Begraben: Paris, Dominikanerkloster
Jüngerer Sohn des Königs
Philipps III. der Kühne von Frankreich aus seiner 1. Ehe
mit der
Isabella von Aragon, Tochter
von König Jakob I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 994
********************
Karl von Valois
-------------------
* 1270, + 16. Dezember 1325
Begraben: Paris, Dominikanerkloster
Jüngerer Bruder König Philipps IV. von Frankreich
Karl von Valois hat
im Laufe seines Lebens mehrere Kronen erstrebt, aber keine erreicht. Bereits
seit 1328 vom Papst für den aragonesischen Thron vorgesehen, mußte
sich Karl von Valois nach dem Scheitern
des Aragon-Kreuzzuges (1285) mit einer im Friedensvertrag von 1291 ausgehandelte
Geldzahlungen und den Grafschaften Anjou und Maine, der Mitgift seiner
1. Gemahlin Margarete
von Sizilien (Tochter
Karls II.),
begnügen. Er spielte von 1290 bis 1300 am Hofe seines Bruders eine
wichtige Rolle, vor allem als Heerführer in den Kriegen gegen England
und Flandern. Danach nahm er auf Wunsch des Papstes Bonifaz VIII. in Sizilien
den Kampf gegen Friedrich von Aragon
auf, und es wurde ihm zur Bestreitung der Kosten die Hälfte eines
Zehnten übertragen. Die Heirat mit Katharina
von Courtenay (1301), der Tochter des letzten 'Lateinischen'
Kaisers, verlieh ihm den Anspruch auf Konstantinopel. Im selben Jahr übertrug
ihm der Papst die Vollmacht zur 'Patifikation' Italiens. Doch mußte
Karl
von Valois nach Feldzügen in der Toskana, in Neapel und
Sizilien am 31. August 1302 mit Friedrich III.
den Frieden von Caltabellotta schließen, denn Philipp
IV. benötigte seinen Brder nach dem Desaster von Kortrijk
dringend auf dem flandrischen Kriegsschauplatz. Der mit hohen Summen am
Flandernkrieg beteiligte Karl von Valois
nahm an der siegreichen Schlacht von Mons-en-Pevele teil, bereitete aber
zugleich einen Kreuzzug vor, der nie zur Ausführung kam.
Nach dem Tode seiner 2. Frau (1307) bewarb sich Karl
von Valois - mit Unterstützung Philipps
IV. - um die römisch-deutsche Krone (nach der Ermordung
König
ALBRECHTS, 1. Mai 1308), konnte sich aber gegen HEINRICH
VON LUXEMBURG nicht durchsetzen.
Er bemühte sich um die günstige Verheiratung
seiner zahlreichen Kinder (unter ihnen der künftige Philipp
VI.) und vermählte sich selbst in 3. Ehe mit Mahaut,
der Tochter Guys von Chatillon (130(). Als einflußreicher Ratgeber
des jungen Ludwig X. war er der Drahtzieher
und Nutznießer des Sturzes von Enguerran de Marigny (1315). Unter
Philipp
V. stärker zurücktretend, gewann er unter
Karl IV. als dessen Pate nochmals politischen Einfluß,
vor allem in bezug auf den Krieg gegen England. Trotz Bereicherung durch
zahlreische königliche Gunsterweise hinterließ der prunkliebende
Fürst Schulden in Höhe von 120.000 livres parisis.
Pernoud Regine: Seit 11-29
**************
"Die Kapetinger" in: Die großen Dynastien
Karl von Valois, Sohn und Bruder eines Königs, wurde auch Vater eines Königs. Er selbst war vom Papst zum König von Valencia und Aragon, zum Grafen von Barcelona und später zum Kaiser von Konstantinopel eingesetzt worden. Wenn er auch diese Ämter nicht wahrnehmen konnte, so hatte er doch entscheidenden Anteil an der Regierung, besonders zur Zeit Ludwigs X., als er den Oberintendanten Enguerrand de Martigny aufhängen ließ. Bis zu seinem Tod im Jahre 1325 übte er beträchtlichen Einfluß auf die Staatsgeschäfte aus und ebnete damit nach dem Ableben Karls IV. seinem Sohn Philipp den Weg zur Regentschaft und später zum Thron Frankreichs, nachdem die Königin nach dem Tod ihres Gatten einer Tochter das Leben geschenkt hatte.
Norwich John Julius: Band III Seite 315
*****************
"Byzanz"
Und schließlich griff noch ein weiterer westeuropäischer Fürst in den Kampf ein: Karl von Valois, der Bruder des französischen Königs Philipp des Schönen: Er hatte sich 1301 mit Katharina von Courtenay, der Enkelin Kaiser Balduins, verheiratet. Nun machte er sich die Wiederherstellung des Lateinischen Reichs zur Aufgabe. Dazu versicherte er sich der Unterstützung von Papst Klemens V. - dieser hatte bereits pflichtschuldigst den Bannstrahl gegen Andronikos geschleudert - und traf Abmachungen mit Venedig, dem zu diesem Zeitpunkt von seinem Schwiegervater bereits etwas enttäuschten Milutin von Serbien und 1308 sogar mit der katalanischen Truppe. Im selben Jahr starb jedoch Katharina, und da nun die Erbfolge an ihre Tochter Katharina von Valois überging, stand Karl plötzlich ganz ohne Anspruch da, dies besonders, nachdem Philipp von Tarent sich nach der Scheidung von seiner ersten Frau Thamar 1313 mit Katharina von Valois verheiratet hatte. Und obwohl seine Ränke letztlich zu nichts führten, bereitete auch er dem Kaiser von Byzanz in den ersten Jahren des Jahrhunderts schlaflose Nächte.
Hoensch, Jörg K.: Seite 29,45
***************
"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
Aber am 9. Juni überraschte Philipp
IV. mit der in Schreiben und durch eine Gesandtschaft bekanntgemachten
Empfehlung, seinen 38 Jahre alten Bruder Karl
von Valois und Anjou zu küren, der von der Kurie bereits
zuvor, aber vergeblich als Anwärter auf die Krone von Aragon und Byzanz
ins Gespräch gebracht worden war. Schon einmal, 1272 nach dem Tod
des Gegen-Königs RICHARD VON CORNWALL,
hatte der Plan bestanden, Philipp III. (1270-1285)
auch die römisch-deutsche Krone zu verschaffen und das sacrum
Imperium Romanum mit der capetingischen
Dynastie zu verbinden. Die mit außerordentlicher Geschicklichkeit
geknüpften Abhängigkeitsverhältnisse zahlreicher Reichsfürsten
zum Pariser Hof schienen Philipp IV.
die Gewähr für den gewünschten Wahlausgang und später
für die Regelung der offenen Fragen entlang der gemeinsamen Grenze
zugunsten Frankreichs zu bieten. Der König unterschätzte allerdings
die in strikte Ablehnung der französischen Kandidatur umschlagende
Furcht der deutschen Kurfürsten vor einem starken Nachfolger, die
zudem die Gelegenheit nutzen wollten, sich dem wachsenden französischen
Druck zu entziehen. Auf Drängen Philipps
IV., der eigens nach Poitiers reiste, ermahnte Clemens am 18.
Juni ohne Namensnennung eines Favoriten die Königswähler, vorsichtig
und im Einvernehmen mit dem apostolischen Stuhl zu handeln; erst Ende September
gab er eine verklausulierte Empfehlung für Karl
ab, schien sich insgeheim aber durchaus mit der Wahl des von ihm geschätzten
Grafen von Luxemburg abgefunden zu haben.
Am 23. April 1312 zog der Heerbann über Viterbo
in Richtung Rom. HEINRICH
hatte noch vor Genua aus den Papst ersucht, König
Robert zum Rückzug der neapolitanischen Truppen aus Rom
zu veranlassen, während Gesandte des französischen Königs
und Karl von Valois,
der gescheiterte Thronbewerber, Clemens bedrängten, die Krönung
auszusetzen, weil zu befürchten sei, daß der Imperator Romanorum
sich anschließend daran machen werde, das Königreich Neapel
zu erobern.
Ehlers Joachim: Seite 189,194,199,204,206,208,228,232
*************
"Die Kapetinger"
Im Juni 1285 fiel ein französisches Heer über
die Pyrenäen in das Königreich Aragon ein, um den Absetzungsbeschluß
des Papstes gegenüber Peter III. durchzusetzen
und statt seiner Karl von Valois zu
erheben, den jüngeren Bruder Philipps des
Schönen. Der Feldzug endete in einer militärischen
Katastrophe. Obwohl die monatelang belagerte Stadt Gerona am 7. September
fiel, war das Heer Philipps III. schon
durch die aragonesische Flotte von seinem Nachschub abgeschnitten, durch
Hunger und Seuchen geschwächt. Vor dem Abzug krönten französische
Kleriker Karl von Valois noch
zum König von Aragon, mußten dabei aber in Ermangelung
einer Krone als Insigne einen Kardinalshut verwenden, so daß der
so Ausgezeichnete neben seinem leeren Titel noch den Spottnamen roi
du chapeau davontragen durfte. Folgenreicher als diese Episode
war der Tod Philipps III.,
der am 5. Oktober 1285 in Perpignan starb.
Noch nie war ein königlicher Beraterstab so individuell
in Erscheinung getreten wie in den Jahren seit 1285, niemals zuvor war
der Einfluß der königlichen Familie auf ihr regierendes Haupt
geringer gewesen. Eigentlich ist nur Philipps
Bruder Karl Graf von Valois nennenswert,
und auch er mußte Ansprüche zurücknehmen, wenn sie sich
mit den Grundsätzen der Kronpolitik nicht vertrugen: 1290 verzichtet
Karl auf seinen fragwürdigen aragonesischen Königstitel.
Ein Aufstand in Wales und Einfälle der Schotten
hinderten Eduard I., eine größere
Armee auf den Kontinent zu schicken, so daß Karl
von Valois im Laufe des Jahres 1295 fast die gesamte Guyenne
erobern konnte.
Philipp der Schöne
nutzte den soeben erreichten Ausgleich mit dem Papst noch bevor die entsprechende
Bulle erlassen war und griff solgleich den Grafen von Flandern an. Guy
von Dampierre erhielt wider Erwarten keine nennenswerte Hilfe von Eduard
I., so daß Karl von Valois
und Robert von Artois mit zwei Heeresgruppen
rasch vorrücken konnten, um sich im August bei Ypern zu vereinigen.
In den folgenden Tagen ergaben sich Lille, Kortrijk, Bergen, Dünkirchen
und Brügge, während der Graf sich in Gent behaupten konnte und
auf päpstliche Vermittlung hoffte.
Noch während der Eroberung Flanderns mußte
ein zweites großangelegtes Unternehmen verfolgt werden, weil Papst
Bonifaz VIII. französische Hilfe gegen die aragonesische Herrschaft
in Sizilien verlangte. Ungern entsandte Philipp
eine Armee unter dem Kommando
Karls von Valois,
der in Italien einrückte und rasch in die feingesponnenen Netze kommunaler
Parteikämpfe geriet, deren Struktur sein Beraterkreis niemals vollständig
begriffen hat.
Unterdessen hatte Karl von Valois
den italienischen Krieg weitergeführt und wollte sich Anfang Mai von
Neapel aus mit den Truppen Roberts von Anjou vereinen,
der als Herzog von Kalabrien ebenfalls gegen Sizilien Krieg führte.
Am 18. Mai 1302 jedoch erhoben sich die Einwohner von Brügge gegen
den französischen Gouverneur Jacques de Chatillon und brachten einen
großen Teil der fremden Besatzung um. Philipp
der Schöne reagierte sofort, denn es bestand ernste Gefahr,
Flandern zu verlieren und die englische Position unverhältnismäßig
gestärkt zu sehen. Er rief Karl von Valois
aus Italien zurück und schickte Robert von
Artois mit einer Armee nach Flandern.
Etienne de Mornay war ein Vertrauter Karls
von Valois, des Bruders Philipps IV.,
und hatte zuletzt dessen Kanzlei geleitet. Karl
von Valois seinerseits, tragisches Beispiel für das Schicksal
zweitgeborener Königssöhne, hatte sich zeitlebens mit wichtigen,
aber im Vergleich zur Königswürde zweitrangigen Aufgaben begnügen
müssen. Seit 1283 war ihm vom Papst Aussicht auf die aragonesische
Krone eröffnet worden, doch die Hoffnung hatte sich im September 1285
schmählich zerschlagen. Immer wieder führte Karl
königliche
Heere: Gegen England und in Flandern, in Italien für den Papst mit
Aspiration auf das Königtum in Sizilien. Durch seine Heirat mit Katharina
von Courtenay, der Tochter des letzten lateinischen Kaisers
von Konstantinopel, erwarb er 1301 Anspruch auf das östliche Kaisertum,
1307 kandidierte er für die Nachfolge des ermordeten römisch-deutschen
Königs ALBRECHT I. VON HABSBURG, unterlag aber gegen HEINRICH
VON LUXEMBURG. Nun wollte er im Rat seines Neffen der wahre
Regent Frankreichs sein.
Karl von Valois,
seit langem sein Todfeind, legte ihm die beim Regierungsantriit
Ludwigs X. entdeckten Fehlbeträge im Kronschatz zur Last,
doch Marigny konnte sich bis in den März 1315 als Kämmerer halten.
Dann aber wurde ihm wegen Hochverrats, Unterschlagung und magischer Praktiken
der Prozeß gemacht.
Auf dem Totenbett hatte Ludwig
X. seine Onkel Karl von Valois
und Ludwig von Evreux sowie seinen
Bruder Karl von la Marche mit dem Schutz
der Witwe beauftragt und ihnen damit praktisch die Lenkung des Reiches
anvertraut. Als Sprecher dieses Triumvirats und faktisches Haupt des kapetingischen
Familienverbandes durfte sich Karl von Valois
betrachten, der schon zu Lebzeiten seines Bruders eine hervorragende Stellung
eingenommen hatte, die auch Ludwig X.
später niemals angetastet hatte.
Kiesewetter, Andreas: Seite 143,158,170,190,194,218,220,223-226,231-234,244,248-251,285,287,292
******************
"Die Anfänge der Regierung König Karls II.
von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence
und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts"
Zwei Tage später gab Martin IV. dem Kardinallegaten
genaue Anweisungen bezüglich der Verhandlungen, die er mit Philipp
III. führen sollte. Am 1. September erklärte er die
Schenkung des Königreiches Aragon an den Infanten
Alfons für null und nichtig, ehe er am 3. September Jean
Cholet beauftragte, das Iuramentum Karls
von Valois für das Königreich
Aragon entgegenzunehmen.
Nachdem Martin IV. dem französischen König
am 2. September 1283 den Zehnten für das Königreich Frankreich
auf drei Jahre zugestanden hatte, nahm Philipp
III. am 22. Februar 1284 die Belehnung seines jüngeren
Sohnes Karl von Valois mit dem Königreich
Aragon an. Am 5. Mai 1284 wurde Karl von Valois
durch Martin IV. mit den königreichen Aragon und Valencia belehnt,
und Philipp begann mit den Vorbereitungen
für einen kriegerischen Einfall in Katalonien.
Der Heilige Stuhl hatte ferner alle Maßnahmen,
die zur Absetzung Peters von Aragon
und seiner Erben eingeleitet worden waren, rückgängig zu machen
und die Belehnung Karls von Valois mit
den Königreichen Aragon und Valencia für nichtig zu erklären.
Karl II. verpflichtete
sich, innerhalb der nächsten zehn Monate einen dreijährigen Waffenstillstand
von der römischen Kirche, Philipp IV.von
Frankreich und Karl von Valois zu
erlangen.
König Philipp IV. lehnte
den Vertrag von Canfranc brüsk ab, das sein Bruder Karl
von Valois für den Verzicht auf den aragonesischen Königsthron
nicht entschädigt werden sollte.
Doch standen noch zwei andere Punkte auf der Tagesordnung
von Rieti: Der Friedensschluß mit Jakob
und
die Entschädgung Karls von Valois
für seinen möglichen Verzicht auf die aragonesische Krone.
Als dritter Punkt wurde in Rieti eine Kompensation für
den Verzicht Karls von Valois auf die
Martinische Schenkung verhandelt. Die Aufgabe der Ansprüche des französischen
Prinzen auf die aragonesische Krone war eine der wichtigsten Voraussetzungen
für den Friedensschluß mit Alfons III.
Vermutlich
wurde schon im September 1289 die Heirat einer Tochter des ANGIOVINEN
mit dem Grafen von Valois beschlossen, wobei jene die Erbapanagen Karls
II., Anjou und Maine, als Mitgift in die Ehe bringen
sollte.
Nach kurzen Verhandlungen konnt am 29. Dezember entsprechend
den Verainbarungen, die Karl mit Nikolaus
IV. im September in Rieti getroffen hatte, in Corbeil-Essones ein Vertrag
geschlossen werden, der die Entschädigung Karls
von Valois für den aragonischen Thronverzicht regelte.
Der Vertrag sah vor, daß der französische Prinz
Margarethe, die älteste Tochter Karls
II., heiraten [Schon am 17. Dezember hatte der König von
Neapel dem VALOIS, der übrigens
bei den Verhandlungen von Corbeil, wie sich aus dem Vertragskontext ergibt,
nicht persönlich anwesend war, die Hand seiner Tochter angetragen.]
und die angiovinische Prinzessin die
Grafschaften Anjou und Maine als Mitgift in die Ehe einbringen sollte.
Als Gegenleistung hatte Karl von Valois dann
anläßlich des Friedensschlusses mit Alfons
III. offiziell auf die Königreiche Aragon und Valencia
Verzicht zu leisten. Selbst wenn der Frieden mit Aragon nicht zustande
kommen sollte und der VALOIS nicht
dem Thron Aragons entsagen würde, gingen die Grafschaften in seinen
Besitz über.
Wie erwartet überbrachten die päpstlichen Legaten
die endgültige Ehedispens für die Heirat Margarethes
von Anjou mit Karl von Valois,
welche die Kardinäle am 10. Juni noch einmal transumieren ließen.
Noch vor der Eheschließung Karls von Valois
mit
der angiovinischen Prizessin [Nach
Guillelmus de Nangiaco, Chronicon, ed. Gueraud I, 278, fand die Hochzeit
zwischen Margarethe von Anjou und Karl
von Valois am 15. August 1290 statt. Die Forschung ist bisher
dieser Angabe kritiklos gefolgt. Doch ergibt sich aus der in der folgenden
Anmerkung zitierten Urkunde, daß die Eheschließung am 18. August
noch nicht erfolgt war. Erstmals wird in einer Urkunde von September 1290
(ADBR, B 389) durch Philipp den Schönen
die Ehe als geschlossen bezeichnet.] bestätigte endlich Karl
II. am 18. August 1290 die Abtretung der Grafschaften Anjou
und Maine an den KAPETINGER.
Der Vertrag von Senlis sah vor, daß Margarethe
die
beiden Grafschaften, wie im Vertrag von Corbeil-Essones festgelegt, als
Mitgift in die Ehe einbringen sollte und diese an Karl
von Valois und die Erben aus der gemeinsamen Ehe fallen sollten.
Karl
von Valois sollte als Gegenleistung nach dem Friedensschluß
mit Aragon und auf Aufforderung des Papstes seine Ansprüche auf Aragon
und Valencia aufgeben. Blieb die Ehe kinderlos, sollten Anjou und Maine
an die französische Krone übergehen. Kam wider Erwarten kein
Friedensschluß zustande, fielen die Grafschaften gleichfalls an den
Bruder Philipps IV., doch sollte im
Falle von dessen kinderlosem Tod Maine bei Margarethe
verbleiben, während Anjou wieder in den Besitz der ANGIOVINEN
überging.
Philipp IV. hatte
Ende 1291 möglicherweise wirklich mit Kriegsplänen gegen Aragon
gespielt, da einige aragonesische Adlige sich am 14. November 1291 bereit
erklärt hatten, Karl von Valois,
der nach dem Scheitern des Friedens von Brignmoles seine Ansprüche
auf die Krone Aragons erneuert hatte, als König anzuerkennen.
Als Karl von Valois
am 13. Oktober 1292 Hugues de Conflans und Jean de Burlas nach Aragon sandte,
um die Treueide einiger Adliger entgegenzunehmen und weitere Unterstützung
für sein Titularkönigtum zu suchen, beauftragte der
ANJOU Pierre de l'Isle, ebenfalls nach Aragon zu gehen, damit
er den Klerus und Adel Aragons zur Unterstützung des Königtums
des KAPETINGERS
bewege.
Am 20. Juni 1295 konnte schließlich eine Reihe
von bilateralen Verträgen geschlossen werden, welche den bedingungslosen
Verzicht Karls von Valois auf die Martinische
Schenkung vorsahen und das mallorcanische Problem dem Schiedsspruch des
Papstes unterwarfen.
Am 28. Juni 1295 bestätigte der
angiovinische Kronprinz Karl Martell die Abtretung der Grafschaften
Anjou und Maine an Karl von Valois und
beseitigte somit das letzte Hindernis, welches dem endgültigen Verzicht
des kapetingischen Prinzen auf Aragon
im Wege stand. Der KAPETINGER setzte
keine Widerstände mehr entgegen und bestätigte am 7. Juli 1295
noch einmal ausdrücklich den Thronverzicht auf Aragon.
Ludwig VIII. König von Frankreich
5.9.1187-8.11.1226
oo Blanka von Kastilien
4.3.1187-27.11.1252
--------------------------------------------------------------------------
Ludwig IX. König von Frankreich
Karl I. von Anjou König von Sizilien
25.4.1214-25.8.1270
1226-7.1.1285
------------------------------------------------------------------
oo Margarete von Provence
1. oo Beatrix von Provence
1221-20.12.1295
1234-23.9.1267
---
---
Philipp III. der Kühne König von Frankreich
Karl II. der Lahme König von Neapel
3.4.1245-5.10.1285
1246/54-5.5.1309
1. oo Isabella von Aragon
oo Maria von Ungarn
1243-28.1.1271
um 1255-25.3.1323
---
---
Karl Graf von Valois --------------------
oo -------------------- Margarete
von Anjou
Erbin von Anjou-Maine
6.2.1301
2. oo Katharina I. von Courtenay, Tochter des
Titular-Königs Philipp
-3.1.1307
Erbin von Courtenay
6.1308
3. oo Mathilde von Chatillon-St. Pol, Tochter
des Grafen Guido III.
um 1293-3.10.1358
Kinder:
1. Ehe
Isabella
1292- 1309
1297
oo 1. Johann III. Herzog der Bretagne
8.3.1286-30.4.1341
Philipp VI.
1293-22.8.1350
Johanna
1294-7.3.1342
19.5.1305
oo Wilhelm III. Graf von Holland-Hennegau
um 1280-7.6.1337
Margarete
1295- 7.1342
1310
oo Guido I. von Chatillon Graf von Blois
- vor
12.8.1342
Karl II. Graf von Alencon
um 1297-26.8.1346 gefallen
2. Ehe
Katharina II.
Ende 1303- Anfang 10.1346
30.7.1313
oo Philipp von Anjou Fürst von
Tarent
1278-26.12.1332
Johanna
1304-9.7.1363
Sie starb als Nonne zu Fontenelles
1318
oo Robert III. von Artois Graf von Beaumont zu
Conches
1287-16.8.1342
Johann Graf von Chartres
1302- 1308
Isabella Äbtissin von Fontevrault
-11.11.1349
3. Ehe
Blanka
1317-1.8.1348
1329
oo KARL IV. König des Römisch-Deutschen
Reiches
14.5.1316-29.11.1378
Marie
um 1310-8.12.1328
1324
oo 2. Karl von Anjou Herzog von Kalabrien
1298-10.11.1328
Isabella
1313-26.7.1383
Paris
25.1.1337
oo Peter I. Herzog von Bourbon
1311-19.9.1356
Literatur:
-----------
Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 189,194,199,204,206,208,228,232,236,240,
243 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W.
Kohlhammer GmbH 1987 Seite 169,172 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 195,200,203,210,215,232,238,246,248,251,267 - Herde Peter:
Karl I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Mainz
1979 Seite 110 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer
2000 Seite 29,45,63 - Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge der
Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich
Neapel, die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13.
Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999 Seite 143,158,170, 176,182,184,190,194,218,220,223-226,228
A.,229,231-234,236,239, 244,248-251,252 A.,253,256-258, 260,271,278,285,287,289,292,
356 A.,372,476,492,528 A.,530 - Norwich John Julius: Byzanz. Der
Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band III Seite 315 - Pernoud Regine: Die Kapetinger.
in: Die großen Dynastien. Karl Müller Verlag 1996 Seite 11-29
- Prutz Hans: Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden,
Abenteurer Bechtermünz Verlag Berlin 1908 Seite 287 -