Wilhelm I. de la
Pole
Graf von Suffolk
(1415-1448)
---------------------------
4.
Lord de la Pole (1415-1450)
um 1396 † 2.5.1450
ermordet 1. Herzog von Suffolk
(1448-1450)
Dover
Graf von Pembroke (1447-1450)
2. Sohn des Grafen Michael
II. von Suffolk aus dem Hause DE LA POLE und der Katharina
Stafford, Tochter von Graf
Hugo
I. von Stafford; mütterlicherseits
Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel
von König
Eduard I. von England
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 51
*********************
Pole, de la
--------------
Bedeutende englische Familie im 14. und 15. Jh., über deren
Herkunft wenig bekannt ist.
Nach der Annullierung der Beschlüsse des Merciless Parliament von
1388 erhielt Michaels
gleichnamiger
Sohn Michael (* um 1367,
† 1415) das Earldom
zurück. Er schloß sich der Lancastrian-Bewegung
an und nahm
am Feldzug Heinrichs
V. nach Harfleur
1415 teil, wo er starb.
Sein ältester Sohn Michael
(* 1395, † Oktober 1415)
stand ebenfalls im
Dienst Heinrichs
V. und gehörte zu den wenigen englischen Gefallenen in der
Schlacht von Agincourt;
sein zweiter
Sohn William (* 1396, † 2. Mai 1450) nahm an
den
Feldzügen Heinrichs
V. teil, diente in den 20-er Jahren des 15. Jh. in
Frankreich unter Johann, Duke of Bedford,
sowie unter Thomas
Montagu, Earl of Salisbury,
und übernahm
nach dessen Tod (†
3. November 1428) bei der Belagerung von Orléans das
Kommando. In den 40-er Jahren des 15. Jh. ging er an den Hof Heinrichs VI.
und erlangte rasch die Gunst des Königs. Doch spürte er bald
die ablehnende Haltung des Volkes nach der Abtretung der Grafschaft
Maine (1448) und der
Niederlage in der Normandie
(1449-1450).
Schließlich führte seine Unpopularität zu seiner
Anklage durch die Commons im Parliament im März 1450. Auf
dem Weg
ins Exil, zu dem er verurteilt worden war, wurde er ermordet.
J.A. Tuck
Thiele, Andreas: Tafel 291
**************
"Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band IV Die Britische
Peerage,
ein Auszug"
WILHELM I. DE LA POLE
--------------------------------------
um 1396 † 1450 ermordet
Wilhelm I. de la Pole zog
1415
mit nach Frankreich, wurde vor Harfleur
verwundet, machte die Schlacht bei Azincourt mit, wo der Bruder Michael
III. fiel und folgte diesem als Graf
von Suffolk und Lord de la Pole.
Er
kämpfte bis 1435 fast nur in Frankreich mit, bekam einige
normannische Baronien, wurde Gouverneur
von Chartres-Blois, von
Cotentin und der
normannischen Grenzen, Admiral
der Normandie und
Mitglied im Hosenbandorden.
Wilhelm I. machte 1424
die Schlacht
bei
Verneuil mit, wurde 1425 Graf
von
Dreux,
leitete 1428 die Belagerung
von St. Michel und war ab 1428 Oberkommandierender
der englischen Armee
in Frankreich, belagerte 1428 Orleans und scheiterte
gegen Jeanne
d'Arc.
Er wurde 1429 in
der Schlacht bei Jargeau gefangen und
kurzzeitig inhaftiert. Er eroberte 1430 Aumale, wurde königlicher Geheim-Rat, Lord-Stuart
des königlichen Haushaltes
und Hoch-Stuart
des Herzogtums Lancaster.
Wilhelm
I. de la Pole war 1435 englischer
Gesandter auf dem Friedenskongreß
von Arras und 1444/45
erneut
englischer Chefunterhändler
in Frankreich.
Er wurde durch die
große Gunst des königlichen
Hauses LANCASTER
Lord
Justiziar
von Wales
und 1444 Marquess
von Suffolk, 1447
Graf von
Pembroke
und
1448 1. Herzog von Suffolk.
Er
war schon 1447 Lord-Kanzler,
Lord-Hochconnetable und Lord-Admiral von England und damit
mächtigster Kronvasall. Er erhielt auch die Vertrauensstellung
eines Gouverneurs von Cinque
Ports
und Dover.
Wilhelm I. de la
Pole
machte sich sehr verhaßt. Er wurde für die schlechte
finanzielle, wirtschaftliche und militärische Lage verantwortlich
gemacht und auch für den Tod des beliebten Herzogs
von Gloucester;
die Normandie ging weitgehend verloren. Er sollte öffentliche
Gelder für Privates veruntreut haben, wurde 1450 von König
Heinrich VI. fallengelassen, um sich selbst
zu retten.
Wilhelm I. wurde
für fünf Jahre verbannt, auf der Flucht nach Frankreich
gekapert und
in Dover ermordet.
oo 1430
ALICE
CHAUCER
†
1475
Tochter und Erbin des Lord-Butlers
Sir Thomas zu Ewelme
Enkelin des berühmten englischen
Dichters G. Chaucer († 1400)
Enkelin und Mit-Erbin auch des Lords
Johann Burggersh von Kerdeston
und
Gaunt-Folkingham (vgl. bei Lincoln I)
1447 Gräfin von Pembroke
Witwe des Grafen Thomas
I. von Salisbury (siehe Salisbury II)
Kendall Paul Murray:
Seite 10-16
******************
"Richard III. König
von
England Mythos und Wirklichkeit"
Die Partei des alternden Kardinals
Beaufort wurde
von William de la
Pole, Earl of Suffolk,
geführt, einem ehrgeizigen Mann von
fürstlichen Neigungen und räuberischen Instinkten. Die Partei
Suffolks und des Kardinals,
die den König beherrschten, wendeten
sich einer friedlichen Politik zu. Im Jahre 1440 wurde Charles
d'Orleans, ein Freund von Suffolk,
der seit der
Schlacht von Azincourt
Gefangener in England war, freigelassen, um den Frieden zu vermitteln.
Die Verhandlungen schleppten sich bis 1444 hin. In diesem Jahre begaben
sich Suffolk und Adam de Moleynes, Bischof von Chichester, nach
Frankreich, um für König Heinrich VI. eine Heirat zu
vereinbaren, die den Krieg beenden sollte. Als Entgelt für die
Hand des Königs von England konnte Suffolk nur die Zusicherung
eines zweijährigen Waffenstillstands erreichen. Dieses Angebot war
die einzige Mitgift der zukünftigen
Braut, Margarete
von Anjou.
Jedoch gelang es Suffolk,
die
Ratgeber seines Königs davon zu
überzeugen, daß der Waffenstillstand leicht in einen
Friedensvertrag umgewandelt werden könne, der England seine
Hauptbesitzungen jenseits des Kanals belassen würde.
Suffolk und Somerset
hatten im Frühjahr 1448 die Provinz
Maine
aufgegeben. Im folgenden Jahr verletzten die Herzöge,
obwohl sie
wußten, wie schwach ihre Herrschaft über die Städte der
Normandie war, mutwillig den Waffenstillstand, um die reiche Stadt
Fougeres zu plündern. Sie verschlimmerten ihre Torheit noch, indem
sie sich weigerten, Genugtuung zu leisten.
Im Sommer 1449 begann der Ansturm der französischen Heere auf die
Normandie. In wenigen Wochen brach die 30-jährige Herrschaft der
Engländer schmählich zusammen. Nach 6 Monaten hatte England
alles in Frankreich verloren außer Calais.
Trotz des Landbesitzes und der Ämer, die Suffolk - nunmehr Herzog
- an sich gerissen hatte, trotz der kindlichen Zuneigung des
Königs und der starken Unterstützung der Königin konnte
er sich gegen den Sturm, den die Nachrichten von diesen Katastrophen in
England entfesselten, nicht behaupten. Sein Amtgenosse Adam de
Moleynes, Bischof von
Chichester, wurde das erste Opfer. Am 9. Januar
1450 wurde er von einer Bande Soldaten in Portsmouth ermordet. 16 Tage
später erhob das Unterhaus gegen den Herzog von Suffolk Anklage
wegen Hochverrats. Die Anklage lautete auf verbrecherisch
schlechte
Verwaltung der französischen Angelegenheiten, Beugung des Rechts,
um seine Autorität zu erhalten, und Aufhetzung des Königs
gegen den Herzog
von York.
Da Suffolk nicht wagte,
sein
Vorrecht in Anspruch zu nehmen, wonach er
nur von einem Gericht seiner Standesgenossen zur Verantwortung gezogen
werden konnte, griffen die Königin und er zu dem einzigen anderen
Mittel, ihn zu retten. Das Ansehen des Königs mußte des
Ministers wegen geopfert werden. Am 17. März ließ sich der
König in einer beschämendem Justizkomödie zu dem Befehl
herbei, Suffolk habe
sich
für fünf Jahre aus England zu entfernen.
Die Verbannung sollte am 1. Mai beginnen.
London aber lechzte
nach dem Blut des Günstlings. Nur mit
Mühe gelang es ihm, sich in der nächsten Nacht
fortzuschleichen und den 2.000 Bürgern zu entgehen, die nach St.
Giles geströmt waren, um ihn abzufangen. Am 30. April schiffte er
sich in Ipswich ein. Auf der Höhe von Dover wurde sein Schiff
durch einen auf der Lauer liegendes Fahrzeug gekapert. Zwei Tage
später wurde er in ein kleines Boot gestoßen und gezwungen,
vor einem grobgehauenen Klotz niederzuknien. Ein Kerl schwang ein
rostiges Schwert und brauchte ein halbes Dutzend Hiebe, um ihm den Kopf
abzuschlagen. Körper und Kopf wurden auf die Sandbänke von
Dover geworfen.
1430
oo 2. Alice Chaucer, Tochter und Erbin des Sir Thomas zu Ewelme
um 1415
† 1475
Kinder:
Johann
Herzog von Suffolk
1442 † Oktober
1492
Anna de la Pole
†
oo Gaillard IV. de Durfort Seigneur de Duras
† 1481
Illegitim
Johanna de la Pole
†
oo Thomas Sir Stoner
† 1474
Literatur:
------------
Kendall Paul Murray: Richard III.
König
von
England Mythos und Wirklichkeit, Eugen Diederichs Verlag München
1995
Seite 10-16 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band IV Die Britische
Peerage,
ein Auszug, R.G. Fischer Verlag 1996 Tafel 291 -