RICHMOND


Lexikon des Mittelalters:
********************

Richmond
--------------
Honour und Borough in der englischen Grafschaft Yorkshire (North Riding).
Die Stadt liegt am linken Ufer der Swale, rund 70 km nordwestlich von York. Die Grafschaft (County) Richmondshire wird erstmals 1173 erwähnt; sie setzt sich aus den Wapentakes Hallikeld, Gilling und Hang zusammen. Zur Honour zählten Besitzungen in Cambridgeshire, Hertfordshire und Westmorland (Barony of Kendal); die größte Landbesitzkonzentration befand sich in Lincolnshire (Boston, Frampton, Fulbeck, Gayton, Kirton, Leddenham, Mumby, Skirbeck, Washingborough und Wykes).
Vor der normannischen Eroberung hatte die Honour Graf Edwin von Mercia unterstanden; 1071 belehnte König Wilhelm I. Alan den Roten, Sohn des normannischen Grafen von Penthièvre, mit dem Besitz. Alan, der in R
ichmond eine Burg errichten ließ, die als bestes Beispiel früher normannischer Architektur in Nord-England gilt, war zugleich ein Verwandter des Herzogs von Bretagne. Die doppelte Vasallität der Grafen von Richmond führte im gesamten Verlauf des Mittelalters zu Loyalitätskonflikten. 1164 fiel die Herzogswürde an die PENTHIEVRE, die das Herzogtum an den englischen König überschrieben.
1205 wurde Ranulph de Blundeville, Graf von Chester, mit der Honour belehnt; 1240 fiel sie an Peter II. von Savoyen und gelangte 1334 an Jean III., Herzog von Bretagne ( 1341). 1342 erhob Eduard III. seinen Sohn John of Gaunt zum Herzog von R
ichmond; dieser hielt den Besitz bis zu seinem Anspruch an der Krone von Kastilien 1372, dann fiel er an Jean IV. von Montfort, Herzog von Bretagne. Er ging 1384 eine Allianz mit Frankreich ein und verlor Richmond, das König Richard II. im selben Jahr seiner Gattin Anna von Böhmen überschrieb.
König Heinrich IV. belehnte zunächst Ralph Neville, Graf von Westmorland, mit der Honour, doch gelangte der Besitz 1425 an den Sohn Heinrichs, Johann, Herzog von Bedford, und fiel nach dessen Tod 1435 an die Krone.
König Eduard IV. belehnte 1462 seinen Bruder George, Herzog von Clarence, mit dem Besitz; nach dessen Hinrichtung 1478 folgte ihm sein Bruder Richard, Herzog von Gloucester (Richard III.). Mit der Thronbesteigung König Heinrichs VII. 1485 wurde die Honour von R
ichmond erneut in den Besitz der Krone inkorporiert.
Das im Domesday Book nicht verzeichnete R
ichmond entwickelte sich um die Burg; topographisch und administrativ läßt sich die Stadt in drei Teile untergliedern:
das Zentrum unterhalb der Burganlage mit dem Marktplatz sowie die im Westen und Osten sich anschließenden Vorstädte Bargate und Frenchgate.
Damit korrespondiert die administrative Unterteilung in Bailey, Bargate und Frenchgate Wards. Lediglich das Zentrum war im Mittelalter ummauert; der erste Nachweis eines 'Murage Grant' datiert aus dem Jahre 1313 (weitere Grants wurden 1341 und 1400 erlassen). Die ursprünglich dreitorige Befestigung des Zentrums steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bedrohung des im 14. Jh. wirtschaftlich prosperierenden R
ichmond durch die Schotten. Die Pfarrkirche St. Mary the Virgin datiert aus dem 12. Jh., etwa zeitgleich mit dem wohl von König Heinrich II. um 1173 begründeten Hospital St. Nicholas, dem eine Kapelle angeschlossen war. Die St. Edmund's Kapelle wurde gleichfalls im 12. Jh. geweiht. Nur für 1171-1182 erwähnen die Quellen ein Nonnen-Kloster in Richmond. 1258 siedelten sich Franziskaner in Richmond an.
Das früheste erhaltene Privileg R
ichmonds datiert aus dem Jahr 1145; es bestätigt die Rechte der Einwohner, die diesen von Alan dem Roten gewährt worden waren. Die Charter schreibt die fee-farm der burgesses mit £ 29 fest (Erhöhung auf £ 40 1268; Reduzierung auf £ 12 1441). Für 1207-1208 sind erstmals Bailiffs der Stadt verzeichnet. Die Stadt dürfte während des gesamten Mittelalters von insgesamt 4 Bailiffs und einem 24-köpfigen Rat verwaltet worden sein. 1328 wurde Richmond zur Beschickung des Parliaments aufgefordert, doch wurden bis gegen Ende des 16. Jh. keine Repräsentanten entsandt. Richmond war wirtschaftlich von regionaler Bedeutung als Umschlagplatz für Getreide (Nachweis für Mühlen 2. Hälfte 12. Jh.) sowie Wolle und Tuche.
1155 gewährte König Heinrich II. der Stadt einen Jahrmarkt; 1278 erteilte König Eduard I. dem Grafen Johann ein zweites Jahrmarktprivileg (3.-6. September). In der Lay Subsidy von 1334 wurde R
ichmond entgegen früherer Einschätzung als Taxation Borough mit dem ländlichen 15. Teil und einer Gesamtsumme von £ 5 veranschlagt.
B. Brodt