Wilhelm II. der Gute                                 König von Sizilien (1166-1189)
--------------------------
1154-18.11.1189
         Palermo

Ältester Sohn von König Wilhelm I. der Böse von Sizilien und der Margareta von Navarra, Tochter von König Garcias VI.
 

Lexikon des Mittelalters: Band IX Seite 131
*******************
Wilhelm II. "der Gute", König von Sizilien
-----------------------------
* wahrscheinlich 1153, + 18. November 1189
                                     Palermo

Sohn Wilhelms I. und Margaretes von Navarra

Beim Tode seines Vaters noch nicht 13 Jahre alt, wurde er als ältester überlebender Sohn zur Nachfolge designiert und der Regentschaft seiner Mutter und eines Regentschaftsrates anvertraut. Dieser kam einstimmig überein, die Bekanntgabe des Todes des Königs bis zum Abschluß der Vorbereitungen für die Krönung mit Rücksicht auf die instabile Situation im Königreich und die Unbeliebtheit der Monarchie hinauszuzögern. Am 17. Mai 1166 wurde der junge Wilhelm im Dom von Palermo zum König gekrönt. Die allgemeine Lage blieb jedoch schwierig, obgleich die Königin-Mutter eine Politik der Milde gegenüber Personengruppen einschlug, die unter Wilhelm I. Repressalien erlitten hatten. Über die Einzelheiten dieser durch den Kanzler Stephan von Perche prägten Phase in der Geschichte des Königreiches Sizilien sind wir leider nicht unterrichtet. Die letzte Urkunde der Königin stammt vom November 1171. Einen Monat später erreichte Wilhelm II. der Gute die Volljährigkeit und begann allein zu regieren. Sein Lehrer Petrus von Blois bezeichnete ihn als "sehr unbesonnenen Jüngling", Petrus von Eboli nannte ihn "formosus", Richard von San Germano "elegans", und Hugo Falcandus schildert seinen Ritt durch Palermo am Tage seiner Krönung und preist seine unvergleichliche Schönheit. Diese Beschreibung läßt erkennen, dass es vor allem das gute Aussehen des jungen Königs war - ein Bild ist in den Mosaiken des Doms von Monreale überliefert -, das seine Untertanen für ihn einnahm und ihm Sympathien eintrug.
Die Quellen bieten also ein Bild, das dem Ideal des gerechten, frommen und guten Königs entspricht, und wollen in Wilhelms physischen Habitus eine Bestätigung der Rolle, die viele Zeitgenossen und die Überlieferung ihm zugeschrieben haben, sehen. Wilhelm II. ist jedenfalls der Normannenherrscher, dessen Bild in der Geschichte die größte Ambiguität aufweist, nicht zuletzt wegen seines muslimisch geprägten Lebensstils und seiner gleichzeitigen starken Anlehnung an die Kirche. Die neueste Forschung hat zum Teil die Tradition, Wilhelm II. habe nur dem Namen nach regiert, modofiziert. Quellen lassen erkennen, dass er sich selbst politische Entscheidungen als sein Vorrecht vorbehielt. Der Umstand, dass eine einheitliche Leitung der Kanzler und der königlichen Verwaltung wir zur Zeit Wilhelms I.und Margarethesfehlt, könnte ein Indiz dafür sein, dass der König sich nicht von Kräften beeinflussen lassen wollten die für die innere Stabilität gefährlich werden konnten.
1174 gründete Wilhelm II. das Benediktinerkloster Maria Nuova in Monreale. Die kurze Bauzeit, die großzügige Dotierung und (1183) die Erhebung zum Erzbistum vor den Toren Palermos entsprachen innenpolitischen Erwägungen, die den heutigen Betrachter verwundern könnten, vermittelt Wilhelms II. Politik den Eindruck, dass es ihm im wesentlichen gelang, ein Kräftegleichgewicht herzustellen und dem Königreich eine Periode der Ruhe und des Friedens zu sichern, die im Vergleich zu den vorhergehenden chaotischen Jahren als besonders wohltuend erschien. Noch in staufischer Zeit trauerte Richard von San Germano der Zeit Wilhelms II. nach, "als es noch Recht und Gerechtigkeit gab". Dass diese nostalgische Verklärung der "guten alten Zeit" nicht immer der Realität entsprach, zeigen andere Quellen, die gerade für jenen Zeitraum soziale Spannungen und Bauernaufstände verzeichnen.
Wilhelms II. Außenpolitik ist einerseits durch ein aufwendiges Expansionsprogramm im Mittelmeerraum und in der Levante gekennzeichnet, andererseits durch das Verhältnis zu FRIEDRICH I. BARBAROSSA. Im Winter 1183-1184 geführte Verhandlungen brachten ein Ergebnis, das über ein Bündnis weit hinausging. Die Wende, die Wilhelm II. damit herbeiführte, bestand nämlich nicht nur in einer Allianz zwischen dem Kaiserreich und dem normannischen Königreich, sondern auch in der Möglichkeit, dass die Krone von Sizilien an den künftigen Kaiser übergehen könne. Diese Möglichkeit verwirklichte sich auf dramatische Weise durch den frühen Tod Wilhelms II. mit 36 Jahren. Der König von Sizilien, dessen Ehe mit Johanna von England kinderlos geblieben war, hatte der Heirat der mehr als 30-jährigen postumen Tochter Rogers II. und Erbin der Krone, Konstanze, mit dem 19-jährigen Sohn FRIEDRICH BARBAROSSAS, HEINRICH VI., zugestimmt.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Unter seiner religiös sehr toleranten, sonst aber kraftvollen Herrschaft lebten Italiener, Langobarden, Griechen, Normannen, Araber und Juden im modernsten Feudalstaat des 12. Jahrhunderts, in dem dank einer verhältnismäßig stark entwickelten Geldwirtschaft bereits der Übergang vom Lehns- zum Beamtenstaat vorbereitet wurde. Nachdem Wilhelm II. zunächst für den Papst gegen Kaiser FRIEDRICH I. gekämpft hatte, begannen 1177 Friedensverhandlungen, die 1186 dazu führten, dass die Erbin des Normannenreiches, Konstanze, mit dem deutschen König HEINRICH VI. vermählt wurde. Er stand immer unter dem Einfluß der Barone, unternahm etliche Feldzüge nach Ägypten und stand 1185 während der byzantinischen Thronwirren vor Thessaloniki. Er plante im Rahmen des 3. Kreuzzuges weitere Eroberungen auf dem Balkan und stand wegen Durazzo-Albanien erbittert gegen Venedig, da er die Adria beherrschte.

Houben Hubert: Seite 174-176
*************
"Roger II. von Sizilien"

Dass das von Roger geschaffene Staatswesen sich inzwischen trotzdem konsolidiert hatte, zeigte sich nach dem plötzlichen Tod des Königs im Alter von nur 45 Jahren (1166). Während der Regentschaft seiner Witwe, Margarete von Navarra, die sich dem Adel gegenüber entgegenkommend zeigte, kam es zwar zu Unruhen am Hof, in deren Verlauf die Regentin gezwungen war, im Frühjahr 1168 ihren Vetter Stephan von Perche, der es bis zum erwählten Erzbischof von Palermo gebracht hatte, zu verbannen. Bis zum Beginn der selbständigen Regierung Wilhelms II., Ende 1171, war der Bestand der Monarchie aber nicht ernsthaft gefährdet.
FRIEDRICH BARBAROSSA hatte seine Absicht, S-Italien zu erobern, nach der Katastrophe von 1167, als sein Heer durch eine Seuche vor den Toren Roms dezimiert wurde, und der Bildung eines gegen ihn gerichteten Lombardischen Städtebundes aufgeben müssen. Eine grundsätzliche Neuorientierung der imperialen S-Italienpolitik bahnte sich an. Als das Projekt eines byzantinisch-normannischen Heiratsbündnisses scheiterte (1172), schlug BARBAROSSA Wilhelm II. vor, eine seiner Töchter zu heiraten. Aus Rücksicht auf Alexander III. lehnte der König aber ab. Auf Vermittlung des Papstes heiratete er einige Jahre später (1177) Johanna, eine Tochter König Heinrichs II. von England. Dadurch wurde er zum Schwager Heinrichs des Löwen und des Königs Alfons VIII. von Kastilien.
Nachdem es jedoch im Frieden von Venedig zu einer Verständigung zwischen Kaiser, Papst und König von Sizilien gekommen war (1177), war der Weg frei für eine Beendigung des staufisch-normannischen Konflikts. Mit der Heirat Konstanzes, der nachgeborenen Tochter Rogers mit HEINRICH VI. kam es zu einem für beide Seiten vorteilhaften Bündnis. Wilhelm II. konnte sich seiner Mittelmeerpolitik zuwenden, die erfolgreiche Perspektiven versprach. Die christlichen Staaten im Heiligen Land waren nämlich auf die Hilfe der sizilischen Flotte angewiesen, und Byzanz war nach der Niederlage von Myriokephalon (1176) so geschwächt, dass seine Eroberung keine Utopie mehr schien. BARBAROSSA sicherte durch die Allianz mit dem König von Sizilien die Rückendeckung für andere Pläne wie unter anderem für seinen Kreuzzug. Obwohl beim Abschluß des Heiratsvertrags (1184) die bisherige Kinderlosigkeit Wilhelms II. noch lange nicht endgültig war - er war 31, seine Gemahlin erst 19 Jahre alt -, wurde ein solcher Eventualfall mit einbezogen. Dass sich diese Möglichkeit bereits fünf Jahre später verwirklichen sollte, war damals kaum vorherzusehen. Am 18. November 1189 starb Wilhelm II. im Alter von erst 36 Jahren.

Csendes Peter: Seite 52,54,58
*************
"Heinrich VI."

Wir haben gehört, dass in Verbindung mit dem Frieden von Venedig im Jahre 1177 ein Friedensvertrag für 15 Jahre mit Wilhelm II., dem König von Sizilien und einem der wichtigsten Verbündeten Alexanders III., zustande gekommen war. Wilhelm, ein Enkel des großen Roger, hatte in diesem Jahr Johanna, die Tochter des englischen Königs Heinrich II. Plantagenet geheiratet. König Wilhelm II., der Vertragspartner FRIEDRICH BARBAROSSAS vom Jahre 1184, war der Neffe Konstanzes und 12 Jahre jünger als seine Tante. Seine eigene Ehe mit der Engländerin Johanna war zu diesem Zeitpunkt noch immer kinderlos. Auch wenn Wilhelm nicht mit einem frühzeitigen Tod rechnete, mußte ihm klar sein, dass bei Fehlen eines Erben Unruhen zu erwarten waren. Eine Schlüsselrolle mußte in einem solchen Fall dem Grafen Tankred von Lecce zukommen, der gleichfalls ein Enkel König Rogers war. Er war bereits in mehrere Aufstände gegen König Wilhelm I., seinen Onkel, in exponierter Weise verwickelt gewesen. Wilhelm II. hatte offensichtlich versucht, durch Übertragung verschiedener Funktionen eine Befriedigung des Ehrgeizes seines Vetters herbeizuführen. Wilhelm konnte sich aber auch nach dem Frieden von Venedig des Verhalten seines päpstlichen Lehnsherrn nicht sicher sein und schließlich mußte Byzanz weiterhin als bedeutsamer Faktor im Mittelmeerraum berücksichtigt werden, für das die Rückeroberung S-Italiens ein Ziel der Politik bleiben mußte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Möglichkeit eines Erbfalles an Konstanzevon Anfang an in Erwägung gezogen worden ist. Im Ehevertrag wurde das Erbrecht von Konstanze ausdrücklich angesprochen, wie auch Wilhelm die Großen eidlich auf seine Tante und HEINRICH VI. verpflichtete - eine Politik, die im Lande nicht nur auf Zustimmung stieß.
Konstanzeverließ im Sommer des Jahres 1185 ihre Heimat. Ihr Neffe, König Wilhelm II., begleitete sie bis Salerno. 150 Saumtiere sollen den Brautschatz aus Gold, Silber, Edelsteinen und wertvollen Gewändern getragen haben, nachdem zu Augsburg im Vorjahr eine Aussteuer im Wert von 40.000 Mark zugesichert worden war.
 
 
 
 

13.2.1177
   oo 1. Johanna von England, Tochter des Königs Heinrich II.
    x      1164/65-24.9.1199
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes, Verlag Styria Graz 1990, Seite 192,197,201,204,212,216,219-223,236, 243,247,254 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Wiesbaden 1993 Seite 10,42,52,54,56,58,76,78,79, 115,157,159,161 - Die Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 23-261 - Engels, Odilo: Die Staufer. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1972, Seite 79,89,90,99,104,109,143 - Horst, Eberhard: Friedrich der Staufer, Claassen Verlag Düsseldorf 1989, Seite 16,18,83,86,324 - Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 7,60,127,138,139A,151,153,161,166A,172,174-176, 183,185,187,Taf.1 - Lehmann, Johannes: Die Staufer. Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts, Gondrom Verlag Bindlach 1991, Seite 176,192,194,237,336 - Masson Georgina: Friedrich II. von Hohenstaufen, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbeck bei Hamburg 1991, Seite 12,15,33,81 - Rösch, Eva Sibylle/Rösch, Gerhard: Kaiser Friedrich II. und sein Königreich Sizilien, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 21,30,38,73,76,95,165 - Stürner, Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 14,30-35,43,46,54,58,110,114A,141 - Wies, Ernst W.: Friedrich II. von Hohenstaufen. Messias oder Antichrist, Bechtle Esslingen 1998, Seite 20,24,163 - Wies, Ernst W.: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit, Bechtle Esslingen 1999, Seite 76,85,108,130,153,159,209,250,305,307 -