Sohn des Grafen
Gerhard von Auvergne (+ 25.6.841) und der Rotrud
oder Hildegard, Tochter von Kaiser
LUDWIG I. DEM FROMMEN
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 428
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Ramnulf I., Graf von Poitou
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+ 866 gefallen
Sohn des Grafen Gerhard von Auvergne
Nach vorherrschender Ansicht entstammte
Ramnulf I. der 1. Ehe Gerhards mit einer Schwester
Pippins I. von Aquitanien; damit wäre
er ein Enkel Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN,
der ihm 839 die Grafschaft Poitou übertrug. Eine Zeitlang wurde
er wohl von Bernhard, dem Bruder des Grafen
Emenon und ‚fidelis‘ Pippins II., abgelöst.
Nach Bernhards Tod (844) regierte
Ramnulf
I. unbestritten die Grafschaft; eine zeitgenössische Quelle
nennt ihn gar 'dux'. Er hatte gegen Pippin II.
zu kämpfen, den er schließlich in einen Hinterhalt lockte und
an KARL DEN KAHLEN auslieferte (864).
Seit 852 zu wiederholten Verteidigungskämpfen gegen die Normannen
genötigt, fiel er als Gefährte Roberts des Tapferen in der Schlacht
von Brissarthe. Ein (in seiner Echtheit umstrittenes) Diplom KARLS
DES KAHLEN von 862 nennt Ramnulf I.
als Laienabt von St-Hilaire-le-Grand zu Poitiers.
Mit seiner Gemahlin, einer Tochter des Grafen Rorgo von
Maine, hatte er drei Söhne:
Ramnulf II.
Ebulus
Gauzbert
IV. Generation
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Der gleiche Text (ed. Chavanon 132, dort Fassung C in
Anmerkung) hat uns die Einsetzung Ramnulfs,
des Sohnes von Graf Gerhard, zum Grafen von Poitiers 839 überliefert:
Et Ramnulfum, filium
Girardi
comitis Arvernis, nepotem Willihelmi fratris Girardi, comitem Pictavis
praefecit ... (sc. Hlud. imp.).
Brandenburg hat sich, wie viele andere, die chronologische
Unwahrscheinlichkeit der Deutung, Gerhard und Rather hätten
Töchter Pippins I. zur Frau gehabt,
nicht klar gemacht. Eine Tochter Pippins I.,
der 822 heiratete, konnte frühestens 823 geboren sein und frühestens
etwa 838 einen Sohn Gerhards zur Welt bringen. Zu dieser Zeit (839
siehe oben) wurde aber Gerhards Sohn
Ramnulf
gerade
Graf von Poitiers. Der gleiche Ramnulf,
in den Quellen gefeiert als erfahrener und tüchtiger Heerführer
im Kampf gegen die Normannen, durch dessen Tod (zusammen mit Robert dem
Tapferen) bei Brissarthe 866 die Reichsverteidigung schwer getroffen
war, wäre zur Zeit seines Todes, nach der von Brandenburg gegebenen
Deutung höchstens 28 Jahre alt gewesen!
Die Nachkommen Gerhards,
Ramnulf
I. und dessen Nachfahren (vgl.
die folgenden Anmerkungen), bringt Brandenburg unter den nur "wahrscheinlichen"
Deszendenten, wozu kein Grund besteht.
IV. Generation
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Zu Ramnulfs Eltern
vgl. die vorherige Anmerkung.
Die Verbindung Ramnulfs
mit einer Tochter Roricos wird gestützt durch den Namen von Ramnulfs
zweitem Sohn, Gauzbert
(zum Namengut der RORGONIDEN Werner, KdG I, 138f.). Vieles spricht
dafür, daß Ramnulf Bilechild,
die bezeugte Tochter Roricos und Witwe des 844 im Kampf gegen die Bretonen
und den Anführer Lambert von Nantes gefallenen Grafen Bernhard (Lot-Halphen
117; aus dieser Ehe ein Sohn Bernhard, der 865 Markgraf von Gothien wurde,
Anmerkung Bert. ed. Grat 117), 944 oder bald danach geheiratet hat. Ademar
von Chabannes III, 17, ed. Chavanon 133, nennt jenen (ersten) Gemahl der
Bilechild
Bernardus
comes Pictavinus, und wir dürfen mit Dhondt 194f. annehmen, daß
Ramnulf
durch diese Ehe seine Herrschaft in Poitiers zusätzlich
legitimierte: 839, als Emenco, seit 828 Graf von Poitiers wegen Untreue
abgesetzt wurde, hatte Ramnulf
als junger Mann die Grafschaft erhalten; bald darauf hat man
sie jedoch jenem Bernhard, Emenos Bruder, gegeben, nach dessen Tod Ramnulf
sie
wieder erhielt, wobei er wahrscheinlich die Witwe seines Vorgängers
heiratete.
Abstammung so, wie oben aufgeführt, nicht sicher.
Ramnulf
ist
auf jeden Fall, der Sohn eines Grafen Gerhard d'Auvergne und einer
KAROLINGERIN.
Ramnulf I. wurde
Graf von Poitou genannt und wurde um 860 Herzog von Aquitanien.
Wegen der Herzogswürde hatte er Kämpfe gegen die Häuser
TOULOUSE und AUVERGNE und fiel in einer Schlacht.
Dümmler Ernst: Band I Seite 545-547,591
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"Geschichte des Ostfränkischen Reiches"
Nicht lange indessen war es Pippin
II. vergönnt, seine ehemaligen Untertanen mit heidnischer
Verwüstung heimzusuchen: Im Beginne des Sommers (864) ward er inmitten
seiner Gefährten von dem tapferen Grafen
Ramnulf von Poitiers mit List gefangen und im Juni auf der Reichsversammlung
zu Pistres dem Könige vorgeführt.
Glücklicher als Graf Turpio von Angoumois kämpfte
Graf
Ramnulf von Poitou gegen die Heiden, mit denen er unseres Wissens
zum erstenmal am 4. November 852 an einem sonst nicht bekannten Orte Briliacum
schlug. Mit Robert dem Starken zusammen wird er als ein Mann von wunderbarer
Macht und als rüstiger Kämpe gegen die Dänen gepriesen.
An ihm besaß die fränkische Herrschaft in Aquitanien eine ihrer
kräftigsten Stützen, wie er denn soeben durch die Gefangsetzung
Pippins
KARL einen sehr wesentlichen Dienst erwies.
Als nämlich im Herbst 866 eine Schar von nur etwa
400 Loiredänen und Britten der Stadt Le Mans unter der Führung
Hastings zu Pferde einen zweiten Besuch gemacht hatte [Der Tod Roberts
und Ramnulfs wird kurz von Hinkmar
erzählt, ausführlich von Regino a. 867.], wurden sie auf dem
Rückwege bei Brissarthe von den Grafen Roert, Ramnulf,
Gotfrid unf Heriveus angegriffen und in den Ort zusammengedrängt,
wo die Mehrzahl von ihnen in einer steinernen Kirche Zuflucht fand. Bei
einem Ausfalle aus derselben gelang es ihnen Robert, der unvorsichtig der
Kühlung wegen Helm und Harnisch abgelegt, im Gewühle zu erschlagen,
Ramnulf
aber ward durch einen Pfeilschuß aus der Kirche
so schwer getroffen, daß er drei Tage darauf starb
Dümmler Ernst: Seite 3435
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"Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"
867
Die Nordmannen besetzten die Mündungen des Flusses
Liger und fingen von neuem an, die namnetische, andegavische, pictavische
und turonische Landschaft grausam zu verheeren; gegen diese führen
Ruotbert, welcher die Mark verwaltete, und Herzog
Ramnulf von Aquitanien [Seit 852 neben Robert als Kämpfer
gegen die Normannen erwähnt.] die von ihnen gesammelten Mannschaften
ins Treffen [Im Herbst 866 plünderten 400 Normannen die Stadt Le Mans,
auf dem Rückmarsche von dort zur Loire wurden sie bei Brissarthe von
dem fränkischen Heere angegriffen, wobei Robert seinen Tod fand.].
Jene, als sie sich von einem Heere verfolgt sahen, eilen in größter
Hast ihre Flotte zu erreichen; doch da sie bemerkten, daß die Schar
der Verfolger ihnen nahe sei und sie erkannten, daß Entkommen nicht
mehr möglich wäre, dringen sie in einen Flecken ein, wo sie sich
befestigen, so gut es die Zeit erlaubt. An diesem Orte befand sich aber
eine sehr große aus Stein erbaute Kirche, in welche der größte
Teil der Nordmannen nebst ihrem Füherer Namens Hasting sich hineinbegab.
Routbert und
Ramnulf mit ihren Genossen
fallen über sie her und hauen unverweilt alle die nieder, welche sie
außerhalb der Kirche auffanden. Als sie zur Kirche kommend, den Ort
befestigt sahen und eine sehr bedeutende Schar von Heiden darin verborgen
fanden, schlagen sie nach kurzer Beratung rings umher ihr Lager auf und
errichten Zelte, damit sie am morgenden Tage durch Aufwerfung von Wällen
und Anwendung von Maschinen die Feinde mit aller Kraft belagern könnten;
denn schon neigte die Sonne zum Untergange. Ruotbert, der durch die starke
Hitze in Schweiß geraten war, legte Helm und Harnisch ab, um sich
ein wenig von der frischen Luft abzukühlen; und während alle
mit der Aufschlagung des Lagers beschäftigt sind, stürzen plötzlich
die Nordmannen aus ihrer Befestigung hervor und werfen sich unter gewaltigem
Geschrei auf Ruotbert und seine Genossen. Doch wiewohl plötzliche
und unvorhergesehene Zufälle auch die tapfersten Männer im Kriege
in Verwirrung zu dringen pflegen, so ergreifen sie dennoch so schnell wie
möglich ihre Waffen, nehmen den Feind mannhaft in Empfang und zwingen
die Weichenden, in die Kirche zurückzukehren. Ruotbert, der ohne Helm
und Panzer herbeieilte, wurde, da er allzu unvorsichtig kämpfte und
noch dazu den Feinden nachsetzte, in der Pforte der Kirche selbst erschlagen;
seinen schon leblosen Körper ziehen sie hinein.
Ramnulf
ferner, als er aus einiger Entfernung dem Ausgange der Sache zusah,
wurde von einem Nordmann durch das Kirchenfenster mit einem Pfeilschuß
tödlich verwundet, den er, von den Seinigen aus dem Treffen geführt,
kaum drei Tage überlebte. Mit so schlimmen Mißgeschick wurde
die Schlacht geliefert und beendigt; das Heer, das nach Verlust seines
Hauptes zugleich von Verwirrung und Trauer erfüllt war, hebt die Belagerung
in derselben Stunde auf und kehrt in die Heimat zurück; die Nordmannen
lenken ihre Schritte jubelnd zu ihrer Flotte.
um 845
oo 2. Bilechild von Maine, Tochter Rorikos II.
und der Bilihildis
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1. oo Bernhard Markgraf
von Gothien
- 844
Kinder:
Ramnulf II. Graf von Poitou
852-5.8.890
Gauzbert Graf von Poitou
- 893
Ebalus Abt von S. Germain-des-Pres
-2.10.892
Literatur:
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Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino
von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 34,35,54
- Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches.
Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 545-547,590,591
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 232 - Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
Seite 224 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen
bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang:
Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf
Seite 450 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs
bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
1995 Seite 440 -