WARS OF INDEPENDENCE
Lexikon des Mittelalters:
********************
Wars of Independence ('Unabhängigkeitskriege')
------------------------------------------------------------
in Schottland Bezeichnung insbesondere für den Zeitabschnitt
zwischen 1296-1328.
In dieser Zeit war das englische Königreich
fast ständig in kriegerischen Auseinandersetzungen, besonders
unter Eduard I. und seinem Sohn Eduard II., mit den
Schotten verwickelt. Hauptziel der englischen Könige waren die
Erhebung ihres
Anspruchs auf die feudale Oberherrschaft über Schottland und der
Nachweis dieser Oberherrschaft entweder durch die Kontrolle der
anerkannten Herrscher in Schottland oder durch die direkte Regierung
des nördlichen Königreiches. Die Schotten behaupteten
dagegen, daß
ihre Könige ihr Königreich direkt von Gott erhalten
hätten und daß
diese nur wegen der Lehen in England
den englischen Königen huldigten. Obwohl
die englischen Herrscher nach 1328 für mindestens zweieinhalb
Jahrhunderte die feudale Oberherrschaft über Schottland weiterhin
beanspruchten, sind die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
beiden
Ländern in der späteren Zeit eher als nachbarliche
Streitigkeiten zu verstehen, wobei Schottland häufig durch
Hilfeersuchen der verbündeten Könige von Frankreich dazu
angetrieben
wurde.
Der Tod von Margarete,
der Enkelin Alexanders III.,
1290,
bevor sie zur
Königin von Schottland gekrönt und den Erben Eduards
I. heiraten
konnte, hatte einige politische Verwicklungen zur Folge, die
unvermeidlich
zum Krieg führten. Eduard
berief
einen Hoftag ein, der Forderungen
stellte und John
Balliol zum König von
Schottland wählte und nicht
Robert
Bruce 'the competitor'.
Der englische König erhob Ansprüche, die
den neuen König und seine Untertanen zum Eintritt in die Auld
Alliance
mit dem französischen König (1295-1296) zwangen. Der Krieg
begann im März 1296
mit einem schottischen Einfall in das nordwestliche England und einer
großangelegten englischen Invasion von der Ostküste her. Die
Schotten wurden in Dunbar besiegt, und im Juli wurde König John
ausgeliefert und gezwungen, auf den Thron zu verzichten. Zunächst
in England eingekerkert, wurde Balliol
später (1299) ins Exil nach
Frankreich geschickt. Eine englische Besatzungsregierung wurde
eingerichtet, aber 1297 organisierten William
Wallace und Andrew de
Moray eine Widerstandsbewegung des Volkes, die in Stirling am 11. September
ein englisches Heer besiegte. 1297-1304 behaupteten die Schotten
erfolgreich
eine Regierung von Guardians (Regenten),
die im Namen von John Balliol
regierten. Das Heer von Wallace
wurde von Eduard
I. in Falkirk
(1298)
schwer geschlagen, und sein Amt als Guardian
wurde von Robert
Bruce,
John Comyn und anderen
Adligen
und Prälaten eingenommen. Bruce
unterwarf sich 1302 Eduard I.,
als eine Wiederherstellung der Macht
Balliols
drohte. Die Mehrheit der schottischen Führer kapitulierte
1304, als die englische Eroberung abgeschlossen und endgültig
erschien. Im Februar 1306, sechs Monate nach der Hinrichtung von Wallace,
wurde Comyn von Bruce bei
Dumfries erschlagen. Am 25. März bestieg
Bruce
selbst als König den Thron in Scone, nachdem er wohl seit 1304
Unterstützung erhalten hatte.
In den ersten Jahren seiner Herrschaft (1306-1329) schien Robert I. auf
verlorenem Posten zu stehen, aber seit dem Frühjahr 1307 und
besonders
nach dem Tod Eduards
I. am 7. Juli wendete sich das Kampfglück
zugunsten Schottlands. Die Gegner des schottischen Königs wurden
entfernt oder
traten zum König über. Einfälle nach England bewirkten,
daß viele Mächte, einschließlich Frankreich, die
Unabhängigkeit Schottlands anerkannten. Am 24. Juni 1314 folgte
dem energischsten Versuch Eduards
II.,
Schottland zu erobern, die
entscheidende Niederlage bei Bannockburn. Eduards
Flucht vom
Schlachtfeld verzögerte den Friedensschluß um viele Jahre.
Die Schotten drangen erfolglos in Irland
ein und machten ungehindert
einen Einfall in das nördliche England. Der Friedensschluß
war eine
Folge der Absetzung Eduards II. und
der Nachfolge seines jungen Sohnes
Eduard III. Der Vertrag von Edinburgh
(1328) beinhaltete die volle
Anerkennung des Titels Roberts I.
und der schottischen Unabhängigkeit
sowie die Heirat Davids II.
mit Johanna, der Schwester Eduards
III. Obwohl der Vertrag in zynischer Weise von den
Engländern
widerrufen wurde, erwies es sich für die folgenden englischen
Könige als
unmöglich, die Eroberungen Eduards
I. zu
wiederholen.
G.W.S. Barrow