetzt hat, müssen wir den gesamten
Weg zum Grenzort Santa Elena de Uairén noch einmal
zurückfahren, um uns den Ausreisestempel geben zu lassen.
Nachdem wir den Beamten ausfindig gemacht haben, erzählt der
uns, daß ihm seine Frau davongelaufen sei und er endlich wieder
einmal daheim aufräumen müsse. Die Fahrt geht weiter, durch die
Gran Sabana, durch riesige Rodungsflächen und auf zunächst noch
gut befahrbarer Piste bis Nuovo Paraiso, wo wir Quartier
beziehen. Nur Lkws begegnen und auf dem beschwerlichen Weg durch
den Urwald auf unserer Fahrt, die wir bis in die Nacht hinein
fortsetzen, nur um Zeit zu gewinnen. Die Piste wird immer
schlechter. Ein wegen einer Reifenpanne liegengebliebenes
Fahrzeug verzögert unsere Weiterfahrt um eine gute Stunde. Neben
uns verläuft die neue, zum Teil schon geteerte Straße, die
allerdings am Rio Branco endet. Nachdem die Brücke über den
Fluß niemals fertiggestellt worden ist, müssen wir mit der
Fähre übersetzen. Von hier sind es noch ca. 500 km bis zur
Hauptstadt Amazoniens, nach Manaus. Aufgrund der schlechten
Straßenverhältnisse ist unsere Durchschnittsgeschwindigkeit
geringer als 25 km/h. Links und rechts von der Fahrbahn ist der
Regenwald auf einem 200 bis 300 m breiten, ins Hinterland
reichenden Streifen völlig abgeholzt worden, wohl in der
Absicht, Kulturland zu gewinnen. Außer daß wir einige Aasgeier
zu Gesicht bekommen, haben wir heute keinerlei spektakuläre
Erlebnisse.
Das bisher Abenteuerlichste an
der ganzen Reise sind die zahllosen Holzbrücken, bei denen man
nie weiß, ob sie unter der Last unseres Fahrzeuges
zusammenbrechen oder dem Gewicht standhalten. Diejenigen unter
uns, die geglaubt haben, sie würden in einen üppigen tropischen
Regenwald kommen, sehen sich bitter enttäuscht. Fast auf der
gesamten Strecke von Boa Vista nach Manaus ist reiner Primärwald
relativ selten geworden. An seine Stelle ist überwiegend
Sekundärwald getreten. Diesen erkennt man vor allem daran, daß
er weniger hoch ist als Primärwald und natürlich auch weniger
artenreich. Letzteres vermag der Laie aber nicht zu beurteilen,
zumal er ja gar nicht in der Lage ist, die einzelnen Arten
voneinander zu unterscheiden. Wer jedoch einmal den
überwältigenden Anblick eines Primärwaldes hat erleben
dürfen, vermag auf ewig die Unterscheidung zu treffen, so
gewaltig ist schon der sichtbare Unterschied. Zu beiden Seiten
der Piste breiten sich häufig Überschwemmungslandschaften aus,
in denen Palmen und Bäume im Wasser ertrinken. Ein trostloser
Anblick, wie diese abgestorbenen, kahlen und entrindeten
Baumruinen ihre nackten Äste, scheinbar hilfesuchend, dem Licht
entgegenstrecken! Ein Friedhof, auf dem es keine Gräber gibt und
trotzdem die Allgegenwart des Todes zu spüren ist!
Zwei Tage hintereinander bestes
Wetter mit wenig Bewölkung und strahlend blauem Himmel habe ich
in dieser Gegend nicht erwartet. Wegen der fehlenden
Hintergrundstrahlung ist auch der Anblick des nächtlichen
Himmels überwältigend.
An Unterkünften mit ein wenig
Komfort fehlt es seit zwei Tagen völlig. Wir nächtigen meist an
Tankstellen oder in Kasernen oder gänzlich in der Wildnis.
Sofern Duschgelegenheiten vorhanden sind, machen wir regen
Gebrauch davon. Meist kommt das Wasser jedoch nur spärlich aus
den Leitungen, und dies, obwohl wir uns in einem der
wasserreichsten Gebiete der Erde befinden.
Nachdem wir gestern den
Äquator überschritten haben, befinde ich mich nun das zweite
Mal in meinem Leben auf der Südhalbkugel. Wir übernachten bei
einer Pionierkaserne, wenn man diesen nur aus wenigen Mann
bestehenden Vorposten im tiefsten Dschungel so bezeichnen will.
Man spürt sogleich beim Betreten der Mission, daß alles erst im
Aufbau begriffen ist. Zur Aufgabe der hier stationierten Soldaten
gehört unter anderem auch der Schutz des angrenzenden
Indianerreservats, das wir heute wegen des nächtlichen
Durchfahrtsverbots nicht mehr passieren können. Zu sehr hat uns
die Reifenpanne aufgehalten. Auf dem Kasernenhof gibt es nur eine
einzige Dusche, die auch für die Einheimischen und die Trucker,
die hier nächtigen müssen, zur Verfügung steht. Trinkwasser
muß mit dem Eimer aus einem Tiefbrunnen geschöpft werden. Rings
um diesen tummeln sich Hühner und Schweine, die frei herumlaufen
dürfen. Übernachtet wird im Freien in der Hängematte, was zwar
nicht vor Moskitos schützt, aber jedem Quartier in einem
geschlossenen Raum vorzuziehen ist. Stechmücken habe ich zwar
nicht viele bemerkt, nichtsdestotrotz weisen meine Beine
zahlreiche Einstiche auf.
Die heutige Etappe führt
zunächst durch Indianergebiet. Als die Straße im Jahre 1977
angelegt wurde, kam es während der Arbeiten immer wieder zu
Überfällen durch die Indianer, bei denen zahlreiche Tote zu
beklagen waren. Ein Denkmal in der Nähe listet die Namen der
Getöteten auf. Im Unterschied zum gewohnten Kahlschlag rechts
und links der Piste ist auf der durch das Indianerreservat
verlaufenden Strecke der Primärwald nicht gerodet worden und
tritt bis an den Straßenrand heran. Das letzte Wegstück vor
Manaus, das über hügeliges Gelände verläuft, ist schnurgerade
durch den Urwald getrieben worden, wobei man ganze Berge hat
durchschneiden müssen. Die Teerstraße erreichen wir erst wieder
kurz vor der Stadt. Nachdem am morgigen Tage, dem 4.10.1992, in
Brasilien gewählt wird und die Weigerung, zur Wahl zu gehen,
unter Strafe gestellt ist, ist damit zu rechnen, daß so gut wie
alle öffentlichen Verkehrsmittel lahmgelegt sind. Demnach werden
auch keine Fähren auf dem Amazonas verkehren. Unser Fahrzeug
kann daher frühestens in zwei Tagen verfrachtet werden. Damit
wir den dadurch bedingten Verzug wieder aufholen können, müssen
wir versuchen, daß zwei Schlepper eingesetzt werden, wenn unser
Fahrzeug pünktlich in Porto Velho ankommen soll.
Manaus, trotz des Charakters
einer Millionenstadt eine verträumt im Urwald gelegene, fast
vollkommen von der Außenwelt abgeschnittene brasilianische
Metropole oberhalb der Mündung des Rio Negro in den Amazonas,
die ehemalige Residenz der Kautschukbarone, ist heute eine
Industriestadt mit Freihandelszone. Man kann die Stadt auf dem
Landwege nur über die Piste von Boa Vista aus erreichen.
Ansonsten stehen als Verkehrsmittel nur das Flugzeug und die
Schiffsverbindungen auf dem Amazonas zur Verfügung. Erreicht man
diese Oase der Zivilisation von Norden kommend auf großzügig
angelegten Autobahnen, so möchte man die Abgeschiedenheit der
Stadt kaum vermuten. Wer da glaubt, er würde hier einen Hafen
mit festummauerten Kais vorfinden, sieht sich ebenfalls
getäuscht. Die starken Wasserstandsschwankungen des Amazonas
verbieten die Errichtung fester Hafenanlagen. So bleibt die Stadt
dem Besucher aufgrund der zur Gänze fehlenden Attraktionen und
der häufigen Regenfälle nur in düsterer Erinnerung. Relikte
aus der Kautschukzeit sind das Amazonastheater, für dessen
verschwenderischen Prunk die teuersten Materialien und das Beste,
was gut genug war, aus Europa eingeführt werden mußten, sowie
die Markthallen, ein Nachbau des Forums von "Les
Halles" in Paris. Interessant sind das Indio-Museum, das
einen kurzen Einblick in die Lebensweise der Indianer gibt, und
das Fischmuseum, in dem die wichtigsten im Amazonas vorkommenden
Arten ausgestellt sind und das darüber hinaus über eine
ansehnliche Schmetterlings- und Käfersammlung verfügt. Die
Museen von Manaus erteilen auch Auskunft über die
Gefährlichkeit bestimmter Tierarten am Amazonas sowie über die
von den Indianern gewonnenen Pflanzengifte. Die Bisse von
Giftschlangen und Skorpionen sind zwar gefährlich, tödlich sind
sie jedoch nur für Kleinkinder bzw. ältere Menschen mit labilem
Kreislauf. Der Biß der Vogelspinne ist recht schmerzhaft, aber
ebenfalls nicht tödlich. Viel schlimmer ist, wenn man von der
sogenannten "24-Stunden"-Ameise gebissen wird. Diese
trägt ihren Namen deshalb, weil der Betroffene 24 Stunden lang
teilweise gelähmt ist und in dieser Zeit qualvolle Schmerzen
ertragen muß.
Noch größere Gefahren lauern
im Wasser. Da gibt es zum Beispiel einen Süßwasserrochen, der
einen Stromschlag von 400 V austeilt, und dies bei entsprechender
Stromstärke, was selbst für den stärksten Mann tödlich enden
kann. Piranhas sind angeblich harmlos. Gefährlicher ist ein
Fisch, der, solange er klein ist, das Bestreben hat, durch
Körperöffnungen einzudringen, und den Betroffenen innerlich
"auffrißt". Er kann nur durch komplizierte Eingriffe
operativ entfernt werden. Ein anderer Fisch ist ebenfalls höchst
gefährlich, wenn man etwa auf ihn tritt oder von ihm gestochen
wird. Das durch den Stachel in den Körper gelangende Gift
verursacht ein Anschwellen desselben auf sein doppeltes Volumen.
Der Betreffende muß unter qualvollen Schmerzen sterben, weil es
kein Serum gibt, welches als Gegengift dienen könnte.
Schließlich ist auch die Anophelesfliege, die Überträgerin der
Malaria, für den Menschen gefährlich. Kaimane haben aufgrund
der Hebelwirkung ihres Unterkiefers eine Zubeißkraft von bis zu
325 kg/cm2.
Curare ist ein lähmendes Pflanzengift, dessen Wirkung von der
Dosis abhängt und nach einiger Zeit wieder nachläßt. Man kann
es sogar essen, es darf nur nicht in die Blutbahn gelangen.
Wegen der hohen
Luftfeuchtigkeit, die ständig zwischen 85 und 90 Prozent
schwankt, bleibt die Stadt einem an gemäßigtes Klima gewöhnten
Europäer ein ewiges Greuel. Unsere für morgen geplante
Bootsfahrt wird uns ca. 80 km den Rio Negro stromaufwärts
führen. Wegen des mineralienarmen und stark säurehaltigen
schwarzen Wassers des Rio Negro bleibt uns wenigstens die
Mückenplage erspart, da die Mücken dieses Wasser nicht mögen.
Zu einer unmittelbaren Berührung mit Indianern wird es nicht
kommen, da die am Flusse lebenden Indios weitgehend mit der
modernen Zivilisation in Berührung gekommen sind und ihre
ursprüngliche Lebensweise längst aufgegeben haben. So wird es
im wesentlichen bei einer landläufigen Ausflugsfahrt bleiben.
Als Nahrungsmittel wird uns hauptsächlich selbst gefangener
Fisch dienen, den man übrigens auch in den einheimischen
Restaurants gut essen kann. Nur darf man sich nicht wundern, wenn
man auf das Essen zwei Stunden warten muß, so wie es uns
ergangen ist.
Manaus ist Ausgangspunkt für
Touren und Unternehmungen in den Regenwald. Man kann von hier aus
Ausflüge auf dem Rio Negro oder dem Amazonas machen, den die
Brasilianer stromaufwärts Rio Solimões nennen. Unser Schiff,
die Dilson Pontes, die wir für unsere dreitägige Bootstour auf
dem Rio Negro gechartert haben, hat außer uns und der Besatzung
einschließlich Koch keine weiteren Gäste an Bord, was im
Hinblick auf Diebstähle etc. sehr angenehm ist, da man alle
seine Sachen unbeaufsichtigt liegen lassen kann. Die Vorstellung
von einer Bootstour mit Übernachtung an Bord in der Hängematte,
mit zwei Toiletten und ebenso wenigen Waschgelegenheiten für
eine Unzahl von Passagieren, wie es für die hiesigen
Linienschiffe üblich ist, hat uns schon vorab erschaudern
lassen. Somit bleibt uns dieser Alptraum eines dichten Gedränges
im Massenlager, wo buchstäblich jeder seinem Nachbarn in die
Hängematte fassen kann, Gott sei Dank erspart, obwohl es für
den einen oder anderen durchaus hätte reizvoll sein können, die
Gemeinschaft mit Einheimischen, im wahrsten Sinne des Wortes
hautnah, zu erleben. Es hängt eben immer davon ab, zwischen wem
man hängt.
Die Dilson Pontes bringt uns
zunächst ein Stück stromabwärts an die Einmündung des Rio
Negro in den Rio Amazonas. Das Flußsystem ist an dieser Stelle
mehrere Kilometer breit. Daß sich die immensen Wassermassen der
beiden Flüsse nicht sofort miteinander vermischen, sondern erst
noch auf einer Länge von ca. 100 km nebeneinander herfließen,
kann man an den unterschiedlichen Farbtönen erkennen, den
rostbraun bis schwarz gefärbten Wassern des Rio Negro und den
lehmig braunen Fluten des Rio Amazonas. Am Zusammenfluß beider
Flüsse machen wir kehrt und fahren nun den Rio Negro
stromaufwärts, kommen erneut vorbei an Manaus, bis wir nach ca.
80 km in gut 6-stündiger Fahrt, bereits nach Einbruch der
Dunkelheit, eine Lodge erreichen, die in einem Seitenarm des
Flusses liegt. Im Schlepptau unseres Schiffes haben wir drei
kleine, mit Außenbordern ausgerüstete Kähne mitgenommen, die
für Exkursionen in die für größere Schiffe unpassierbaren
Nebenzweige des Rio Negro gedacht sind.
Während der gesamten Fahrt ist
es sonnig und heiß. Man spürt die Hitze jedoch kaum wegen des
beständig wehenden Fahrtwindes. Verursacht durch die hohe
Sonneneinstrahlung zeichnet sich bei einigen bereits eine
deutliche Rotfärbung der Haut ab, die jedoch bei den meisten am
nächsten Tag ebenso schnell wieder vergeht, wie sie gekommen ist.
Die Fahrt verläuft entlang von
landschaftlich uninteressanten, höchst langweiligen
Flußabschnitten. Aufgrund gefährlicher Untiefen fährt das Boot
zumeist in Flußmitte. Wegen der erheblichen Breite im Unterlauf
des Rio Negro von ca. 2 km verwischt sich der Eindruck eines mit
hohem Baumbestand gesäumten Flußufers rasch, der Urwald wirkt
aus der Ferne auf den Betrachter wie niedriges Buschwerk.
Aufgrund der stark schwankenden Wasserhöhe des Flusses - wir
haben Niedrigwasser um diese Jahreszeit - treten die lehmigen
Flußufer deutlich hervor und zeigen sich während der gesamten
Fahrt als weißer Saum längs der Wasserlinie. Die Ufer als
solche sind flach, sumpfige Auen fehlen gänzlich. Der Boden ist
überall begehbar und trocken, sofern es nicht gerade regnet; das
Ufergehölz ist wenig dicht. Im Fluß befinden sich zahlreiche
Inseln mit Untiefen, die der Schiffahrt zuweilen Probleme
bereiten können.
Ober- und unterhalb von Manaus
sieht man allerorts Spuren der Besiedlung. Erdölförderanlagen
und Sägewerke künden von industrieller Erschließung. Fast alle
Schiffe, denen wir begegnen, verlieren Öl, was zu einer
erheblichen Verunreinigung des Flusses führt. Ein
Umweltbewußtsein, wie es sich beispielsweise in Deutschland
entwickelt hat, ist hierzulande noch nicht einmal ansatzweise
vorhanden. Davon legt auch die leider immer noch weit verbreitete
Verwendung von Einwegverpackung Zeugnis ab. Was einmal benutzt
war, wirft man ganz einfach in den Fluß, der als schier
unerschöpfliches Reservoir eine ideale Mülldeponie darstellt.
Nach Sonnenuntergang, der hier
in der Wildnis ausgesprochen romantisch empfunden wird, geht es
noch vor der Quartiernahme auf Kaimanjagd. Erstmals kommen nun
unsere mitgeschleppten Boote zum Einsatz. Lautlos rudernd
pirschen wir uns an die Plätze heran, wo sich die Tiere
üblicherweise aufhalten. Unsere einheimischen Begleiter fangen
die Kaimane mit der bloßen Hand. Der Jäger muß sich dazu
allerdings ins Wasser wagen, ein Unterfangen, bei dem es mir kalt
über den Rücken läuft. Sofort nachdem die Tiere am Nacken aus
dem Wasser gezogen werden, wird ihnen zunächst das Maul
zugebunden, damit wir sie ohne Gefahr für Leib und Leben und in
aller Ruhe betrachten können. Dabei ist es vorgekommen, daß
sich ein Tier losgerissen hat und plötzlich und mit einem
Riesensatz zwischen unseren Beinen hindurchgeschlüpft ist, um
sich zu verstecken. Bis es gelingt, das Tier wieder einzufangen,
verstreicht eine geraume Zeit des Unbehagens, die wir mit
angezogenen Beinen überbrücken müssen. Es wäre nicht
auszudenken gewesen, wenn einer von uns gebissen worden wäre.
Natürlich wird keines der Tiere getötet, sondern es werden alle
an Land wieder freigelassen. Pro Boot fangen wir etwa zwei kleine
bis mittelgroße Kaimane. Auf mich wirkt das ganze Unternehmen
relativ gespenstisch, da ich mich von der Ungefährlichkeit
dieses Unterfangens bei Tageslicht nicht überzeugen kann.
Kaimane scheinen noch die gefährlichsten Tiere zu sein, denen
wir begegnen. Insekten mögen das Wasser des Rio Negro ohnehin
nicht besonders, so daß von einer Mückenplage nicht die Rede
sein kann. Zwar finden einige von uns in ihren Zimmern größere
Spinnen und sogar Skorpione vor, jedoch wird während unseres
gesamten Aufenthalts in der Lodge niemand gebissen oder
gestochen.
Am Tag unserer Ankunft gibt es
weder Licht noch fließend Wasser. Um den Stimmen des Urwaldes
lauschen zu können, hat man sich beim Anlegen der Lodge
entschlossen, auf Strom, der durch einen lautstarken Generator
hätte erzeugt werden müssen, zu verzichten. Statt dessen werden
in den Hütten und quasi als Straßenbeleuchtung Petroleumlampen
verwendet, die wiederum eine Geruchsbelästigung darstellen. Die
nach Art von Indianerhütten errichteten "Hotelzimmer"
verfügen nur über Doppelbetten, so daß ich mir vom
Veranstalter ein eigenes Lager erbitten muß, denn zu zweit
möchte ich das Nachtlager nicht teilen. Schweißgebadet und
benommen erwache ich am nächsten Morgen, da die Luftfeuchtigkeit
in der Nacht auf weit über 90 % angestiegen ist. Zu allem
Unglück fällt auch noch meine Videokamera aus, was meine
Stimmung in den Keller treibt. Nach einem üppigen Frühstück,
das aus allerlei tropischen Früchten besteht, die unsere
Küchenmannschaft selbst hat mitbringen müssen, geht es hinaus
in den Urwald auf eine längere Buschexpedition. Auf angelegten
Pfaden gelangen wir mühelos durch das Dickicht, nicht ohne
einigen Schweißverlust natürlich, und erreichen schon bald
Plantagen, die von der Nähe des Menschen künden. Tatsächlich
stoßen wir kurz darauf auf eine Ansiedlung akkulturierter
Indios, die nur aus wenigen Hütten besteht. Ein Blick ins Innere
bestätigt die Erwartungen von der Primitivität solcher
Unterkünfte. Nachdem unsere "Träger" uns mit kühlen
Getränken zur Löschung des Durstes auf den Wasserwegen
entgegengeeilt sind, geht es mit den Booten zurück in die
Malokas, wie die Behausungen der Indianer in der Sprache der
Einheimischen genannt werden. Nach einer mit Fischgerichten
gesegneten Mittagsmahlzeit schicken wir uns an, in die
undurchdringlichen Seitenarme des Rio Negro vorzudringen. Das
Typische an dieser Landschaft sind die abgestorbenen
Baumstümpfe, die überaus zahlreich in Erscheinung treten, sowie
die aus dem Wasser ragenden Äste, die ein weiteres Vordringen
mit unseren Kähnen alsbald zunichte machen. Bizarr ragen
Baumstümpfe und sogar ganze Bäume aus dem Wasser, so, als
wären sie eben erst in den Fluten versunken. Außer einigen
Sing- und Greifvögeln treffen wir keine Tiere an, obwohl die
Stimmen der Nacht die Existenz mannigfacher Arten unbestreitbar
machen. Der Bestand an wirklichen Baumriesen ist sehr reduziert,
niedriges Gehölz macht den größten Teil des Baumbestandes aus,
wie wir es von Sekundärwald nicht anders gewohnt sind. Dennoch
sind einige Riesen bestimmter Edelhölzer darunter, die weit
über ihre Nachbarn hinausragen. Lianen und Luftwurzeln hängen
bis zum Wasser herab. Es wimmelt nur so von Schmetterlingen in
den buntesten Farben, die sich jedoch zu meinem allergrößten
Verdruß nicht photographieren lassen. Unvermutet bleiben wir mit
unserem Kahn in einem Fischernetz hängen. Als wir den gleichen
Weg wieder zurückkehren, ist der Schaden auch schon entdeckt.
Vergeblich bemüht sich der arme Indio um eine kleine
Entschädigung, jedoch will keiner unserer Führer etwas geben.
Er sei selbst daran schuld, sagt man ihm wohl, warum mußte er
sein Netz gerade dort auslegen, wo wir vorbeikommen. Die Gesetze
des Dschungels sind hart!
Der Wind hat inzwischen etwas
aufgefrischt. Düstere Wolkenfetzen jagen über den Urwald
hinweg, so daß die Gischt bereits Schaumkronen bildet. Es sieht
nach Sturm aus. Wir haben zwar Schwimmwesten an Bord, aber der
Gedanke, was passieren mag, wenn wir kentern, flößt nicht
gerade Vertrauen ein. Dennoch gelangen wir heil ins Camp zurück.
Auf dem Rückweg kommen wir an einem Schiffswrack vorbei, das
mich an den Film "Fitzcarraldo" von Werner Herzog, mit
Klaus Kinski in der Hauptrolle, erinnert.
An unserem dritten und letzten
Tag im Urwald fahren wir nochmals auf den Rio Negro hinaus, um
als krönenden Abschluß Piranhas zu angeln. Traurigerweise
gehöre ich zu denen, die überhaupt nichts fangen. Andere haben
mehr Glück, manche sogar mehrfach. Nun ja, das läßt sich noch
am ehesten verschmerzen!
Nachmittags reisen wir ab. Wie
die Hinreise, so dauert auch die Rückfahrt ca. 5 Stunden. Leider
regnet es, so daß auf dem Schiff keine besondere Gemütlichkeit
aufkommt. Wieder in Manaus angelangt, bleibt uns nur wenig Zeit
zum Kofferpacken, und schon geht es ab zum Flughafen. Die Strecke
von Manaus bis Porto Velho kann man nämlich nur mit dem Flugzeug
zurücklegen, da die Nord-Süd-Verbindung durch das
Amazonasgebiet vom Militär gesperrt wird und niemand für die
Benutzung dieser Strecke eine Ausnahmegenehmigung erhält. Der
Flug von Manaus nach Porto Velho findet nachts statt, so daß man
vom Urwald nichts sehen kann, was sehr zu bedauern ist.
Die letzten zwei Tage in Manaus
sind noch ein wenig erlebnisreich. Eine Bekanntschaft der
besonderen Art mache ich in der Banco do Brazil. Während ich in
der Warteschlange stehe, um Dollars einzutauschen, werde ich seit
geraumer Zeit von einem Mädchen anvisiert, das mir fortwährend
seine Blicke zuwirft. Ich erwidere die Blicke der jungen Dame,
und wir müssen uns dabei tiefer in die Augen gesehen haben als
üblich. Nachdem ich mein Geld getauscht habe und die Reihe
wieder verlassen will, folgt sie mir unerwartet, kommt auf mich
zu und fällt mir förmlich um den Hals. Sie gibt mir deutlich zu
verstehen, daß sie zu mehr bereit ist, wobei das Peinliche an
der Sache ist, daß sie mir vor allen Leuten mehrmals unter die
Hose faßt. Mir wird zusehends heißer, da dies über einen
gewöhnlichen Flirt bei weitem hinausgeht und ich nicht weiß,
wie ich mich aus der Affäre ziehen soll. Die umstehende Menge
verfolgt den Vorgang argwöhnisch, und aus der Nähe betrachtet
finde ich das Mädchen plötzlich gar nicht mehr so hübsch, wohl
auch, weil ich mich geniere. So bleibt mir denn nichts anderes
übrig, als mich dumm zu stellen, indem ich vorgebe,
Verständigungsschwierigkeiten zu haben. Auf die Frage der jungen
Dame, woher ich komme, antworte ich: "Alemania,
Germany!" Darauf zückt sie ihr Portemonnaie und zeigt mir
eine Visitenkarte, aus der ich ersehen kann, daß selbst Deutsche
in einer so entlegenen Stadt wie Manaus kein unbeschriebenes
Blatt sind, obwohl der Ort, zumindest was die Prostitution
angeht, einen im großen und ganzen noch unverdorbenen Eindruck
macht. Als ich ihr in einem letzten Akt der Befreiung zu
verstehen gebe, daß sie auf dem Bild, das sie mir in einem
Anflug von weiblicher Eitelkeit, offenbar zu ihrer Ehrenrettung,
schnell noch zeigt, richtig gut aussieht, küßt sie mich zum
Abschied und entfernt sich, nicht überstürzt aber bestimmt.
Nachdem es mit der Konversation nicht so recht geklappt hat, muß
sie wohl ein wenig enttäuscht von mir gewesen sein.
Inzwischen sind wir in Porto
Velho angelangt. Unser Fahrzeug, das wir mit der Fähre
eingeschifft haben, ist leider noch nicht angekommen. Wir
erfahren, daß es erst morgen bzw. übermorgen ankommen wird.
Somit sitzen wir hier fest. Zwar können wir im Hotel
übernachten, aber dies ist kein Trost für die verlorenen Tage,
denn man kann in diesem Ort so gut wie nichts anfangen. Unten am
Rio Madeira liegen zwar einige Schiffe am Kai, aber man kann
nicht in Erfahrung bringen, ob man damit Ausflugsfahrten
unternehmen kann. Porto Velho ist die Endstation einer
Eisenbahnlinie, die einstmals dazu dienen sollte, den Kautschuk
nach Bolivien zu befördern. Der Bau hat unzähligen Menschen das
Leben gekostet. Heute sind noch 7 km der einstmals 375 km langen
Strecke in Betrieb, was aber mehr der Attraktion dienen soll als
dem Nutzen. Einige uralte Dampflokomotiven stehen ausrangiert
herum, während an ihnen der Zahn der Zeit nagt.
Nachdem unser Fahrer heute
morgen im Hotel aufgetaucht ist, bin ich wieder zuversichtlich,
daß wir die Reise fortsetzen können. Die Tage der Ungewißheit
und des Müßiggangs sind vorüber. Auch die heutige Tagesetappe
verläuft ohne irgend etwas Aufsehenerregendes. Wir befinden uns
noch immer im Regenwaldgebiet, obwohl nun schon häufiger Spuren
der Besiedlung auftauchen. Auch die Straße ist nun wieder
geteert, droht jedoch erneut zu verfallen, noch ehe sie
fertiggestellt ist.
Heute ist Montag, der 12.
Oktober 1992, der 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas. Ich
gehöre damit zu den wenigen Europäern, die dieses großen Tages
in der Geschichte in der Neuen Welt gedenken dürfen, jenes
Kontinents, dessen Bewohner sich am heutigen Tag besonders
glücklich schätzen dürfen, daß es sie gibt. Wir, ein
Grüppchen Deutscher (die noch nicht einmal zur Entdeckernation
gehören), begehen diesen Tag in Rondônia, einer Provinz im
Herzen Brasiliens, irgendwo an einer Tankstelle an der BR 364
südlich von Ji-Paraná, in einer romantischen Vollmondnacht,
ohne große Anteilnahme. Ich habe nicht den Eindruck, daß die
Bedeutung dieses Tages irgend jemandem in dieser Gegend,
geschweige denn in unserer kleinen Reisegruppe, bewußt sein
dürfte. Man weiß entweder gar nichts darüber, und wenn man
etwas wüßte, würde man es vermutlich als nichts Besonderes
einstufen. Das Phlegma der Brasilianer ist typisch für Menschen
eines Entwicklungslandes. Kaum irgendwo auf der Welt sind mir
gleichgültigere und desinteressiertere Menschen begegnet als
hier, vor allem unter der mestizisierten Bevölkerung. Einem
Hellhäutigen bringt man, anders als in Afrika, keinerlei
Interesse entgegen, so gewohnt ist dieser Anblick. Ich schließe
daraus, daß das Fernsehen mittlerweile selbst in die
entlegensten Dörfer vorgedrungen ist. Lediglich unser Fahrzeug
zieht manchmal das Interesse einzelner auf sich.
Eines jener Rätsel, die mich
besonders faszinierten, war die Geschichte des Tatunca Nara.
Tatunca Nara, ein weißer Mestize, der, nebenbei bemerkt,
gebrochen deutsch spricht, sei, so behauptet er es zumindest von
sich selbst, der Sproß eines Indianerkönigs. Sein Dasein
verbringt er hier am Amazonas im brasilianisch-peruanischen
Grenzgebiet, wo er unter anderem als Reiseleiter tätig ist. Man
kennt ihn auch in Manaus, wo er viel mit Touristen unterwegs ist.
Es gab sogar schon eine Sendung im Deutschen Fernsehen über ihn.
Seine Existenz erregte insofern Aufsehen, als die Personen, die
mit ihm unterwegs waren, allesamt in kürzester Zeit umgebracht
wurden. Darüber befragt, schweigt er sich jedoch aus. Auch an
unseren Reiseleiter soll er angeblich schon herangetreten sein in
der Absicht, ihm etwas zeigen zu wollen, was kein anderer jemals
zuvor gesehen habe. Zu seinem Glück hat dieser aus irgendeinem
Grund nicht auf sein Angebot eingehen können, sonst würde er
möglicherweise nicht mehr unter den Lebenden weilen.
Es gab seinerzeit einen
ARD-Korrespondenten für Südamerika, namens Karl Brugger, der
einer von denen war, die diesen Tatunca Nara in den Urwald
begleiteten. Brugger hat einen phantastischen Bericht über
dieses Unternehmen in Form eines Buches verfaßt, die
"Chronik von Akakor". Das Buch ist übrigens sehr
empfehlenswert zu lesen. Danach soll es in der besagten Region
unterirdische Wohnstätten geben, kilometerlange Geheimgänge, von deren Existenz
bisher niemand wußte und die bis nach Cusco, der alten
Reichshauptstadt der Inkas, führten. In diesen unterirdischen
Labyrinthen sollen sich wie von Außerirdischen geschaffene
fremdartige Maschinen befinden, die einstmals, wie in der Chronik
zu lesen steht, für die Energieversorgung der Flugscheiben der
Götter bestimmt waren.
Karl Brugger ist im Jahre 1982
vor dem Hotel Meridien in Rio de Janeiro von zwei gut gekleideten
Unbekannten, die ihm in einer schwarzen Limousine gefolgt sind,
mit Maschinenpistolen erschossen worden. Tatunca Nara konnte im
Zusammenhang mit dem Verschwinden hochgestellter
Persönlichkeiten nie etwas nachgewiesen werden, da sämtliche
Fälle unaufgeklärt blieben oder von der brasilianischen
Regierung verschwiegen wurden.
Der Staat, den wir gerade
hinter uns gelassen haben, nämlich Rondônia, kann innerhalb
Brasiliens einige Superlative aufweisen. So liegt hier der Ort
mit der höchsten Kriminalstatistik Brasiliens, Ariquemes, die
Stadt der Mörder. Zudem ist diese Gegend Zentrum des
Kokainanbaus, eines Haupterwerbszweiges der Bevölkerung. Mehr
als die Hälfte der in Rondônia arbeitenden Menschen lebt vom
Rauschgifthandel. Über Bolivien gelangt das Rauschgift in die
Vereinigten Staaten und von dort auf die internationalen Märkte,
als Schmugglerware versteht sich. Die darin Verwickelten kommen
aus nahezu allen Schichten, selbst hohe und höchste Beamte, ja
sogar Bürgermeister sind in dieses schmutzige Geschäft
verwickelt, verdienen sich goldene Nasen, allein die Regierung
ist machtlos. Der Rio Madeira ist Schürfstätte für Goldsucher
aus aller Welt, Abenteurer, Hasardeure und Glücksritter,
gescheiterte Existenzen aus aller Herren Länder, die hier ein
schnelles Glück zu machen suchen. Der Goldstaub muß in
mühevoller Arbeit aus dem Sand vom Grund der Flüsse gewaschen
werden. Es ist sozusagen an der Tagesordnung, daß sich
Goldgräber gegenseitig umbringen, beispielsweise, indem den
Tauchern unter Wasser die Luftschläuche durchgeschnitten werden
oder die an Bord der Schiffe Befindlichen ihren unter Wasser
arbeitenden Kollegen ganz einfach den Kompressor und damit die
Luftzufuhr abdrehen. So mancher Taucher ist auf diese Weise nie
mehr aufgetaucht. In der systematischen Goldgewinnung haben sich
besonders die Japaner hervorgetan, die mit ihren Baggerschiffen
förmlich den Grund absaugen. Damit sind die Japaner allerdings
auch führend in der Verseuchung der Gewässer durch Quecksilber,
das als Trennmittel beim Goldwaschen in großem Stile in die
Flüsse gelangt.
Mit Mato Grosso erreichen wir
heute den vierten Bundesstaat auf dieser Reise, nach Roraima,
Amazonas und Rondônia. In kaum einem der bisherigen
Bundesstaaten hat die Waldzerstörung so große Ausmaße
angenommen wie in Mato Grosso. Unübersehbare Rodungsflächen
vermitteln einen nur noch skeletthaften Eindruck von einer noch
in den Sechziger Jahren vollkommen intakten Urwaldflora.
Die Lkw-Fahrer, denen wir
begegnen, sind allesamt schwerstens bewaffnet; sie wissen warum.
Es empfiehlt sich nicht, hier in freier Natur zu übernachten. So
suchen auch wir stets die Nähe von Tankstellen auf, die
Anlaufstellen für all jene sind, die sich keiner größeren
Gefahr aussetzen wollen. Meist sind diese Tankstellen zugleich
Motels, verfügen über Waschgelegenheiten und
Einkaufsmöglichkeiten. Im weiten Umkreis ist Urwald, und außer
Fernfahrern kommt selten jemand in diese gottverlassenen
Gegenden. Je mehr wir uns dem Pantanal nähern, desto größer
wird die Mückenplage. Dies Ungeziefer ist wirklich
unerträglich. Wir befinden uns unmittelbar in einer Malaria-
bzw. Gelbfiebergegend, nicht zuletzt künstlich hervorgerufen
durch großangelegte Staudammprojekte.
Es hat genau am heutigen Tage
sein sollen, als uns die andere Gruppe begegnet, die die Reise
von Rio aus in umgekehrter Richtung durchführt. Es kommt zu
einem ausgiebigen Erfahrungsaustausch. Dabei treffe ich zwei
Bekannte wieder, mit denen ich bereits die Saharadurchquerung
gemacht habe. Sie berichten, daß sie bisher keine besonders
aufregenden Erlebnisse gehabt haben und eher enttäuscht sind von
dem, was ihnen geboten worden ist. Auch sie haben bisher keine
Ausfälle zu beklagen. Was meine eigene Gesundheit angeht, so
leide ich etwas an Darmträgheit, hervorgerufen durch die hohe
Verdunstung, sowie jener katarrhähnlichen Erkrankung, die
seinerzeit schon Alexander von Humboldt treffend diagnostiziert
hat.
Ein weiteres Ereignis des Tages
ist das Erreichen der Wasserscheide zwischen Amazonas und Río de
la Plata. Eigentlich handelt es sich in seinem Oberlauf um den
Paraguayfluß, der zusammen mit dem Paraná erst im
Mündungsgebiet den Namen Río de la Plata trägt. Letzterer
mündet zwischen Buenos Aires und Montevideo in den Atlantik. Im
Mündungsgebiet des Rio de la Plata liegt das Wrack des
berühmten deutschen Panzerkreuzers "Graf Spee" aus dem
zweiten Weltkrieg, die Kapitän Hans Langsdorff hier, nachdem er
Montevideo angelaufen hatte, das er aus Gründen der Neutralität
Uruguays wieder verlassen mußte, selbst versenkt hat. Langsdorff
endete am Tag nach dieser Tat durch Selbstmord mit Kopfschuß,
nachdem er vom Führer als Feigling bezeichnet und des Verrats
bezichtigt worden war. Bis dahin hatte die Besatzung der Graf
Spee einen heldenhaften Kampf durchfochten und mehrere feindliche
Schiffe der alliierten Flotte versenkt bzw. schwer beschädigt,
darunter die englischen Kreuzer Exeter, Ajax und Achilles.
Angehörige der Besatzung leben noch heute in Argentinien, in der
Nähe von Buenos Aires.
Noch gestern haben wir das
Pantanal erreicht, den "Großen Sumpf" im Bundesstaat
Mato Grosso. Die Zufahrt in dieses Sumpfgebiet ist über den Ort
Poconé möglich, von dem aus man auf der sogenannten
Transpantaneira, der geplanten Durchgangsstraße, bis in die
Mitte des Pantanals hineinfahren kann. Eine Fertigstellung dieser
Stichstraße scheiterte am entschiedenen Widerstand
umweltschützerischer Verbände sowie weltweiter ökologischer
Proteste. Während der Regenzeit verwandelt sich das Pantanal aus
einem Weideland in eine Überschwemmungslandschaft. Das Pantanal
ist kein Nationalpark wohlgemerkt, sondern ein Naturschutzgebiet,
das die landwirtschaftliche Nutzung nicht ausdrücklich
verbietet. Ich wüßte keine andere Region der Erde zu nennen,
mit Ausnahme vielleicht von Ostafrika, die mir durch ein derart
zahlreiches Auftreten freilebender Wildtiere in Erinnerung wäre.
Unzählige Alligatoren, Affen, Wasserschweine, Reiher und
Störche sowie viele andere Vogelarten bevölkern in Scharen, wie
man sie sonst wohl nirgends mehr auf der Welt antrifft, diese
noch weitgehend unberührte Landschaft.
Mit einiger Mißstimmung
müssen wir vernehmen, daß keine Boote mehr frei sind, die uns
gleich noch heute eine Ausflugsfahrt stromauf- bzw. abwärts auf
diesem Nebenfluß des Paraguay ermöglicht hätten. Spontan mache
ich meinen engeren Vertrauten unter den Mitreisenden den
Vorschlag, das einzige noch freie Boot zu mieten und damit eine
einstündige Tour zu unternehmen. Kaum ist der Vorschlag in die
Tat umgesetzt, zieht ein Gewitter auf und ein tropischer
Regenguß prasselt auf uns herab, der nicht aufhören will, bevor
unsere Exkursion endet. Dennoch wird der Ausflug zu einem sehr
stimmungsvollen und beeindruckenden Erlebnis. Eine annähernd
gleiche Anzahl von Tieren bekommen wir am nächsten Tag, als wir
die Fahrt mit offizieller Führung unternehmen, nicht mehr zu
sehen. Der Zufall will es, daß wir dabei sogar eine Anaconda
entdecken, die uns jedoch nicht den Gefallen tun will, aus ihrem
Schlupfloch herauszukriechen. Als wir zurückkommen, hat der
Sturm einigen Schaden an unserem Fahrzeug angerichtet; etliche
der Koffer sind vom Regenguß völlig durchnäßt.
Nachts stolpert einer von uns,
der hinausgehen will, um Wasser zu lassen, über ein Krokodil.
Schreiend kommt er ins Haus gelaufen, um uns seine Entdeckung
mitzuteilen. Dabei hat er gar nicht gewußt, in welcher Gefahr er
sich befunden hat; Krokodile können nämlich an Land ganz schön
schnell laufen.
Insgesamt hinterläßt unser
wenngleich nicht ganz planmäßiger Aufenthalt im Pantanal bei
jedem den Eindruck, daß der Abstecher die langwierige Anfahrt
gelohnt hat. Die unzähligen Brücken, von denen einige in sehr
schlechtem Zustand sind, haben die Ankunft erheblich verzögert.
Einmal sind wir sogar eingebrochen. Mehrmals haben wir allesamt
aussteigen müssen, um beim Überqueren das Gewicht zu
reduzieren. Trotzdem ist alles glimpflich verlaufen, lediglich
die extreme Hitze und die Feuchtigkeit haben uns allen sehr
zugesetzt. Mithin bleibt das Pantanal durchaus einer der
Höhepunkte einer Brasilienreise.
Früher hat ein Lkw für die
Entfernung Campo Grande
Porto Velho 38 Tagesreisen benötigt, heute wird diese Strecke in
wenigen Tagen zurückgelegt. Die Strecke zwischen Cuiabá und
Campo Grande, der Hauptstadt von Mato Grosso do Sul, ist
durchgängig gut ausgebaut und weitgehend frei von
Schlaglöchern, so daß man zügig vorankommt, sofern der Verkehr
dies zuläßt. Leider ist das Verkehrsaufkommen auf dieser
einzigen Verbindungsstraße zwischen beiden Bundesstaaten
beträchtlich, so daß man viel Zeit verliert und ständig
gezwungen ist zu überholen. Die einzige
Übernachtungsmöglichkeit für Fernfahrer bieten die zahlreichen
Tankstellen, die alle miteinander konkurrieren. Sie sind weit
mehr als bloße Raststätten. Jede wetteifert mit der anderen in
puncto Sauberkeit, Service und Kinderfreundlichkeit. Für den
Fernfahrer, der häufig seine ganze Familie bei sich hat,
einschließlich Kleinkindern und Säuglingen, spielt sich fast
das gesamte Leben im Lkw oder an den Tankstellen ab. Hier treffen
sich die Fernfahrer aus dem Norden mit jenen aus dem Süden. Es
ist gewiß ein hartes Leben, welches sie führen, aber vielleicht
immer noch besser als das eines Plantagenarbeiters, der
zeitlebens Mais oder Zuckerrohr schlagen, also schwerste
körperliche Arbeit verrichten muß.
Mato Grosso do Sul ist, mehr
noch als Mato Grosso, fast vollständig abgeholzt. Ausgedehnte
Fazendas säumen die Hauptstraße zu beiden Seiten. Soweit das
Auge reicht, erblickt man lediglich noch vereinzelt einige
Waldinseln oder isoliert stehende Baumruinen, zusammenhängende
Waldstücke gibt es längst nicht mehr. Auf den Rodungsflächen
wird Soja angebaut, eines der Hauptexportgüter Brasiliens, aber
auch Mais und Zuckerrohr. Wer sich als Landloser auf den
Großfarmen verdingt, bekommt alles, was er zum täglichen Leben
braucht, von seinem Gutsherren gestellt, Unterkunft, Verpflegung,
ja sogar die Arztkosten werden bezahlt, und es wird nicht nur
für den Arbeiter selbst, sondern für dessen ganze Familie
gesorgt.
Während der Fahrt in der
sengenden Mittagshitze entdecken wir plötzlich einige
südamerikanische Strauße, die hierzulande Emus heißen.
Ansonsten gibt die Landschaft außer endlos trostlosen und kahlen
Weiten nicht viel her. Als eine der landesüblichen
Spezialitäten probieren wir heute einmal zum Mittagessen, das
wir in einer typischen Churrascaria zu uns nehmen, einen
sogenannten "laufenden Spieß", ein Gericht, bei dem
man essen kann, soviel und solange man will. Es werden immer
wieder aufs neue Spieße gereicht, die sich auch ständig in den
Fleischsorten abwechseln. Dieser hier war noch nicht einmal
berühmt; in Rio wird dieses "Rodisio" genannte Gericht
mit noch wesentlich mehr Abwechslung angeboten, wozu unter
anderem auch Geflügel und Innereien gehören.
Als wir am späten Nachmittag
Campo Grande erreichen, bleibt nur mehr wenig Zeit, um das
interessante Museo do l'Indio zu besichtigen, das von den
Salesianern unterhalten wird, die hier einen wahren Schatz aus
Natur- und einheimischen Kulturfunden zusammengetragen haben. Die
größten bisher gefundenen Exemplare an Schnecken, Piranhas und
Süßwasserrochen aus dem Pantanal werden u.a. hier ausgestellt.
Entgegen unserem Vorhaben, noch
heute die paraguayanische Grenze zu überschreiten, sind wir
aufgrund starker Regenfälle gezwungen, umzudisponieren. Die
Straße durch den Gran Chaco ist nicht asphaltiert, so daß die
paraguayanischen Behörden die Strecke befristet gesperrt haben.
Um termingerecht nach Asunción zu gelangen, müssen wir den
Paraná-Fluß überqueren, der den Bundesstaat Mato Grosso do Sul
vom Bundesstaat Paraná trennt. In Guaira führt eine Fähre
über den Fluß. Dieser bildet nach dem Zusammenfluß mit dem
Paraguay und dem Uruguay den Río de la Plata, den zweitgrößten
Strom Südamerikas nach dem Amazonenstrom. Damit haben wir binnen
dreier Wochen alle drei großen Wassersysteme des
südamerikanischen Subkontinents überquert, den Río de Orinoco,
den Amazonas und den Río de la Plata, sprich Paraná.
Der Bundesstaat Paraná gehört
neben Santa Catarina und Rio Grande do Sul zu den südlichsten
Staaten Brasiliens. Hier leben besonders viele Deutschstämmige,
was man anhand der Namengebungen sowie am Erscheinungsbild der
Menschen leicht erkennen kann. Allerdings scheint die Zeit für
die in Europa lebenden Deutschen rascher fortgeschritten zu sein
als für ihre in Brasilien lebenden Landsleute, die einen noch
recht bäuerlichen Eindruck machen, als fleißige und bescheidene
Menschen zwar geschätzt sind, nur etwas rückständig. Man
glaubt sich in eine mitteleuropäische Agrarlandschaft versetzt,
nicht zuletzt, weil auch die Bauweise der Häuser der unsrigen
recht ähnlich ist. Lediglich der Wald trägt immer noch den
Charakter des Regenwaldes, und die Böden weisen alle Merkmale
des Laterits auf, wenngleich eine etwas dickere Humusschicht als
in Äquatornähe vorhanden ist.
Unweit von Foz do Iguaçú
machen wir aufgrund der hereinbrechenden Nacht halt. Es war heute
ein ungemein langer Fahrtag, der bei einigen spürbare
Verstimmung hervorgerufen hat. Wie immer, wenn eine Gruppenreise
zu Ende geht, lassen sich die Leute zunehmend gehen und geraten
in Streit. Jedoch lassen die sich daraus ergebenden Diskussionen
hoffen, daß sich die Situation alsbald wieder entspannen wird.
Mit einem Tag Verspätung
wollen wir heute aus Brasilien aus- und nach Paraguay einreisen.
Die Grenzformalitäten verlaufen erstaunlich reibungslos. Wenn
man die Beamten hier kennt - es sind immer die gleichen - genügt
allein die Bekanntschaft für eine rasches Weiterkommen. Welch
einen Kontrast stellt der Staat Paraguay dar zu dem Staat
Paraná, den wir soeben verlassen haben! Der Grenzübergang
Iguaçú, die Anlaufstelle für sämtliche Touren nach
Argentinien und Peru - hier müssen quasi alle durch - ist
Umschlagplatz für Schmugglerware aller Art. Kokain wird ganz
freizügig gehandelt, so, als handele es sich überhaupt nicht um
verbotene Ware. Kein Wunder, wenn ein Großteil der Bevölkerung
in diesem Handel sozusagen seinen Erwerbszweig findet! Aus
berufener Quelle erfahre ich, daß der Staat Paraguay in der
Nachfolge der Stroessner-Ära einen merklichen Niedergang
erfahren hat, ein Land, dessen tragendes Gerüst das Militär war
und immer noch ist. Viele hohe Militärs und Polizeibeamte, die
unter General Stroessner, einem deutschstämmigen, in Hof
gebürtigen Bayern ein gutes Auskommen gehabt haben, haben über
Nacht ihre angestammten Privilegien verloren und sind heute
zunehmend in Rauschgifthandel und Autoschiebereien verwickelt.
Stroessner hat das Land zwischen 1954 und 1982 mit eiserner Hand
regiert, kommunistische Gruppierungen waren in seinem Staat nie
zugelassen. Aus der besonderen Sympathie des Staatsoberhauptes
seinen Landsleuten gegenüber leitet sich auch die bevorzugte
Behandlung der zahlreichen im Lande lebenden Deutschen ab, wofür
die enormen Karrieren einzelner den Beweis liefern. Wir stehen
nicht zufällig heute nacht an einem Gasthof, der einem Deutschen
gehört, worauf wenigstens der Name hindeutet,
"Westfalia", und wo deutsche Gemütlichkeit und
Gastlichkeit dafür sorgen, daß selbst im fernen Ausland die
gewohnten Speisen und Getränke nicht entbehrt werden müssen.
Der rege Zustrom an Gästen mit noch halbwegs erkennbaren
deutschen Zügen legt Zeugnis dafür ab, daß sich deutsches
Brauchtum und deutsche Kultur auch im fernen Paraguay erhalten
haben. Die Bildnisse von König Ludwig und Kaiser Wilhelm mögen
bei unsereinem schon leichte Wehmut auslösen. Wie so etwas auf
die hier Ansässigen wirkt, vermag ich nicht zu beurteilen, weil
keine Kontakte zwischen den überwiegend spanischsprechenden
Deutschen, die ihre Muttersprache weitgehend verlernt haben, und
uns zustande kommen.
Auf der Weiterfahrt nach
Asunción kommen wir durch einen Ort namens San Bernardino, den
der, der vor Jahren den gleichnamigen Schlager gesungen hat,
nämlich Roland Kaiser, nicht einmal mit dem Finger auf der
Landkarte finden würde.
Die Rundfahrt durch das
Prominentenviertel von Asunción vermag einen ungefähren
Eindruck zu vermitteln, wie viele Reiche und Neureiche es in
einem so kleinen Lande wie Paraguay geben muß, so viele
nämlich, wie man es eigentlich gar nicht vermutet hätte. Hier
reiht sich Villa an Villa, und eine ist schöner als die andere.
Irgendwo zwischen den Häusern stoßen wir auch auf den Wohnsitz
des als "schöner Konsul" in die Schlagzeilen geratenen
Konsuls Weyer, der sich damals nach Paraguay abgesetzt hat, um
einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung zu entgehen. Nachdem
sein Fall verjährt war, kehrte er mit einem Flugzeug voller
hübscher Brasilianerinnen nach Deutschland zurück.
Paraguay ist die Heimat der
Guaraní-Indianer, die in historischer Zeit die Erzfeinde der
Inkas waren und die damals wie heute als ein musikalisch
hochbegabtes Volk gelten. Einige Popmusiker bzw.
Folklore-Gruppen, darunter die berühmten Los Paraguayos, von
denen übrigens kein einziger aus Paraguay stammt, haben sich
diesen Umstand zunutze gemacht und den Liederreichtum der
Guaraní-Indianer durch Plagiate geschickt ausgenutzt und
vermarktet. Unter diesen Liedern findet sich auch der Welthit von
Simon und Garfunkel, "El Condor Pasa", eine Ballade,
die auf eine uralte indianische Überlieferung zurückgeht. Simon
und Garfunkel sind wohl dereinst auf die Idee gekommen, mit einem
tragbaren Kassettenrecorder durch Südamerika zu pilgern und, wo
immer sie einheimische Weisen hören konnten, diese
mitzuschneiden und anschließend, in die Vereinigten Staaten
zurückgekehrt, ins Englische zu übersetzen, um ihre Version
davon zum besten zu geben. Der alte Indianer, der dieses Lied
komponiert und dereinst auf den Straßen von Asunción gespielt
hat und dem unser Reiseleiter angeblich diese Aufnahme, die zu
einem Welterfolg wurde, vorgespielt hat, hat nicht einen Dollar
aus dem Millionenerlös zu Gesicht bekommen.
Nachdem wir gestern aus
Paraguay ausgereist sind, befinden wir uns wieder in Brasilien.
Der heutige Tag ist voll und ganz der Besichtigung einer der
bekanntesten Natursehenswürdigkeiten Südamerikas gewidmet, den
Wasserfällen von Iguaçú. Auf einer Länge von fast 4 km
stürzen die Wassermassen des Iguaçú über insgesamt 275
kleinere und größere Fälle aus einer Höhe zwischen 55 und 73
m in die Tiefe. Noch vor der eigentlichen Besichtigungstour
überfliegen wir die Fälle mit dem Helikopter. Wir haben Glück
und sind nur zu dritt, obwohl insgesamt vier Personen in der
Kabine Platz hätten. Ich sitze mit meiner Videokamera ganz vorne
direkt neben dem Piloten, von wo aus ich die beste Aussicht habe.
Leider ist das Wetter nicht ganz so, wie man es sich wünschen
würde. Da ständig Wolken durch den Cañon ziehen, kann der
Pilot nicht so riskante Manöver fliegen wie sonst. Trotzdem sind
die Eindrücke überwältigend. Nach gut zehn Minuten ist das
Vergnügen schon wieder zu Ende, aber es war ein wirklich
schönes Erlebnis.
Gleich dort, wo der Rundgang
beginnt, werden wir von Nasenbären begrüßt, die uns stürmisch
anspringen und um Futter betteln. Leider läßt sich die Unsitte,
die Tiere mit nährstoffarmen Keksen zu füttern, nicht
abstellen. Als Gegenleistung erhoffen sich die Leute ein nettes
Urlaubsphoto. Besonders possierlich sind die Tiere, wenn sie mit
ihrer Nase wie ein Maulwurf in der Erde schnüffeln, ohne auch
nur ein einziges Mal hochzublicken. Der Panoramaweg führt
hinunter bis an den Fluß. Einen Teil des Wegs kann man auch mit
dem Aufzug überwinden. Schließlich kann man die Fälle noch mit
dem Boot besichtigen, jedoch gelingt es aufgrund der starken
Gischt nicht, besonders nah an die herabstürzenden Wassermassen
heranzukommen. Für den Panoramaweg benötigt man kaum mehr als
eine halbe Stunde, in der man interessante Ausblicke erhascht,
wenn die Sicht es gerade zuläßt. Jedenfalls können sich die
Iguaçú-Fälle darin durchaus mit den nordamerikanischen
Niagarafällen vergleichen und sind meiner Meinung nach sogar
noch imposanter.
Direkt über den Fällen steht
das im portugiesischen Kolonialstil erbaute Katarakt-Hotel, wo
zahlreiche Reisebusse zu Hunderten Besucher herankarren, die
ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind -
bezeichnend für das ausdauernde Interesse der Brasilianer.
"Dort, wo der sich der
Eingang in den Nationalpark befindet, gibt es eine Möglichkeit,
Schokolade zu kaufen", sagt man uns. Wir denken
fälschlicherweise, es sei Schokolade zum Trinken, die wir dann,
nach einigen Verständigungsschwierigkeiten, auch serviert
bekommen, zu unserer großen Überraschung jedoch kalt. Das
Mädchen, das uns bedient, frägt mich, woher wir kommen und was
wir bisher gesehen haben. "Aus Deutschland", antworte
ich, worauf sie mich weiter frägt, wie uns Brasilien gefalle.
"Gut", sage ich. Sie jedoch stellt meine Antwort in
Abrede, da sie schließlich genau wisse, was Europäer über
dieses Land denken: daß es unsauber sei, die Menschen korrupt
und die Lebensqualität gleich Null. Leider habe ich keine
Möglichkeit mehr, das Gespräch fortzusetzen, um etwas zu
unserer Rechtfertigung zu sagen, denn die anderen warten schon
auf uns. Es war dies das erste Mal auf der gesamten Reise, daß
ich jemanden außerhalb eines Hotels habe englisch sprechen
hören. Ich weiß nicht, woher dieses Mädchen seine Kenntnisse
der englischen Sprache hatte, denn englisch spricht in Brasilien
fast niemand, nicht einmal die Damen des horizontalen Gewerbes.
Wir stehen hier in Iguaçú auf
einem Campingplatz, der in familiärer Atmosphäre geführt wird.
Selbst ein Swimmingpool steht zur Verfügung, der idyllisch in
eine subtropische Palmenflora eingebettet ist. Um die Mittagszeit
kommen ganze Schulklassen hierher zum Baden. In den Baumwipfeln
tummeln sich Vögel in den buntesten Farben, und die Lüfte sind
erfüllt von durchdringendem Stimmengewirr.
Die Fälle von Iguaçú sind
nicht nur von brasilianischer Seite aus eine Besichtigung wert,
sondern auch von der argentinischen, die wir uns heute vornehmen
wollen. Im Gegensatz zu gestern ist das Wetter bestechend schön
bei strahlend blauem Himmel, der nicht von einer einzigen Wolke
getrübt wird. Es ist jammerschade, daß wir den Helikopterflug
bereits gestern gemacht haben, wobei einige der Aufnahmen wegen
des Gegenlichts heute wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen
wären. Mir persönlich gefällt die brasilianische Seite besser,
wobei man natürlich einräumen muß, daß der Vergleich nicht so
einfach ist, denn man bräuchte für einen objektiven Vergleich
auch gleiche Verhältnisse. Dennoch hat sicherlich auch die
argentinische Seite ihre Reize, insbesondere kann man bis ganz
zum Fluß hinuntersteigen oder sich in den weitläufigen
Spazierwegen der Zuflüsse verlieren. Zahlreiche Stege
ermöglichen ein sicheres Überqueren ohne naß zu werden.
Mannigfaltig sind Flora und Fauna: Nasenbären, Papageien, Tukane
und Schmetterlinge bevölkern in großer Zahl die subtropischen
Uferwälder.
Unser Reiseleiter erzählt
wieder phantastische Geschichten über unerklärliche Phänomene
der vorkolumbianischen Geschichte. Er hat hier in einem der
Motelzimmer vier ca. 2000 Jahre alte peruanische Holzstatuen
eingelagert, für die er seit Monaten keine Gelegenheit gefunden
hat, wie er sie nach Deutschland bringen könnte, wo eine Statue
auf dem Schwarzmarkt, an Sammler verkauft, einen Erlös von
umgerechnet 100000 DM einbringt. Ich versuche eine der
versteinerten Holzfiguren hochzuheben und muß zugeben, daß sie
nicht gerade leicht ist. Das Diebesgut liegt seit der Zeit, in
der sich unser Reiseleiter im Hochland von Peru zuletzt als
Grabräuber betätigt hat, hier herum und wartet auf den Export.
Die Ausfuhr solcher Fundstücke ist strengstens verboten. Dennoch
brauchen sich diejenigen, die einen solchen Kunstgegenstand
erwerben, keine Gewissensbisse zu machen, denn die peruanische
Regierung würde ihn ohnehin verrotten lassen; in den Händen von
Sammlern wird er hingegen entsprechend gepflegt und bleibt der
Nachwelt besser erhalten als in jedem Museum. Tausende solcher
ungeöffneter Gräber soll es im Hochland von Peru geben, die
noch ihrer Entdeckung harren. Es dürfte in der Tat so sein, daß
diejenigen, die sich wie unser Führer in diesen Gegenden
herumtreiben, oftmals besser Bescheid wissen als die
Archäologen.
Eine andere interessante
Geschichte handelt vom Fund einer Mumie, in deren Achselhöhle
ein Projektil steckte, das aus einem Metall, das man im Peru
jener Zeit gar nicht gekannt hat, gewesen sein soll. Erich von
Däniken, dem man von diesem Fund berichtete, hat den Fall so
interpretiert, daß der tote Indianer von Außerirdischen
erschossen wurde und man vergessen hat, das Projektil zu
entfernen, um die Spuren zu verwischen. Die beiden, die den Fund
untersuchen hätten sollen, sind beide kurz nacheinander
gestorben. Vom "Beweismittel" fehlt seitdem jede Spur.
Offenbar sind die Außerirdischen sehr darauf bedacht, ihre
Existenz auf Erden geheimzuhalten und jeden Beweis für ihre
Anwesenheit zu vereiteln. Warum sie aber Erich von Däniken, der
ihnen schon lange auf den Fersen ist, bisher nicht liquidiert
haben, bleibt eine offene Frage.
Auf brasilianischer Seite gibt
es noch den gewaltigen Staudamm von Itaipú zu besichtigen, der
zu den imposantesten technischen Leistungen unseres Jahrhunderts
zählt. Acht Kilometer lang ist die Brücke über den
aufgestauten Paraná-Fluß, 1350 qkm groß die überschwemmte
Fläche und bis zu 12,6 GW Leistung teilen sich die Länder
Brasilien, Paraguay und Uruguay. Hauptabnehmer des Stroms ist die
größte Stadt Südamerikas, São Paulo.
Kaum von der Visite
zurückgekehrt, wartet auch schon die Linienmaschine der Varig
auf uns, die uns mit Zwischenstop in São Paulo nach Rio de
Janeiro bringt, wo uns ein riesiges Wolkenmeer einen schlechten
Empfang bereitet. Vom ersten abendlichen Spaziergang an der
Copacabana bin ich ziemlich enttäuscht. Der erwartete Trubel und
die lebensfrohe Stimmung sind nicht anzutreffen. Unser Hotel
"Olinda" an der Avenida Atlântica bietet tags darauf
einen lebhafteren Blick auf die Copacabana, am Abend jedoch
herrscht wenig Verkehr, und es sind wenig Leute sind auf der
Straße, weil es vermutlich vielen aufgrund des gestrigen Regens
zu kühl ist.
Am nächsten Morgen beginnt die
organisierte Stadtrundfahrt mit Besichtigung des Zuckerhuts,
einem Abstecher nach Niterói über die 14 km lange und 70 m hohe
Costa-e-Silva-Brücke und einem Ausflug auf den Corcovado, den
höchsten Morro von Rio. Einzigartig ist der Blick auf die Stadt,
den Zuckerhut, die Lagoa Rodrigo de Freitas sowie die Stände von
Ipanema und Copacabana. Leider ist die Statue des segnenden
Christus fast den ganzen Tag über in Wolken gehüllt, so daß
wir uns glücklich schätzen können, diesen einzigartigen
Ausblick, der den vom Zuckerhut noch übertrifft, für einen
Moment genießen zu können. Abends wird uns eine ganz auf
Touristen zugeschnittene geschlossene Veranstaltung in der
Sambaschule "Platforma 1" dargeboten. So bunt die
Faschingskostüme auch sein mögen und so aufwendig deren
Herstellung ist, so wenig finde ich die stereotypen Rhythmen der
afro-brasilianischen Kulte geeignet, die Lebensfreude
auszudrücken, die angeblich für den Karneval in Rio typisch
ist. Auch die vielzitierte Schönheit der Menschen ist ein
bißchen in Zweifel zu ziehen, da die Bewohner Rios, die
sogenannten Cariocas, im Durchschnitt sehr klein sind. Gewiß,
einige der Damen mögen recht gut gebaut sein, die Frauen
Venezuelas sind jedoch schöner. Die erotisierende Wirkung der
Tänze geht nicht so sehr von der Samba aus, sondern mehr vom
Lambada, einem wahrhaft umwerfenden Tanz, der in Lateinamerika -
mit Ausnahme des Tangos - nicht seinesgleichen hat.
Der letzte Urlaubstag in Rio
beginnt mit einem Hoffnungsschimmer auf besseres Wetter.
Zumindest am Vormittag herrscht zeitweise blauer Himmel, der sich
jedoch im Lauf des Tages schnell wieder eintrübt und am
Nachmittag in starke Bewölkung übergeht. Wenigstens zwei
Stunden verbleiben somit für ungetrübten Badegenuß an der
Copacabana. Die Copacabana ist jedoch bei weitem nicht das, was
ich mir in meiner naiven Vorstellung eingebildet habe. Da wäre
zunächst einmal das Publikum. Gut die Hälfte aller Brasilianer
ist jünger als fünfundzwanzig. Die gilt jedoch nicht für Rio,
zumindest nicht für jenen Stadtteil, zu dem die Copacabana
gehört. Anstatt jüngerer Menschen tummeln sich hier vornehmlich
die älteren, um nicht zu sagen, die ältesten, die ich auf der
ganzen Reise gesehen habe. Freilich sind sie alle sehr sportlich,
es wird viel gejoggt, geradelt und Gymnastik getrieben. Man hält
sich fit und jung. Die überwiegend teueren Wohnungen an jenem
bekanntesten aller Strände Rios und neben Acapulco und Waikiki
dem wohl berühmtesten Strand der Welt sind jenen vorbehalten,
die es sich leisten können, und dies sind überwiegend die
renommierte Gesellschaft mit Leuten von Welt, die Millionäre und
die Hautevolée, die hier ihren Lebensabend verbringen. Die
jungen Girls mit den knackigen Pos sind nur Klischee. Natürlich
trifft man auch sie vereinzelt an, in der Masse gehen sie jedoch
unter. Abends ist die Avenida Atlântica hauptsächlich von den
Damen des horizontalen Gewerbes dominiert. Vielen sieht man ihre
Herkunft bereits an. Sie kommen aus den Favelas, den
Elendsvierteln, die auf den Müllhalden außerhalb der Stadt
errichtet sind. Diesen Beruf üben sie nur deshalb aus, weil sie
ihre Familie damit ernähren müssen. Es ist in diesem Milieu
schon ein großes Unglück für so manche Eltern, nur Söhne zu
haben, denn sie drohen zu verhungern.
So verläßt der Tourist Rio
mit gemischten Gefühlen. Da sind einerseits die Raubüberfälle
sowie die zahlreichen Diebstähle. Nicht einmal in den Hotels
sind Wertsachen sicher. Ohne Safe kommt man selbst in den besten
Hotels nicht aus. Zwei meiner Mitreisenden sind von einem ca.
14jährigen Schwarzen überfallen und mit dem Messer bedroht
worden. Man hat ihnen alles abgenommen. Zum Glück haben sie
nicht viel Bares bei sich gehabt.
Trotz aller Widrigkeiten bleibt
Rio dem Reisenden für ewig unvergessen. Die einzigartige Lage
der Stadt, eingebettet in eine Kette von Morros, die Strände von
Copacabana und Ipanema und die einzigartige und zuweilen
atemberaubende Aussicht vom Zuckerhut und vom Corcovado machen
Rio zu einer der schönsten Städte der Welt.
Copyright © Manfred Hiebl 1992.
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