Isabella von
England
Gräfin von Coucy
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16.6.1332
† 3./4.5.1379
Woodstock
Begraben: Christchurch zu Newgate
Älteste Tochter des Königs Eduards
III. von England aus
dem Hause
PLANTAGENET und der Philippa von
Avesnes-Hennegau, Tochter von Graf Wilhelm III.; Nichte von Kaiser LUDWIG
IV. DEM BAYERN
Thiele, Andreas: Tafel 204
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"Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"
ISABELLA
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† 1379
oo 1365
ENGUERRAND VII. Graf von Coucy
†
Veldtrup, Dieter: Seite 114-117,307
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"Zwischen Eherecht und
Familienpolitik.
Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den
Luxemburgern und ihrer Zeit."
Nach dem Tod seiner ersten Frau Blanca
war dem
König von seinem
früheren Erzieher, dem jetzigen Papst
Clemens VI., geraten
worden,
eine französische Prinzessin zu ehelichen. KARL
hatte jedoch
Eheverhandlungen mit England eingeleitet: Er gab vor, Isabella, die
Tochter Eduards III.,
heiraten zu
wollen, der beinahe als
Gegen-König zu ihm aufgestelt worden wäre - eine Aussicht,
von der der Papst nicht erbaut gewesen sein soll. Am 1. Februar 1349
bevollmächtigte Eduard III.
seinen Schwager
Wilhelm V. von
Jülich [609
Er war
mit Johanna von Holland,
einer
Schwester von
Eduards Frau,
verheiratet; vgl. auch das Stemma unten Seite 288.], die
entsprechenden Verhandlungen einzuleiten.
Bereits am 11. Januar hatte aber KARL
den
Papst gebeten, er möge
ihm gestatten, mit einer beliebigen Frau die Ehe einzugehen. Clemens
hatte seiner Bitte entsprochen, nur darin das in der Supplik Erbetene
einschränkend, daß er bestimmte, die Auserwählte
müsse rechtgläubig sein. Isabella
war
mit KARL
im vierten
Grad verwandt; beider gemeinsamer Ahnherr war Heinrich II. von
Luxemburg:
Heinrich III. - HEINRICH VII. - Johann von Luxemburg - KARL
IV.
Heinrich II. von
Luxemburg -
Philippa † 1311 oo Johann II. von Holland - Wilhelm III. (1280-1337) -
Philippine (1314-1369) oo Eduard III. von
England - Isabella
(1332-1379)
Gleichzeitig bestand zwischen beiden Schwägerschaft im ersten
berührend den dritten, nach kanonischer Zählung also im
dritten Grad, denn Isabellas
Großmutter war eine Halb-Schwester
von KARLS verstorbener
Frau:
Blanca (1317-1348) oo KARL IV.
Karl I. von Valois
-
Johanna (1294-1342) oo Wilhelm III. von Holland - Philippine
(1314-1369) oo Eduard III.
von England - Isabella
Beide Ehehindernisse werden also durch den Wortlaut der Dispens
abgedeckt. Völlig überraschend für die
Weltöffentlichkeit heiratete KARL
dann
Anfang März nicht die
Engländerin, sondern die einzige
Tochter des Kurfürsten
Rudolf II. von der Pfalz.
Um seine wahren Absichten zu verbergen, nahm KARL
Verhandlungen mit
Eduard III. von England auf, die
das
Ziel einer Ehe zwischen dessen Tochter
Isabella und KARL haben
sollten.
Isabella,
damals 16 Jahre alt, hatte als „dynastisches Objekt“ ein
ähnliches
Schicksal wie KARLS
Schwester Jutta: Als sie
drei
Jahre alt war,
schloß
ihr Vater mit König Alfons XI. von Kastilien
ein Eheversprechen
für
dessen Sohn Peter ab; als
diese
Beziehung scheiterte, sollte sie mit
Heinrich,
dem ältesten Sohn Herzog
Johanns
III. von Brabant und
anschließend
mit Ludwig III. von Flandern
verbunden werden, der sich aber wenige
Tage
nach Abschluß der entsprechenden Verträge dieser ungewollten
Ehe entzog und eine Tochter Johanns
III. von Brabant heiratete; als
sich
auch das 4. Projekt mit KARL IV. zerschlug
und eine Ehe mit dem gascognischen
Adligen Berard d’Albret an
Isabellas
Widerstand scheiterte, heiratete sie schließlich - wie es
heißt,
aus Liebe - als „spätes Mädchen“ von 33 Jahren Enguerrand
VII.
von Coucy, dessen Mutter Catharina
von Habsburg
wegen ihrer 2. Ehe mit
Graf Konrad II. von Hardegg vor
Jahren für Schlagzeilen gesorgt
hatte.
(3) KARL IV. (WENZEL),
König von
Böhmen,
deutscher König und Kaiser
* Prag 14.5.1316 (*) ebd. 30.6.1316 †
ebd.
29.11.1378
Begraben: Veitsdom ebd. 16.1.1378
III.) - Westminster 1.2.1349
ISABELLA VON ENGALND
* Woodstock
16.6.1332 †
(England) (April/4.5.) 1379
Begraben: Christchurch zu Newgate
[I.) - ... 14.6.1335
PETER (I. DEN GRAUSAMEN)
König von Kastilien
* Burgos 30.8.1334 †
Montiel 22.3.1369 als Witwer der Maria
von Padilla
und der Blanca von Bourbon
und als Ehemann der Johanna von
Castro
Sohn von König
Alfons XI. und der Maria von Portugal
II.) - ... (26.10.1344)
HEINRICH Herzog von Brabant
( ca. 1329-1349)
siehe oben I.1)(2)e./I., Seite 467
Sohn von Herzog Johann III. (siehe oben
1./III.-I., Seite
451) und der Maria von Evreux
III.) ~ Dünkirchen 13.3.1347
LUDWIG
III. Graf von Flandern
*
Schloß Male bei Brügge 29.11.1330 † Saint-Omer 30.1.1384 als
Ehemann der Margaretha von
Brabant
Begraben: Saint-Pierre zu Lille
Sohn von Graf Ludwig II. und der Margaretha von Frankreich
IV.) - Calais 1.9.1347
RUDOLF IV.
Herzog von Österreich
(1339-1365;
siehe unten 1.1)(3)b./II., Seite 473
Sohn von Herzog Albrecht II. und der Johanna von Pfirt
VI.) ~ ... 1351
BERARD D'ALBRET
* ... nach 1321 †
... nach 1357 als Ehemann der Helene
de Caumont
Sohn von Bernard-Ezi
II. Sire d'Albret und
seiner 2. Frau
Martha von Armagnac
VII.) oo Windsor 27.7.1365
ENGUERRAND VII. VON COUCY
(1340-1397; siehe oben 1.1.)(2)a.a)/I.-II., Seite 456
Sohn von Enguerrand
VI. und der Catharina von
Habsburg
(später Frau von Graf Konrad II. von Hardegg)
Tuchmann Barbara: Seite
193,207,275,311
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"Der ferne Spiegel."
Isabella von
England, zweites Kind
und älteste Tochter von
König Eduard und
Königin Philippa, war das Lieblings-Kind
ihres Vaters, dessen Heirats-Diplomatie für sie schon
fünfmal
fehlgeschlagen war. Seit dem letzten vergeblichen Anlauf, sie zu
verheiraten, als sie neunzehn war, hatte sie völlig
unabhängig gelebt, eine verwöhnte,
eigensinnige und wild
extravagante Prinzessin, die
1365 33 Jahre alt wurde, als sie
den
acht
Jahre jüngeren Enguerrand
de Coucy
traf.
Dann kam die Zeit von Isabellas
Vergeltung. 1351- sie war neunzehn -
kündigte der König ihre bevorstehende Heirat mit Berard
d'Albret an, dem Sohn von Bernard-Ezi Sire d'Albret einem große
Baron der Gascogne und Eduards
Gouverneur dort.
Die Schiffe wurden mit der überaus reichen, kostbaren Ausstattung
der Prinzessin beladen, ihr
Gefolge von Rittern und Hofdamen stand
bereit, aber noch im Hafen entschied sich Isabella
gegen die Heirat und
kehrte um.
Keineswegs empört über Isabellas
Eigenwilligkeit,
überschüttete König
Eduard seine Tochter mit
Lehen und
Geldzuwendungen, Schlössern, Burgen, Klöstern, Gütern
und Geschenken, vor allem kostbaren Juwelen. Ihre Verschwendungssucht
aber übertraf all seine Großzügigkeit. Sie kaufte auf
Kredit, verpfändete ihre Juwelen, bezahlte ihre Diener nicht. Mit
Gleichmut beglich der König ihre Schulden und setzte ihr 1358, als
sie 26 war, eine weitere
jährliche Pension von 1.000 Pfund aus.
Isabellas Leben
einer unabhängigen Frau an einem Hof von der
damaligen amourösen Friezügigkeit kann kaum behütet oder
unschuldig genannt werden. Die Damen des Hofes waren nicht sonderlich
zurückhaltend.
Am 27. Juli 1365 heirateten
Enguerrand
de Coucy und Isabella von
England in großer Feierlichkeit und Pracht. Die Braut
glänzte in den Juwelen, die sie als Brautgeschenk von ihrem Vater,
ihrer Mutter und ihren Brüdern bekommen hatte und die nach den
Aufzeichnungen des königlichen Haushalts 2.370 Pfund, 13
Schillinge und 4 Pennies wert waren.
Enguerrand wurde ohne
Lösegeld aus der Geiselhaft entlassen.
Vier Monate später erhielt das Paar die Erlaubnis des Königs,
nach Frankreich zurückzukehren. Da Isabella
bereits schwanger
war,versprach der König zusätzlich, daß alle Kinder,
männliche und weibliche, englischen Besitz erben könnten und
als Engländer betrachtet würden, "ganz so, als wären sie
im Königreich geboren".
Im April 1366 wurde auf
Schloß Coucy eine Tochter
geboren und auf
den Namen Marie getauft.
Schon vor Ablauf eines Monats eilte Isabella
mit Mann und Kind nach England zurück. Durch Enguerrands neuen
Titel vermehrte sich Isabellas
jährliches Einkommen um noch einmal
200 Pfund, die aber prompt im
Schlund ihrer hemmungslosen Einkaufswut
verschwanden. Sie war offenbar verschwendungssüchtig, denn
innerhalb weniger Monate nach ihrer Rückkehr zahlte der König
130 Pfund und 15 Schillinge, um ihre Schulden bei den Händlern zu
decken und noch einmal 60 Pfund, um ein juwelenbesetztes Diadem
auszulösen, das sie verpfändet hatte.
Kurz vor Ostern 1367 wurde
die zweite Tochter Coucys
geboren und nach
ihrer Großmutter, der
Königin, Philippa genannt.
Mit einem territorialen Titel hatte Enguerrand
die einst stolze
Titellosigkeit der Herren von Coucy aufgegeben und kehrte als Graf von
Soissons mit seiner Frau und seinen Töchtern im Juli 1367
nach
Frankreich zurück.
Isabella de
Coucy wurde im April von Kurieren "wegen sehr dringender
Geschäfte" aus Frankreich herbeigerufen und war an der Seite ihres
Vaters, als er starb.
Nur eines war bemerkenswert an dieser Entscheidung: daß er sich
nicht nur von seinem englischen Besitz und seiner englischen
Lehnstreue, sondern auch von seiner Frau trennte. Die Aufkündigung
der Allianz zog die Beschlagnahme der Güter nach sich. Alles was
wir von Isabella
wissen, deutet darauf hin, daß dies der
bestimmende Faktor war. Ihre zwanghafte
Extravaganz, ihre neurotische
Abhängigkeit von ihrem Zuhause und der nachsichtigen Liebe ihres
Vaters, ihre Fremdheit und
Unsicherheit in Frankreich - dies alles
läßt vermuten, daß die Trennung zunächst ihre
Entscheidung war, ob nun mit der Zustimmung oder gegen den Willen ihres
Gatten.
Keine Chronik verrät, was Couchy
für seine eitle, verwöhnte, selbstsüchtige, eigenwillige
Frau empfand - ob Liebe, Haß oder Gleichgültigkeit. Nach
dem, was von ihrem Temperament bekannt ist, zählte sie nicht zu
den wenigen liebenswürdigen PLANTAGENETS.
Auf jeden Fall kehrte sie mit ihrer
jüngsten Tochter Philippa
nach England zurück und
blieb dort. Alle Besitzungen ihres Gatten in England fielen an die
Krone und wurden einer Treuhänderschaft für Isabella übergeben,
der der Erzbischof von York, zwei Bischöfe und vier andere
Beauftragte angehörten. Da Frauen in England vom Recht auf Besitz
ausgeschlossen waren, weist diese Konstruktion auf das Mißtrauen
ihrer Brüder gegenüber ihrer Verschwendungssucht hin.
1379 starb Isabella in
England, und Couchy war
nun
frei, eine neue Ehe einzugehen.
1.2.1349
v oo KARL IV. König des Deutschen Reiches
14.5.1316
† 29.11.1378
27.7.1365
oo 1. Enguerrand VII. Graf von Coucy
um 1338
† 18.2.1397
Kinder:
Philippa
Coucy
1367
† 1411
oo Robert
IV. de Vere Herzog von Oxford
1361/62
† 1392
Marie
Coucy
April 1366
† 1404
Literatur:
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Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 Tafel 204 - Tuchmann Barbara: Der
ferne Spiegel. Deutscher Taschenbuch Verlag
München 1995 Seite 193,207,275,311 -
Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht
und
Familienpolitik.
Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den
Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger
Warendorf
1988 Seite 42,114-117,169,287,306,307,391 -