Natürlicher Sohn des Königs
Alfon V. von Aragon von der Giraldona Carlino
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 365
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Ferdinand I. von Aragon (Ferrante), König von Neapel
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* 2. Juni 1431, + 25. Januar 1494
Valencia
Neapel
Eltern: Alfons I. (V.) und Giraldona Carlino, Frau des Gaspare Revertit, aus Barcelona
1. oo 1445 Isabella Chiaromonte
Kinder:
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Alfons II.
Eleonora, oo 1473 Herzog Ercole d’Este
Federico (Friedrich von Aragon)
Giovanni (1477 Kardinal)
Beatrice, 1. oo 1476 Matthias Corvinus und 2. oo 1490
Ladislaus, König von Ungarn und Böhmen
Francesco, Herzog von Monte Sant‘ Angelo (1484) und Markgraf
von Bisceglie
2. oo 1477 Johanna, Tochter Johanns II. von Aragon
Tochter:
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Johanna, oo 1496 Ferdinand II. von Aragon (Ferrandino)
Daneben 9 illegitime Kinder
Am 17. Februar 1440 bereits durch seinen Vater legitimiert,
am 26. Februar 1443 als Nachfolger im Königreich Neapel durch das
Parlament anerkannt, Herzog von Kalabrien. Von Pius II. investiert
(25. Juli und 10. November 1458), wurde er am 4. Februar 1459 in Barletta
gekrönt und nahm den Titel König von Sizilien, Jerusalem und
Ungarn an.
1452-1454 kämpfte er in der Toskana, 1458 und 1459
unterwarf er den unbotmäßigen Feudaladel in den Abruzzen und
in Apulien, von September-November. 1459 unterdrückte er den Aufstand
in Kalabrien. 1459-1464 kämpfte er gegen den von Calixtus III. favorisierten
Kronprätendenten
Johann von Anjou, und die Barone, die auf angevinischer
Seite standen, wurde bei Sarno geschlagen (7. Juli 1461), konnte jedoch
nach dem Sieg bei Troia (18. Mai 1462) seine Herrschaft sichern. Von da
an zog er selbst nicht mehr ins Feld, schaltete sich aber aktiv in das
Spiel der Kräfte ein, die Italien beherrschten. Zur Unterstützung
der Liga von Mailand und Florenz schickte er 1467 Truppen gegen Bartolomeo
Colleoni in das Gebiet von Bologna; er stand auf der Seite der Mächte,
die das System der "pace d'Italia" vertraten (25. April 1468), leistete
1469 Roberto Malatesta, dem Paul II. Rimini streitig machte, militätrische
Hilfe und sandte 1467-1472 Johann II. von Aragon,
der von Rene und Johann
von Anjou bekämpft wurde, ein Schiffsaufgebot; bei dem
Versuch, seinen illegitimen Sohn Alfonso
auf den Thron von Zypern zu setzen, brach er den Friedensvertrag mit Venedig
(19. April 1471), zog aber in der Levante seine Flotte gegen die Türken
im venezianisch-türkischen Krieg nicht ab (1468-1472); 1475 schloß
er mit Sixtus IV. ein Bündnis gegen die MEDICI und ließ 1478-1479
die Gebiete am Fluß Elsa in Streifzügen verwüsten; vorwiegend
um Beitragsleistungen für die Befreiung Otrantos von der türkischen
Belagerung (11. August 1480-10. September 1481) zu erhalten, gab er jedoch
die eroberten toskanischen Gebiete an Florenz zurück. 1482-1484 unterstützte
er seinen Schwiegersohn Ercole I. von Ferrara im Krieg gegen Venedig, im
Gegenzug besetzte die Seerepublik Gallipolis und Nardo. Es gelang ihm,
die gefährliche Opposition des vom Papst unterstützten Feudaladels
zu unterdrücken (Verschwörung der Barone). 1489 von Innozenz
VIII. exkommuniziert, legte er die Kontroverse mit dem Papst um die Oberhoheit
im Regno jedoch 1492 bei, so daß er der Isolierung, in die ihn die
antineapolitanische und profranzösische Liga von S. Marco (25. April
1493) trieb, trotzte.
Ferdinand I. von Aragon
führte zahlreiche Reformen durch: 1477 regelte er auf der Basis des
angevinischen
"Ritus" das Prozeßrecht. In der Finanzverwaltung bediente er sich
der Geschäftsführung der Bankhauses Strozzi, dem er die Funktionenn
der Hofkasse übertrug (1466-1487). Durch Liberalisierung des Handels
mit Erzeugnissen aus Lehensgrundbesitz (1466), Aufhebung von mißbräuchlich
eingezogenen Wege- und Ufergeld (1466,1469), Vereinheitlichung von Maßen
und Gewichten (1480) sowie Förderung des Unternehmertums (Gründung
mehrerer Korporationen unter anderem für Seide, Brokat und Wolle)
trug er zum Aufschwung der Wirtschaft bei. 1467 und 1470 ließ er
durch die universitates eine Reform des "apprezzo" (Verteilung der Steuerlast)
durchführen. Der Stadt Neapel, die er 1484 und 1492 befestigte, gestand
er Steuerfreiheit und eigene Gerichtsbarkeit zu (1476) und förderte
de Universität durch Errichtung neuer Lehrkanzeln (1465,1468). Er
stritt energisch gegen Mißbrauch der Amtsgewalt bei Amtsträern
(1469), Baronen (1467) und Klerus einm (1469) und ekämpfte das Verbrechertum
(1468,1480).
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Ferdinand I. wurde
1443 zum Prinzen von Kalabrien und Thronfolger ernannt und
vom Papst bestätigt. Er gelangte 1458 in den Besitz Neapels und war
einer der grausamsten und barbarischsten Despoten Italiens überhaupt.
Er war ein primitiver Rohling, hemmungsloser Hedonist und Prasser und wurde
enorm dick und träge. Er war mit einem brutalen Machtinstinkt begabt,
ließ rücksichtslos Gegner exekutieren und die mumifizierten
und ausgestopften Opfer als mieser Perversling in seinem Schloß ausstellen.
Er bereicherte sich am Besitz seiner Opfer, schlug 1459-1462 etliche Eroberungsversuche
der jüngeren
ANJOUS zurück
und wurde von Papst Calixt III. Borgia nicht anerkannt, aber von dessen
Nachfolger Pius II. Piccolomini. Er rottete viele der alten normannisch-sizilianischen
Sippen aus und stärkte damit nochmals den königlichen Zentralismus.
Er stritt viel mit den Päpsten, besonders Sixtus IV. della Rovere
und besetzte zeitweise den Kirchenstaat. Sixtus plante die Absetzung Ferdinands
zugunsten von Nepoten, da Neapel formal Papstlehen war. Er stand wie der
Vater auch gegen MEDICI-Florenz, trotzdem besuchte ihn Lorenzo I. in Neapel
und erreichte 1480 Frieden, ein aufsehenerregendes Ereignis bei der bekannten
Hinterlist Ferdinands, in einer Zeit,
in der Diplomatie oft mit Gift und Dolch bewerkstelligt wurde. 1480/81
besetzten die Osmanen Ortranto. Sein glanzvoller Hof war ein Mittelpunkt
der italienischen Renaissancekultur.
1445
1. oo Isabella von Clermont, Tochter des Grafen
Tristan von Cupertino und der Katharina Orsini
- 1465
1477
2. oo Johanna von Aragon, Tochter des Königs
Johann II.
- 1517
Kinder:
1. Ehe
Alfons II.
4.11.1448-19.11.1495
Friedrich IV. von Altamura
19.4.1452-9.9.1504
Johann Erzbischof von Tarent 1477
1456- 1484 Kardinal 1478
Eleonore
23.6.1450-11.10.1493
3.7.1473
oo Ercole I. d'Este Herzog von Modena
26.10.1431-25.1.1505
Beatrix
14.11.1457-13.9.1508
1476
1. oo 3. Matthias König von Ungarn
23.2.1443-6.4.1490
1490
2. oo Wladyslaw II. König von Ungarn
- 1500 11.3.1456-13.3.1516
Franz Herzog di Monte Sant'Angelo
- 1486
2. Ehe
Johanna
-
1518
1496
oo Ferdinand II. König von Neapel
26.7.1469-7.10.1496
Illegitim
Johanna
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oo Lionardo della Rovere, Bruder Julius' II.
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Lucrezia
-
oo Onorato III. Caetani Graf von Fondi
- 1528
Maria
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oo Antonio Todeschini-Piccolomini von Amalfi
- 1493
Alfons Fürst von Galiläa
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1510 Bischof
Arrigio Marchese Gerace
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1478
Ferdinand d'Aragona 1. Herzog von Montalto
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Literatur:
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Cleugh James: Die Medici. Macht und Glanz einer
europäischen Familie. Bechtermünz Verlag 1996 Seite 113-383 -
Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 372,376
- Simon Kate: Die Gonzaga. Eine Herrscherfamilie der Renaissance.
Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln 1991 Seite 131 -