Sohn des Grafen Robert III. im Worms- und Oberrheingau
und der
Wiltrud von Orleans, Tochter von Graf Hadrian
Nach Merlet/Glöckner Sohn des 834 mit seinem Bruder,
Odo Graf von Orleans, Stammvater der KONRADINER,
gefallenen Grafen Wilhelm von Blois
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 883
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Robert der Tapfere
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* ca. 820, + 866 gefallen
Vater der westfränkischen Könige Odo (888-898) und Robert I. (922-923)
Stammvater der ROBERTINER (KAPETINGER)
Aus bedeutendem rheinfränkischen Grafenhaus der ‚RUPERTINER‘ (Gründer des Klosters Lorsch), trat er um 840 in die Dienste KARLS DES KAHLEN, der ihn unter anderem aus Reimser Kirchengut versorgte und den mit seiner Gattin Ermentrud versippten Vasallen 852 zum Laienabt von Marmoutier und Graf von Angers, 853 zum Missus in Raum Anjou/Touraine/Maine erhob. Neben vorübergehender Verwendung in der Bourgogne hatte Robert der Tapfere lange den militärischen Oberbefehl "zwischen Seine und Loire" inne, mit den Grafschaften von Orleans bis Anjou, zuletzt auch die Abtei St-Martin in Tours. In Auseinandersetzungen mit rivalisierendem Adel und dem neustrischen Unterkönig Ludwig dem Stammler, Sohn KARLS DES KAHLEN) kam es neben einer Auflehnung Ludwigs gegen den Vater auch zu einer Erhebung Roberts gegen KARL (857-861). Robert der Tapfere hat Bretonen, Normannen und Aquitanier erfolgreich bekämpft, wobei er sie geschickt gegeneinander ausspielte. Er fiel 866, zusammen mit Graf Ramnulf von Poitou, bei Brissarthe (nördlich Angers) im Kampf gegen die Normannen. Den Gefallenen verglich man in der rheinfränkischen Heimat mit den MAKKABÄERN ("Robert fortis").
Literatur:
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K. Glöckner, Lorsch und Lothringen, Robertiner und
Capetinger, ZGO NF 50, 1936, 301-354 - K. F. Werner, Rotberti complices.
Die Vasallen Roberts des Tapferen, WaG 19, 1959, 146-193 -
Friese Alfred: Seite 104
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"Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen
Adels"
Als durch die Schlacht von Fontenay (bei Auxerre) 841 die Entscheidung gegen Kaiser LOTHAR I. gefallen war und zwei Jahre später im Vertrag von Verdun besiegelt wurde, mußten im Ostreich viele von ihnen abtreten. Das Beispiel der ROBERTINER ist ebenso aufschlußreich wie das der HATTONEN. Robert IV., dessen Vater Königsbote im Mainzer Sprengel und Graf im Oberrhein- und Wormsgau war, hat schon 837 den Machtbereich Ludwigs des Deutschen verlassen und über Freunde im Lager des Kaisers Anschluß an den Hof KARLS DES KAHLEN gefunden. Mit ihm ging auch Graf Hraban, ein Vetter des Fuldaer Abtes Hrabanus Maurus.
Mitterauer Michael: Seite 209
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“Karolingische Markgrafen im Südosten”
Neben Guntram hatte Graf Rutpert III. noch
einen zweiten Sohn, der den Namen des Vaters trug. Er wird 836 in einer
Lorscher Urkunde genannt. Glöckner hat es wahrscheinlich gemacht,
dass es sich bei ihm um den unter dem Namen
Robert
"der Tapfere" bekannten Ahnherrn der westfränkischen
ROBERTINER
handelt. Er nimmt an, dass sich Rutpert wie viele andere ostfränkische
Große beim Tod Kaiser LUDWIGS
für dessen Sohn LOTHAR entschied
und dadurch in Gegensatz zu König Ludwig
dem Deutschen geriet. War Rutpert wirklich ein Neffe
des Hrabanus Maurus, dann findet diese Annahme neue Stützung. Auch
Hrabanus Maurus nahm gegen König Ludwig Stellung.
Er verlor aus diesem Grunde seine Fuldaer Abteiwürde. Durch seine
Haltung wurde sicherlich auch die seines damals noch ziemlich jugendlichen
Neffen bestimmt.
Nach dem Sieg König Ludwigs
ging Rutpert ins W-Reich, wo er sich rasch eine neue Ausgangsbasis
schuf. Die rupertinische Grafschaft
im Wormsgau sowie der größte Teile der rheinischen Güter
dieses Geschlechts gingen auf einen Graf Megingoz über. Daraus, dass
er als nepos König Odos bezeichnet
wird, schloß Glöckner, dass er der Sohn einer Schwester Roberts
des Tapferen war. Sein Vater hieß Walacho, sein Bruder
Robert.
Werner Karl Ferdinand: Seite 439,441,500,502
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"
Unter den Großen im Rheingebiet gab es einige, die
nach der Reichsteilung von Verdun nicht unter der Herrschaft des ungeliebten
Ludwig
leben wollten, aber auch für LOTHAR nichts
übrig hatten. Zu ihnen gehörten Hrabanus und Robert,
zwei Männer gräflicher Abstammung. Hrabanus war ein Verwandter
des späteren Erzbischofs Hrabanus Maurus von Mainz, Robert
war kein anderer als Robert der Tapfere,
der Ahnherr der KAPETINGER. Sie zogen
in KARLS Reich und wurden mit Gütern
der Reimser Kirche ausgestattet. Dieses Bistum war in den ersten Jahren
der Herrschaft KARLS vakant geblieben,
um den König die Einkünfte zu sicherm. Bald nach seiner Wahl
zum Erzbischof von Reims erreichte aber Hinkmar die Rückgabe seiner
Güter. Robert konnte sich auf
seine Verwandtschaft mit Königin Ermentrud
und dem einflußreichen Grafen Adalhard stützen. Im Jahre 852
ernannte ihn KARL zum Grafen von Anjou
und der Touraine. Nach dem Verlust von Nantes und Rennes sollte dieses
Gebiet die Grundlage einer neuen Bretonischen Mark bilden. Gleichzeitig
wurde Robert Laienabt
des Klosters Marmoutier bei Tours. Später erhielt er dann
noch die Grafschaften Blois und Orleans, dazu die Laienabtwürde von
Saint-Martin in Tours, einen der Grundpfeiler für die Macht der ROBERTINER,
der späteren KAPETINGER.
Im Jahre 858 trat eine weit gefährlichere Oppositionsbewegung
auf, der ein Großteil des fränkischen Adels im Königreich
KARLS
DES KAHLEN
angehörte,
darunter Robert der Tapfere
und Erzbischof Wenilo von Sens. Diese Partei machte
Ludwig
dem Deutschen das Angebot, die Krone von
KARLS westfränkischem Reich zu übernehmen. Ludwig
nahm an, besetzte mühelos einen großen Teil des Königreichs
und vergab schon honores an Große, die ihn gerufen hatten.
Ludwig
der Deutsche fühlte sich seiner Anhänger so sicher,
daß er seine Truppen nach Hause entlassen hatte. KARL
nützte das aus und zwang seinen Bruder durch eine rasche Militäraktion
zum übersturzten Abzug. Dieser Erfolg in einer äöußerst
kritisch erscheinenden Lage begründete KARLS
Aufstieg in der fränkischen Welt. Freilich blieb die Verurteilung
der Verschwörer von 858 durch die Synode zu Gondreville weitgehend
wirkungslos, an der im Jahr darauf die "lothringischen" und westfränkischen
Bischöfe teuilnahmen: KARLS Gegner
waren in die Bretragne geflohen, die damals von der Opposition als Aufenthaltsort
bevorzugt wurde. KARL mußte im
Jahr 861 diesen Großen, voran Robert dem
Tapferen, ihre Besitzungen und honores zurückgeben,
sie dabei sogar noch vermehren.
Die ROBERTINER dagegen,
die "frühesten" KAPETINGER, deren
Name auf Robert den
Tapferen, ihren
Ahnherrn und ihre eigentliche Heldengestalt
zurückgeht, erhielten wesentlich weniger Beifall.
Robert der Tapfere
und Hugo Abbas, der einer feindlichen Familie angehörte, aber Roberts
Werk fortsetzte, verkörpern die Vorbereitungsphase von 852 bis 866:
Eine beträchtliche Vasallenklientel entstand auf der Grundlage eines
Militärkommandos, das die KAROLINGER
für Robert im Loiregebiet zwischen
Orleans und Angers eingerichtet hatten, um die Bretonen und Normannen zu
bekämpfen. Von dieser Basis ausgehend, sicherten sich
Robert beziehungsweise Hugo der Abt (Abbas) auch einige große
Klöster, voran Saint-Martin in Tours, und wurden dort Laienäbte.
Das ermöglichte ihnen, zahlreiche Vasallen auf Klosterbesitz anzusiedeln.
Ehlers Joachim: Seite 13-15
*************
"Die Kapetinger"
Zur frühen Geschichte der Familie gibt es keine eindeutigen
Quellenzeugnisse; die Sammelbezeichnung "ROBERTINER"
ist neuzeitlich und bezieht sich auf Robert,
ihren ersten faßbaren Angehörigen, der aufgrund seiner vor allem
im Kampf gegen die Normannen bewiesenen militärischen Tüchtigkeit
schon von den Zeitgenossen als "der Tapfere" anerkannt wurde. Wegen
seiner Leistungen im Dienst KARLS DES KAHLEN,
der Eigenherrschaft, die er früh begründen konnte und durch seine
königlichen Nachkommen erregte er das Interesse zeitgenössischer
und späterer Geschichtsschreiber, die auch Nachrichten über seine
Vorfahren überliefert haben. Roberts Vater
sei ein gewisser Witichinus gewesen, der aus den ostrheinischen
Ländern gekommen sei, schreibt am Ende des 10. Jahrhunderts der Mönch
Richer aus dem Reimser Kloster des Heiluigen Remigius (I, 5), und sein
Zeitgenosse Aimoin von Fleury präzisiert das, wenn er Robert
einen
Mann sächsischer Herkunft (Saxonici generis) nennt (II, 1).
Gegenüber diesen Meldungen, die den Ursprung des ersten französischen
Königshauses außerhalb Frankreichs sehen, berichten zeitnähere
Aufzeichnungen wie die Annales Xantenses zum Jahr 867 (gemeint ist 866),
daß damals ein Heerführer KARLS DES
KAHLEN gegen die Normannen gefallen sei, ein sehr tapferer Mann
aus der Francia namens Robert, und
die Fuldaer Annalen nennen ihn einen Grafen König
KARLS, der "wie ein Judas Makabäus
unserer Zeit" (alter quodammodo nostris temporibus Machabeus) kämpfend
den Tod gefunden habe.
Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem
Königsdienst Roberts sah die ältere
Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß
dem notorisch phantasievollen Richer, der den namen Widukind seinem gelehrten
Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN
mühelos hätte entnehmen können, Erfindung unterstellt wurde;
für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge,
nämlich der Heirat des dux
Hugo Magnus, Roberts
Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig,
der Tochter König HEINRICHS I.
und Schwester OTTOS I., über die
der Name Heinrich in das französische
Königshaus gekommen ist.
Ein solcher Widerspruch besteht indessen keineswegs zwingend,
denn die fränkische Reichsaristokratie, zu der Robert
gehörte, definierte sich gesamtfränkisch und darf demzufolge
nicht nachträglich auf eine einzige Herkunftsregion beschränkt
werden. Ein intensives gentiles Bewußtsein, das diese Familien ursprünglich
zweifellos gehabt haben, wurde seit der Zeit KARLS
DES GROSSEN im reichsweiten Aktionsraum so intensiv fränkisch
überlagert, daß ein Großer zwar individuell aus der Francia
kommen, durch Familientradition aber sächsischer Herkunft sein konnte.
Die Quellenzeugnisse müssen sich demnach im Falle Roberts
nicht gegenseitig ausschließen, sondern können einander ergänzen;
angesichts der Fluidität weiträumiger Adelsbeziehungen und der
Verbreitung des Personennamens verbietet sich aber jede präzise Bestimmung
schon deshalb, weil sie dem damals noch sehr offenen System gesellschaftlich-familiärer
Beziehungen nicht angemessen wäre. In einer Welt breitgelagerter Traditiionsverbände
dürfen "die" ROBERTINER nicht
als abgrenzbare, stammtafelfähige Größe gesucht werden,
denn Einheiten dieser Art waren erst im Entsehen begriffen und können
deshalb als solche in den Quellen nicht gefunden werden. Aus diesem Grund
ist der Versuch gescheitert, Roberts Verwandtschaft
mit dem mittelrheinischen Grafen Cancor nachzuweisen, der um 762/63
das Kloster Lorsch gegründet hatte und seinerzeit zur Familie des
Bischofs Chrodegang von Metz gehört haben soll, des neben Fulrad
von St- Denis wichtigsten Beraters des späteren Königs
Pippin. Angesichts der bekannten überregionalen Verbindungen
der fränkischen Reichsaristokratie ist die Verbindung Chrodegang/Robert/Cancor
zwar möglich, aber ebensowenig belegbar wir die These einer neustrischen
Herkunft der Familie Roberts. Sie wurde
aus Verwandtschaft Hrotberts, eines Refendars König
Chlothars III., mit dem Heiligen Lantbert gefolgert,
dem die mittelrheinischen RUPERTINER
zwei Kirchen geweiht haben; hierbei ist allerdings Lantbert, Abt
von St-Wandrille und Bischof von Lyon (+ 683/88), verwechselt worden, dem
die Kirchen in Donk (Provinz Limburg) und in Mainz geweiht waren.
Mit dem Vertrauen in die Rekonstruierbarkeit verwandtschaftlicher
Beziehungen Roberts zur Familie Chrodegangs
von Metz schwindet aber auch die Möglichkeit, seinen Zugang zum
Hof KARLS DES KAHLEN plausibel zu erklären.
Robert
muß
dort frühzeitig Erfolg gehabt haben, denn 852 erhielt er das Kloster
Marmoutier (Dep. Indre-et-Loire) übertragen, eine Gründung des
fränkischen Reichsheiligen Martin. Solche Ausstattungen waren letzte
Mittel der spätkarolingischen
Könige, Große an sich zu binden und für die Dynastie zu
gewinnen. Ein Teil des Klostergutes verblieb den Konventen, aus dem größeren
Bestand konnte der Laienabt eigenen Vasallen Dienstgüter geben. 861,
nach einer Phase der Opposition Roberts
als Parteigänger Ludwigs des Deutschen,
vertraute KARL ihm den militärischen
Oberbefehl im Westen zwischen Loire und Seine an, den ducatus inter
Ligerim et sequanam adversus Brittones (Regino zu 861). Es ist bemerkenswert,
daß die künftige Basislandschaft der ROBERTINER
zugleich die gefährdetste Region des W-Fränkischen Reiches war,
bedroht durch Normannen und Bretonen: Die künftigen Könige verdankten
ihren Aufstieg zu einem guten Teil militärischer Bewährung. Robert
muß KARL DEM KAHLEN so wichtig
gewesen sein, daß er ihm gegen den Willen des Erzbischofs Hinkmar
von Reims 866 die ehrwürdigste Kirche des Frankenreichs überließ,
das Kanonikerstift St-Martin in Tours.
Nach dem Tod Roberts,
der 866 bei Brissarthe (Dep. Maine-et-Loire) im Kampf gegen die
Normannen gefallen war, konnte der König nur einen Teil der mitterweile
erworbenen honores an Roberts minderjährigen Sohn Odo
weitergeben.
Mexandeau Louis: Seite 50-51
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"Die Kapetinger"
So war es bei Robert dem Tapferen
(oder dem Starken), dem ersten bekannten Vorfahren der KAPETINGER.
Er war ein Zeitgenosse KARLS DES KAHLEN,
seine Herkunft liegt im Dunkel und ist umstritten, und es hat ganz den
Anschein, als ob er sein Glück nicht - wie es französische Historiker
behauptet haben, um seiner Nachkommenschaft zu schmeicheln und um sie zu
rechtfertigen - einer gediegenen aristokratischen Abstammung verdankte,
sondern der Beharrlichkeit, mit der dem Mißgeschick trotzte. Einerseits
versuchte der energische KAROLINGER
das Eindringen der Wikinger durch Brückenbefestigung aufzuhalten,
andererseits bemühte er sich, sie aus dem flachen Land zurückzuzdrängen.
Einer seiner tüchtigsten Stellvertreter, wenn nicht überhaupt
der bewährteste, war eben jener Robert,
der Urgroßvater Hugo Capets.
Um ihm seine Treue zu lohnen, übertrug ihm KARL
große Vollmachten und ausgedehnte Ländereien im Gebiet zwischen
Seine und Loire, das man damals noch Neustrien nannte. Schon im Jahre 860
fühlte sich Robert stark genug,
um sich gegen den Herrscher zu empören und es abzulehnen, ihm die
Benefizien zurückzugeben, die ihm seine tapferen Taten eingebracht
hatten. Eine erste Bekundung der Unabhängigkeit, auf die in dem Maße,
wie sich diese stolze Familie festigte, noch viele andere folgen sollten.
Die Auflehnung währte nicht lange, und Robert
erhielt
daher seine Güter und seine Vorrecht zurück. Er stellte so eine
andere Eigenschaft unter Beweis, die zur ersten Tugend des Geschlechtes
werden sollte, die Mäßigung ... vorausgesetzt, daß sie
etwas einbrachte Vor den KAPETINGERN
wußten schon die ROBERTINER,
wie weit man gehen durfte und wo man haltmachen mußte.
Robert der Tapfere starb
frühzeitig im Jahr 866 am Ende eines siegreichen Kampfes, den er einer
Normanschar geliefert hatte. Die Erinnerung an seinen ruhmreichen Tod auf
den Stufen der Kirche von Brissarthe nahe bei Le Mans blieb unvergessen.
Er hinterließ zwei Söhne, Odo
und Robert; der ältere war noch
nicht zehn Jahre alt.
Dümmler Ernst: Band I Seite 591
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"Geschichte des Ostfränkischen Reiches"
Als nämlich im Herbst 866 eine Schar von nur etwa 400 Loiredänen und Britten der Stadt Le Mans unter der Führung Hastings zu Pferde einen zweiten Besuch gemacht hatte [Der Tod Roberts und Ramnulfs wird kurz von Hinkmar erzählt, ausführlich von Regino a. 867.], wurden sie auf dem Rückwege bei Brissarthe von den Grafen Roert, Ramnulf, Gotfrid unf Heriveus angegriffen und in den Ort zusammengedrängt, wo die Mehrzahl von ihnen in einer steinernen Kirche Zuflucht fand. Bei einem Ausfalle aus derselben gelang es ihnen Robert, der unvorsichtig der Kühlung wegen Helm und Harnisch abgelegt, im Gewühle zu erschlagen, Ramnulf aber ward durch einen Pfeilschuß aus der Kirche so schwer getroffen, daß er drei Tage darauf starb
Dümmler Ernst: Seite 15,34,35
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"Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"
861
KARL hielt eine Reichsversammlung
zu Compendium [Compiegne] und dort vertraute er mit dem Beirate seiner
Großen dem Grafen Robert
die Herzogswürde zwischen Liger und Sequana wider die Brittonen
an [Robert der Starke wurde im November
853 zu Servais zum Sendgrafen für Maine, Anjou, Touraine und die spätere
Normandie ernannt.], die derselbe längere Zeit hindurch mit außerordentlichem
Eifer verwaltete.
867
Die Nordmannen besetzten die Mündungen des Flusses
Liger und fingen von neuem an, die namnetische, andegavische, pictavische
und turonische Landschaft grausam zu verheeren; gegen diese führen
Ruotbert,
welcher die Mark verwaltete, und Herzog Ramnulf von
Aquitanien [Seit 852 neben Robert als
Kämpfer gegen die Normannen erwähnt.] die von ihnen gesammelten
Mannschaften ins Treffen [Im Herbst 866 plünderten 400 Normannen die
Stadt Le Mans, auf dem Rückmarsche von dort zur Loire wurden sie bei
Brissarthe von dem fränkischen Heere angegriffen, wobei Robert
seinen Tod fand.]. Jene, als sie sich von einem Heere verfolgt sahen,
eilen in größter Hast ihre Flotte zu erreichen; doch da sie
bemerkten, daß die Schar der Verfolger ihnen nahe sei und sie
erkannten, daß Entkommen nicht mehr möglich wäre, dringen
sie in einen Flecken ein, wo sie sich befestigen, so gut es die Zeit erlaubt.
An diesem Orte befand sich aber eine sehr große aus Stein erbaute
Kirche, in welche der größte Teil der Nordmannen nebst ihrem
Füherer Namens Hasting sich hineinbegab. Routbert
und
Ramnulf
mit
ihren Genossen fallen über sie her und hauen unverweilt alle die nieder,
welche sie außerhalb der Kirche auffanden. Als sie zur Kirche kommend,
den Ort befestigt sahen und eine sehr bedeutende Schar von Heiden darin
verborgen fanden, schlagen sie nach kurzer Beratung rings umher ihr Lager
auf und errichten Zelte, damit sie am morgenden Tage durch Aufwerfung von
Wällen und Anwendung von Maschinen die Feinde mit aller Kraft belagern
könnten; denn schon neigte die Sonne zum Untergange.
Ruotbert,
der durch die starke Hitze in Schweiß geraten war, legte Helm und
Harnisch ab, um sich ein wenig von der frischen Luft abzukühlen; und
während alle mit der Aufschlagung des Lagers beschäftigt sind,
stürzen plötzlich die Nordmannen aus ihrer Befestigung hervor
und werfen sich unter gewaltigem Geschrei auf Ruotbert
und seine Genossen. Doch wiewohl plötzliche und unvorhergesehene
Zufälle auch die tapfersten Männer im Kriege in Verwirrung zu
dringen pflegen, so ergreifen sie dennoch so schnell wie möglich ihre
Waffen, nehmen den Feind mannhaft in Empfang und zwingen die Weichenden,
in die Kirche zurückzukehren.
Ruotbert,
der ohne Helm und Panzer herbeieilte, wurde, da er allzu unvorsichtig kämpfte
und noch dazu den Feinden nachsetzte, in der Pforte der Kirche selbst erschlagen;
seinen schon leblosen Körper ziehen sie hinein.
Ramnulf
ferner,
als er aus einiger Entfernung dem Ausgange der Sache zusah, wurde von einem
Nordmann durch das Kirchenfenster mit einem Pfeilschuß tödlich
verwundet, den er, von den Seinigen aus dem Treffen geführt, kaum
drei Tage überlebte. Mit so schlimmen Mißgeschick wurde die
Schlacht geliefert und beendigt; das Heer, das nach Verlust seines Hauptes
zugleich von Verwirrung und Trauer erfüllt war, hebt die Belagerung
in derselben Stunde auf und kehrt in die Heimat zurück; die Nordmannen
lenken ihre Schritte jubelnd zu ihrer Flotte.
1. oo Agane
-
2. oo Adelheid von Tours, Tochter des Grafen Hugo
(ETICHONE)
- nach 866 Schwägerin Kaiser LOTHARS
I.
nach G. Tellenbach
kaum möglich !!
Kinder:
2. Ehe
Robert I. von Neustrien
um 860-15.6.923
Odo Graf von Paris
858-1.1.899
Richilde Erbin von Blois
-
oo Theobald Graf von Tours
-
Stammeltern der Grafen von Blois-Champagne
Literatur:
-----------
Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino
von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 15,34-36,54,83,88
- Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches.
Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 428,431,465,469,
480,483,546,558,585,589 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,13-15,46,48 - Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,36,76 - Friese
Alfred: Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der
mainländisch-thüringische Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert. Klett-Cotta
Stuttgart 1979 Seite 104 - Glöckner K: Lorsch und Lothringen,
Robertiner und Capetinger. in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins
Band 50 Heft 1, 1936, Seite 300-354 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien
und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann
Stuttgart 1968 Seite 66 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43 - Mexandeau
Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 50-51 - Mitterauer
Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische
Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963
Seite 209 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa.
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite
235,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 154,158,180,184 - Schneidmüller
Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart
Berlin Köln 2000 Seite 65,66,67,69,71 - Schwager, Helmut: Graf
Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf.
1994 Seite 27,34,52,230 Anm. 876 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge
Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH &
Co. KG, München 1995 Seite 439,444,446,500,502 -