Einzige Tochter des Königs
Philipps IV. des Schönen von Frankreich aus dem Hause der KAPETINGER
und der Königin Johanna I.
von Navarra, Tochter von König
Heinrich I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 667
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1. Isabella von Frankreich, Königin von
England
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* ca. 1295, † 23. August 1358
in Hertford
Tochter von König Philipp IV. von
Frankreich und Johanna von Champagne und Navarra
oo Januar 1308
König Eduard II. von England
Mit der baronialen Opponentengruppe teilte
Isabella
von Frankreich die
Ablehnung von Eduards Günstling Piers
Gaveston. Nach dessen Tod konnte sie ihren Einfluß am Hof
festigen, den sie jedoch mit der Machtstellung der beiden Despenser nach der
Hinrichtung von Thomas,
Earl of Lancaster,
verlor. Im März 1325 ging sie nach Frankreich und kehrte im
Oktober 1326 mit ihrem Liebhaber und
Gegner Eduards, Roger
Mortimer, nach England
zurück. Eduard
wurde entthront und im September 1327 ermordet. Bis 1330 die
eigentliche Regenten in England,
wurden Isabella
von Frankreich und Mortimer infolge einer
Hofintrige,
gestürzt, Mortimer
hingerichtet und Isabella
von Frankreich vom Hof
verbannt, die sich in das Privatleben zurückzog (Eduard
III.).
J.R. Maddicott
Ehlers Joachim: Seite 205,241-243
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"Die Kapetinger"
Zwei Eheverbindungen sollten den Vertrag
bekräftigen:
Philipp IV. gab seine Schwester
Margarete
Eduard
I. zur Frau, seine
Tochter Isabella
dem englischen
Thronfolger Eduard,
der einst mit Philippine von
Flandern
verlobt gewesen war. Während
Eduard
I. und Margarete
1299 heirateten,
erreichte das andere Paar erst 1308 das ehefähige Alter. Niemand
konnte
voraussehen, daß der Sohn aus dieser Ehe Eduards
II. mit Isabella von Frankreich
im Jahre 1328 als König
Eduard III. von England
der einzige lebende
männliche Enkel Philipps
des Schönen sein würde.
Als nach raschen Erfolgen der Angreifer nur noch
Gebiete
um das den PLANTAGENET
ergebene
Bordeaux
und um Bayonne im Besitz Eduards II.
waren, kam es zu einer bis Ostern 1325 begrenzten Waffenruhe, die trotz
intensiver Bemühungen päpstlicher Legaten und der englischen
Königin Isabella,
der Schwester
Karls IV., nicht verlängert werden konnte, denn die
Verhandlungen
scheiterten im Frühjahr 1325 wieder an der bekannten Weigerung Eduards
II., zur Huldigung nach Frankreich zu kommen. Eduard
II. ernannte im Herbst 1325 den elfjährigen Thronfolger
zum Herzog von Aquitanien und schickte ihn in Begleitung der Königin
Isabella zum homagium auf den Kontinent.
Seit
langem war in Frankreich bekannt, daß Isabella
den Einfluß der DESPENSER
auf ihren Gemahl erbittert bekämpfte
und entschlossen war, erst nach deren Beseitigung wieder englischen
Boden
zu betreten. Offenkundig beherrschte Eduard
II.
den Lauf der englisch-französischen Beziehung den nicht
mehr, so daß Karl IV. auf
dem
territorialen Status quo bestehen konnte, dessen Aufhebung Isabella
erst nach Sturz und Ermordung Eduards II.
im September 1327 gegen erhebliche Ablösesummen erreichen konnte.
Ehlers Joachim: Seite 199-202
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Noch vor der Krönung Philipps VI. erschien eine englische Gesandtschaft in Frankreich und erläuterte den Thronanspruch Eduards III., der ihm durch seine Mutter Isabella als Erbe Philipps des Schönen zugekommen sei. Die französischen Juristen, Kanonisten wie Legisten, hatten es verhältnismäßig leicht, dagegenzuhalten: Isabella habe von Philipp IV. niemals ein solches Recht empfangen: wer aber nichts besäße, könne auch nichts weitergeben.
Favier, Jean: Seite 264,285
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"Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft
1000-1515"
Da der König von England Witwer war,
heiratete er
obendrein noch die Schwester Philipps des
Schönen.
Gleichzeitig wurde der künftige
Eduard II.
mit der Tochter des
KAPETINGERS,
Isabella, vermählt.
Durch Karls IV.
Tod
sechs Jahre später jedoch entstand eine neue Situation: Nun
lautetete
die Alternative nicht mehr Bruder oder Tochter beziehungsweise Bruder
oder
Schwester, sondern Tochter oder Vetter, denn Karl
IV. hatte keine direkten Erben hinterlassen. So blieb nur
die
Möglichkeit, entweder das letzte
überlebende Kind Philipps
des Schönen, seine
Tochter Isabella,
als Erbin einzusetzen, deren Sohn, Eduard III.,
seit kurzem über England herrschte, oder aber am Grundsatz der
Erbfolge
in männlicher Linie festzuhalten. Im ersten Fall war nicht
einzusehen,
warum die Tante vor ihrer Nichte
Johanna
kommen sollte, und im zweiten kam in Ermangelung eines
„Königs-Sohns“
nur ein Vetter des Königs in Frage: Philipp,
Graf von Valois,
der Sohn
jenes Bruders Philipps
des Schönen, der nach so vielen Kronen gelangt hatte
und
zum Schluss doch leer ausgegangen war. Dieser Vetter nun übernahm
nach Karls Tod 1328 die
Regentschaft
für die schwangere Königin und ließ sich, kaum hatte
sich
gezeigt, dass das Kind eine Tochter war, von einer Versammlung der
Großen
in Vincennes als König von Frankreich bestätigen.
Doch die Situation war unvergleichlich schwieriger
als
1316. Philipp von Valois war weder
der nächste Verwandte des verstorbenen Königs - das war Isabella,
die Schwester der letzten drei
Könige - noch der direkteste, da jeder
der drei Brüder Töchter hinterlassen hatte.
Baker Timothy: Seite 53-54
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"Die Plantagenet" in Die großen Dynastien
Eduards II.
liebster
Freund, der Gascogner Piers
Gaveston,
wurde jedoch des Landes verwiesen.
Von dem Augenblick an, wo ihn Eduard als
neuer König wieder zurückholte, bevor er die französische
Prinzessin Isabella ehelichte, war klar, daß
die Sorge
um England für ihn erst nach seinem Privatleben rangieren sollte.
Es gibt trotz all der späteren Sticheleien
keinen
Beweis dafür, daß Eduard
homosexuell war. Die Zuneigung
für Gaveston kann
die Bewunderung eines
schwachen, liebevollen, unsicheren Mannes für einen Menschen
gewesen
sein, der glänzend verstand, sich über alle Welt lustig zu
machen.
Eduards Ende
lieferte
den Stoff für eine düstere Geschichte und wurde von dem
Stückeschreiber
der TUDOR, Christopher
Marlowe,
voll
ausgeschlachtet. Die von ihrem Ehemann ignorierte Königin hatte
sich
zurückgezogen, um mit ihrem Bruder, dem französischen
König,
die Situation zu beobachten. Sie wurde aber die Geliebte von
Eduards Feind, Roger
Mortimer, der einer der wenigen
war, denen es gelang, als Gefangener aus dem Londoner Tower zu
entweichen.
Nachdem Isabella ihrem ältesten
Sohn Eduard die Macht
gesichert hatte,
fühlte sie sich unabhängig genug, die Günstlinge ihres
Mannes
öffentlich zu verurteilen. Als sie im Herbst 1326 an Land ging,
war
ein Großteil Englands auf ihrer Seite. Der Anhang des Königs
schmolz dahin, es kam zu Lynchaktionen, zur Jagd auf Eduard
und die DESPENSERS
und zu einem blutigen Racheakt der "Wölfin
von Frankreich". Im Namen des Königs trat das Parlament
zusammen
und erklärte Eduard für
regierungsunfähig.
Er selbst wurde außerhalb Londons
gefangengesetzt, in schwarze
Kleidung
gesteckt und fast ohnmächtig einer Gruppe ausgeliefert, die ihn
damit
zur Unterwerfung brachte, daß sie ihm die Vernichtung seiner
gesamten
Familie androhte. Da er zu robust war, um durch allmähliches
Siechtum
den Tod zu finden, wurde er einige Monate später in einem Kerker
des
Berkeley Castle ermordet. Isabella offenbarte
einen gewissen Zynismus, als sie für ihn ein glanzvolles
Begräbnis
in der Abtei von Gloucester, der heutigen Kathedrale, anordnete.
In der Revoltion von 1326/27 wurde in England zum
ersten
Male ein gesalbter König abgesetzt. Diese Tatsache gereichte
keinem
der Beteiligten zur Ehre, weder den hilflosen Freunden Eduards
noch dem meineidigen Adel noch der gleichgültigen Königin und
ihrem Liebhaber oder dem duldenden Sohn. Im Jahre 1330 ergriff Eduard
III. im Alter von nahezu 18 Jahren die Macht; er verwies
seine
Mutter des Hofes und verschloß sich ihrer Fürbitte um Mortimers
Leben; dennoch unternahm er keine durchgreifenden
Maßnahmen gegen
die wirklichen Mörder seines Vaters.
Treffer
Gerd: Seite 166
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"Die französischen Königinnen. Von
Bertrada
bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"
Die Geschichte begann wohl nach der Geburt
der Tochter
Margaretes,
der kleinen Jeanne de
France, 1311, dauerte also einige Jahre, ehe es im
Frühjahr
1314 zum großen Eklat kommt. Eine zeitgenössische Chronik
hält
fest: „Die Königin
Isabella von England,
Tochter Philipps des Schönen
hatte
zwei sehr schöne Börsen, die eine an die Frau Ludwigs
des Zänkers, die andere an die Frau Karls
de la Marche verschenkt. Sie war sehr erstaunt, sei einige
Zeit
danach am Gürtel der beiden Kavaliere zu sehen. Sie schwieg,
berichtete
die Tatsache aber dem König, ihrem Vater, der seine
Schwieger-Töchter
überwachen ließ.“ Die Geschichte mit den wertvoll bestickten
Börsen scheint zwar recht unsinnig an einem Hof, an dem
häufig
Pfänder höfischer Liebe getauscht werden, dennoch wird die
Bezichtigung
Isabellas
sehr ernst genommen. Von Maubuisson bei Pontoise aus befiehlt Philipp
der Schöne die Verhaftung der Schuldigen. Die
Angelegenheit
erregt großes Aufsehen. Man stelle sich vor: drei
Schwieger-Töchter
des Königs wegen Ehebruchs verhaftet! Es ist nicht
auszuschließen,
dass Philipp damit auch etwas vom
eben
erst beendeten, aufsehenerregenden Templerprozeß ablenken will.
25.1.1308
oo Eduard II. König von England
25.4.1284 † 21.9.1327 ermordet
Kinder:
Eduard
III. König von England
13.11.1312 † 21.6.1377
Johann
Graf von Cornwall
15.8.1316 † 10.1336 ermordet
Eleonore
3.8.1318 † 22.4.1355
Deventer
1332
oo 2. Rainald II. Herzog von Geldern
um 1295 † 12.10.1343
Johanna
7.1321 † 14.8.1362
Literatur:
www.wikipedia.de
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Baker Timothy: Die Plantagenet in Die
großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 43-64 - Ehlers
Joachim:
Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000
Seite
205,223,241-243 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im
Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 199-202,250 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen
Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck
München
1996 Seite 203,248,254 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter
der
Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989
Seite
264,282,285,387 - Meysels Lucian
O.: Frauen um Englands Thron. Eine
seriöse Skandalchronik. Edition Tau & Tau Druck-, Verlags-
und
Handelsgesellschaft mbH Dad Sauerbrunn 1993 Seite 34-47 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1
Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G.
Fischer
Verlag 1993 Tafel 48,203 - Treffer
Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie
Antoinette
(8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite
162,166,172,177,179
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