Sohn des Grafen
Odo II. von Blois aus seiner 2. Ehe mit der Irmgard
von der Auvergne, Tochter von Graf Robert I.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 519
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Tedbald III., Graf von Blois
---------------- T. I. als Graf der Champagne
* um 1010, + 29. September 1089
Begraben: Epernay, St-Martin
Sohn von Odo II. und Ermengarde von Auvergne
1. oo Garsende, Tochter Graf Herberts ‚Eveille-chien‘ von Maine
verstoßen vor 1049 (Sohn: Stephan Heinrich)
2. oo um 1060 Adela von Bar-sur-Aube, Tochter Graf Rudolfs IV. von Valois
Söhne:
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Philipp
Odo
Hugo
Erbte nach dem Tode des Vaaters (1037) die Grafschaften
Blois, Tours, Chateaudun und Chartres, während sein
jüngerer Bruder Stephan II. Graf von Meaux und Troyes wurde.
1041 beteiligte sich Tedbald III. am
gescheiterten Aufstand gegen den französischen
König Heinrich I. und verlor an dessen verbündeten,
Graf Gottfried Martell von Anjou, die Touraine (1044). Nach dem Tode seines
Bruders Stephan (1045/48) übernahm er für dessen unmündigen
Sohn Odo III. die Regierung der Champagne; als Odo 1066 mit
Wilhelm
dem Eroberer nach England zog und dort blieb, fielen seine Grafschaften
an Tedbald III., der so die Einheit der Hausbesitzungen wiederherstellen
und konsolidieren konnte. Zudem starb 1074 mit Graf Rudolf IV. von Valois
ein gefährlicher Konkurrent, dessen Fürstentum nach dem Klostereintritt
seines Erben Simon (1077) aufgeteilt wurde. Tedbalds von Konflikten
nicht immer freies Verhältnis zur französischen Krone spiegelt
sich auch in seiner Titular als Pfalzgraf
wider, die bis 1048 und
seit 1077 belegt ist. 1054 leistete er Kaiser
HEINRICH III. den Lehnseid. Er unterstützte die Ideen der
Kirchenreform, ohne daß es im Konflikt zwischen König und Papst
zum Bruch mit Philipp I. kam. In seinem
Herrschaftsbereich begünstigte er die Ausbreitung der Clunianzenser
und trat besonders als Förderer der Abtei Marmoutier hervor.
Gemahlinnen: a) Garsende, Tochter des Grafen Heribert von Maine, verstoßen 1049
b) vor 1061 Alix, wahrscheinlich Tochter des Grafen Rudolf von Valois
+ nach 1097
VIII, b. 74 STEPHAN III., 1037 Graf von Blois, 1048
Graf von der Champagne
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* c 1010 (vor 1013), + 1089
a oo Garsende, Tochter Graf Heribertzs von Maine (verstoßen 1049)
b oo vor 1061 Alix, wahrscheinlich Tochter Graf
Rudolfs von Valois
+ nach 1097
Vgl. Brandenburg X, 13 und Bur, Formation Seite 308, Tafel
30
Boshof, Egon: Seite 115,156
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"Die Salier"
Nach einem Jahrzehnt äußerster Gefährdung
seiner Herrschaft (Heinrichs I. von Frankreich)
durch Auseinandersetzungen innerhalb der Dynastie und mit den Vasallen
aus dem Hause BLOIS-CHAMPAGNE bahnte sich in den Jahren 1043/44
eine Wende durch einen Sieg des mit ihm verbündeten Gottfried Martell
von Anjoun gegen die Grafen Theobald und Stephan von Blois-Champagne
an.
Von nachhaltigerer Negativwirkung als dieser Streit aber
war der überraschenden Frontwechsel des Grafen Theobald III. von
Blois und Chartres, der 1054 dem Kaiser huldigte und Hilfe versprach.
Die lapidare Notiz in der Chronik Hermanns von Reichenau läßt
die Hintergründe im Dunkel. War ein Szenenwechsel auf der innenpolitischen
Bühne Frankreichs der Anlaß für die zunächst unerklärliche
Annäherung des Sohnes Odos von der Champagne an das Reich?
Gottfried Martell von Anjou hatte 1052 mit dem KAPETINGER
Frieden geschlossen und stand nun auf dessen Seite im Kampf gegen Wilhelm
von der Normandie; zwischen Gottfried und Theobald gab
es Streit um die Grafschaft Vendome. Der Graf von Blois hätte also
durch eine Annäherung an den Kaiser das angevinisch-kapetingische
Bündnis
neutralisieren können. Oder lag die Initiative beim SALIER,
der sich für den bevorstehenden Flandern-Feldzug Rückendeckung
gegenüber dem französischen König zu verschaffen suchte?
Vielleicht hat sogar
HEINRICHS Schwiegermutter
Agnes von Poitou ihre Hand im Spiel gehabt. Für sie ist gerade um
diese Zeit eine Reise zu dem Grafen Theobald bezeugt, über
deren Zweck freilich bichts weiter verlautet.
Ehlers Joachim: Seite 52,54,62
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"Die Kapetinger"
Die Herrschaft Blois-Chartres-Champagne wurde daraufhin
unter zwei Erben geteilt, bis sie 1045/48 durch Odos Sohn Tedbald
I. wieder ereinigt wurde. Noch im Jahre 1041 unterstützte Gottfried
Martell den König während eines gefährlichen Aufstandes,
durch den Heinrichs I. Bruder Odo
mit
Hilfe des Hauses BLOIS-CHAMPAGNE und eines Teils des Adels der Francia
wohl eigene Thronansprüche verfolgte.
Für Pfingsten 1048 lud Heinrich
zu
einem Hotag nach Senlis; neben zahlreichen Bishöfen und weltlichen
Großen kamen der Graf von Flandern, der Herzog der Normandie und
Graf Tedbald von Blois-Champagne, Sohn und Nachfolger Odos II.
Über die Beratungsgegenstände ist nichts bekannt.
Eine schwere Belastung des Verhältnisses Heinrichs
I. zum Kaiser ergab sich im Jahre 1054 aus der Huldigung des
Grafen
Tedbald von Blois-Champagne gegenüber HEINRICH
III., deren Anlaß im einzelnen unklar bleibt. Es handelte
sich um eine politische Kommendation, der infolgedessen keine elehnung
folgte, und sie ist möglicherweise aus dem Bestreben nach Sicherung
gegen das kapetingisch-angevinische Bündnis
erwachsen, zweifellos aber war es ein Affront gegen den königlichen
Lehnsherrn, in seinen Folgen noch verstärkt durch das Bündnis
HEINRICHS
III. mit Herzog Wilhelm von der Normandie
gegen Flandern.
Ehlers Joachim: Seite 74
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Solche Allianzen mußten nunmehr europäische Ausmaße annehmen, und es gelang Heinrich I., den Grafen Balduin von Flandern und Herzog Wilhelm II. vopn der Normandie, den späteren Eroberer Englands, auf seine Seite zu ziehen. Vielleicht ist mit diesen politischen Erfolgen im Umkreis des französischen Königs der Wunsch wieder wach geworden, einen neuen Versuch zur Rückgewinnung des nie ganz aufgegebenen Lothringen zu wagen. Auf einem ungewöhnlich gut besuchten Hoftag in Senlis zu Pfingsten 1048 sah Heinrich viele Bischöfe und weltliche Große um sich versammelt, darunter den Grafen von Flandern, den Herzog der Normandie und Zeichen veränderter Beziehungen, Graf Tedbald III. von Blois-Champagne, Sohn und Nachfolger Odos II. Ob hier wirklich, wie man aus der geradezu einmaligen Zusamemnkunft hochrangiger Fürsten am Königshof hat folgern wollen, der Krieg gegen das Imperium beraten und beschlossen wurde, läßt sich weder erweisen noch mit triftigen Gründen ausschließen.
Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Seite 103,105,107
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."
Odos Herrschaftsbereich wurde - wie es scheint
mit Zustimmung des Königs - unter seine beiden Söhne Theobald
I. und Stephan I. aufgeteilt. Als Stephan bereits 1045/48 starb,
übernahm Theobald die Vormundschaft für seinen Neffen
Odo
und vereinigte damit die Macht des Grafenhauses wieder in seiner Hand.
Das Ringen um die über ein Jahr belagerte Stadt
Tours beendete Gottfried Martell mit seinem Sieg in der Schlacht bei Nouy
am 21. August 1044. Dem Grafen Stephan gelang die Flucht, Theobald
aber fiel in Gefabngenschaft und erkaufte seine Freilassung, indem er dem
Sieger nicht nur Tours, sondern auch die anderen befestigten Plätze
der Touraine überlassen mußte. Den Friedensvertrag vermittelte
der König selbst.
Offenbar genau ein Jahr später, als Papst Leo Anfang
Oktober in Reims ein großes Reformkonzil abhielt, führte Heinrich
seine Heer gegen Gottfried Martell und wurde dabei durch starke Truppen
Wilhelms
von der Normandie, aber wohl auch von Theobald von Blois-Champagne
unterstützt.
1. oo Garsende von Maine, Erb-Tochter des Grafen
Heribert
- 1048 -
2. oo Gundrada
-
3. oo Alix von Valois-Amiens, Tochter des Grafen
Rudolf III
- um 1098
Erbin der Grafschaft
Bar-sur-Aube
Kinder:
1. Ehe
Stephan II. Graf von Blois
1046-13.7.1102
3. Ehe
Odo IV. Graf von Champagne-Troyes-Brie (1089-1097)
-1.1.1097
Philipp Bischof von Chalon-sur-Marne (1093-1100)
-
1100
Hugo I. Graf von Champagne-Troyes
-
6.1126
Literatur:
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Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 115,156 - Ehlers Joachim:
Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite
52,54,62 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 74 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 99,103,105,107 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der
Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 VIII,74 Seite 341 -