SALISBURY
Lexikon des Mittelalters:
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Salisbury
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Stadt in Süd-England (Co. Wiltshire) am Avon.
I. Bistum und Kathedrale:
Salisbury, von den
Römern Sorviodunum
genannt, seit dem 6. Jh. von
Angelsachsen bewohnt, 1003 als strategisch bedeutender Platz belegt,
umschloß im 11. Jh. das Areal eines eisenzeitlichen
Hügelforts. Auf dieser befestigten Hügelkuppe (später
Old Sarum genannt) errichtete Wilhelm I. zwischen 1066 und
1070 eine normannische
Burg. 1075 konnte Hermann
(Hereman),
Bischof der 1058
vereinigten
Diözesen Sherborne und Ramsbury, seinen Bischofssitz nach Salisbury
verlegen,
wo sein Nachfolger Osmund
(1078-1099)
den neuen Kathedralbau
auf dem
Hügel neben der Burg 1092 vollendete. Osmund gründete ein
neues Kathedralkapitel (Gründungsurkunde von 1091). Die Kanoniker
bildeten wohl bis zum frühen 12. Jh. eine religiöse
Gemeinschaft, errichteten eine Bibliothek mit Handschriften, die in
umfangreichem Maße von ihnen kopiert wurden, und zeigten eine
besondere Vorliebe für patristische Schriften. Unter Bischof Roger le Poer
(1106-1139) nahm die
Zahl der Kanoniker zu, bis der Konvent
schließlich ab 1226 52 Mitglieder umfaßte. Damit
besaß Salisbury eines
der drei größten Kathedralkapitel in
England. Nach dem Umbau der Kathedrale
im Osten erwiesen sich andere
Erweiterungen des Baues auf dem Hügel als unmöglich,
vor allem, weil die Burg, die unter Heinrich I. und Heinrich II.
ausgebaut worden war, viel Platz beanspruchte. Mit päpstlicher
Erlaubnis (1218) konnte der Klerus die Verlegung der Kathedrale an
einen niedrig gelegenen, geräumigen Platz in unmittelbarer
Nähe (New Salisbury
oder Salisbury)
durchführen. Bildeten Wassermangel und
räumlich beengte Verhältnisse die angeblichen Gründe
für
die Verlegung, so war sicher auch der Wunsch der Kanonikerentscheidend,
einen den Kathedralen von Wells und Winchester
vergleichbaren Bau zu errichten. Die neue Kathedrale wurde 1220-1266
erbaut (bedeutende Westfassade), Kreuzgang und Kapitelhaus wurden um
1300, Vierungsturm und Turmhelm im frühen 14. Jh. vollendet.
Die Domfreiheit mit den Wohnhäusern der Kanoniker erhielt eine
1342 vollendete Ummauerung. Unter den Bischöfen des 13. Jh.
war die
Kathedrale eine bedeutende Bildungsstätte. Theologie wurde
während einer Übersiedlung von der Universität Oxford
gelehrt, 1262
gründete Bischof Giles de
Bridport nach Pariser Vorbild das De
Vaux
College für Hausschüler. Salisbury
wies jedoch keine hohen
Studentenzahlen auf und büßte im 14. Jh. seine Stellung
als Ausbildungszentrum ein. In liturgischer Hinsicht bildete die
Kathedrale
ein Vorbild für andere englische Kathedralen im frühen
15. Jh.
II. Stadt:
Die Übersiedlung des Klerus schwächte die wirtschaftliche
Bedeutung von Old Sarum,
dessen Bürger 1201 von König
Johann
Ohneland ihre Freiheiten erhalten hatten. Die Einwohnerzahl
verringerte
sich, obwohl Old Sarum ein borough
blieb, erst seit 1424 gab es einen
Bürgermeister (mayor),
bis 1832 Vertreter im Parliament.
Bis zur
Mitte des 15. Jh. verblieb die Burg im Besitz der Krone.
Gleichzeitig mit der neuen Kathedrale entstand im Norden ein
bischöfliches borough,
mit gitternetzartiger Anlage, einem großen Marktplatz und
Wasserkanälen in den Straßen. Bischof Richard Poore erließ
1225 eine Charter für seine freien Bürger und legte ihre
Geltungsdauer fest, 1227 gewährte Heinrich
III. Zollbefreiung. Seit 1249 gab es einen
Bürgermeister und
aldermen; seit 1306 konnten
die Bürger infolge einer Vereinbarung
mit dem Bischof ihren Bürgermeister wählen. Die Bischöfe
behielten
jedoch die Jurisdiktion und das Recht, bestimmte Beamte
auszuwählen.
J. Barrow