LEICESTER
Lexikon des Mittelalters:
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Leicester
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Stadt (Leicestershire, Mittel-England) am Soar und Bistum
[1] Stadt:
Die Ursprünge der Stadt sind mit der keltischen Mythologie
verbunden. Nach Geoffrey von
Monmouth (1150) wurde sie von Leir, Sohn
von Bladud, erbaut und nach ihm britisch Kaerleir (sächsisch Leicester)
genannt. Neuere archäologische Ausgrabungen erbrachten den
Nachweis einer
eisenzeitlichen Siedlung, die sicher vor der römischen Eroberung
zu
datieren ist. Die römische civitas
wurde Hauptort der Coritani (Ratae
Coritanoram, Ratas) und bedeutendes Handelszentrum. Um 380 scheint das
städtische Leben plötzlich erloschen zu sein. Auf eine
angelsächsische
Eroberung weist nur die Anlage der heidnischen Friedhöfe hin. Nach
dem
Übertritt des Königtums von Mittel-Anglia zum Christentum
(nach Beda
655) erscheint 803 zuerst ein Legorensis
civitatis episcopus. Nach der
dänischen Eroberung des angelsächischen Königreiches von
Mercien im 9. Jh.
gehörte Leicester zu
den Five Boroughs. In der
Zeit nach der normannischen
Eroberung war Leicester
zunächst nur kirchliche civitas,
erst als Grafschaftsstadt
der neuen shire von Leicester
und als caput honoris einer
umfangreichen
Lehnsherrschaft, die das Earldom
von Leicester am Beginn des
12. Jh.
wurde, erhielt Leicester
neue Funktionen. Die Earls
von Robert
Bossu bis zu
Simon
de Montfort beherrschten die Stadtgemeinde, errichteten Abtei und
Burg und förderten die Bedeutung Leicesters
als Handelsort. Die 1265
erfolgte Einbeziehung von Stadt und Earldom in das Appanage-Earldom,
dem späteren Herzogtum von Lancaster, brachte der Stadt, die
Handelsmittelpunkt des landwirtschaftlichen Umlandes war, Schutz und
Förderung. Bescheiden waren die Herstellung von Wolltextilien und
Lederverarbeitung und -handel. Der Einfluß der großen Lords
des Honour of Leicester
hinderte lange die Emanzipation von Stadt und
Bürgern, erst 1589 erhielt Leicester
den Status eines borough und
eine
charter. Die königliche
Förderung des Herzogtums von Lancaster führte in
Leicester zur Errichtung
eines Hospitals (of the Newark)
und der
St. Mary's Kirche und bewahrte die Stadt vor dem wirtschaftlichen
Niedergang im Spät-Mittelalter sowie den Auswirkungen der Rosenkriege. Bis
ins 17. Jh. waren Einfluß des Herzogtums und Förderung
durch
die neuen Earls of Huntington
bestimmend für Leicester.
D.T. Williams
[2] Bistum:
Eine mittelanglikanische Diözese mit Bischofssitz in Leicester
kann
vielleicht bis 679 zurückdatiert werden, als Erzbischof Theodorus von
Canterbury die mercische Diözese in vier oder fünf
Bischofssitze
unterteilte. Wenn es ein Bistum von Leicester
zu diesem frühen Zeitpunkt
gegeben haben sollte, so muß es einige Jahre später mit
Lichfield vereinigt worden
sein, da bis 737 kein eigener Bischof von Leicester
überliefert ist. In diesem Jahr bezeichnet die Errichtung einer
Diözese von Leicester
die Existenz eines eigenständigen Volkes in
Mittel-Anglia. 803 erscheint Bischof
Werenberht als Meditanorum
Anglorum
episcopus und Legorensis
civitatis episcopus. Die südliche
Diözesangrenze verschob sich je nach Erfolg oder Mißerfolg
der Könige von Mercien, das Gebiet entlang der mittleren Themse
für
sich zu erwerben. Bei ihrer größten Ausdehnung umfaßte
die Diözese auch die Kirche von Dorchester. Die dänische
Eroberung
des östlichen Mercien 877 bewirkte, daß der Bischof Leicester
verlassen
mußte. Dorchester wurde nun der bischöfliche Hauptsitz
für das
Gebiet zwischen mittlerer Themse und Humber.
A.J. Kettle